Jon Spencer: The Blues is Number One!

Jon Spencer: ein Virtuose mit Kaputtnik-Genen
Jon Spencer: ein Virtuose mit Kaputtnik-Genen
Jon Spencer: ein Virtuose mit Kaputtnik-Genen

Jon Spencer ist zurück! Er präsentiert einen Zaubertrank aus Rhythm & Blues, Garagenpunk, subversiven Dance-Grooves und Sci-Fi-Skills.
 Vor ein paar Wochen war er noch in England im Vorprogramm der Melvins zu sehen, nun kommt Jon Spencer für zwei Shows nach Deutschland (Münster & Köln). Live stellt er erstmals sein Album „Sings The Hits“ vor, welches im nächsten Jahr erscheinen wird.

Dieser Mann hat innerhalb der Musikgeschichte ein paar kleine Extraseiten mitgeschrieben. Zum Beispiel im Jahr 2000. Damals ist das letzte Boss-Hog-­Album für die kommenden zwei Dekaden erschien, und Sängerin Cristina Martinez posierte auf dem bei­liegenden Poster im

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Alles außer Pop – verwirrt vom Shining

Kennen Sie das Gefühl, wenn man ein Glas zum Mund führt und man rechnet, sagen wir, mit alkoholfreier dunkler Weiße, aber es ist Cola? Okay, ich trinke echt gerne alkoholfreie dunkle Weiße, wohingegen ich die schwedische „Black Metal“ „Band“ (ja, das muss beides in Gänsefüßchen) Shining ohnehin schon skeptisch sehe. Ich fand die Musik zu Zeiten von „Darkness Redefined“ ehrlich gesagt nicht schlecht. Ich habe durchaus ein Herz für progressiven Ambient Black Metal, auch wenn das natürlich gar nicht trve ist oder so.

Ob es trve ist, den 15-jährigen Fans Rasierklingen auszuhändigen, weil man Suizid glorifiziert, lässt sich unter dem Aspekt der Künstlerfreiheit genauso betrachten wie unter dem von Jugendschutz. Als jemand, dessen Beruf es ist, Leuten wieder Hoffnung auf das Leben zu machen, zuckt mir da jedenfalls die Faust in der Hosentasche.

Aber allzu lecker war das Shining-Bier zuletzt ohnehin nicht mehr, denn die Zielgruppe der Teenager verlangte offensichtlich nach immer mehr Zuckerzusatz. Das BM-Reinheitsgebot galt ja sowieso nie für Shining (Schweden! Bitte merken), aber die jüngsten Veröffentlichungen waren eher Malzbier als Weizen.

Bloß, als ich dann bei Spotify ein neues Shining-Album sah – zugegebenermaßen schon etwas misstrauisch ob des knallbunten Tiger-Covers, aber immerhin in der Rubrik Metal – da hatte ich plötzlich Bubble-Tea im Mund. So richtig mit Schlumpf-Aroma, Giftfarbe und Gelatine-Kügelchen. Irgendwo in dem pop-bunten Synthesizer-Gemisch gab es auch sterile Gitarren, langsam war das auch nicht und mit viel Fantasie hätte das vielleicht der Kitsch-Teil einer besonders unerträglichen Variante von Kommerz-Djent sein können, bevor wieder was Härteres kam. Sollten so jetzt also Shining klingen? Wie Bon Jovis jüngster Sohn nach einer Silikon-Implantation? Was zum Leibhaftigen war da in meinem Ohren?

Die Recherche erleichtert einem die Frage nicht sofort, kann unter Shining doch sowohl ein schwedischer Black-Metaller firmieren, als auch ein Norweger (halt das mal einer auseinander), der mal bei Emperor gespielt hat. Der schwedische und der norwegische Black-Metaller sind aber zwei verschiedene Entitäten und wenn man dann liest, das letzter auch bei den genialen Jaga Jazzist gespielt hat und außerdem „Metal‘s chief saxophone-wielding renegade“ (Selbstbeschreibung) sein soll, dann fragt man sich, ob möglicherweise psychotrope Substanzen in dem Blubbertee waren.

Also, um das zusammenzufassen: „THE Shining“ sind irgendeine irrelevante Joe-Cocker-Lookalike-Band. Shining A) ist ein groupie-killender Jüngling mit HIM-Ambitionen und Shining B) ist ein versierter Multiinstrumentalist mit dem Ziel entweder sehr viel Geld in sehr großen Stadien mit glattpolierter Plastikmusik zu machen oder einfach unschuldige Hörer zum Erbrechen zu bringen.

Jetzt weiß ich jedenfalls, wie das Mikroplastik ins menschliche Blut gelangt.

Der Autor schreibt hier alle zwei Wochen über Musik. Über Musik redet er auch im Podcast Ach & Krach – Gespräche über Lärmmusik.

