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‚Die Akte Hoeness‘ – Ein Buch über die Schattenseiten des umstrittenen Fußballmanagers

Hoeness-Cover (2) (409x600)Über die Person von Ex-Bayern München-Präsident Uli Hoeneß haben wir hier im Blog bereits häufiger diskutiert. Die Meinungen gingen dabei auch hier unter unseren Lesern recht weit auseinander.
Während einige nicht müde wurden immer wieder zu betonen, wie großartig seine Arbeit stets gewesen sei, wie viele gesellschaftlichen Wohltaten der (Ex-)Wurstfabrikant aus dem Süden im Laufe seines Lebens vollbracht hätte, sahen die Anderen in ihm mehr oder weniger einen skrupellosen Egoisten, der für seine jüngsten Steuervergehen gar nicht hart genug hätte bestraft werden können.
Als ich nun in der Vorwoche davon hörte, dass ein neues Buch über ihn auf den Markt gekommen war, welches sich ganz überwiegend seinen ‚Schattenseiten‘ widmet, da weckte das natürlich sofort auch meine Neugier. Inzwischen hatte ich die Gelegenheit mich etwas näher mit diesem neuen Buch zu beschäftigen, und ich möchte es daher auch hier und heute bei uns im Blog mal etwas näher vorstellen.
Der Journalist Thilo Komma-Pöllath hat über den polarisierenden Steuerhinterzieher geschrieben, und er teilt in seinem Buch mächtig in Richtung Ulrich Hoeneß aus.

 
Machtsucht, Egomanie, Raubtierkapitalismus. All dies wirft Thilo Komma-Pöllath in seinem neuen Werk, welches, Zufall oder nicht, pünktlich zum Jahrestag von Hoeneß Verurteilung erschien, vor.
Für viele Deutsche ist der inzwischen 63-Jährige demnach noch immer eine charismatische Persönlichkeit, ein bewunderter Manager mit sozialem Gewissen, ein Fußballidol und ein gesellschaftliches Vorbild. Und das eben trotz seiner aufsehenerregenden und öffentlich über Monate hinweg heiß diskutierten Verurteilung wegen Steuerhinterziehung.
Der 43-jährige Autor zeichnet hier nun zur Abwechslung mal ein gänzlich anderes Bild einer Person, die über 40 Jahre für die große Mehrheit im Lande stets als bundesdeutsche Erfolgsbiografie galt.

 
Hierbei verwertet er seine Erkenntnisse aus zahlreichen Interviews mit langjährigen Hoeneß-Weggefährten, Familienmitgliedern, Freunden, Feinden und Intimkennern. Diese machen nun, in der vom Auto gewählten Auswahl und Zusammenstellung, die für viele Leser zunächst sicherlich doch auch erstaunlichen Untiefen seiner Persönlichkeit sichtbar.
Im Leben von Uli Hoeneß gibt es nämlich, vertraut man dieser Darstellung hier, durchaus auch gravierende Brüche. Seine Persönlichkeit ist demnach schon über Jahre hinweg in durchaus viele Widersprüchen verstrickt gewesen.

 
Folgt man dem Ganzen über die rund 270 Seiten, dann sind die Schattenseiten seiner strahlenden Erfolge offenbar sogar viel größer als bisher von allzu vielen Zeitgenossen noch immer angenommen. Das sollen in diesem Buch nun diverse erstmals veröffentlichte Quellen, Befunde und Analysen belegen. Auch der vielgelobte Machtapparat des FC Bayern München bekommt dabei (natürlich) ein paar kräftige ‚Schrammen‘ ab.
Sichtbar machen will das Buch ganz offensichtlich, was Hoeneß in Wirklichkeit vor allem antreibt: Allmachtsfantasien und eine fast schon übergroße Sucht nach öffentlicher Anerkennung.

