NRW: Warum besitzt der Breitbandausbau keine Priorität für Rot-Grün?

Hendrik Wüst Foto: CDU-Landtagsfraktion NRW
Hendrik Wüst Foto: CDU-Landtagsfraktion NRW

Jeder von uns wünscht sich Zugang zu schnellem Internet. Denn schnelles Internet ist längst nicht nur eine unverzichtbare Voraussetzung für Unternehmen, Freiberufler und Kreativschaffende, sondern Voraussetzung für gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe allgemein. Gleichzeitig wird die Breitbandinfrastruktur vor Ort immer wichtiger im Standortwettbewerb um junge Familien und kluge Köpfe. Unser Gastautor  Hendrik Wüst ist Landtagsabgeordneter der CDU in Nordrhein-Westfalen und wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion.

Laut ifo-Institut gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Breitbandausbau und Wirtschaftswachstum: Demnach erhöht eine Steigerung der Breitbandnutzerrate um 10 Prozentpunkte das jährliche Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum um 0,9 bis 1,5 Prozentpunkte. Ein nicht zu vernachlässigender Zusammenhang, denn beim Wirtschaftswachstum hat Nordrhein-Westfalen ohnehin Nachholbedarf. Nach Berechnungen von McKinsey konnte beispielsweise das Land Bayern zwischen 2000 und 2012 ein um 8 Prozentpunkte höheres Wirtschaftswachstum erzielen.

Der flächendeckende Breitbandausbau ist daher eine Schlüsselaufgabe für das Industrie-, Mittelstands- und Kreativland Nordrhein-Westfalen. Und trotzdem bleibt die Landesregierung bisher erschreckend untätig: Während Bayern bis zum Jahr 2017 rund 2 Milliarden Euro in den Ausbau der Breitbandinfrastruktur stecken will, investiert Nordrhein-Westfalen gerade einmal 9 Millionen Euro jährlich.

Das ist eindeutig zu wenig, um hierzulande wenigstens mittelfristig eine flächendeckende Breitbandversorgung zu gewährleisten: Ein Drittel der Haushalte in Nordrhein-Westfalen verfügt über keinen Breitbandanschluss mit einer Datenübertragungsrate von mindestens 50 Mbit/s. Insbesondere der ländliche Raum wird bei der Breitbandversorgung immer weiter abgehängt: Nur ein Drittel der Haushalte kann dort auf Breitband zurückgreifen. Selbst im halbstädtischen Raum sind es kaum über 40 Prozent.

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„Jagd ist Tierschutz und ehrenamtlicher Dienst an der Gesellschaft“

Hugo Mühlig: Jäger mit Hund im Grafenberger Wald
Hugo Mühlig: Jäger mit Hund im Grafenberger Wald

Vergessene Zusammenhänge: Jagd ist Tierschutz und ehrenamtlicher Dienst an der Gesellschaft. Von unserem Gastautor Dirk Schmidt. 

Es ist Samstagmorgen Mitte Mai. Ich sitze in meinem Jagdrevier im Hochsauerlandkreis. Es ist etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang. Rehböcke und sogenannte Schmalrehe, weibliche Reh ohne Kitze, dürfen bejagt werden. Das Wetter ist heiter bis wolkig und ich genieße die Geräuschkulisse – Wind und Vögel im Wald. Noch etwa eine Stunde, dann werde ich abbrechen und frühstücken. Auf einmal steht er da. Ein junger Bock muss in der letzten Minute über die Kuppe gekommen sein. Breit steht er da und ich kann ihn seitlich gut ausmachen. Der Bock ist noch im Bast, d. h., sein diesjähriges Geweih ist noch von Fell umhüllt. Er wird es abschaben an Bäumen und Sträuchern. Bei diesem Verfegen des Geweihs wird dieses Knochenmaterial, das im Herbst abgeworfen werden wird, von der Rinde und Pflanzensäften seine Farbe annehmen. Sollte der Bast nicht auch längst verfegt sein?

Ich habe Zeit für die Entscheidung, ob ich den Bock schießen will. Er steht eh an der Kuppe und über diese will ich nicht hinwegschießen. Das ist zu gefährlich, denn die Kugel könnte sonst wo landen. Aber ich bin auf einem Hochsitz, also sollte der Bock auch mal passend stehen, wenn er weiter äst. Vom Hochsitz geht die Kugel sicher in die Erde, falls mein Schuss nicht trifft.

