
Kürzlich habe ich in kleiner Runde mit kulturell engagierten Unternehmern über meine Lust gesprochen, die Liberalen wieder auf die Beine zu bringen. „Die FDP ist tot“, schallte es mir entgegen, „verlorene Liebesmüh!“ Von unserer Gastautorin Ute Cohen.
So leicht aber lasse ich mich nicht abbringen von meinen Vorhaben, zumal mein Lebensmotto ja Iggy Pops Raw Power ist. Dass auch Ulf Poschardt und Wolfgang Kubicki kräftig an einer Renaissance des Liberalen arbeiten, mag viele meiner Kulturkollegen abschrecken – mich aber begeistert das. Ein zum Punk konvertierter Popper ist wertvoller für die Freiheit als ein zum Staatsmündel verkommener Dead-Kennedys-Fan.
Wer die Freiheit retten – ja, wiederbeleben – will, braucht eine Stimme und einen klingenden Namen. Cohen ist zwar melodisch und ruft Leonard in Erinnerung, aber Cohen ist nun mal nicht so brav wie Lieschen Müller. Lieschen Müller dürfte sich zwar schon ein wenig selbst kasteien und auch ein paar Kartoffel-Vorwürfe einheimsen, bevor sie auf die Bühne klettert. So dumm aber, dass sie Cohens verteidigt, wird sie wohl nicht sein.
Jetzt aber Tacheles – und back to Cohen:
Eine Lesereise war geplant im schönen Süden. Ich, noch Dr. Ute Cohen, künftig Jeanne-Lieschen Müller-d’Arc, sollte den „Geschmack der Freiheit“ ins Ländle tragen. Eine freiheitliche Stiftung war an mich herangetreten mit diesem Ansinnen – welch Titel böte sich mehr an zur Wiederbelebung der FDP als der Titel meines Buches?
Doch dann – ei der Daus, und siehe da! – zog sich die Chose hin, bis endlich aber doch ein erster Termin angeboten wurde bei einem Kooperationspartner der Stiftung: Überraschung – ein evangelisches Bildungszentrum!
Hatten die Baden-Württemberger nicht gerade handfeste Probleme mit palästinensischen Aktivisten, die einen judenfreundlichen Pfarrer bedrohten? Nun gut, es sind Liberale, da lässt sich keiner ins Bockshorn jagen – think positive! Der Zweifel aber wuchs, als entgegen der Planung keine weiteren Termine in zwei anderen Städten gefunden werden konnten. Wie wenig Freigeist noch vorhanden ist, zeigte sich dann, als ich heute eine Absage für die gesamte Lesereihe erhielt. Begründung: interne Besprechung, Strategie – und vor allem fehle „die konkrete politische Zuordnung des Themas“. Tschüss, ciao, adieu – gern mal „bei anderer Gelegenheit mit einem politischeren Thema“.
Was aber, bitteschön, ist politischer als die Themen meines kulinarischen Freiheitsbuches, politischer als der Verlust einer liberalen Gesinnung und verlockender als der Geschmack der Freiheit?
Wenn wir jetzt nicht die Barrikaden – pardon, Podien – stürmen, dann wird bald nicht nur die letzte Cohen auf der Bühne gestanden haben, sondern auch der letzte Liberale.
Serge Gainsbourg hätte gesungen: Aux armes et cætera,
mir genügt für heute: I’m your man.
Das dürften auch diejenigen verstehen, die den Rückbau des Liberalen mitzuverantworten haben.
Ich bring’ auch meine eigene Security mit, wenn’s sein muss. Ein paar davon dürften noch putzmunter sein.

„They sentenced me to twenty years of boredom for trying to change the system from within.“
Ich wünsche als Freund der persönlichen Freiheit viel Erfolg bei dem Projekt. Die Staatsgläubgkeit der Vertreter im Bundestag ist beängstigend und die Performance steht in keinem Verhältnis zum Anspruch. Es wäre mal wieder Zeit für eine liberale Kraft.
https://www.ruhrbarone.de/der-mensch-ist-ein-feigling-warum-die-freiheit-keine-mehrheiten-gewinnen-kann/140920/