ThyssenKrupp: Hippe räumt das Feld

ThyssenKrupp Zentrale Foto: TKThyssenKrupp verliert seinen Finanzchef an den Pharmakonzern Roche. Ganz freiwillig ist der Wechsel nicht.

Hippe hatte sich Chancen auf den Posten von Ekkehard Schulz ausgerechnet, der mit der Hauptversammlung am nächsten Freitag in den  Aufsichtsrat wechseln wird. Aufsichtsratschef Gerhard Cromme berief aber einen anderen, Nachfolger wird Heinrich Hiesinger. Der kommt von Siemens.

Hippe soll sich übergangen gefühlt haben und sich daher auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber gemacht haben. Dass er jetzt geht, soll aber auch damit zusammenhängen, dass Cromme dem Finanzvorstand einen Wechsel nahegelegt habe, verlautet aus Konzernkreisen.

Belegt ist dies nicht, aber einiges spricht dafür. So war Hippe unzufrieden, weil er einen höheren Posten angestrebt habe, heißt es im Unternehmen. Und einen unzufriedenen Finanzvorstand kann keine Gesellschaft brauchen. Auch wenn man dies Hippe zuletzt nicht angemerkt hat, so wäre er über kurz oder lang gegangen.

Cromme ging es wohl darum, eine Hängepartie zu vermeiden. Denn eine solche kann ThyssenKrupp nicht gebrauchen. Mit Hiesinger soll ein neuer  Weg eingeschlagen werden. Weniger Stahl, mehr Technologie. Damit die neue Strategie aufgeht, müssen alle an einem Strang ziehen.

NRW: Lässig in die Neuwahlen

Scheitert eine Regierung mit ihrem Haushalt und drohen dann Neuwahlen, ist meistens die Stimmung am Boden. Nicht in NRW: Grüne und SPD können lässig in die Neuwahlen gehen. Zittern müssen die Oppositionsparteien.

NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann gab dem Spiegel ein Interview: Wenn das Landesverfassungsgericht den Nachtragshaushalt der Minderheitsregierung kippen würde, so stelle sie klar, gäbe es Neuwahlen. Und nach diesen Wahlen will sie auch Schwarz-Grüne nicht ausschließen, ist aber mit Rot-Grün sehr zufrieden. Man regiere, sagte Löhrmann, auf Augenhöhe miteinander.

Löhrmann redet lässig über Neuwahlen. Ungewöhnlich für ein Regierungsmitglied, denn normalerweise sind Neuwahlen nach so etwas wie einem gescheiterten Haushalt für eine Regierung eine Katastrophe. Nicht in NRW. Wären morgen Wahlen, Rot-Grün hätte eine satte Mehrheit. Und die Grünen könnten sich vielleicht sogar den Koalitionspartner aussuchen. Denn vielleicht sind ja nur nich drei Parteien im kommenden Landtag. Die FDP wäre mit jetzt 4 Prozent in den Umfragen wahrscheinlich nicht mehr im Landtag vertreten und auch für die Linkspartei mit  um die 5 Prozent wird es eng. Gut möglich, das deren Abgeordnete bald wieder im Sandkasten mit Hammer und Sichel spielen dürfen. Ihre Weigerung, bei einem etwaig nötig werdenden Sparhaushalt Kürzungen im Personalbereich mitzutragen, könnte schnell zur Kürzung ihrer Mandate beitragen.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Gerhard Papke bewegt sich, von leichter Panik getrieben, schon einmal auf SPD und Grüne zu und bringt eine Ampel-Koalition in NRW ins Spiel. Nach der Wahl legte er sich zwar noch mit dem damaligen FDP-Vorsitzenden Andreas Pinkwart an, als der mit SPD und Grünen reden wollte, aber die Zeiten sind vorbei. Die Angst, wieder in seinen alten Jobs arbeiten zu müssen, scheint gewaltig zu sein. Papke war vor seiner Zeit als Landtagsabgeordnete ein schlichter Mitarbeiter der Friedrich Naumann Stiftung und Kofferträger des FDP-Bundestagsabgeordneten Paul Friedhoff. Das treibt natürlich die Kompromissfähigkeit voran.