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Sisyphos im Ruhrgebiet

Sisyphus  von Franz Stuck
Sisyphus von Franz Stuck

Im Ruhrgebiet fehlt es an strategischer Kompetenz und regionaler Reichweite. Der letzte relevante  Entwicklungsplan, Ruhr2030, ging von der Großindustrie aus und scheiterte an der Überschätzung noch vorhandener industrieller Strukturen und ihrer Attraktivität für die Ausbildung neuer Cluster. Von unserem Gastautor Reinhard Matern.

Es gibt derzeit wenige Erfolgsprojekte, in Duisburg, um ein Beispiel anzuführen, den Hafen, der zu einem internationalen Logistikzentrum um- und ausgebaut wurde, aber viele Großprojekte, die an den lokalen Inkompetenzen und Selbstüberschätzungen gescheitert sind, bin hin zu fahrlässigem und zynischem Verhalten, das sich auch von möglichen Gefährdungen und tatsächlichen Toden wie bei der Loveparade 2010 nicht beeindrucken ließ noch lässt. Um überhaupt etwas herzeigen zu können, verweist z.B. die Duisburger Marketing-Gesellschaft auf die Tourismuserfolge, die vor allem dem Landschaftspark Nord zu verdanken sind, in dem ehemalige Montanindustrie museumshaft präpariert wurde und ausgestellt wird.

Die Musealisierung des Ruhrgebiets hatte in den Städten viele Hoffnungen geweckt, die Zeche Zollverein in Essen, um ein weiteres Beispiel anzuführen, warb und wirbt mit verblasstem Glanz und ältlicher Ästhetik. Der primär vom Land NRW finanzierte Umbau des Reviers zu einem Industriemuseum und das Engagement, die vormals zu einer Kloake verkommene Emscher zu renaturalisieren, bildeten zwar Ansätze, jedoch keine, die in direkter Weise wirtschaftlich von Belang waren. Sie stärkten den Freizeitwert, boten eine Alternative zu den früher zahlreicheren

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Wolfgang Kerkhoff – Wenn man einen Freund verliert.

Nachruf in der WAZ
Nachruf in der WAZ

Persönliche Trauergedanken bei einem Abschied für immer. Von unserem Gastautor Helmut Junge.

Vorgestern starb mein Freund Wolfgang Kerkhoff. Er starb einen Tag nach seinem 65. Geburtstag.

Wolfgang war als Journalist erst Lokalredakteur und dann mehr als drei Jahrzehnte Leiter der Sportredaktion der WAZ in Gelsenkirchen. Ein Sportredakteur der für Printmedien arbeitet, hat natülich längst nicht so einen hohen Bekanntheitsgrad, wie die Stars seiner Zunft, die in den Sportsendungen Spieler interviewen oder über Spiele berichten. Dennoch ist es so, dass fast 100 % der Spielberichterstattungen, der Jahre 1977-2008, und die Schalke 04 betreffen, aus Wolfgang Kerkhoff`s Feder stammen.

Die WAZ hat auf ihrer Seite lokaler Sport in Gelsenkirchen heute seine Tätigkeit gewürdigt.

Für mich persönlich aber war er mehr, denn er war mein Freund.

Wenn ein Freund stirbt, ist das  immer ein harter Schlag, und Grund zur Nachdenklichkeit, und Wolfgang war in den Jahren meines jungen Erwachsenenseins und der Zeit, in der die Kinder geboren wurden, sogar mein bester Freund. Diese Zeit ist eigentlich im Rückblick die schönste Zeit des Lebens, und liegt nun etwa 30 Jahre zurück und die Erinnerung daran erfüllen mich, während ich diesen Text schreibe, wegen dieses vorzeitigen Ablebens von Wolfgang mit Wehmut. Meine Frau Heide und ich lernten Wolfgang und Petra Kerkhoff auf einer kleinen privaten Silvester feierten und freundeten uns sofort an. Wir passten damals gut zusammen. Heide und Petra verstanden sich gut und

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Vögeln ist schön: Die Erotisierung des ganzen Lebens

Das Jahr 1968 veränderte die Bundesrepublik wie wenige andere. Unsere Gastautorin Ulrike Heider hat mit „Vögeln ist schön“ darüber ein Buch geschrieben:

