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PeerBlog: Kommunikationsrisiko Steinkühler?

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Als Düsseldorfer Focus-Büroleiter enthüllte Karl-Heinz Steinkühler CDU-Spitzelattacken gegen Hannelore Kraft. Als Theobald Tiger soll er beim Blog Wir in NRW tatkräftig an der Niederlage  von CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers mitgewirkt haben. Als PR-Berater ist er zum Risiko für seine Kunden geworden.

Als es ihm ganz schlecht ging und er um ein besseres Bild in der Öffentlichkeit rang, setzte der damalige  Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland auf professionelle Kommunikationsberatung. Die sollte ihm der ex-Focus-Mann  Karl-Heinz Steinkühler liefern, der immer wieder mit dem Blog „Wir in NRW“ in Verbindung gebracht wird. Kaum war das öffentlich geworden, war es vorbei mit dem PR-Mandat für Steinkühler. Und als kurz vor der Landtagswahl herauskam, das Steinkühlers Agentur üppige Aufträge durch die Landesregierung erhielt, kam schnell der Verdacht auf, diese seien ein Dankeschön für sein nie ganz bewiesenes Wirken bei Wir in NRW – einem Blog, dessen Finanzierung ebenso undurchsichtig war wie seine Autoren. Das Land erwirkte damals eine einstweilige Verfügung gegen den Stern, der die Geschichte gebracht hatte.

Und nun Steinbrück. Steinkühler macht ein Blog für Peer Steinbrück. Finanziert von „Unternehmerpersönlichkeiten“. Und sorgt damit für Schlagzeilen.  Allerdings nicht so, wie sich die SPD und Peer Steinbrück das wünschen:

Die Nachdenkseiten schreiben:

Die Kommunikationsagentur steinkuehler-com hat das neue “PeerBlog” für den SPD-Kanzlerkandidaten an den Start gebracht hat. Seit Sonntag bloggen Agenturinhaber Steinkühler und seine Mitarbeiter „für“ den Kandidaten. Finanziert wird das Projekt von anonymen „Unternehmerpersönlichkeiten“. (…)Wie kann man als SPD-Wahlkampf-Manager einen solchen Wahnsinn betreiben?

WAZ-Recherche erinnert:

„Mit gesichtslosen Geldströmen kennt sich Karl-Heinz Steinkühler aus. Auch wenn er es immer bestritten hat, gilt der Ex-Focus-Mann als einer der Macher hinter dem „Wir in NRW Blog“, einer Kampagnen-Internetseite aus dem NRW-Wahlkampf 2010 zum Vorteil der SPD.(…) Erst nach dem Wahlsieg der SPD erhielt Karl-Heinz Steinkühler Werbeaufträge für seine neu gegründete Werbeagentur aus dem Haus der neuen NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) und der NRW-Staatskanzlei unter Hannelore Kraft (SPD). Sowohl die Landesregierung als auch Steinkühler wiesen den Geruch der Dankeschön-Aufträge zurück. Es habe ordentliche Ausschreibungen gegeben, hieß es.

Und der Spiegel, der die ganze Nummer herausbekommen hat schreibt süffisant:

„Die Kosten für peerblog.de, eine sechsstellige Summe, tragen fünf Unternehmer, die vorerst anonym bleiben wollen. Dafür wird eine fünfköpfige Redaktion unter Führung des früheren „Focus“-Redakteurs Karl-Heinz Steinkühler Texte liefern und Gastautoren organisieren. Der Blog will laut Steinkühler die öffentliche Wahrnehmung des Kandidaten positiv verändern, dabei aber unabhängig vom SPD-Wahlkampfteam operieren.“

Auf dem Peerblog gibt sich Steibkühler indes kampfeslustig:

Nur einen Tag im Netz – und der PeerBlog ist Gesprächsthema. Warum? Weil er etwas Neues ist, weil er in der politischen Kommunikation in Deutschland eine festgefahrene Wahlkommunikation ergänzt.

Das stimmt – dass bei der politischen Kommunikation für einen Kandidaten die Finanziers des Kommunikationsmediums und die Autoren mehr im Vordergrund stehen als der Kandidat und seine politischen Inhalte ist tatsächlich neu. Allerdings wird es kaum Maßstäbe setzen.