„Die Menschen geben um jeden Preis für die Liebe auf“

Ein Chinesisch-Deutsches Literaturquiz von unserer Gastautorin Xinying

Xinying hat ein Gedicht gelesen. Unten ihre Inhaltsangabe der Legende, die im Gedicht erzählt wird. Wie heisst das Gedicht?

Das Gedicht bezieht sich auf eine alte Geschichte, deren Inhalt so traurig ist:

„…“ ist die schönste Jungfrau, die eine Tochter vom „…“ ist.

„…“ wird gezwungen, durch ihr schönes Gesicht und ihr wundersames Lied den Schiffer anzuziehen.

Und der Schiffer verliebt sich in „…“

„…“ ist so schön, dass der Schiffer nicht auf die Gefahr aufpasst.

Schließlich stösst das Schiff an die Riffe, und alles sinkt.

Auch „…“ springt schliesslich in den „…“, um sich von dem Zaubertrick zu befreien.

Die Menschen geben um jeden Preis für die Liebe auf.

Neujahrsempfang – ein optimistischer Blick in Duisburgs Zukunft

 
SchauinslandReisenArena - Bild: duisburg.de

„Duisburg muss sich nach der Loveparade-Katastrophe nun wieder auf seine Stärken besinnen“, hat er gesagt. Was so viel bedeuten soll wie: okay, im Jahr 2010 hatte Duisburg Schwäche gezeigt. Aber jetzt, also im Jahr 2011, sind die Stärken dran. So etwas sagt man halt … auf einem Neujahrsempfang. Und gestern fand der statt, in der SchauinslandReisen-Arena – geb. MSV-Arena. Für Ortsunkundige: Abfahrt Wedau, dort dann zum Stadion, wo früher einmal das Wedau-Stadion stand. Das gibt es heute freilich nicht mehr, zumal dort jetzt die SchauinslandReisen-Arena steht. Wissen Sie Bescheid. Heute spielt hier der MSV; aber gestern – ich sagte es ja schon – fand hier der Neujahrsempfang statt. Der Neujahrsempfang der Stadt Duisburg. 

Bedauerlicherweise war ich gar nicht eingeladen. Schade. Denn nur „Gäste aus Politik, Wirtschaft und Organisationen waren geladen und die meisten waren auch gekommen“, hört man bei Radio Duisburg. „Es gehe schließlich darum, dass die Entscheidungsträger in der Stadt sich auch einmal in lockerer Atmosphäre träfen“ – logisch. Und obwohl ich nicht dabei war, „sind diesmal mehr Gäste gekommen als in den Jahren zuvor.“ Das ist ja ein Ding! Rund 450 Gäste sollen gestern da gewesen sein. Hätte man eigentlich dabei sein müssen. Aber was sollte man machen, wenn man keine Einladung bekommen hatte?! Gemein. 

Jetzt kann ich Ihnen nicht einmal berichten, ob es und, wenn ja, was gestern Leckeres zu essen gegeben hat. Drei Meldungen hat Radio Duisburg über dieses für die Stadtgesellschaft bedeutende Ereignis heute bereits rausgejagt, und aus keiner ging hervor, wie es gestern mit dem Catering aussah. Echt! So etwas wird einfach verschwiegen – um 9:36 Uhr, um 11:35 Uhr, um 12:33 Uhr: das ganz große Schweigen! Ich hätte freilich jemanden anrufen können, der dort war. Das ist mir aber zu blöd. Hinterher wird mir noch Futterneid unterstellt. Das möchte ich nicht; wobei: das Essen soll ja immer toll sein, in der MSV, sorry: in der SchauinslandReisen-Arena. Egal …

Wie gesagt: ich weiß es nicht. Ich glaube aber, dass es ziemlich gut gewesen sein muss. Denn hier, bei Radio Duisburg, steht wörtlich: „Zum traditionellen Neujahrsempfang der Stadt sind diesmal mehr Gäste gekommen als in den Jahren zuvor.“ Sicher, die erschienenen Esser aus Politik, Wirtschaft und Organisationen konnten das auch nicht alle wissen, was es Leckeres gab. Aber denken. Denn die Stadt hatte schließlich ganz schön Etwas im Salz liegen. Noch aus dem letzten Jahr. Sie wissen schon: diese blöde Loveparade-Katastrophe. 

