McDonalds trägt Hotpants

                                                                Foto: Hooters-Angestellte in Singapore

 

Wenn man diesem Zähler trauen kann, wird am 31. Januar in Bochum eine, wie sagt man, Gastwirtschaft eröffnet, die auf deutsch Möpse hieße. Da es sich um die zweite deutsche Dependance einer US-amerikanischen Kette handelt, heißt der Laden Hooters, es gibt Hamburger und Hühnerflügel und bedient wird man(n) ausschließlich von Kellnerinnen in orangenen Hotpants und weißen T-Shirts. Bochum ist die zweite Niederlassung der "wings of germany", so nennt sich der deutsche Arm von Hooters, die andere hat vor zwei Jahren im saarländischen Neunkirchen eröffnet, dort ging man hin, weil es in der Nähe Gi-Kasernen gibt.

Der Laden im Bochumer Bermudadreieck ist also der erste richtige Angriff auf den deutschen Markt, sollte bereits im Dezember aufmachen. Es zog sich etwas hin und es gab reichlich Ärger in Bochum. Die Chefs des größten Kneipenviertels des Ruhrgebiets kritisieren die Mischung aus Sex und Fett, sprechen von Chauvinismus, haben den Verpächter aus dem Vorstand der Interessengemeinschaft geworfen. Und natürlich, haben sie Recht mit der Kritik am Playboy zum Futtern und mit der Befürchtung, dass das Dreieck zum Tummelplatz von heftigen Junggesellenparties wird – bislang finden hier eher Junggesellinnenparties statt.
 
Andererseits ist das Dreieck – auch ohne Hooters – längst eine am Wochenende von bergischen und sauerländischen Trinktouristen übervölkerte, überteuerte Kneipenmeile aus Gastroketten geworden. Der einstige Charme ist verflogen. Und wahrscheinlich regt sich deshalb kaum jemand auf über Hooters, weil man den Bermudadreieck-Chefs ihre Kritik angesichts der Kommerzialisierung im Thekenterritorium nicht abnimmt.
 
Deshalb folgt hier eine glaubwürdigere Kritik an Hooters: Frauen, die in den USA bei Hooters kellnern, müssen unterschreiben, dass sie keinerlei Probleme damit haben, sich in einer sexualisierten Atmosphäre zu bewegen und mit Dienstkleidung und aufreizendem Gehabe für die Verkaufssteigerung der Marke zu sorgen. Gibt es in Bochum wirklich Frauen, die so einen unterirdischen Scheiß unterschreiben beziehungsweise mitmachen wollen?
 
Da es aber wahrscheinlich doch genug bescheuertes Personal gibt, noch eine Info: Hooters deutscher Zweig hat zwei Geschäftsführer mit Sitz im Saarland. Und was machen Michael Rennig und Axel Umlauf sonst so? Sorgen für das Radioprogramm in den deutschen McDonald’s Fillialen. Wenn sie also wirklich was gegen Hooters unternehmen wollen, sollten Dreieck-Manager einfach mal bei McDonalds nachfragen, ob die Familienrestaurant-Kette gerne gemeinsame Sache macht mit Leuten, die Möpse verkaufen?

Schon immer machtlos

Foto: RVR
Es scheint sein Schicksal zu sein: Egal welchen Posten der heutige RVR-Regionaldirektor Heinz-Dieter Klink bekleidete – er war immer machtlos. Zu handeln war ihm nie möglich. Auch in seiner Zeit als Rechtsdezernent in Dorsten entschied er sich für den bequemen Weg. Daran erinnert ein Artikel in der Dorstener Ausgabe der WAZ:

"Als Rechtsdezernent im Dorstener Rathaus wiederholte der derzeitige RVR-Direktor Heinz-Dieter Klink mit gebetsmühlenhafter Ausdauer diesen einen Satz: In Fragen der Abschiebung von Asylbewerbern habe die Stadt "keinen Ermessensspielraum"; sie führe nur aus, was das Landes-Innenministerium anordnet. Wahr ist das Gegenteil , wie neueste Daten des Düsseldorfer Innenministeriums erst vor vier Wochen eindeutig nachgewiesen haben."

Ob es um die Zukunft des Ruhrgebiets geht oder um das Schicksal von Flüchtlingen: Engagiert war Klink wohl schon immer nur, wenn es um den eigenen Vorteil ging.

