Paco Alcácer-Verpflichtung beweist: Der BVB ist keine große Nummer im Weltfußball (mehr)!

Foto: BVB

Seit gestern Abend ist die zuletzt bereits etwas panisch anmutende Stürmer-Suche bei Borussia Dortmund erst einmal vorbei. Mit dem Spanier Paco Alcácer verpflichtete der BVB einen scheinbar gestandenen Stürmer von einem internationalen Top-Klub.

Bisher war die Position im traditionell ambitionierten Kader der Westfalen nach den jüngsten Abgängen von Michy Batshuayi und Pierre-Emerick Aubameyang in der Vorsaison noch immer vakant. Dementsprechend groß ist aktuell die Erleichterung in und um Dortmund. Schließlich endet am 31. August ja bereits das aktuelle Transferfenster. Gerade noch so gelöst, das Problem.

Doch wie gut ist die am frühen Dienstagabend stolz präsentierte Lösung wirklich? Die Einschätzungen im Netz schwanken derzeit zwischen ‚Wunschstürmer‘ und ‚Notlösung‘. Die Wahrheit liegt wohl, wie fast immer im Leben, irgendwo in der Mitte.

Fakt ist jedoch, der Spieler hat es beim FC Barcelona seit Jahren nicht in die Stammelf geschafft. Und auch wenn das sicherlich keine Schande ist, so setzt sich mit der aktuellen Verpflichtung doch ein nicht zu übersehender Trend fort, der jedermann deutlich macht: Der BVB ist international gesehen längst keine große Nummer (mehr)!

Es ist gerade einmal fünf Jahre her, da stand der BVB 2013 im Finale der UEFA Champions League gegen den FC Bayern München. Teams wie Barcelona oder auch Real Madrid waren für Dortmund zu dieser Zeit sportlich keine unerreichbaren Rivalen.

Wenn auch insgesamt mit dem notwendigen Glück im Bunde, die finanziell vergleichsweise ‚kleinen‘ Dortmunder zogen damals in das große Finale ein, weil sie es in diesen Tagen auf dem grünen Rasen in der Tat mit diesen etablierten Spitzenteams Europas aufnehmen konnten.

Im Kader der Schwarz-Gelben fand man mit Robert Lewandowski, Mats Hummels, Ilkay Gündogan oder auch Marco Reus damals gleich etliche Spieler von internationalem Top-Niveau.

Seither ist viel passiert. Der Kader der Borussen ist innerhalb der Jahre faktisch auf den Kopf gestellt worden. Nur Reus sucht von den zuvor genannten unverändert beim BVB sein sportliches Glück.

Auch das früher vielfach goldene Händchen in Sachen Transfers scheint Sportdirektor Michael Zorc und Klub-Chef Hans-Joachim Watzke im Laufe der Jahre abhanden gekommen zu sein. Von Trainerlegende Jürgen Klopp einmal ganz zu schweigen.

Auf der anderen Seite ist die Reihe der Fehleinkäufe der letzten Jahre vergleichsweise lang. Kein Wunder also, dass der BVB in diesen Tagen längst nicht mehr von einem Champions League Finale träumt. Das Ziel ist vielmehr, dass sich der Verein überhaupt noch für die Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs qualifiziert. Alles Andere gilt rund um das Westfalenstadion inzwischen als ein Bonus.

Zu beobachten war im Laufe der letzten Jahre zudem, dass dem BVB seine besten Spieler regelmäßig in Richtung Bayern München, FC Barcelona, Manchester City oder auch Arsenal London abhanden kamen. Von Hummels über Gündogan bis hin zu Henrich Mchitarjan, von Dembele bis hin zu Aubameyang. Stets verließen die größten Talente Dortmund ziemlich rasch in Richtung der sportlich und finanziell immer übermächtiger werdenden Konkurrenz.

Im Gegenzug verpflichteten die BVB-Verantwortlichen ihrerseits auffällig viele Spieler, die es gerade dort eben nicht geschafft haben: Mario Götze scheiterte in München. Ebenso erging es Sebastian Rode. Nuri Sahin schaffte es weder in Madrid noch in Liverpool, auch das Premier League-Abenteuer von Shinji Kagawa scheiterte früh. Andre Schürrle wurde in England auch nicht glücklich, konnte in Wolfsburg ebenfalls nicht an seine guten Tage vom Karrierebeginn in Leverkusen und Mainz anknüpfen. In Dortmund wurden sie alle mit offenen Armen (wieder) aufgenommen. Die Erwartungen konnten sie auch hier nur selten erfüllen.