 
Komma-Pöllath‘s Buch liest sich dabei tatsächlich durchaus spannend und ist im Kern auch sehr informativ.
Auch ich war, wie viele seiner hier zu Wort kommenden Kritiker, schon immer der Meinung, dass Hoeneß in der öffentlichen Beurteilung seines Wirkens bei vielen zuletzt veröffentlichten Meinungen wohl deutlich ‚zu positiv‘ weggekommen ist. Besonders auch der Versuch von einigen Zeitgenossen im Zusammenhang mit seinen Steuervergehen eine Art Gegenrechnung mit seinen diversen ‚guten Taten‘ in der Vergangenheit durchführen zu wollen, hat auch mich seinerzeit sehr gestört und zeitweise erregt. So gesehen fühlt sich manch ein Leser hier sicherlich auch in seinen eigenen Vermutungen zunächst schlicht ein Stück weit bestätigt.
Was der Autor von ‚Die Akte Hoeness‘ versucht, das scheint mir im Endeffekt allerdings das schlichte Gegenteil der sonst üblichen ‚Lobhudelei‘ zu sein. Hier wird ganz offensichtlich eine Art ‚Abrechnung‘ mit der Person von Uli Hoeneß betrieben. Und auch das kann ja eigentlich kein Weg des angemessenen Umgangs mit der Person Hoeneß, mit all ihren Stärken und Schwächen sein.

 
Ebenso, wie mir einige bisher vorliegende Analysen der Persönlichkeit von Hoeneß durchweg zu positiv erschienen sind, ist hier nun das glatte Gegenteil der Fall.
Hilfreich ist das der Sache am Ende so auch nicht. Die sogenannte ‚Wahrheit‘ dürfte wohl, wie eigentlich fast immer im Leben, irgendwo in der Mitte aller Beschreibungen und Analysen seiner Persönlichkeit liegen. Aber diese goldene Mitte scheint im Falle von Uli Hoeneß bisher noch niemand so wirklich gefunden zu haben. Und das ist schade! Hoeneß polarisiert offenbar auch seine Biografen. Entweder man bewundert ihn, oder man verachtet ihn ein Stück weit, wie es scheint.

 
Auch wenn das Buch für zahlreiche Sport- und Fußballfans so natürlich durchaus interessant zu lesen ist… Ob diese letztendlich eindeutig negative Art der Beschreibung des Fußballmanagers dann am Ende jedoch eine realistische ist, daran darf man doch zumindest zweifeln. Wenn man dies bei der Lektüre jedoch berücksichtigt, dann wird manch ein Kritiker des ehemaligen Fußballmanagers an den hier dargelegten Beschreibungen durchaus auf gewisse Art und Weise seinen Spaß haben.

Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Verlag: CBX Verlag
ISBN-13: 978-3945794234
Preis: 19,95 Euro

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Thomas Weigle
Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Robin, die entscheidende Frage : ist es Deiner Meinung nach 20 Euro wert?

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Ich glaube nicht, dass es Wurst-Uli im Leben jemals darauf ankam, „die Wahrheit und nix als die Wahrheit“ über seine Persönlichkeit zu lesen. Insofern ist so eine literarische „Abrechnung“ genauso wertvoll wie die vielen Jubelbücher und -stories über einen Potentaten (diese Bezeichnung finde ich allerdings sehr gelungen, wenn man politische/militärische durch finanzielle/wirtschaftliche Macht ersetzt;-)

WALTER Stach
WALTER Stach
9 Jahre zuvor

Robin,
danke für den Hinweis auf das Buch.
Nochmehr danke ich Dir dafür, daß Du das Buch gelesen und uns Deine Meinung zu seinem Inhalt mitteilst.

Leute wie Hoeness werden immer zur Polarisierung beitragen -bezogen auf das, was sie beruflich, was sie privat tun, nicht tun, getan haben und folglich auch bezogen auf die Bewertung „ihres Charakters“.
Meine Meinung zu Hoeness als einem verurteilten Straftäter, besser wohl zu seinen Straftaten, habe ich hier seinerzeit gesagt; dem füge ich nichts mehr hinzu.
Gespannt darf man darauf sein, ob und wie Hoeness sich zukünftig in der Öffentlichkeit , speziell im FUßballbetrieb zeigen wird, was er wann und wie tun oder unterlassen wird. Wird es eine andere Wahrnehmmung des Herrn Hoeness geben und ggfls. wie anders wird die sein?