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Ihr Sender der Welt, zeigt diesen Film…

Punk im Alter

Ich war spät dran, aber gestern habe ich „Punk im Alter“, die  Kassierer-Dokumentation von Olaf Ballnus in der Trinkhalle in Bochum gesehen. Der Film erzählt die Geschichte der Band „Die Kassierer“ von den Anfängen in Bochum-Gerthe, wo man für das Tragen einer Halskette auf der „Love“ stand schon mal auf die Nase bekam, bis in die Gegenwart. Den Abschluss bildet die gemeinsame Arbeit der Band mit dem Schauspielhaus Dortmund.

Man  sieht dem Film an, das Ballnus eigentlich Fotograf ist: In vielen Bildern ist eine große Liebe zum Detail zu erkennen. Ihm ist mit „Punk im Alter“ ganz einfach eine herausragende Dokumentation gelungen. Die Nähe Ballnus zur Band hat die Arbeit sicher erleichtert. Er ist mit Kassierer-Sänger Wolfgang Wendland seit Jugendtagen befreundet. Dessen kreative Anfänge hat er selbst miterlebt.

Die Kassierer selbst kommen ausführlich zu Wort, glänzen mit einer Mischung aus Ironie und Altersweisheit und Wolfgang Wendland nutzt aus, dass er seiner  Ansicht nach die Definitionshoheit bei der Frage hat, was Punk im Alter bedeutet: „Eine Eigentumswohnung kaufen“.

Ballnus Film wurde bislang nur auf  Festivals und auf Veranstaltungen gezeigt. Der WDR, dem er den Film angeboten hat, lehnte ab, ihn zu kaufen. Machen wir uns nichts vor: Wären die Kassierer eine Kölner Band, die Anstalt hätte ihn gezeigt. Wird doch der letzte, sich an einem Kölschglas klammernde Karnevalist, dort mit Dokumentationen gewürdigt. Nun denn. Es gibt noch andere Sender als die Rentenversicherung mit angeschlossenem Studio aus der Domstadt und sie sollten sich mit Ballnus in Kontakt setzen: Der Film hat ein größeres Publikum verdient.

 

 

Gute Reise, Robert Basic

Robert Basic Foto: Privat

Robert Basic ist in der vergangenen Nacht gestorben. Er erlag einem Herzleiden. In den vergangenen Tagen sah es so aus,  als ob er es packen würde – dem war leider nicht so.

Robert Basic war eine Legende, jemand, der bloggen in Deutschland definiert hat. Viele von uns haben von ihm so viel gelernt und er war immer da, wenn man Hilfe brauchte. Dabei war Robert ein ungeheuer lieber, offener und fröhlicher Mensch. Sein Blog BasicThinking war legendär, zuletzt war Robert für die Mobilegeeks aktiv. Ab und an erschien auch ein Gastbeitrag von Robert bei den Ruhrbaronen – ich war jedesmal stolz darauf.

Ab und an haben wir telefoniert. Es machte Spaß, mit ihm zu diskutieren. Er war ein kluger und humorvoller Gesprächspartner, einfach ein lieber Mensch.

Sein Tod macht fassungslos. Gute Reise, Robert…

 

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Happy Horror Halloween

Fragt sich diese Dame, wie sie auf Kindergartenkinder wirkt?
Quelle: Flickr, Foto: Shawn Perez
CC BY 2.0

Letztens in einer Halloween-Sondersendung eines Metal-Podcasts: Mehrere Musiker aus der Szene erzählen von ihren Lieblingshorrorfilmen und auch, wie sie zu ihrer Horror-Leidenschaft gekommen sind. Der erste berichtete, dass er im Alter von vier Jahren von seinen Eltern mit ins Autokino genommen wurde, wo die Eltern „Der Exorzist“ schauten und ihm befahlen, nicht hinzusehen. Der zweite sagte, dass bereits seine Mutter Horrorfan gewesen sei und mit ihm zusammen „Nightmare on Elm’s Street“ geschaut habe, als er gerade einmal drei Jahre alt war. Seitdem liebe er Horrorfilme. Bei dieser Gelegenheit fiel mir die Dokumentation „Heavy Metal auf dem Lande“ ein, wo ein ca. Einjähriger zu sehen ist, der mit einer ausgesprochen gruseligen „Eddie“-Actionfigur spielt. Und da fragt man sich doch: Kann das gut sein, für die Kinderseelen?

Für die Jüngeren hier kurz die Information, dass es bis vor Kurzem bei uns kein Halloween gab. Aber weil die Leute in den Filmen das immer feiern und um davon abzulenken, dass seit Ende August schon Spekulatius in den Regalen liegen, haben TV und Einzelhandel den neuen Feiertag eingeführt.

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