Braten statt Bratwurst

Foto: Flickr/Frei-Th

 

Die Ruhrgebiet Tourismus GmbH (RTG) will das Kulturhauptstadtjahr 2010 dazu nutzen, Besuchermassen in das Ruhrgebiet zu ziehen. Um 20% soll die Zahl der Übernachtungen auf gut 5 Millionen steigen, insgesamt will man 2010 auf 50 Millionen Tagesgäste kommen – ungefähr halb so viele, wie Köln in einem ganz normalen Jahr hat.

Bis dahin, so RTG-Geschäftsführer Dr. Dieter Nellen, würden auf die Region noch einige Hausaufgaben warten: Vor allem im Bereich des Nahverkehrs und im städtebaulichen Umfeld der Zeche Zollverein in Essen und der Jahrhunderthalle in Bochum gäbe es noch viel zu tun.

Da hat Nellen Recht. Der Nahverkehr im Ruhrgebiet ist so beschaffen, als ob ein böser Troll ihn organisiert hätte, um die Fahrgäste zu quälen: Über ein Dutzend Nahverkehrsunternehmen bekommen noch nicht einmal einen abgestimmten Fahrplan hin, Fahrkartenautomatensysteme gibt es ungefähr so viele, wie deutsche Kleinstaaten Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Nahverkehr im Revier ist eher ein Pöstchensicherungssystem, denn ein Nahverkehrssystem und als solches für das Kulturhauptstadtjahr überhaupt nicht vorbereitet.

Hinzu kommen die horrenden Preise: Innerhalb der viel gepriesenen Metropole Ruhr kostet ein Ticket von Duisburg nach Dortmund stolze 9,10 Euro. In Berlin kostet eine vergleichbare Karte schlappe 2,40 Euro. Kauft man eine Karte für das Berliner Umland mit, kommt man gerade mal auf 2,70 Euro. DAS sind die Preise einer Metropole, und nicht die VRR-Höchstpreise für Provinzleistungen: An einem Sonntag dauert eine Fahrt von Bochum nach Gladbeck gerne mal über zwei Stunden. Von Bochum nach Frankfurt geht es genau so schnell. Gästen kann man das nicht vermitteln.

Ähnlich problematisch sieht es mit dem Umfeld der Kathedralen der Industriekultur aus: Die Jahrhunderthalle und Zollverein mögen architektonische Leuchttürme sein, allein sie liegen in den falschen Stadtteilen. Verlässt man die mit Millionenaufwand sanierten Areale, befindet man sich in heruntergekommenen Vororten, wie sie auch Hamburg, München und Frankfurt zur Genüge haben – nur, dass kein Besucher sie jemals zu Gesicht bekommt. München Hasenbergl oder die Nordweststadt in Frankfurt sind touristische No-Go-Areas.

Keine zwei Jahre mehr haben Essen und Bochum Zeit, das Umfeld ihrer "Kronjuwelen" zu verbessern. Alternative: Shuttlebusse mit verklebten Scheiben, in denen auf Bildschirmen den Besuchern ein kulturell anspruchsvolles Medienangebot für die Fahrtzeit geboten wird, so dass sie auf keinen Fall auf die Idee kommen, einen Blick auf Stahlhausen oder Katernberg zu werfen. Und, die Shuttlebusse könnte man auch ohne den VRR organisieren – sie wären dann pünktlich und sauber.

Zumindest Gästen sollte man etwas Besseres bieten, als man selbst gewohnt ist: Kommt Besuch, gibt es nun einmal Braten und nicht Bratwurst.

 

Werbepause für Großmann

Heute abend hat der neue RWE-Chef Jürgen Großmann geworben. Um Zusammenarbeit im Ruhrgebiet. Um eine Zukunft ohne "Kirchtürme". Und für eine Beteiligung des RWE am neuen Ruhrgebiets-Versorger, den die Städte Dortmund und Bochum rund um ihren eigenen Versorger Gelsenwasser hochziehen wollen. "Natürlich weiß ich, dass es angesichts lokaler Animositäten in einer Region wie dieser politisch nie ganz einfach ist, die Kräfte zu bündeln", sagte Großmann beim Neujahrsempfang in der Gelsenkirchener Musikhalle (oder wie das Ding heißt) am Freitag abend. Klar, dass er selbst als Minderheitsgesellschafter der Energietochter der Dortmunder Stadtwerke am neuen Ruhrversorger beteiligt werden möchte. Es sei halt besser, zusammen als Gegeneinander zu arbeiten, sagt er. Na gut, die Frage ist, ob das Kartellamt einen neuen Versorger mit alten Beherrschern gutheißen wird.

