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Gastronomie in Zeiten von Corona

Thomas Mavroudis, Inhaber des Thomas Grills; Foto: Peter Ansmann
Thomas Mavroudis, Inhaber des Thomas Grills; Foto: Peter Ansmann

Während der COVID-19-Krise war/ist besonders die Gastronomie von Restriktionen betroffen. Ziel dabei: Die Pandemie einzudämmen. Für Restaurants und Gaststätten waren diese Maßnahmen natürlich suboptimal. Und vorbei ist die Zeit der Einschränkungen auch noch nicht. Es war an der Zeit, sich vor Ort umzusehen.

Überraschend gute Stimmung – trotz der Coronakrise

Wanheimerort ist ein eher ruhiger Stadtteil in der Ruhrmetropole Duisburg: Nicht ganz so attraktiv wie München, Bochum oder Stuttgart – aber im Vergleich zu einigen anderen Stadtteilen in Duisburg, herrschen hier fast schwäbische Verhältnisse.

Unter touristischen Gesichtspunkten ist Wanheimerort auch als besuchenswert zu einzustufen. Man ist dort direkt am Strand: Der Rhein fließt in unmittelbarer Reichweite von W’Ort.

Die Ruhrbarone haben in dieser idyllischen Insel von Duisburg – in einem griechischen Schnellrestaurant, einer Pizzeria und einer Gaststätte – nachgefragt, wie sich die Corona-Krise auf den Betrieb auswirkt.

Überraschend: Die Maßnahmen der Bundesregierung werden ausschließlich positiv bis sehr positiv bewertet. Die Unterstützungszahlungen waren unbürokratisch zu beantragen und wurden schnell überwiesen. Die Gastronomie hat, zumindest partiell, auf die Krise reagiert.

Drei Stimmen zum Showdown aus der Gastronomie. Klar: Keine repräsentative Erhebung.

Aber eine interessante Momentaufnahme von der gastronomischen Front, die etwas Hoffnung macht: Dass die Pessimisten vielleicht etwas danebenliegen und doch nicht alles so extrem schlimm kommt, wie es einige prognostizieren.

Thomas Grill: Traditionsreicher Imbiss in Wanheimerort

Der Thomas Grill ist sowas wie eine feste Institution in Wanheimerort. Ähnlich wie z.B. der Vatikan in Rom, der Tower in London oder der Kreml in Moskau. Ich kenne den Laden solange, wie ich zurückdenken kann. Früher firmierte er unter dem Namen Nikolausgrill, direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite: An der Kreuzung Gärtnerstraße/Fuchsstraße.

Mit der neuen Location und dem neuen Namen konnte man sich, nach fast 30 Jahren Abwesenheit aus Duisburg, trotzdem schnell anfreunden.

Das Team von Thomas-Grill; Foto: Peter Ansmann
Das Team von Thomas-Grill; Foto: Peter Ansmann

In den 80er Jahren war der regelmäßige Einkauf dort – für das Mittagessen am Sonntag – ein kulinarisches das kulinarische Highlight der Woche. Besonders wegen der Grillhähnchen. Die gibt es dort mittlerweile nicht mehr. Dafür aber andere griechische und deutsche Spezialitäten vom Grill und Pizza.

Auch überzeugten Anhängern der veganen Lebensweise bietet der Imbiss – nahezu paradiesische – gastronomische Erlebnisse: Es gibt Reibekuchen, diverse Salate, Pommes frites und verschiedene Weine.

Gleich zu Beginn der Seuchensituation fehlten im Laden plötzlich alle Sitzmöglichkeiten und Tische. Klebestreifen am Boden markierten die Stellen, an denen man stehen durfte. Desinfektionsmittel stand bereit. Die Öffnungszeiten wurden runtergeschraubt.

Die erste Anlaufstelle der Ruhrbarone um zu erfahren, wie es während der Corona-Krise läuft.

Thomas Mavroudis (Foto oben) –  Inhaber des Grills und oft hinter der Theke anzutreffen – stand uns Rede und Antwort.

Sicherheit und Datenschutz schließen sich nicht aus;; Foto: Peter Ansmann
Sicherheit und Datenschutz schließen sich nicht aus; Foto: Peter Ansmann

Ruhrbarone: Wir haben aktuell die Corona-Krise. Seit März war die Gastronomie geschlossen. Jetzt ist eingeschränkter Betrieb im Laden wieder erlaubt. Wie ist es bei euch gelaufen?