Ulrike Heider Foto: George-Larkins Lizenz: Copyright
Ulrike Heider Foto: George-Larkins Lizenz: Copyright

»Du wirst noch ein schönes Flittchen werden«, sagte meine Mutter mit verzerrtem Gesicht. Sie saß am Esstisch im Salon unseres schönen Hauses mit Garten, dem goldenen Käfig, in dem ich aufgewachsen war. Ich stand ein paar Schritte entfernt von der Zornigen mit dem Rücken zur Wand und sagte nichts. »Hätten wir dich nur eingesperrt«, stieß sie hervor. »Jetzt ist es ja wohl zu spät«. Das war 1967 in Frankfurt am Main. Ich war damals 20 Jahre alt und hatte in der Nacht davor zum ersten Mal mit meinem ersten Freund geschlafen, in seinem nicht abschließbaren Zimmer, das er als Untermieter im Haus einer befreundeten Familie bewohnte. Als ich weiter schwieg, stürzte meine Mutter zum Telefon und rief dort an. »Dass das unter ihrem Dach geschieht, Frau Schneider«, schleuderte sie der Vermieterin meines Freundes ohne Begrüßung und Erklärung entgegen, während ich die Gelegenheit nutzte, in mein Zimmer zu flüchten. Sie machen sich strafbar, wir könnten Sie anzeigen«, hörte ich die Mutter noch schreien und schämte mich für sie, auch wenn sie recht hatte. Tatsächlich galt der im Kaiserreich erlassene sogenannte Kuppeleiparagraph, der Vermietern, Eltern und Verwandten untersagte, unverheiratete Paare in einem Zimmer schlafen zu lassen, noch bis 1969.

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Lewitscharoff: Der Unterschied zwischen Halbwesen und Halbwissen

Sibylle Lewitscharoff Foto: Amrei-Marie Lizenz: CC
Sibylle Lewitscharoff Foto: Amrei-Marie Lizenz: CC

Ein Beitrag von unserem Gastautor Thomas Wessel, Pfarrer der Christuskirche Bochum

Eine Anmerkung zu dieser Lewitscharoff und dem, was sie für eine Rede hält. Gibt drei halbinteressante Aspekte darin  –  alle 15 Minuten im Schnitt, falls man es hören will  –  der erste betrifft die Selbstverknalltheit dieser Art von Literatur, dieses Ich-bin-Thomas-Manns-genug, der zweite die Einsicht, dass das Studium bei Klaus Heinrich vor vielem schützt, aber nicht jede vor sich selbst, der dritte das Reden über Religion und dass, je pompöser wer sie im Munde führt, je weniger Ahnung hat: Das „drastische biblische Onanieverbot“, das L. wie „weise“ erscheint, gibt es nur bei ihr im Kopf, aber nicht in der Bibel. Jetzt, bei dem ganzen Gemurkse um sie, ist man ja fast von Amts wegen genötigt zu raten: Onaniert kräftig, aber niemals aus Trotz, das Stück, das Frau L. gegeben hat, ist keine Vorlage für gar nichts.

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Jugendschutz: Disziplinierung für ein störungsfreies Morgen


Unsere Gastautorin Renate Dienersberger interpretiert die zunehmende Regulierung von Kindheit und Jugend augenzwinkernd als Disziplinierung nachfolgender Generationen für drängende gesellschaftliche Aufgaben – so könnte es dabei etwa um die Versorgung der Alten von morgen gehen.

Die Jugend ist unsere Zukunft. In 30, 40 Jahren werden die Kinder von heute die Geschicke des Landes leiten, die gesellschaftlichen Normen prägen – und nicht zuletzt unsere Renten finanzieren. Vor allem Letzteres legt nahe, wie wichtig es ist, junge Menschen auf die richtigen Bahnen zu lenken. Solange sie noch lenkbar sind. Man muss also sehr früh damit anfangen.

Die letzte Dekade gleicht in dieser Hinsicht einem Quantensprung: Geradezu revolutionäre Umbrüche in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen spielen wie von Zauberhand geführt segensreich ineinander und präsentieren den jüngsten Mitgliedern unserer Gesellschaft ein Angebot für ihren künftigen Lebensweg, das sie kaum ablehnen können, denn es verspricht vor allem: Sicherheit in jeder Hinsicht, Schutz vor allem Denkbaren, insbesondere auch vor eigenen Schwächen – und ein unglaublich gutes Gewissen.