„Nach den Geschehnissen in 2010 müsse 2011 ein Neubeginn werden“, hat er gesagt. Die Parole lautete: „Chancen für Duisburg nutzen und nicht zerreden“! Sehr gut. Diese Parole, oder sagen wir mal besser: „diese Marschroute hat Oberbürgermeister Adolf Sauerland für 2011 ausgegeben.“ Klasse! Oder nicht? Ich meine: das ist doch klasse, wenn man eine klare Marschroute hat. Optimismus, Neubeginn, Chancen nutzen …  Das fanden die wichtigen Leute aus Politik, Wirtschaft und Organisationen offenbar auch; deshalb „blickten die Gäste des Neujahrsempfangs optimistisch in die Duisburger Zukunft.“ 

Okay, der Rat hat „kaum noch Gestaltungsmöglichkeiten“, weil der städtische Haushalt „kaum Spielraum“ bietet – hat er gesagt, der Adolf Sauerland. Trotzdem „blickten die Gäste des Neujahrsempfangs optimistisch in die Duisburger Zukunft“. Ich hätte da doch dabei sein müssen. Lecker Essen hin, lecker Essen her. Denen ist doch etwas gesteckt worden. Da ist doch eine wichtige Info über den Tisch gegangen. Irgendwie muss da durchgesickert sein, dass Sauerlands Tage in Duisburg gezählt sind. Warum sonst sollten diese Gäste aus Politik, Wirtschaft und Organisationen optimistisch in die Duisburger Zukunft blicken? Es kann doch nicht sein, dass die alle total bestusst sind. Das kann doch eigentlich nicht … – oder?

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letzte Woche / diese Woche (KW3)

Letzte Woche ist anscheinend davon ausgegangen worden, dass in diesem Jahr andere Regeln existieren als im letzten. Oder ich hatte da etwas nicht verstanden an dieser unsäglichen „Tatort“-Diskussion. Manchmal verstehe ich diese Sorte Leute einfach nicht, die permanent rummeckern und sich dabei auch noch vor irgendwelche Karren spannen lassen – ohne Not und ohne etwas davon zu haben meist auch. Um etwas weniger kryptisch zu werden: Die größten Kritiker des Ruhrgebietes scheinen mir gleichzeitig die größten Standortstreber zu sein. Und das geht natürlich nicht einher. Kritik darf sich eben nicht gemein machen oder per definitionem gemein sein, dadurch dass mensch z.B. von der Teilhabe an einem regionalen Medium profitiert, in einer Partei-Ortsgruppe ist oder sonst so etwas. „Tatort“? Ach ja. Der Aufhänger.

Falls Sie diese zugegebenermaßen kurze Zusammenfassung eines Symposums der letzten Woche lesen (würden), bekommämen Sie eine (noch) bessere Vorstellung davon, was ich meine. Ungefähr am Ende des ersten Drittels des dritten Teils geht es um Fernsehserien.

Damit wir uns nicht missverstehen: Es ist gut zu sehen, dass trotz Beteiligung von Staat, Land und Konzernen halbwegs unabhängig geforscht werden bzw. Ergebnisse nicht immer so zurechtgelogen werden können, dass es den Auftraggebern passt. Aber mir wird schummerig, wenn ich daran denke, wie direkt oder indirekt (s.o) abhängige Medien, Institutionen und Wichtigtuer dann solche Forschungen interpretieren – nicht dass ich mich da ausnehmen würde.

Soweit zum kuscheligen Standort-Nazi in uns allen. Diese Woche wollen wir uns also nicht für irgendwelche Wettbewerbe zwischen Städten oder Staaten als Jubelruhries oder Jubeldeutsche benutzen lassen. Diese Woche hinterfragen wir mal wieder etwas tiefer, ob und von wem wir uns da benutzen lassen. Diese Woche fragen wir mal andere Leute als die, die uns die Antworten geben, die wir hören wollen. Und wir lassen das ganze Jahr 2011 über – als Gegenmittel gegen unser Verhalten im letzten Jahr – mal dieses inzestuös-regionalistische gegenseitige Schulterklopfen ganz sein. Ja? Nicht? Ich jetzt aber.

