
Ein Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga suggeriert Ruhe. Nur eine Niederlage aus den ersten 14 Bundesliga-Spielen der Saison 2025/26 – das ist eine Bilanz, die andernorts Euphorie auslösen würde. In Dortmund hingegen macht sich Ernüchterung breit. Und das ist kein Widerspruch, sondern Ausdruck eines tieferliegenden Problems: Der BVB sammelt Punkte, aber er sammelt keine Überzeugung.
Unentschieden, die sich wie Niederlagen anfühlen
Die jüngsten Resultate stehen sinnbildlich für diese Diskrepanz. Das 1:1 in Freiburg am Wochenende, zuvor das zähe 2:2 in der UEFA Champions League gegen Bodø/Glimt – beides Spiele, die nicht verloren gingen, sich aber wie Niederlagen anfühlten. Nicht wegen einzelner Fehler oder unglücklicher Spielverläufe, sondern weil sie ein Muster bestätigen, das die Anhängerschaft seit Wochen umtreibt: Diese Mannschaft liefert zu wenig Glanz für die eigenen Ansprüche.
Struktur ja, Inspiration nein
Trainer Niko Kovač steht dabei im Zentrum der Debatte. Der Coach hat dem BVB zweifellos Struktur gegeben. Die Defensive wirkt stabiler, die Abstände passen, die Laufbereitschaft stimmt. Doch Stabilität allein reicht in Dortmund nicht. Der Klub lebt von Tempo, Mut und spielerischer Dominanz – von dem Gefühl, den Gegner zu erdrücken, nicht nur zu kontrollieren. Genau dieses Gefühl fehlt aktuell nahezu komplett.
Zu oft wirkt der BVB gehemmt, ideenarm, berechenbar. Der Ball läuft, aber er fließt nicht. Chancen entstehen eher aus Zufällen als aus klaren Mustern. Selbst gegen nominell schwächere Gegner fehlt die Selbstverständlichkeit im letzten Drittel. Was bleibt, ist Ballbesitz ohne Biss – und das ungute Gefühl, dass ein Gegentor jederzeit alles kippen lassen kann.
Die schleichende Wirkung regelmäßiger Rückschläge
Besonders problematisch: Die Rückschläge kommen regelmäßig. Nicht in Form klarer Pleiten, sondern als kleine Stiche ins Selbstverständnis. Ein später Ausgleich hier, ein verspielter Vorsprung dort. Das mag statistisch harmlos sein, emotional ist es Gift. Denn Borussia Dortmund ist ein Klub, der von Emotion lebt. Wenn selbst das Westfalenstadion spürbar leiser wird, weil die Mannschaft auf dem Platz keinen Funken überspringen lässt, dann ist das ein Warnzeichen.
Eine stabile Tabelle, aber keine festliche Stimmung
Natürlich wäre es billig, die Lage allein an Ergebnissen wie in Freiburg oder gegen Bodø/Glimt festzumachen. Aber genau diese Spiele sind es, die Stimmungen prägen. Siege können auch mittelmäßig sein – Unentschieden hingegen verzeihen Fans nur, wenn sie zumindest Leidenschaft und Idee erkennen. Beides ist derzeit Mangelware.
Zum Jahresende 2025 fehlt dem BVB deshalb jede feierliche Stimmung. Nicht, weil alles schlecht ist, sondern weil zu wenig gut wirkt. Die Tabelle erzählt eine Geschichte der Konstanz. Die Spiele erzählen eine andere: eine von verpassten Chancen, fehlender Kreativität und einer Mannschaft, die noch nicht weiß, wer sie sein will.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Kovač und sein Team den Schalter umlegen können. Denn eines ist klar: In Dortmund zählt nicht nur das Ergebnis. Es zählt das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Und genau dieses Gefühl ist dem BVB zuletzt abhandengekommen.
