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Israelischer Fußballspieler darf nicht einreisen – Vitesse Arnheim fliegt ohne Dan Mori in die Vereinigten Arabischen Emirate

Dan Mori. Quelle: Wikipedia; Foto: Conceited 2; Lizenz: CC
Dan Mori. Quelle: Wikipedia; Foto: Conceited 2; Lizenz: CC-BY-SA

In der zurückliegenden Woche sorgte das Fußballteam Vitesse aus dem niederländischen Arnheim einmal wieder für internationale Schlagzeilen. Allerdings nicht im Sport, sondern in Bezug auf sein Verhalten auf politischer Ebene.

Wie aktuell viele Profiteams aus Mitteleuropa (u.a. auch der Hamburger SV und der VfL Wolfsburg) begab sich der Club in ein Trainingslager in den arabischen Raum. Man wollte sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) auf die in einigen Wochen beginnende Rückrunde in der heimischen Liga vorbereiten.

Der Golfstaat hatte dem israelischen Nationalspieler Dan Mori, der sich aktuell in Diensten der Niederländer befindet, dann jedoch kurzfristig die Einreise verweigert.

Die VAE erkennen den Staat Israel nicht an und unterhalten keine diplomatischen Beziehungen zu ihm. Der aktuelle Tabellenzweite aus unserem Nachbarland reiste schlussendlich dann ohne seinen israelischen Nationalspieler nach Abu Dhabi.

 Hierfür erntete man in der Heimat umgehend scharfe Kritik. „Vitesse ist ein Klub ohne Rückgrat, wenn er so etwas akzeptiert und einfach nach Abu Dhabi reist“, sagte u.a. der christlich-demokratische Abgeordnete Pieter Omzigt. Auch das niederländische Parlament will sich in den nächsten Tagen nun noch mit diesem Fall beschäftigen.

Eine Klubsprecherin erklärte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt ‚Radio 1‘, dass es eigentlich eine Einreisezusage für Mori gegeben habe. Diese sei jedoch kurzfristig zurückgezogen worden. Nach Angaben des Vereins habe Mori sich selbst dafür ausgesprochen, dass sein Klub trotzdem reise. Mori selbst soll währenddessen beim Vitesse-Nachwuchsteam in den Niederlanden trainieren.

Immer wieder kam es zuletzt bereits zu ähnlichen Diskussionen.  So hatte auch erst im vergangenen Oktober der Schwimm-Weltverband FINA die Vereinigten Arabischen Emirate nach diskriminierenden Vorfällen gegen israelische Sportler verwarnt.

Unter anderem sollen bei einem Weltcup Ergebnisse der Rennen mit israelischer Beteiligung nicht auf der Videowand veröffentlicht worden sein, um die Namen und die Flagge nicht zeigen zu müssen. Auch eine Siegerehrung sei ausgefallen, so berichtete u.a. die Zeitung ‚Die Welt‘.

In diesem Zusammenhang stellen sich einem als Beobachter nun gleich mehrere Fragen.

Zuerst erscheint es erstaunlich, dass ein seit Jahren im Profifußball aktiver Club sich nicht vorab über die Einreisebedingungen informiert, wenn er in ein Trainingslager im Ausland aufbricht.

Denn wenn man dies getan hätte, dann hätte man wohl früher erkannt, dass es hier ein Problem für Mori geben dürfte. Der 25-jährige Verteidiger hatte allerdings in der Vorrunde auch nur ein Spiel für den Club bestritten. Vielleicht war er den Organisatoren aus Arnheim bei der Planung somit einfach nicht `wichtig genug‘.

Hätte das Team, als es vom Einreiseverbot seines Spielers hörte das Trainingslager nicht absagen sollen/müssen? Nicht nur das man Mori nun faktisch ‚opferte‘, man ordnete sich so auch diesen Praktiken der VAE unter.

Die in den Niederlanden nun begonnene politische Diskussion darüber versucht man von Verbandsseite aktuell offenbar noch herunterzuspielen. Laut Süddeutscher Zeitung habe der ‚KNVB‘ den Ausschluss Moris von der Einreise als „politische Frage“ bezeichnet, aus der man sich von Verbandsseite heraushalten wolle.

Ein seit Jahren bekanntes Verhaltensmuster des Sports, wenn man sich um die politische Mitverantwortung in einer Angelegenheit drücken will, wenn man keine Partei ergreifen will um niemanden zu verärgern. Darf ein großer europäischer Fußballverband sich hierbei so aus der Verantwortung stehlen?

Der Verband schob die Verantwortung offenbar zudem auch indirekt weiter auf den Club: Vitesse Arnheim habe dem Verband zu verstehen gegeben, dass der Verein nicht so viel Aufhebens von der Sache machen wolle, solange das Trainingslager in Abu Dhabi laufe. Dafür habe man Verständnis gezeigt, berichtet ebenfalls die Süddeutsche Zeitung.

OK, ein bereits komplett organisiertes Trainingslager so kurzfristig vor dem Termin noch absagen zu müssen, fest vereinbarte Testspiele noch umzulegen bzw. abzusagen, das Alles mag ungünstig für die Vorbereitung auf die Rückrunde sein, aber wäre es dies in diesem Falle nicht doch wert gewesen? Wäre es nicht vielleicht sogar auch die moralische Pflicht des Vereins gewesen?

Stellt sich einem ja zudem auch die Frage: Was passiert eigentlich, wenn sich Israel tatsächlich für die WM 2022 in Katar qualifizieren sollte? Hat darüber mal jemand bei der FIFA nachgedacht?

Nicht das es dann ein paar Tage vor der WM im Jahre 2022 plötzlich heißt: ‚Ups, von dieser Problematik wussten wir ja noch gar nichts!‘

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Stephan Hermsen
Stephan Hermsen
10 Jahre zuvor

Erstens halte ich Israel jetzt verschärft die Daumen für die Quali 2022. Und zweitens stellt sich noch mal eben die Frage, warum Israel sich eigentlich in den stark besetzten europäischen Gruppen qualifizieren muss – nicht über den asiatischen Verband…

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
10 Jahre zuvor

Irgendwie muss ich jetzt an die großen Aktionen des DFBs („Mas Integration“), der UEFA („Respect“) etc denken.

Es ist doch immer so wichtig, dass insbesondere bei der UEFA die Aufnäher auch an der richtigen Stelle sitzen, damit man wirkliche Zeichen für den Respekt in der Sportlergemeinschaft setzen kann.

Björn Wilmsmann
10 Jahre zuvor

@#1: Aus ziemlich genau dem gleichen Grund. In der AFC spielen eben auch viele arabische Staaten mit. Und die hätten eine Mitgliedschaft Israels boykottiert.

trackback

[…] wo israelische  Sportler diskriminiert werden, indem ihre Siegerehrung ausfällt(2013) oder ihnen das Einreisevisum verweigert wird (rad-hl]2014[/rad-hl]. Hier reichen sich der “klassische” arabische Israel-Boykott […]

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