Foto: Jens Kobler (feat. „learning to cope with cowardice“ von mark stewart & maffia)

ePetition für freies WLAN

Wer sein WLAN für alle freischalten möchte geht im Moment ein hohes rechtliches Risiko ein. Stefan Meiners will das mit einer ePetition ändern.

Stefan Meiners ist Blogger und sitzt für die Grünen im Rat der Stadt Voerde. Noch bis zum 24. Februar kann man seine ePetition für freies WLAN unterzeichnen.

Sein Ziel:

Ich möchte, dass es eine eindeutige Rechtslage gibt, die mir erlaubt mein privates Wireless-LAN (WLAN) unverschlüsselt zu betreiben und damit Hinz und Kunz einen Zugang zum Netz anzubieten.

In der aktuellen Situation ist der Betrieb eines unverschlüsselten WLAN nicht verboten. Jedoch macht die Rechtsprechung ein  faktisches Verbot durch Gerichtsurteile möglich. Im Rahmen dieser Urteile ist der “Betreiber” eines WLAN verpflichtet, die aktuellste Verschlüsselung zu nutzen. Das bedeutet, dass ich nicht nur WPA  nicht mehr benutzen darf, neuere Urteile verbieten sogar die Nutzung des durch den Hersteller voreingestellten Sicherheitsschlüssels – und sei er noch so zufällig.
Folge ich diesen Vorgaben nicht, mache ich mich nicht strafbar. Wenn aber jetzt jemand hingeht und sich in mein WLAN einloggt, kann ich dafür belangt werden, was er anstellt.
In der aktuellen Situation ist der Betrieb eines unverschlüsselten WLAN nicht verboten. Jedoch macht die Rechtsprechung ein  faktisches Verbot durch Gerichtsurteile möglich. Im Rahmen dieser Urteile ist der “Betreiber” eines WLAN verpflichtet, die aktuellste Verschlüsselung zu nutzen. Das bedeutet, dass ich nicht nur WPA  nicht mehr benutzen darf, neuere Urteile verbieten sogar die Nutzung des durch den Hersteller voreingestellten Sicherheitsschlüssels – und sei er noch so zufällig.
Folge ich diesen Vorgaben nicht, mache ich mich nicht strafbar. Wenn aber jetzt jemand hingeht und sich in mein WLAN einloggt, kann ich dafür belangt werden, was er anstellt.
Den ganzen Text gibt es hier.

Bisher haben über 3200 Menschen die ePetition von Stefan unterschrieben. Da ist also noch Luft nach ob.

Via Zoom

Der Ruhrpilot

Tunesien: „Wir haben das Gefühl, hereingelegt worden zu sein“…Welt

Tunesien II: The First Twitter Revolution?…Foreign Policy

NRW: Ein weiter Weg zur Integration…Welt

NRW II: Land droht ein neues Bahn-Chaos…Welt

Ruhrgebiet: Bund bremst Verkehrsausbau im Revier…Der Westen

Duisburg: Planungsdezernent Dressler würde gern zwei Möbelhäuser  ansiedeln…Der Westen

Essen: IHK – Messe leidet unter unfairem Wettbewerb…Der Westen

Wirtschaft: Brüderles Zahlenpropaganda…Frontmotor

Medien: „Ich kenne von ihm keinen dummen Satz“…Vorwärts

Online: Die SecondLife Kulturkonferenz am 22. Januar 2011…Kueperpunk

Umland: Die Insektenschmiede…Zoom

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Kulturhauptstadtjahr 2010 – Eine Bilanz für Bochum

Bochumer Kulturdezernent Michael Townsend/Foto: Stadt Bochum

Für den Bochumer Kulturdezernenten Michael Townsend war das Kulturhauptstadtjahr 2010 ein „Durchlauferhitzer“ für Kulturinstitutionen. Im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets zog er Bilanz für Bochum. Dabei ging er offensiv mit der kritischen Berichterstattung diverser Medien und der dort kommunizierten Skepsis um. Der Kulturdezernent räumte ein, dass es insgesamt Verbesserungen bedürfe, was die Kommunikation zwischen den einzelnen Beteiligten und die Kommunikation mit der Stadt betrifft. Lob erhielten vor allem die kreativen Köpfe Bochums.

