Gegenwartsklimbim im Kino: Lars Henrik Gass bescheinigt Filmbranche kollektiven Narzissmus

Festivalleiter Lars Henrik Gass. Foto: Kurzfilmtage / Daniel Gasenzer

Zeitgenössischer Kinofilm ist leer, sinnentleert. Das ist Annahme, Analyse und Fazit von Lars Henrik Gass, Gründungs­direktor des Hauses für Film und Medien in Stuttgart. Soziale Medien und Streamingdienste verändern Wahrnehmungsgewohnheiten.

Die soziale Praxis Kino wird verdrängt und steuert auf ihr Ende zu. Ein kulturpessimistischer Standpunkt, den man in einem gebundenen Essay als Jünger Adornos über eine ideologiegetriebene Wahrnehmungsökonomie aufstellen und vertreten kann. Zwischen kapitalismuskritischem Aufklärungsanspruch und Aufklärungspathos braucht es plausible Ein- und Ausblendungen durch die eigene Linse.

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Wenn das Salatdressing shitegal ist: Ulf Poschardt rekalibriert den Zeitgeist in Shitbürgertum

Ulf Poschardt Foto: Martin U. K. Lengemann/WELT Lizenz: Copyright


Lange erwartet, kurzes öffentliches ans Bein Pinkeln, stramme Trotzigkeit eines scharfen Denkers, nun gibt 
Ulf Poschardt sein neues Werk „Shitbürgertum“ einfach im Eigenverlag heraus. Eine Übersprungshandlung, wie ich meine. Unabhängig davon dekonstruiert er gekonnt verschiedene gesellschaftliche Milieus, von der selbstgerechten Universitätslandschaft bis zur politischen Sphäre von verblendeten Eitelkeiten.

Das „Shitbürgertum“, das sich durch mangelnde Ambition, übertriebene Selbstdarstellung und eine merkwürdige Mischung aus Karrierismus und Moralismus auszeichnet, wird von einer gefälligen Lauch-

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WunderNova Bildungswerk erstmalig in NRW: Initiatorin Angela De Giacomo prüft Investitionen, Teilhabe und ihr Karma

Angela De Giacomo, Foto: WunderNova Bildungswerk.

Angela De Giacomo ist eine deutsche Investitionsexpertin und Unternehmerin mit italienischen Wurzeln. Sie ist spezialisiert auf Wagniskapital und internationale Steuerfragen. Erst kürzlich erschien ihr erstes Buch „The Venture Capital Playbook“, wie Family Offices erfolgreich in Startups investieren können. Dafür reist sie rund um den Globus. Ein ausfüllender Beruf, der sie nach ihrem Studium bis nach Indien führte. Geld allein macht bekanntlich nicht glücklich. Was also ist wahrhaft erfüllend? Es ist und bleibt die gemeinnützige Arbeit mit und für andere. Deshalb hat De Giacomo 2021 WunderNova Bildungswerk gegründet. Im Januar feiert diese Initiative für Jugendliche in Düsseldorf Premiere.

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Silvesterkonzert mit Popcorn – Berliner Philharmoniker im Kino

 

Berliner Philharmoniker, Foto: Monika Rittershaus/Berliner Philharmoniker

Die Berliner Philharmoniker huldigen dem neuen Jahr mit einem Schmaus der Sinne. Am Silvesterabend verwandeln sich mehr als 250 Kinosäle zum Wohnzimmer der Hochkultur, wenn das renommierte Orchester mit seiner unverwechselbaren Ausdruckskraft Klassikfans betört. Brahms, Wagner und Strauss – wie aber kann akustische Brillanz im Ort für Action, Horror und Science-Fiction garantiert werden? Bei Übertragungen für die „Digital Concert Hall“ kommt die volle Leistungsfähigkeit

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Liebe ist wahre Magie – Das Ballett „Krabat“ von Demis Volpi in Düsseldorf

Demis Volpi „Krabat“: Damián Torio (Der Meister), Ensemble Ballett am Rhein, Foto: Daniel Senzek

Liebe, Freundschaft und Mut sind stärker als dunkle Mächte. Kaum eine andere Geschichte veranschaulicht liberale Werte der Aufklärung so von entscheidender Kraft, wie das erstmals 1971 erschienene Jugendbuch „Krabat“ von Otfried Preußler. Längst gehört die sorbische Sage zum curricularen Stoff in Schulen. Das Buch wurde in 31 Sprachen übersetzt. Der Choreograf Demis Volpi wählt die Sprache des Tanzes. Er entwickelt ein Handlungsballett, das die Gemüter spaltet; zu einem Pro und Kontra eines Ballettabends in der Deutschen Oper am Rhein.

Über Feuilleton Journalisten sagt man, man erkenne sie daran, dass ihr Platz nach der ersten Pause im Opernhaussaal schon leer sei. Dann müsste es

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Hinter den Kulissen der Deutschen Oper am Rhein – Einblicke mit Julia Schinke

Dramaturgin Julia Schinke in der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf, Foto: Anna Maria Loffredo

Die Deutsche Oper am Rhein, eine Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg, ist kulturelles Zentrum im Rhein-Ruhr-Gebiet, in dem nicht nur getanzt, gesungen und musiziert wird. Hinter den Kulissen arbeitet ein engagiertes Team, um Produktionen, wie aktuell das Ballett „Krabat“ nach dem gleichnamigen Jugendbuch von Otfried Preußler, zum Leben zu erwecken. Eine Schlüsselfigur in diesem kreativen Prozess ist die Dramaturgin Julia Schinke, die seit der Spielzeit 2022/23 für das Ballett am Rhein tätig ist. In einem Kurzinterview beschreibt Julia Schinke, wie das vielfältige Repertoire am Rhein, aber speziell das Stück Krabat sie herausfordert und ihre dramaturgische Arbeit bereichert.