Thomas Mavroudis: Die ersten zwei Wochen war viel weniger los. Dann wurde es besser. Die Leute hatten Angst auszugehen. Die mussten erstmal mit der ganzen Sache klarkommen. Und wir mussten auch erstmal alles umorganisieren.

„Das Problem ist: In zwei oder drei Monaten kommt erstmal die richtige Krise.“

Ruhrbarone: Wie lief die Kommunikation mit dem Ordnungsamt?

Thomas Mavroudis: Die waren immer parat. Wir hatten eine Nummer, wo wir immer anrufen konnten. Da wurde einem geholfen: Was mir machen können, was wir dürfen. Wir sind weiter im Kontakt mit dem Amt. Und wenn sich was ändert, reagieren wir.

Ruhrbarone: Was musste geändert werden?

Thomas Mavroudis: Erstmal haben wir die ganzen Tische entfernt und auf Verkauf außer Haus umgestellt. Hier drinnen durfte nicht mehr gegessen werden. Bestellt wurde viel über Telefon und der Zugang war nur mit Maske möglich. Und wir akzeptieren seit Beginn der Krise auch EC-Zahlung.

Ruhrbarone: Der Verkauf außer Haus lief?

Thomas Mavroudis: Ja, doch. OK. Besser als gar nichts zu verkaufen. Es war gut, dass wir aufhaben durften. Viele Betriebe mussten ja ganz zumachen. Vor allem kamen Stammkunden rein und nur wenige neue Gesichter.

Ruhrbarone: Was waren die größten Veränderungen?

Thomas Mavroudis: Wir haben die Tische entfernt. Mit der Maske war das so eine Sache. Wir konnten Plexiglasscheiben nutzen, was gut ist, weil wir so ohne Masken arbeiten können: Sonst würde es nicht so klappen. Es ist ein paar Grad heißer als draußen. Die Gäste kommen rein mit der Maske, dürfen hier unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes essen. Es läut besser als am Anfang.

Evi bereitet eine Gyros-Pita; Foto: Peter Ansmann
Evi bereitet eine Gyros-Pita; Foto: Peter Ansmann

Ruhrbarone: Was auffällt: Man muss sich ja beim Friseur und in der Gastronomie eintragen. Die Zettel liegen meistens offen rum. Hier muss ich den Zettel in eine Box werfen, der einzige Laden bisher, den ich gesehen habe, wo es damit auch datenschutzkonform läuft.

Thomas Mavroudis: Ich was selber unterwegs, in Restaurants: Und da liegt ein Block rum, wo jeder draufsehen kann. Ich habe jetzt diese Box, die ist versiegelt, da kann dann jeder seinen Zettel mit den Angaben reinwerfen.

Ruhrbarone: Ihr habt keine Website und nutzt auch keinen Dienst wie Lieferando. Wird das noch an die Lage angepasst?

Thomas Mavroudis: Nein. Das bleibt erstmal so. Die Leute können hier anrufen. Ich wurde angesprochen ob ich Pizzataxi anbieten soll. Das ist aber ganz was anderes. Ist gar nicht mein Gebiet.

Ruhrbarone: Es gab ja Hilfsmaßnahmen vom Staat. Habt ihr die genutzt?

Thomas Mavroudis: Ja, doch. Die haben wir genutzt. Was davon jetzt übrigbleibt oder ob ich was zurückzahlen muss: Das ist alles noch offen.

Ruhrbarone: Wie lief die Beantragung?

Thomas Mavroudis: Sehr gut. Es war nicht kompliziert. Das Geld war schnell auf dem Konto. Das haben wir auch gebraucht. Die Kosten laufen ja weiter.

Ruhrbarone: Deutschland und Griechenland haben ja die mit niedrigsten Opferzahlen bei Corona. Bist du mit den Maßnahmen hier glücklich, wenn du die Lage in anderen Staaten siehst, oder ist es dir Zuviel an Sicherheit?

Thomas Mavroudis: Ja, doch: Die Leute sind überfordert es jeden Tag zu hören. Es ist nicht leicht damit umzugehen. Das Problem ist: In zwei oder drei Monaten kommt erstmal die richtige Krise. Weil andere ihre Arbeit verloren haben. Da müssen wir dann schauen.

Maskenpflicht und Plexiglas: Imbiss in Zeiten der Seuche; Foto: Peter Ansmann
Maskenpflicht und Plexiglas: Imbiss in Zeiten der Seuche; Foto: Peter Ansmann

Seit 2013 gibt es in Wanheimerort, direkt am Marktplatz, die Pizzeria da Luca. Am Wochenende wurde es hier vor der Corona-Zeit schonmal lauter vor dem Laden: Am Marktplatz in Duisburg-Wanheimerort ist auch in der Nacht noch was los. Die Polizei regelt aber schnell. Der Laden fällt auf durch seine Öffnungszeiten: Hier kriegt man auch nach 22.00 Uhr leckere Speisen.