„Machen wir uns nichts vor. Wir haben hier keine Puppenstuben-Altstadt. Aber wir haben die Kunst und die Kultur.“ Townsends persönliche Bilanz für Bochum als Begleiter und Gestalter fällt ambivalent aus: Große Teile der Bevölkerung – nicht nur Bildungsbürger – seien eingebunden  und beteiligt gewesen. Nachhaltigkeit sei zwar nicht direkt durch die Kulturhauptstadt, jedoch in ihrer Peripherie entstanden. Für die Zukunft wünscht er sich Bochum als Bildungszentrum mit hochwertiger Kultur und einer eigenen kreativen Szene. Die Stadt habe enormes Potential und gute Aussichten auf ein Alleinstellungsmerkmal.

Sofern man nicht überambitioniert sei, könne man  insgesamt  zufrieden sein. Mit 25 Projekten Bochumer Institutionen sei man im Ruhrgebiet federführend gewesen. Dazu zitierte Townsend aus einem WAZ-Artikel („Bochum, die Kulturhauptstadt im Revier“) von Jürgen Böbers-Süßmann, in welchem dieser darauf verwies, dass an drei Tagen zum Teil über 80 Termine angeboten wurden und zu dem Urteil kam: Bochum ist die Kulturhauptstadt im Revier. Townsend lobte den Tenor des Zurufs. Schon vorab habe sich in Bochum ein kulturlastig orientiertes Bild geboten. Er fragt, ob eine Stadt dieser Größenordnung solch ein Kulturangebot benötigt und findet: Ja. Immerhin sei Bochum das größte Bildungszentrum der Region.

Jahrhunderthalle Bochum: Verhandlungen um die Übernahme laufen. / Foto: Stadt Bochum

Trotz Kürzungen des Kulturbudgets um 18 Prozent war es gelungen, ein funktionierendes Konzept zu entwickeln. Townsend räumt ein: Nachdem die Haushaltsbilanz der Stadt vorlag, habe man keine Handhabe mehr im Bereich der freien Projektförderung gehabt. Mit 9 Millionen Euro Förderung konnte man immerhin das Fortbestehen vorhandener Kultureinrichtungen sichern, trotz konkreter Schließungsdiskussionen. Zurzeit verhandelt die Stadt Bochum die Übernahme der Jahrhunderthalle vom Land. Man sei bestrebt, einen möglichst risikofreien Vertrag für die Stadt auszuhandeln. Ansonsten würde man künftig nicht mehr mitbestimmen können, was in der Jahrhunderthalle passiert. Außerdem könnten die daran hängenden Projekte nicht realisiert werden.

Kreativität von Unten

Rottstr5-Theater/Foto:Chantal Stauder

Besonders für die freie Szene gab es viel Zuspruch. Diese sei in Bochum außerordentlich spannend. Riesiges Lob erntete das Rottstr5-Theater. Viele wollen wissen, wie es mit dem Viertel um die Rottstraße weitergeht und ob die Stadt daran beteiligt sein wird. Auf Nachfrage gerät Kulturdezernent Townsend ins Schwärmen: „Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, dahin zu gehen. Da geht die Post ab. Der Chef nimmt Ihnen das Geld ab, spielt drei Stunden, verkauft Ihnen in der Pause Bier und brät Ihnen `ne Bratwurst und geht dann wieder auf die Bühne. Da zahlen Sie zehn Euro und kriegen Fantastisches geboten.“ Gerne würde man es in die institutionelle Förderung aufnehmen. Leider könne man das Theater seitens der Stadt nicht fördern. Die Summe, die das Off-Theater von der Sparkassenstiftung erhält, reiche lediglich, damit es nicht schließen muss. Deswegen hofft er, dass noch mehr finanzielle Förderung dieser Art dazukommen wird. Er ist sich jedoch sicher, in keiner anderen Stadt wäre ein Erfolg der freien Szene wie in Bochum möglich. Denn hier gebe es insgesamt eine große Faszination für Theater. Besonders junge Leute könnten sich hier für Theater begeistern.

