PKK-Funktionär: „Türkei wollte, dass wir gegen Assad kämpfen“

PKK-Kämpferinnen im Einsatz (2014) Foto: Kurdishstruggle Lizenz: CC BY 2.0

Ein Funktionär der Kurdischen Arbeiterpartei machte in einem Interview deutlich, dass die PKK zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs kein Interesse am Sturz Assads hatte. Von unserem Gastautor Thomas von der Osten-Sacken.

In einem längeren Interview bestätigte der hochrangige PKK-Funktionär Murat Karayilan, was syrische Oppositionelle der kurdischen Arbeiterpartei und ihrer syrischen Dependance, der Partei der Demokratischen Union (PYD), seit Jahren vorwerfen, nämlich sich vor zehn Jahren de facto an der Seite von Baschar al-Assad positioniert zu haben. Damals, in den Jahren 2012 und 2013, gab es auch in den syrisch-kurdischen Gebieten Massenproteste gegen das Regime in Damaskus und die meisten kurdischen Parteien stellten sich aufseiten der Opposition.

Wie Karayilan ausführte, bot auch die Türkei, damals eine Unterstützerin vor allem islamischer Oppositionsgruppen, der PYD ihre Hilfe an, sollte sie am Sturz Assads mitwirken. Man habe das Angebot damals ausgeschlagen – und das in einer Zeit, in der die Beziehungen zwischen PYD und Ankara noch so gut waren, dass ihr Vorsitzender, Salih Muslim, sogar mehrmals in Ankara zu Besuch war.

Karayilan gehört zur alten Garde der PKK, die enge Beziehungen zum Regime in Teheran unterhält und eben auch immer zum Assad-Regime. So warnte er vor einer möglichen syrisch-türkischen Normalisierung und davor, dass »Assad einen Fehler begeht, wenn er einer Normalisierung der Beziehungen zu Erdogan zustimmt, da es Erdogans einziges Ziel sei, seinen Sitz bei den kommenden Wahlen Mitte Mai zu behalten«.

Deshalb, so fuhr er fort, »sollte die Regierung in Damaskus keinen Fehler, Baschar al-Assad keinen Fehler machen. Schauen Sie sich die Geschichte an. Warum ist Hafez al-Assad so lange an der Macht geblieben? Wegen der formellen und informellen Unterstützung durch die Kurden«, sagte er unter Bezug auf den Vater und Vorgänger des syrischen Präsidenten.

So deutlich hat bislang kaum einer dieser Funktionäre ausgesprochen, wie die PKK sich weiterhin positioniert und auch, in welchem Ausmaß die syrische PYD von ihren Direktiven abhängig ist, während sie zugleich Seite an Seite mit US-Soldaten in einem Bündnis gegen den IS kämpft. Zugleich machte dieses Interview auch deutlich, dass die PKK kein Interesse an einer türkisch-syrischen Einigung hat und – sollte es zu einer weiteren Annäherung kommen – ihrerseits versuchen wird, diese zu torpedieren.

Der Artikel erschien bereits bei Mena-Watch

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