Natürlich geht es bei solchen Kartellfragen immer um den Wettbewerb, auch beim Gegeneinanderarbeiten.

Und auch hier hat Großmann was neues zum Anheizen. In Gelsenkirchen hat der Stromboss deswegen wieder geworben. In einer Werbeeinblendung sozusagen hat der RWE-Manager eine frische Idee über die Gelsenkirchener Bühne gescheucht. Er will seinen großen energieintensiven Industriekunden anbieten, sich selbst an Kraftwerken zu beteiligen. Dazu sollen ganze Kraftwerksscheiben, also Stücke aus den Leistungskapazitäten der vorhandenen Stromfabriken an die meistbietende Stahlhütte oder Kupferschmelze verkloppt werden. Großmann sagt dazu: "Der Kunde, der den Zuschlkag erhält, wird so gestellt, als ob ihm der ersteigerte Anteil an dem Kraftwerk gehört." Bei diesem Verfahren können, wenn es gut läuft, alle verdienen. Die Industriekunden, weil sie langfristig verläßliche Strompreise haben, und RWE, weil das Unternehmen einen Teil seiner Kraftwerkskapazitäten aus dem Wettbewerb in ein festes Geschäft abgegeben hat. Clever überlegt von Großmann.

Mich beeindruckt es, wenn jemand mal neue Ideen liefert und nicht immer die alte Leier wiederholt. Großmann scheint einer dieser Anstoßer zu sein.

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Kölner ohne Ahnung

Die Lage auf dem „rheinischen“ Immobilienmarkt ist das Thema eines Artikels im Kölner Stadtanzeiger – und zu dem zählt wegen der idiotischen Einteilung des Landes auch der westliche Teil des Ruhrgebiets. Nun wissen wir, dass sich Köln spätestens seit dem 11.11. in einem geistigen Ausnahmezustand befindet, aber ab und an einmal zu recherchieren, tut auch den Kollegen einer Kölner Zeitung ganz gut – auch im Karneval:

„Im bundesweiten Vergleich ist Bergisch Gladbach ein teures Pflaster und gehört zu den 30 teuersten Städten. Und es wird immer noch mit Zuzug gerechnet. Im Gegensatz etwa zum Ruhrgebiet, wo die Mietpreise purzeln und ganze Viertel leer stehen.“

Schön, dass Bergisch-Gladbach als Düsseldorfer Vorort zu den teuersten Städten Deutschlands gehört – wobei die Top-30 wirklich nicht allzu beeindruckend sind. Trotzdem stehen im Ruhrgebiet nicht „ganze Viertel“ leer – wer so etwas sehen will, muß sich wohl besser in die Ostzone begeben. Auch „purzeln“ hier nicht die Mietpreise, sie sind im Durchschnitt stabil. Die Preise von minderwertigem Wohnraum sinken, die von hochwertigem steigen tendenziell eher. Was stimmt, ist: Es gibt einen Renovierungsstau in einigen Stadtteilen. Aber was sollen solche Details, wenn man ein schönes Vorurteil pflegen kann – oder liegt es an dem widerlichen Bier aus Reagenzgläsern, das die armen Menschen in unseren Vororten auch im Karneval trinken müssen?

Erinnerung: Pink Slip Party im Mandragora

Im Dezember haben die Kollegen aus der  WAZ-Gruppe erfahren, dass in ihrem Betrieb über 200 Stellen abgebaut werden sollen. Es soll ohne "betriebsbedingte Kündigungen" ablaufen. Also wie gehabt: über Altersteilzeit, Abfindungen und Almosen. Oder wie es heute auf der Betriebsversammlung der WAZ hieß: "So sozialverträglich, wie möglich." Egal.