Pasta, Pizza und mehr: Pizzeria da Luca

Burak Kalkan, Inhaber der Pizzeria und meistens selbst am Pizzaofen tätig, hatte Zeit um die Fragen der Ruhrbarone zu beantworten.

Burak Kalkan nutzt auch einen Lieferdienst neben dem normalen Restaurant; Foto: Peter Ansmann
Burak Kalkan nutzt auch einen Lieferdienst neben dem normalen Restaurant; Foto: Peter Ansmann

Ruhrbarone: Wie lief es bisher mit der Pizzeria?

Burak Kalkan: Bis zu Corona lief es gut. Wir waren immer gut beschäftigt. Auch wegen dem Lieferdienst. Wir liefern auch über Lieferando aus.

Ruhrbarone: Was hat sich mit Corona geändert?

Burak Kalkan: Die Leute können nicht mehr bei uns sitzen. Und es muss auf den Mindestabstand geachtet werden.

Ruhrbarone: Hattet ihr auch mal komplett geschlossen?

Burak Kalkan: Wir hatten immer auf. Aber wir dürfen keine Kunden im Laden lassen. Man muss also alles abholen.

„Wir sind in Deutschland glücklich: Besonders, wenn ich sehe wie es im Moment in Italien und den USA läuft.“

Ruhrbarone: Wie hat sich das ausgewirkt?

Burak Kalkan: Durch die Hamsterkäufe haben wir es gemerkt. Ein, zwei Wochen haben die Kunden selbst Zuhause gekocht und wir haben keine Arbeit gehabt. Dann ging es langsam wieder los.

Ruhrbarone: Sitzplätze in der Gastronomie sind ja wieder erlaubt. Hier ist aber noch alles gesperrt…

Burak Kalkan: Sitzplätze haben wir noch nicht. Wir wissen noch nicht ganz genau wie das läuft. Es ist kompliziert. Wir wissen nicht wer ist Familie, wer gehört nicht zur Familie. Die Leute wollen ihren Ausweis nicht zeigen und keine Namen, Adressen und Telefonnummern hinterlassen. Ich verstehe das. Es heißt immer Datenschutz. Wo ist der Datenschutz jetzt?

Für's Foto wurde der Gesichtsschutz mal abgenommen; Foto: Peter Ansmann
Für’s Foto wurde der Gesichtsschutz mal abgenommen; Foto: Peter Ansmann

Ruhrbarone: Wie läuft die Kommunikation mit dem Ordnungsamt?

Burak Kalkan: Die waren bisher noch nicht da. Einmal waren zwei da. Ich habe sie reingebeten. Die wollten nicht reinkommen, weil Gäste da waren. Wegen dem Mindestabstand. Die Stadt sagt: Es muss so und so sein, aber nicht wie es genau umgesetzt werden soll. Ich hab dann auch meine Nachbarn gefragt, die wussten es auch auch nicht. Mir fehlen die genauen Vorgaben.

Ruhrbarone: Wie lief es mit Hilfen vom Staat?

Burak Kalkan: Ja, das lief gut. Die Soforthilfe, für Miete und Mitarbeiter, war eine gute Hilfe. Die kam sofort. Das lief sehr gut. Da sieht man: In Deutschland funktioniert es. Und: Man muss auch dankbar sein können.

Wir sind in Deutschland glücklich: Besonders, wenn ich sehe wie es im Moment in Italien und den USA läuft.

Michael-Klause: Eine typische Kneipe in Wanheimerort

Von den alten Gaststätten und Kneipen ist auch nicht mehr viel übrig: Die Nichtrauchergesetze in NRW haben ihre volle Wirkung erzielt.

Unter den wenigen Kneipen die geblieben sind, ist auch die Michael-Klause: An die Zeit ohne diese kleine Gaststätte habe ich keine Erinnerung.

Den Wechsel des Pächters, irgendwann am Ende des letzten Jahrtausends, habe ich noch mitbekommen: Klar. Wenn der Eigner von einer der drei Stamm-Imbissbuden plötzlich eine Kneipe übernimmt, kriegt man das mit. Die Zeiten, in denen Heinrich „Heinz“ van Kampen die Kneipe übernahm, waren anders als heute. Damals gab es noch zweimal die Woche „richtige“  Märkte in Wanheimerort.