Townsend freute sich auch über die Nennung des Ehrenfelds in der Zeitschrift Prinz als das Viertel für Kreative. Er ist sich sicher, die Außenwahrnehmung des Ruhrgebiets ändert sich: „Manche gehen immer noch davon aus, dass hier Briketts durch die Luft fliegen. Dass sich daran etwas ändert, haben wir auch solch identitätsstiftenden Projekten wie den Schachtzeichen oder der Extraschicht zu verdanken.“ Aber auch für die Wahrnehmung Bochums stellt er einen Wandel fest. „Mit Anselm Weber sind wir wieder wer“, findet Townsend. Was die interkulturelle Kultur betrifft, ist der derzeitige Intendant des Bochumer Schauspielhauses für ihn wegweisend. Das zeige vor allem die Rezeption im Großfeuilleton. Als Beispiel nannte er Mahir Günsirays Faust-Inszenierung.

Europäisches Versprechen

Der Platz des europäischen Versprechens dagegen ist für so manchen eine eher peinliche Angelegenheit. Das offen angelegte Projekt wurde von der Stadt anfinanziert und scheint nun im Sande zu verlaufen. Townsend erklärt, die ursprünglichen Kosten hätten sich bereits verdreifacht, nicht zuletzt, weil die Materialwahl auf armenischen Granit gefallen war. Der Steinlieferant ist mittlerweile insolvent. Zumindest baulich werde das Projekt abgeschlossen. Die geplante Lichtinstallation wird von den Stadtwerken Bochum finanziert. Wegen des Armenien-Granits war es zwischen der Stadt und der lokalen Handwerksinnung zu Streitigkeiten gekommen. Die Innung warf der Stadt vor, sie habe den Auftrag ohne Ausschreibung an einen persönlichen Wunschlieferanten des Künstlers Jochen Gerz gegeben. Klaus Bielfeld, Obermeister der Bildhauer- und Steinmetz-Innung Bochum, kritisierte das Vorgehen als fiesen Filz und sagte, Bochumer Betriebe hätten das Material für einen deutlich geringeren Preis geliefert.

Kulturtourismus als Metropolenchance?

Für die kommende Dekade setzt er auf Kulturtourismus und Kreativquartiere. Townsend warnt jedoch, man dürfe Kreativwirtschaft nicht überbewerten. Die Thesen Richard Floridas (Toleranz, Technologie und Talent) seien zwar längst Allgemeingut geworden, dennoch sei Kreativwirtschaft nicht die Lösung für alles. Man arbeite derzeit intensiv an der Weiterentwicklung des Bereichs um Prinz-Regent und die Zeche, die sich seit 30 Jahren ohne Subventionen hält. Das Viertel, in dem auch das Musik-Label ROOF Records ansässig ist, soll neben dem Ehrenfeld und dem Viktoriaviertel ebenfalls ein eigenes Kreativquartier werden. Dazu müsse man die Ansprüche realistisch halten und Experten für fundierte Ausarbeitungen Zeit lassen. Dennoch plädiert der Kulturdezernent für gewachsene Strukturen und die daraus entstehenden Synergien. Er wünscht sich „konstruktiven Wettbewerb, um Konzepte für Exzellenz voranzutreiben.“

Schock: Alle Horoskope falsch?

Der Tag begann  heute mit einem Schock für alle Trottel. Am Kiosk empfing sie die Bild mit der Schlagzeile „Alle Horoskope falsch?“

„Alle Horoskope falsch?“ fragte die Bild in ihrer heutigen Ausgabe. „Natürlich“ möchte, man mit einem Schulterzucken antworten. Was denn sonst? Und auch die Begründung des Artikels,  dass die Tierkreiszeichen nicht korrekt zugeordnet sind ist nicht ganz neu. Jetzt ist also eine Waage ein Schütze oder ein Wassermann ein Löwe – oder so oder vielleicht noch ganz anders.

Amüsant wird es, wenn man sich die Panik der Horoskop-Gläubigen vorstellt: Ein irritierter Blick über den Frühstückstisch: Ist die Gattin vielleicht kein feuriger Stierin sondern nur ein kalter Fisch? Und was ist mit den Kindern? Ein saugeiles Leben als Zwilling oder eine elende Existenz als ewige Jungfrau? Nein, es war kein guter  Trotteltag.