Floto: Flickr/kuddlyteddybear2004

Die WAZ-Kollegen sie sind nicht die einzigen, die freigesetzt werden. Es hat die Jungs von Gruner und Jahr erwischt. Es wird die Frankfurter Rundschau treffen und andere. Selbst die dpa ist nicht sicher. und beim WDR sind die Freien seit jeh her unter Druck und am Existenzminimum. Kurz: machen wir uns nichts vor, kaum einer von uns hat im Augenblick noch einen sicheren Job.

Erinnern wir uns an die Kollegen von den Ruhr Nachrichten und der Buerschen Zeitung, an das Team der taz-nrw und viele andere. Wir haben uns überlegt, für alle eine Pink Slip Party zu veranstalten. Pink Slips – das ist der spöttische Name der Kündigungsschreiben in den USA – und daher kommen auch die Pink Slip Partys: Auf ihnen treffen sich Jobsuchende und – wenn es klappt – Leute, die einen Job anzubieten haben. Oder einfach nur Kollegen, die Kollegen treffen wollen.

Wir laden jedenfalls alle Leute, die im Revier schreiben oder drehen, am 13. Januar 2009 ab 20.00 Uhr ins Mandragora im Bochumer Bermudadreieck ein. Bermudadreieck-Gründer Leo Bauer hat uns das Lokal zur Verfügung gestellt. Getränke muss man allerdings selber zahlen.

Wie es wird? Wir wissen es nicht. Wir haben so etwas noch nie gemacht. Man wird sehen. Wenn es klappt, haben ein paar Leute nach dem Abend einen neuen Job, vielleicht aber auch nur das gute Gefühl, nicht alleine zu sein, oder sie treten den Heimgang mit ein paar frischen Kontakten und Ideen an.

Wenn es nicht klappt, trinken wir ein paar Bier. Auch nicht schlimm. 🙂

Es wäre schön, wenn Ihr Kollegen ansprechen könnt und mitbringt – und die Leser der Ruhrbarone, die Jobs für Presseleute haben, sind natürlich ganz besonders herzlich eingeladen.

 

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Bandenmäßiger Betrug


Der DFB hat seinen ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hoyzer auf 1,8 Millionen verklagt. Heute begann der Prozeß vor dem Berliner Landgericht. klick


1,8 Millionen sind ein hübsche Stange Geld für einen, der für seine Schiebereien auf dem Sportplatz gerade mal einen Plasmafernseher und nicht mal 70.000 Euro bekam. Aber der DFB ist nicht etwa fies gegen den Spielmanipulierer Hoyzer, der DFB will nur sein Geld zurück. Hat zumindest der Richter erklärt, und das geht so:


1,8 Mio, das wären zum einen die 1,5 Millionen Euro, mit denen der Verband seinerzeit den Hamburger Sportverein abfand. Der HSV flog im August 2004 unter Hoyzers Spielleitung auswärts gegen den kommenden Zweitligaaufsteiger Paderborn mit 4:2 aus dem Pokal. Ohne Hoyzer und die beiden zweifelhaften Elfmeter für die Ostwestfalen wäre das nie und nimmer passiert. Denn merke: A) der HSV scheidet auswärts
nie gegen unterklassige Clubs aus dem Pokal. Und B) Paderborn kann im Pokal nicht gegen Höherklassige gewinnen; deshalb gehört auch hinter den Folgesieg über den MSV Duisburg zumindest ein dickes Fragezeichen.


1,8 minus 1,5, es fehlen noch 300.000 Euro. Die macht der Verband für den "Außerordentlichen Bundestag" am 28. April 2005 geltend, den es ohne Hoyzer ja nicht gebraucht hätte. Eine Versammlung, 300.000 Euro. Hui. Und eine super Idee, das Verursacherprinzip auf politische Debatten und Zusammenkünfte anzuwenden: Wenn also der Bundestag die Hartz-VW-Affäre bespricht, flattert nachher eine Forderung an den ehemaligen VW-Mann. Wenn der NRW-Landtag das WestLB-Boxclever-Desaster diskutiert, geht einfach eine Rechnung an Herrn Sengera. Und die Plenardebatten über Schäubles Überwachungswahn, muss der Innenminister selbst blechen. Toll. Noch geschickter ist, dass der DFB bei diesem Außerordentlichen Bundestag auch gleich Ausbildungsordnungen und Oberligastatuten behandelte. Wenn alle schon mal da sind. Der Hoyzer zahlt ja!