Die kleine Kneipe war davor in griechischem Besitz. An den Markttagen standen die Marktverkäufer schon um 6.00 Uhr dort Schlange um sich Kaffee – oder ein Bier – zu holen. Schlange bedeutet: Menschenmassen. Zur damaligen Zeit, in den 80er Jahren, war der Laden eine Goldgrube.

Das Publikum ist heute gemischt und, ich glaube, jünger als damals. Götz George – aka Horst Schimanski – war hier bereits Kunde. Hape Kerkeling ebenfalls.

Am 18. März 2020 musste die kleine Kneipe seuchenbedingt schließen. Jetzt ist sie wieder geöffnet. Ingrid Harder, seit eineinhalb Jahren Pächterin der Michael-Klause, hatte Zeit um ein paar Fragen zum Shutdown und zur aktuellen Lage zu beantworten.

Ingrid Harder im Biergarten der Michael-Klause; Foto: Peter Ansmann
Ingrid Harder im Biergarten der Michael-Klause; Foto: Peter Ansmann

Ruhrbarone: Wie läuft es mit der Michael-Klause?

Ingrid Harder: Vor Corona lief es sehr gut. Immer gut zu tun. Ich habe seit dem 12. Mai wieder geöffnet. Und so langsam läuft es wieder an. Aber: Es geht.

Ruhrbarone: Wie lief die Kommunikation mit der zuständigen Behörde?

Ingrid Harder: Das lief relativ problemlos. Die haben uns sehr gut auf dem laufenden gehalten.

Ruhrbarone: Wie sehen die Sicherheits-Vorgaben aus?

Ingrid Harder: Der Mindestabstand von 1,5 Metern muss eingehalten werden. Die Theke muss gesperrt bleiben, die Hände müssen regelmäßig desinfiziert werden. Die Gäste müssen sich in unser „goldenes Buch“ eintragen. Mit Namen, Adresse und wann sie hier waren. Aber: Das läuft alles sehr gut.

„Ich kann mich jetzt nicht beschweren.“

Ruhrbarone: Muss ich als Gast eine Maske tragen?

Ingrid Harder: Als Gast nicht, nein. Als Gast braucht man keine Maske.

Ruhrbarone: Und hinter der Theke?

Ingrid Harder: Das weiß man nicht nicht so genau. Ich denke, das Ordnungsamt wird uns das nochmal erklären, wenn die hier reinkommen.

Wanheimerorter Urgestein und früher Betreiber der Michael-Klause: Heinz van Kampen; Foto: Peter Ansmann
Wanheimerorter Urgestein und früher Betreiber der Michael-Klause: Heinz van Kampen; Foto: Peter Ansmann

Ruhrbarone: Gab es schon Kontrollen vom Ordnungsamt?

Ingrid Harder: Bis jetzt war noch keine Kontrolle.

Ruhrbarone: Wie wirkt sich diese Lage auf die Besucherzahlen aus?

Ingrid Harder: Ich kann mich jetzt nicht beschweren. Klar, man kann jetzt nicht so viele Personen reinlassen wie früher, weil man sich halt an die Abstandsregel halten muss. Aber ich denke mal, die Gäste sind froh, dass sie mal wieder in die Kneipe kommen können.

Ruhrbarone: Vermutlich die Stammgäste?

Ingrid Harder: Nicht nur. Aber überwiegend die Stammgäste. Die sind froh, dass ich wieder geöffnet habe. Und dass man sicher wieder nett, bei einem Bier, unterhalten kann.

Sarah Berger achtet auf Hygiene-Vorschriften und Biernachschub; Foto: Peter Ansmann
Sarah Berger achtet auf Hygiene-Vorschriften und Biernachschub; Foto: Peter Ansmann

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[…] ist der Tag für die Genossen an diesem Abend noch nicht: In einem benachbarten griechischen Schnellrestaurant, wird über die Themen der Veranstaltung gesprochen. Ich nutze die Gelegenheit um Sarah Phillip, […]

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[…] Betreten der Kirche wird man auf das Logbuch verwiesen, in dem man – man kennt es aus der Gastronomie – sich eintragen muss. Das Tragen der Schutzmarke ist Pflicht – was natürlich […]

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[…] als auch in Sachen “Rumgefluche” geprägt. Apropos Bier: Das hat Götz George aka Horst Schimanski auch gerne mal in Wanheimerort getrunken. (Michael-Klause: Das Publikum ist heute gemischt und, ich glaube, jünger als damals. Götz […]

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