Manche Wandlung ließ sich nur auf Basis jahrzehntelanger mühevoller Planung etablieren, zu mancher Entwicklung trugen jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse bei – bzw. die gezielte Selektion von deren wünschenswerten Anteilen, und das alles überspannende System Internet bietet unvermutet die idealen Rahmenbedingungen für eine Konditionierung unserer Kinder sowohl zu ihrem eigenen als auch zu unserem Nutzen.

Kindheit und Jugend als unkontrollierte Freizeit

Wie sah die Kindheit bzw. Jugend von den 60ern bis weit in die 80er des vergangenen Jahrhunderts aus? Aus heutiger Sicht war sie das totale Grauen. Die Väter gingen arbeiten und waren so gut wie nie für ihre Sprösslinge da, die Mütter blieben zumindest drei Jahre nach der Geburt ihrer Kinder zu Hause, oftmals auch gar lebenslänglich. Kindergarten und Schule schlossen spätestens um 13:00 Uhr, die Hausaufgaben nahmen höchstens ein, zwei Stunden in Anspruch. Ein schier unerträgliches Maß an Freizeit für die Kinder war die Folge. Die Mütter ließen die Kleinen oftmals schon im Grundschulalter unkontrolliert auf die Straße, ohne

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„Veggie-Al Quaida“: Essen ist auch Kultur. Geschmack. Genießen

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So! Jetzt habe ich meinen ersten Facebook „Freund“ wegen penetranten Vegetarismus gelöscht. Von unserem Gastautor Dirk Vogel.

Der arme Mensch hatte ein Video gepostet, in dem eine junge Frau mit einer Kuh schmust und darüber in Großbuchstaben geschrieben: „Und darum esse ich kein Fleisch!!!“ Boah,ey! Mir geht diese Weltverbesserungsattitüde sowas von auf den Geist! Dieses Sendungsbewußtsein, dieser missionarische Eifer! Dieses Moralinsaure. Vegetarismus wird zur neuen Religion, nur übertroffen von den Veganern, der Veggie-Al Quaida. Sie stellen sich über den mordenden Fleischfresser und gefallen sich in einem Überlegenheitsgefühl. Neulich erging es den Rauchern ähnlich.

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Siegen: „Das sind keine Monster die kommen, sondern Menschen!“

Siegen /Foto: Robert Ionescu/(CC BY 2.0)
Siegen /Foto: Robert Ionescu/(CC BY 2.0)

Am 25.02 fand im Siegener Ortsteil „Hengsbach“ eine Informationsveranstaltung zur geplanten Umwidmung eines jahrelang leerstehenden Kita- Gebäudes zu einem Flüchtlingsheim statt. Ein Erlebnisbericht von unserem Gastautor Steffen Benjamin Herbig.

„Seit zwanzig Jahren war ich nicht mehr in dieser Kirche“ geht mir auf dem Weg zu dem Veranstaltungsort durch den Kopf. Mit ein paar interessierten Studierenden der Uni Siegen habe ich mich auf den Weg gemacht. Wir befürchten das Schlimmste und hoffen das Beste.

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Speedway im Ruhrgebiet?

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Wir leben in der modernen und multimedialen Welt des 21. Jahrhunderts, die auch dem weitgefächerten Sport dazu verhilft, auf vielerlei Wegen in die heimischen Wohnstuben zu gelangen. Sei es nun Fußball, Basketball, Olympia oder auch der Motorsport. Von unserem Gastautor Andre Duda.
Auch der Motorsport hat zig Millionen Anhänger im deutschsprachigen Raum und man denkt zunächst bei Motorsport an die Formel 1 und deren deutsche Helden Michael Schumacher und Sebastian Vettel.

Aber auch motorisierten Zweirädern hat Deutschland eine Menge Weltstars hervorgebracht und dies nicht nur mit Anton „Toni“ Mang auf der Strasse, sondern auch im Offroad-Bereich des Motorrad-Bahnrennsports, mit seinen Grasbahnrennen, Sandbahnrennen, Speedwayrennen und auch Eisspeedwayrennen, hat in den 70er Jahren ein gewisser Egon Müller diesen spektakulären Rennsport, der mit Staub und Dreck assoziiert wird, durchaus salonfähig.

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