Ach ja, Robert Hoyzer war selbst übrigens nicht im Gericht. Er sitzt im Knast und schreibt offenbar gerade ein Enthüllungsbuch über Schiedsrichterbestechungen, was der DFB natürlich nicht so gut findet, aber mit seinen Schadensersatzforderungen doch wahrscheinlicher macht. Der 28-jährige Berliner braucht schließlich Geld. Und mit seiner Domain allein wird er wohl auch nicht satt.

Ich frage mich übrigens schon sehr lange, was Hoyzer eigentlich in den Knast gebracht hat, außer Brothaftigkeit und die Freundschaft zu Axel Kruse. Dass er Spiele verschoben hat, dass seine Mitwisser respektive Kumpanen ein paar Wetten gewonnen haben, macht ihn nicht zum Verbrecher an der Menschheit, nicht zum bandenmäßigen Betrüger. Oft genug erreichte Hoyzer trotz merkwürdiger Entscheidungen nicht das gewünschte Resultat und die Kohle war futsch. Und gehört nicht zum Betrug ein Geschädigter? Mir will außer www.robert-hoyzer.de (hihi) aber partout keiner einfallen. Und der klagt ja bekanntlich über und gegen viel größere Trickbetrüger: klick !

Gott sei Dank gibt es das Wasser

Es gibt nicht viel, was mich im Ruhrgebiet hoffen lässt. Leider. Aber jetzt gibt es eine Entwicklung, die echt Anlass zur Freude bringt.

copyright: privat

Wenn die Ruhr-Oberbürgermeister dem geschenkten Geld aus der EU hinterher hecheln, besteht Hoffnung, dass ein paar Krümmel vom Ziel-2-Kuchen auch für sinnvolle Projekte fallen gelassen werden.

Denn im Hintergrund wird an den wirklichen strukturellen Verbesserungen des Reviers gebaut. Es geht um Wasser. Um Wasserlandschaften und die Kraft einer klugen Planung. Im Kern des Ganzen stehen ganze Seenketten, die entlang der Emscher entstehen sollen. Dabei rede ich nicht von so Traumprojekten, wie dem Phönix-See, der kommen mag oder auch nicht. Ich finde die bescheidenere Variante toll. Die kleiner, dafür aber auch realistischer sind.

Den ersten Teich findet man in Essen-Karnap. Der Stadtteil im Essener Norden ist seit Jahrzehnten benachteiligt. Arbeitsplätze sind verschwunden, die Bausubstanz geht den Bach runter und die Emscher stinkt neben dem Müllkraftwerk. Genau hier. Wo eigentlich alles am Ende ist soll ein See mit Wäldchen entstehen. Eine Freizeitlandschaft mit Wasserskiern. Cool. Mit diesem Projekt wird nicht nur der Essener Norden über eine schöne Landschaftskette mit dem besser gestellten Süden verbunden. Auch der Norden selbst bekommt die Chance, sich zu stabilisieren. Eigenheimsiedlungen werden in der Nähe des Karnaper Sees in ihrem Wert gehoben. Wohnsilos werden attraktiver auch für Leute, die mehr Taschengeld als ein Grundschüler haben. Eine positive Entwicklung wird angestoßen. Und das ganze kostet auch nur 3 Mio. Euro. Im Gegenzug bekommt man Lebensqualität nach Karnap, die mehr zählt, als die paar Taler.

Die Marina Essen gleich hinter dem Nordsternpark an der Schurenbachhalde führt in die gleiche Richtung. Oder der Töttelbergsee in Bottrop oder der Tenderingssee in Hünxe oder der Haarener See in Hamm. Es wird besser. Langsam aber stetig.

Dabei geht es nicht um diese verrückte Tourismusidee. Also ob der Pott mit Berlin mithalten könnte, wenn hier ein paar Teiche gebuddelt werden.

Es geht um die Menschen im Revier. Sie werden sich wohler fühlen, baden gehen, vielleicht auch angeln, mit ihren Kindern spielen oder Steine schmeißen.

Vor allem aber werden sie lieber in ihren Städten bleiben, als abzuwandern. Wenn die Entwicklung ersteinmal einsetzt, werden die Leute Geld in ihre eigenen Häuser stecken. Vielleicht sogar den Verfall stoppen. Das ist doch eine Idee vom Ruhrgebiet , die funktioniert. Die Teiche sind für alle da.