War der BVB in den letzten Jahren nicht auf der internationalen ‚Resterampe‘ in Sachen Neuverpflichtungen unterwegs, dann waren es auffällig häufig im absoluten Spitzenbereich noch völlig unerfahrene Jungspunde wie Emre Mor, Alexander Isak, Mustafa Amini, Mikel Merino oder auch Sergio Gomez, die sich dem Deutschen Pokalsieger von 2017 anschlossen.

Viele von diesen Talenten schafften den Sprung in die europäische Spitzenklasse jedoch nicht, was man ihnen persönlich im Regelfall gar nicht vorwerfen kann. Einen Kader mit vielen jungen Talenten aufzubauen ist eben für alle Beteiligten immer ziemlich riskant.

Wenn ein Verein jedoch den unverzichtbaren Teil der erfahrenen Spieler in der Startelf dazu vermehrt mit Spielern zu gestalten versucht, die vielfach andernorts bei den aktuellen Top-Klubs nicht in der ersten Elf standen, dann verwundert es letztendlich nicht, dass er mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit selber kein wirklich großer Klub im internationalen Vergleich sein kann.

Ein auf diese Weise aufgebauter Verein wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit lediglich im Verfolgerfeld der wirklichen Top-Mannschaften einlaufen. Sportliche Wunder gibt es eben nicht auf Knopfdruck.

So gesehen lässt einen auch die gestrige Verpflichtung eines Paco Alcácer als neuem Top-Stürmer der Favre-Elf auch nicht automatisch in lauten Jubel ausbrechen.

Ist das wirklich die erforderliche Qualität, die aus dem BVB dauerhaft wieder ein Team mit gerechtfertigten internationalen Ambitionen machen können? Zweifel sind in jedem Falle wohl mehr als angebracht.

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Michael M
Michael M
5 Jahre zuvor

Hallo, Herr Patzwald. ich muss Ihnen in Bezug auf die Zukunft widersprechen, auch wenn ich sicher alles andere als ein BVB-Anhänger bin. Mit Ausnahme von Witsel sind in dieser Saison keine besonderen Transfers Richtung BCB gelungen, die Mannschaft wurde eher -dennoch national auf hihem Niveau- stabilisiert.

Die Versprechen für die Zukunft des BVB schlummern noch in der Jugend. Während Jadon Sancho (Jahrgang 2000)sein gewaltiges Potenzial bereits in der Buli andeutet und die Youngster Pulisic und auch Dahoud und Zagadou und Isak (beide Jahrgang 99) uns Sergio Gomez (Jahrgang 2000)ihre Karriere noch vor sich haben, wachsen im Jugendbereich mit dem Torwart Luca Unbehaun und Emre Aydinel oder dem Stürmer Moukoko (2004, aber bereits U 17) – um nur einige dieser hochtalentierten Spieler zu nennen) derartige bereits international hoch beschtete Spieler heran, die den BVB, falls er es versäumt, sie spielen zu lassen, beachtliche Ablösesummen bescheren werden .

Auch die Verkäufe von Aubameysng und Dembele machten ja für die Kommanditgesellschaft
durchaus Sinn.

Wenn man sich dann aber den Alte-Herren-Kader der Bayern ansieht, muss man sich da schon eher fragen, wie das nach dieser Saison – da könnten sie auch international noch was reißen- . mit dem FCB i- oder zwei oder drei Jahren- aussieht, zumal man sich bei Toptransfers sehr zurückhält.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

Dieses "(mehr)" irritiert mich etwas. Wann waren wir denn nach den glorreichen Mittneunzigern bis Anfangzweitausend jemals wieder in der Lage, echte internationale Topstars, die sich z.B. in Spanien, auf der Insel oder in Italien die Vereine nach Lust und Laune aussuchen können, einzukaufen?? Mit Transfers gut ausgebildeter Talente lässt sich zwar gutes Geld verdienen, aber einen Ruf als "stilbildender" Verein in Europa lässt sich ja damit nicht erkaufen. Und AkiSusis "Verdienste" als nonchalante, eloquente Topmanager auf der funkelnden Weltbühne des Hochglanzfußballs sind wohl eher mit der großen Lupe zu suchen.

ke
ke
5 Jahre zuvor

Wer ist groß?
Da fallen mir eigentlich nur die Spanier und die Manchesters ein.
Sonst gibt es immer wieder ein paar Neureiche, die kurz aufblitzen oder Vereine mit einem guten Jahrgang.

BTW: Der BvB ist in der 5-Jahres-Wertung auf Platz 10 in Europa.

Hat der BvB so hohe Ansprüche an einen Stürmer? Selbst Auba hatte ein eher schlechte Quote. Es gab aber immer wieder so viele Gelegenheiten, dass es reichte.

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