
So verrückt kann Fußball sein! Wenige Tage nach dem erschreckend schwachen 2:4 (0:2) gegen den spanischen Erstligisten FC Sevilla bei der offiziellen Saisoneröffnung 2025/26 in der heimischen Arena feierte der FC Schalke 04 am Freitag an gleicher Stelle einen begeisternden 2:1 (2:0)-Heimsieg gegen den Aufstiegsfavoriten Hertha BSC.
Insbesondere die Leistung in der ersten Halbzeit begeisterte die gut 62.000 Fans in Gelsenkirchen. Sie rieben sich verwundert die Augen: War das wirklich ihre Mannschaft, die in den vergangenen zwei Jahren so häufig enttäuschend aufgetreten war?
Trainer Miron Muslic wurde zugleich für seine mutige Aufstellung belohnt, nachdem er unter anderem Peter Remmert völlig überraschend in die Startelf befördert hatte. Insgesamt wirkte der Coach, den bei Amtsantritt in Fußball-Deutschland kaum jemand auf dem Zettel hatte, zum Ligastart ausstrahlungsstark, dirigierte seine Elf entschlossen und gestenreich von der Seitenlinie aus.
Diese Schalker Mannschaft hat Spaß gemacht. Und – ohne das Ergebnis des ersten Spieltags überbewerten zu wollen – sie hat gezeigt, dass mehr in ihr steckt, als viele geglaubt haben. Wer auf diese beeindruckende Art und Weise mit den Besten der Liga mithalten kann, braucht sich in Liga zwei vor keinem Gegner zu fürchten. Diese Erkenntnis macht den Fußballfreunden in Gelsenkirchen frischen Mut und fördert den Optimismus in der zuletzt so darbenden Stadt.
Allerdings legt der überzeugende Auftritt vom Freitag zugleich die Messlatte für den weiteren Saisonverlauf hoch. Leistungen wie in der Vorwoche darf sich das Team künftig nicht mehr leisten – auch wenn man natürlich berücksichtigen muss, dass Sevilla in einer ganz anderen Gewichtsklasse unterwegs ist als die Berliner. Dennoch zeigte allein die Einsatzbereitschaft und Leidenschaft, mit der die Gelsenkirchener am Freitag auftraten, was im Fußball möglich ist, wenn eine Mannschaft alles gibt. Überhaupt ist diese Grundtugend eine Voraussetzung, die insbesondere hier im Ruhrgebiet gut ankommt.
Wie gut, das habe ich zur Zweitliga-Premiere am eigenen Leib erfahren. Selbst als langjähriger BVB-Fan konnte ich mich für das Spiel der Schalker begeistern. Das war zwar kein filigraner Spitzenfußball, aber ein Auftritt mit viel Leidenschaft und Engagement. So will man das sehen!
Gut gemacht, Schalker!