Steinkühler ist durch die Undurchsichtigkeit der Finanzierung seiner PR-Aktion für Steinbrück zu einem Kommunikationsrisiko geworden.

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Hans Meier
Hans Meier
11 Jahre zuvor

… Finanziert wird das Projekt von anonymen „Unternehmerpersönlichkeiten“.

Nur gut das anscheinend keine „Möwenpick-Taktik“ eingesetzt wird. Damit identifiziert man politische Gegner.
Die SPD verhält sich zwar nicht offen und transparent, schließlich hat sie viel weniger Umwelt-Verbände und Blogger an der Hand, wie sie für die Grünen aktiv sind und auch als unabhängig von diversen Auftraggebern gesehen werden möchte.

Letztlich sieht`s aber eher nach „cui bono“ aus, wer zahlt schafft an.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Nach allem was ich zur Sache mittlerweile lesen konnte,neige ich zu der Annahme, daß Peerblog als Projekt, nicht nur, aber auch wegen Steinkühler, ehe für Steinbrück ein weiteres Risiko im Wahlkampf sein wird als eine neue Möglichkeit, im Wahlkampf Positives zu bewirken. Leider mußt ich das annehmen, da ich bekanntlich zu den Befürwortern der Kanzlerkandidatur Steinbrück zähle -auch weiterhin-.

Andi
Andi
11 Jahre zuvor

Mal ganz dumm gefragt: Was an einem Blog ist so teuer, dass man dafür sechsstellig Geld ausgeben kann? Ich meine, das muss ja irgendwer für irgendwas bekommen. Arbeiten die fünf Leute ein Jahr Vollzeit und schalten Printwerbung?

Jan W.
Jan W.
11 Jahre zuvor

Die Reaktion von PeerBlog auf die Kritik ist wirklich an Dreistigkeit nicht zu überbieten! „Wir geben bereitwillig Auskunft, soweit privatwirtschaftliche Vereinbarungen nicht betroffen sind.“ – genau in diese selbstgeschaffene Intransparenz-Zone wurde praktischerweise die gesamte Finanzierung des Projektes verschoben!
Und vor allem: Peer Steinbrück ist jetzt der Helmut Kohl des Web 2.0 – er kennt die Spendernamen!
Und man sollte ihn auch genauso immer und immer wieder danach fragen. Als jemand, der weder a.D. noch Pflegefall ist, wird er den Interviewern nämlich nicht ausweichen können.

Allein die Tatsache sowie die explizite Erlaubnis, seinen Namen zu verwenden, stellen die Unabhängigkeit des Blogs mehr als nur infrage.

Arnold Voss
11 Jahre zuvor

5 Leute die eine Menge Kohle haben wollen das Peer Steinbrück Kanzler wird und 5 Journalisten können dadurch eine Menge Kohle verdienen. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, es sei denn man ist gegen den Kandidaten und/oder dagegen, dass man mit Arbeit auch (möglichst viel) Geld verdient.

Was die Wähler davon halten ist allerdings eine ganz andere Sache. Ein Kandidat der sich neuerdings die Transparenz ganz groß auf die Fahnen geschrieben hat, aber seine Förderer nicht nennt oder nennen darf, schießt sich natürlich selbst ins Knie bzw. gibt er sich zum Abschuss frei.

Aber vielleicht wollen ja die 5 „Spender“ auch gar nicht, dass Peer Steinbrück Kanzler wird, sondern das genaue Gegenteil. Auch dafür lohnt es sich eindeutig eine Menge Geld auszugeben.Erst recht wenn einem im Nachhinein nur schwerlich schlechte Absichten unterstellt werden können.

Aber vielleicht sollte man erst mal schauen was die 5 Lobbyjournalisten wirklich auf der Pfanne haben.

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[…] und seine politischen Inhalte ist tatsächlich neu. Allerdings wird es kaum Maßstäbe setzen. Aus: Ruhrbarone 2. Politik a. (…) Schavan verliert den Doktortitel (…) Mit der Klage könnte sie am […]

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