DAVBUB
DAVBUB
9 Jahre zuvor

@ Robin:
Die Überzeichnung ins Positive/Negative hat ja wohl auch immer ursächlich mit der Jeweiligen „Fan“-Ausrichtung zu tun. Aber natürlich auch mit dem wirtschaftlichen Erfolg, den H. nach seiner Fußball-Karriere hatte. Allein die die ewige Herausstreichung der Produktionsartikels (Wurst ) in durchaus abwertendem Ton spricht Bände. Während die Ruhrpott-Romantiker die Brat-, und Currywurst zum regionalen Kulturerbe erhoben haben, wird das gleiche Produkt im Zusammenhang mit H. stets abfällig erwähnt. Als ob die Produktion von Wurstwaren in großem Stil von jedem Deppen organisiert werden könnte. Die Frage zum Buch ist doch auch die Motivation und Herangehensweise des
„Biographen“. Hier ist es wie bei Verschwörungstheorien: Hat der „Biograph“ von vorneherein ein negatives Bild des Objektes seiner Arbeit, wird er auch viel negatives Material finden.
Interessant im übrigen die verständnisvoll-billigende Darstellung von Gewalttätern in den Medien -auch in diesem- gegenüber der gnadenlosen Härte in Bezug auf Steuerhinterzieher bzw. wirtschaftlich erfolgreichen Straftätern. Diese Haltung der veröffentlichen Meinung spiegelt sich auch in der Gesetzgebung und-, Realität wieder.
Besoffen mit dem Auto jemanden totfahren: 2 Jahre auf Bewährung Standard in NRW
Steuerhinterziehung: ab in den Knast, am besten lebenslang

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@DAVBUB: Das gleiche Produkt wird auch dann abfällig erwähnt, wenn der Name eines anderen Kriminellen mit C.T. abgekürzt wird und mit dem S04 zu tun hat. Insofern sind wir schon gerecht;-)

PS: „ab in den Knast“ gilt für Steuer-Lügner und -Uneinsichtige mit besonders krassen Hinterziehungsbeträgen. Dumm für den Steuerbetrüger H., dass das eigentlich schon mit Bewährung feststehende Strafmaß durch eigenes Verschweigen und die schier unglaubliche Höhe der erst später, salamischeibchenweise aufgedeckten Steuerschulden gekippt werden musste. Wer da die Justiz anmeckert, hat wohl selbst kein allzu vertrauensvolles Verhältnis zu Steuern und Staat.

DAVBUB
DAVBUB
9 Jahre zuvor

@ Klaus Lohmann:
„Wer da die Justiz anmeckert, hat wohl selbst kein allzu vertrauensvolles Verhältnis zu Steuern und Staat.“
Schön zu sehen, zu welchen abwägenden und weitblickenden Analysen Sie fähig sind.
Ich meckere nicht die Justiz an, sondern betrachte kritisch & mit Sorge die Tendenz, Gewaltdelikte bis hin zur Tötung zu bagatellisieren & zu relativieren. Demgegenüber steht die von der veröffentlichen Meinung scharf gemachte Justiz, die Wirtschafts-, und Steuerstraftäter vorführt, zur Vorverurteilung aktiv beiträgt und nebenbei die Täter dämonisiert und nicht selten gesellschaftlich vernichtet.
In meinen Augen ist die Wertigkeit, die sich auch in den zu verhängenden Strafen ausdrückt, dort arg verschoben.
Daß Sie mir ein gestörtes Verhältnis zu Steuern und Staat unterstellen, wirft ein entlarvendes Licht auf Ihre Art der Diskussionsführung, die mehr über Sie als mich aussagt.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

@#7: Genau, der arme Wurst-Uli und die pöse Justiz… Ich heul gleich.

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