 

Anna Maria Loffredo: Wie bitte könnte ich Grundschulkindern erklären, was du beruflich machst?

Julia Schinke: Das ist eine schwierige Frage. Die erste Antwort ist immer, jeder Dramaturg, jede Dramaturgin macht eigentlich immer ein bisschen was anderes. Das liegt daran, dass jedes Haus ein bisschen anders strukturiert ist. Ich bin aber vor allem für jede Form

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Geheimtipp Bottrop: Filmfestival gibt Westbalkan ein Gesicht

BiH Looks Around Film Festival 2024

Wenn National Geographic Sarajevo als Geheimtipp 2025 anpreist, dann ahnt man kaum, dass ausgerechnet Bottrop auch das sonnendurchtränkte Aroma nach Nüssen und Aprikosen von Žilavka, Blatina oder Vranac bietet. Das 7. Internationale Bosnia Herzegovina Looks Around Film-Festival (BIHLAFF) feiert das multikulturelle Selbstverständnis der Diaspora und trotzt dem bis heute andauernden Trauma vieler Kriegsflüchtlinge. Mitten im Pott pulsiert die lebensbejahende Kultur Bosniens & Herzegowinas, indem Filmemacher eine feine Auswahl zusammenstellen, die gewöhnlich beim bekannten Sarajevo Filmfestival mitwirken.

Keine andere Stadt Europas bietet von ein und demselben Balkon den Blick

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Über Berlins Safer Space: „Opferkunst“ von Jonathan Guggenberger

Jonathan Guggenberger, Foto: Cedric Blomberg

Optimalerweise liest man „Opferkunst“ mitten im Prenzelberg in einem Atemzug. Ehrlicherweise schreibe ich diese Rezension unweit der Paris Bar in einem Schwung. Nirgends woanders spielt sich die Nabel- und Pimmelschau der selbstgerechten Kulturszene Berlins authentischer als auf einer M8-Rundfahrt Richtung Soho Club House ungefragt ab. Der Umgang der Künstlerkaste im Vor und Danach zum 7. Oktober wird in der Novelle  in ihrer Widersprüchlichkeit und auch Widerlichkeit von Jonathan Guggenberger der Lächerlichkeit preisgegeben. Auf hohem Fördergipfel wird das Weltleid als Unterdrückte von privilegierten Hauptstädtern bejammert. Guggenbergers Debüt ist eine karikierende Grundsatzanalyse systemischer Selbstgefälligkeiten, ein Statut zur moralischen Selbst- und Fremdschau und ein kleiner Spaß für Eingeweihte.

„Deutsche Polizei knüppelt Journalisten. Über Düsseldorf hagelt es israelische Bomben – ein Erfahrungsbericht von Enzo Bamberger.“

Der Autor komponiert eine straffe Verdichtung mit autobiografischen Zügen über das en gros senatskanzleifinanzierte Kaschperle-Theater

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Zohar Fraiman in Viersen: Malerin öffnet Berliner Atelier

Zohar Fraiman in ihrem Berliner Atelier, Foto: Anna Maria Loffredo

Kunst kommt von Klotzen, nicht von Kleckern. Die Malerin Zohar Fraiman ist auf die Deadline genau strukturiert, ordentlich und zielorientiert, obendrein achtsam, bodenständig und erfrischend höflich – nicht das Klischee von kreativem Chaos? Das Atelier in Berlin, die Ausbildung in Jerusalem, die aktuelle Einzelausstellung in Viersen, die nächste Gruppenausstellung in Paris, nur um einige der kosmopolitischen Knotenpunkte – der gemeinsame Atemzug wird Viersen freuen – in Fraimans demütigen Selbstverständnis als Künstlerin zu nennen; zu Besuch in Berlin bei Zohar Fraiman.

„Guten Abend Berlin, du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau,

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Hokusais Welle am Rhein: Manga-Expertin Jaqueline Berndt im Gespräch

Katsushika Hokusai: Hokusai Manga, 10, 1819 © UNSODO. Inc

Japanismus traf auf eine Welle der Begeisterung in der europäischen Kunst. Impressionisten entdeckten den japanischen Künstler Katsushika Hokusai auf der Weltausstellung in Paris 1867 für sich. Jede kleine Seerose Monets atmet den Geist fernöstlicher Ästhetik. Auch heute entdeckt man Inspirationen durch japanische Drucke in der Populärkultur. Werbung, Mode, sogar Umweltverbände schmücken sich mit dem wohl berühmtesten Motiv. Die Welle von Hokusai gilt als zeitlose Ikone erhabener Schönheit. Das Japanische Kulturinstitut Köln zeigt dem Pionier der modernen Druckkunst zu Ehren die Wanderausstellung „Manga Hokusai Manga“, die unter der Leitung von Jaqueline Berndt konzipiert wurde. Sie hat an verschiedenen Universitäten in Japan, Deutschland, Singapur und Schweden gelehrt. Warum Hokusai nicht nur eine Erzählung über die bloße Gewalt der Natur,

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