Pro/Contra: Wählen ab 16

Schüler demonstrieren in Berlin. Foto: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Pro: Sebastian Bartoschek

So lasst sie doch ab 16 Jahren wählen. Es tobt eine unsägliche Debatte dazu, ob jungen Menschen ab dem 16. Lebensjahr wählen dürfen sollten. Ich sage ja.

Denn zunächst einmal gibt es keinen Grund, wieso junge Menschen zwar ihre Stimme bei der Kommunalwahl abgeben dürfen sollten, aber ihnen auf Bundesebene eben jenes Recht verwehrt bleiben sollte. Was ist das für ein Gedanke, der dahinter steht? Sind Kommunalwahlparlamente und Bürgermeister weniger wert als Bundestagsabgeordnete? Muss ich weniger informiert sein, um vor Ort Entscheidungen verantwortungsvoll zu treffen als auf Bundesebene? Betreffen die Entscheidungen des Bundes das Leben der Jungen irgendwie weniger als die Entscheidungen in den Kommunen? Eben.

Darüber hinaus zeigen gerade die Jungen, dass sie sich für gesamtpolitische Entscheidungen interessieren, demonstrieren bei Fridays for Future für ihre Rechte und für eine andere Politik. Ja, das mag nicht gefallen. Aber es ist unerheblich, ob die Politik für die da demonstriert wird, gefällt oder nicht, solange sie Teil des freiheitlich-demokratischen Spektrums ist, und das ist sie in der Mehrheit in jedem Fall. Die jungen Menschen interessieren sich für unsere Gesellschaft, für die Gestaltung der Zukunft, für die drängenden Fragen der Politik wie Digitalisierung und Neue Arbeitswelten, Bildung oder Umwelt. Wir sollten mit ihnen in einen Diskurs auf Augenhöhe einsteigen, dafür gehört eben auch, dass wir sie die Parlamente auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene mitwählen lassen – denn die Wahl ist zentrales Instrument zur Gestaltung der Politik in unserem Land.

Nun mag man einwenden, dass es nicht sein kann, dass man zwar mit 16 wählen können soll, aber andere Rechte erst im Rahmen der Volljährigkeit mit 18 zugesprochen werden. Richtig, sage ich, senkt also das gesamte Alter der Volljährigkeit auf 16. Zeiten ändern sich, und vor einigen Jahrzehnten lag das Wahlalter und das Erreichen der Volljährigkeit noch beim 21. Lebensjahr. Undenkbar heutzutage. Und ebenso undenkbar wird hoffentlich bald auch, dass junge Menschen erst ab 18. Jahren wählen durften.

Contra: Robin Patzwaldt

Das Mindestalter für Wahlen auf 16 Jahre heruntersetzen? Grundsätzlich spricht da auch aus meiner Sicht erst einmal nichts dagegen. Und doch würde ich das nicht grundsätzlich einfach so machen, nur weil das jetzt vielleicht in geringem Maße dazu führen könnte das Interesse der jungen Generation für die Politik etwas stärker anzuregen.
In unseren Schulen hat sich im Laufe der vergangenen Jahre bereits eine deutlich umweltbewusstere Erziehung durchgesetzt. Auch das finde ich persönlich auch gut so. Es sollte jedoch jedermann klar sein, dass die Zustimmung, insbesondere zu den Grünen, bei älteren Schülern dadurch im Vergleich zur restlichen Gesellschaft besonders groß ist.
Auch soziale, traditionell eher ‚linke‘ Gedanken, sind bei Jugendlichen stets populärer als bei älteren Menschen in unserer Gesellschaft.
Klar ist dadurch, dass eine Herabsetzung des Mindestwahlalters zu einer deutlichen Verschiebung der Wahlergebnisse in eine grüne bzw. linke Richtung zur Folge hätte. Schraubt man an diesen Grundlagen des Wahlrechts herum, erhält man das entsprechende Ergebnis.
Logisch also, dass SPD und Grüne solche Gedankenspiele befürworten, die anderen Parteien das erst einmal skeptisch sehen, drohen ihnen durch solche Dinge doch schlechtere Wahlergebnisse.
Wir leben in kritischen Zeiten. Die Probleme türmen sich gerade. Ich würde daher von solchen Gedankenspielen im Moment absehen, einfach, weil sie Diskussionen entfachen, die im Moment nur von den tagesaktuellen Problemen ablenken. Die Politik sollte sich aktuell darauf konzentrieren, die Kernprobleme unseres Alltags zu lösen. Damit hat sie genug zu tun.
Wenn Corona irgendwann einmal, in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft besiegt, die Wirtschaft wieder stabil läuft und das Land wieder im Alltagsmodus angekommen ist, dann können wir über eine Absenkung des Mindestalters bei Wahlen ja noch einmal in der gebotenen Ruhe und Sachlichkeit diskutieren. Derzeit ist schlicht nicht die Zeit dazu, über so etwas zu streiten und damit wertvolle Energie zu verschwenden, die wir andernorts gerade viel dringender brauchen.

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Berthold Grabe
Berthold Grabe
3 Jahre zuvor

Wahlrecht für 16 jährige halte ich für puren Populismus bzw. durchsichtige Parteipolitik, die Dumme braucht um noch gewählt zu werden.
Mit 16 hat man keine Ahnung das Interessengeflecht zu durchschauen und fällt blind auf schönen propagierten Ziele herein,die nicht das Geringste mit der Realität zu tun haben.
Selbst viele Erwachsene durchschauen das ein Leben lang nicht ,weil sie nie hinterfragen ob die Massnahmen auch wirklich zum Zeil führen können.
Und je ferner der Beruf dem Markt desto wahrscheinlicher begreift man es nie.
Es ist keine Zufall das bestimmte Partien mittlerweile ihre Klientel aus Beamten und direkt oder indirekt öffentlichen Beschäftigten oder Subventionierten und NGO´s beziehen.
Schon aus eigener Erfahrung weiss ich das eigentlich auch 18 im Grunde zu früh ist.
Besonders da der Berufseintritt immer später erfolgt und die jugendliche Unreife bis weit in die 20ziger nach hinten aufrecht erhält.
"Fridays for Future" war so ein perfektes Beispiel das Fordern und Lösen zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind, aber manche Parteien das Fordern ohne zu lösen zum Prinzip gemacht haben.
Womit die Ansprüche immer extremer von den realistischen Möglichkeiten sich entfernen, ohne das dies bemerkt würde.

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