Die Hofer Filmtage wurden zur Bühne für kleine und große Kinowunder

Im ausführlichen Panel-Gespräch wurde das Werk von Rainer Werner Fassbinder gewürdigt | Foto: Peter Hesse

Die 59. Internationalen Hofer Filmtage fanden in diesem Jahr vom 21. bis 26. Oktober 2025 unter dem Motto „The Place to Grow“ statt – ein Leitsatz, der das Festival in diesem Jahr besonders treffend beschrieb. Wie kaum ein anderes Filmfestival in Deutschland stand Hof erneut für Aufbruch, künstlerisches Wachstum und die Entdeckung neuer filmischer Stimmen. In diesem Jahr zeigte das Festival neben vielen Neuerscheinungen auch Klassiker von David Lynch oder Rainer Werner Fassbinder.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1967 gilt Hof als „Home of Films“, so deutete Wim Wenders mal die drei Buchstaben in der fränkischen Kleinstadt, die mit 47.000 Einwohnern etwa so groß ist wie Castrop-Rauxel.  Als „Festival der Entdeckungen“ ist dies ein Ort, an dem neue Talente ihre ersten Filme vorstellen und mutige, unabhängige Stimmen Gehör finden. Viele heute bekannte Regisseurinnen und Regisseure wie Fatih Akin, Dominik Graf, Jim Jarmusch oder Tom Tykwer feierten hier ihre frühen Erfolge.

Was die Hofer Filmtage so einzigartig macht, ist ihre Unabhängigkeit und Bodenständigkeit. Im Gegensatz zu den großen, glanzvollen Festivals in Cannes oder Berlin steht hier nicht der rote Teppich im Mittelpunkt, sondern die Begegnung zwischen Menschen, die Film wirklich lieben. Und wenn man in der Innenstadt nach dem Kino auf der Fußgängerzone steht, finden sich noch Gespräche am Wurstgrill. Die Atmosphäre ist familiär und ungezwungen – Filmschaffende, Publikum und Einheimische kommen leicht ins Gespräch, sei es bei Filmgesprächen, in den Kinos oder beim gemeinsamen Bier in den Hofer Kneipen. Dazu gibt es jeden Samstag ein Fußballspiel von Filmschaffenden, in diesem Jahr kickte unter anderem Schauspieler Peter Lohmeyer mit.

Das vielfältige Programm umfasst Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus Deutschland und der ganzen Welt, oft als Welt- oder Deutschlandpremieren. Besonders geschätzt wird die Mischung aus künstlerisch anspruchsvollen, experimentellen und gesellschaftlich relevanten Produktionen. In diesem Jahr zeigte der Bochumer Regisseur Marco Papadopoulos eine kritische Dokumentation über den 68er Guru Rainer Langhans, der nicht viel mehr zu bieten hat, als der eitle Anführer eines Privatharems zu sein.

Wegen Streitigkeiten einer Erbengemeinschaft, konnten im ehrwürdigen Scala-Kino keine Filme gezeigt werden | Foto: Peter Hesse

Ein weiterer Programmpunkt war die Hommage an Regisseurin Julia von Heinz, deren vielschichtiges Werk im Rahmen des Festivals gewürdigt wurde. Damit unterstrichen die Hofer Filmtage einmal mehr ihre Nähe zu starken, eigenständigen Filmschaffenden. Dazu wurde in der Reihe „Hof Classics on Film“ mit „Eraserhead“ das Frühwerk von David Lynch noch einmal extra gewürdigt. Dieser artifizielle Schocker in schwarz-weiß aus dem Jahr 1977 verfügt noch heute über so viel subversive Kraft, dass mehrere Personen den Kinosaal verließen. Mit „Götter der Pest“ wurde ein früher Film von Rainer Werner Fassbinder gezeigt, der in einem anschließenden „Night Talk“ Gespräch von Hauptdarsteller Harry Baer noch einmal extra gewürdigt wurde. Und das macht die Hofer Filmtage so attraktiv, weil sie leidenschaftlich und nahbar cineastische Leistungen in den Vordergrund stellen. Hier wird das Kino als lebendige Kunstform gefeiert und Raum geschaffen, in dem Film nicht als Produkt, sondern als persönlicher Ausdruck verstanden wird.

Die Resonanz war beeindruckend: Mit rund 16.000 verkauften Kinokarten, 57 Weltpremieren, 66 deutschen Erstaufführungen und etwa 850 Gästen aus 20 Ländern verzeichneten die Hofer Filmtage neue Rekorde. Trotz des internationalen Andrangs blieb die vertraute, familiäre Atmosphäre erhalten.

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Irmgard Bernrieder
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15 Tage zuvor

Heinz Badewitz und Uwe Brandner würden sich über die Hofer Filmtage im Blog Ruhrbarone freuen. Neugierig wäre ich auf Harry Baers Äußerungen zum RWF-Film.

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