Die Vermessung der arabischen Halbinsel

In ihrem neuen Buch „Meine Reise ins Übermorgenland. Allein unterwegs von Jordanien bis Oman“ breitet die Autorin Nadine Pungs ein Mosaik der arabischen Halbinsel aus, real, gegenwärtig und in Myriaden von Nuancierungen schillernd.

Das Suchen der Wahrheit, nicht der Besitz der Wahrheit ist das Wesen der Philosophie. Philosophie bedeutet: auf dem Weg sein. Ihre Fragen sind wesentlicher als ihre Antworten und jede Antwort wird zur neuen Frage, schreibt der Philosoph Karl Jaspers. Welche menschliche Bewegung im Raum könnte dem philosophischen Auf-dem-Weg-sein also mehr entsprechen, als das Reisen? Das Reisen als Suchbewegung nach dem Neuen und Unbekannten ist ein philosophischer Akt.

Copyright: Jil Ziegner

Nadine Pungs, 1981 im Rheinland geboren, studierte Literaturwissenschaft und Geschichte. Davor, währenddessen und danach tingelte sie jahrelang als Kleinkünstlerin durch die Dörfer und spielte am Theater. Auf der Suche nach Intensität und Schönheit zieht es sie immer wieder in die Welt. Sie engagiert sich als Aktivistin beim Düsseldorfer Aufklärungsdienst für freiheitliche Werte, Säkularisierung und Vernunft. Sie erläutert ihr Engagement: „Der Humanismus kann das Positive im Menschen in den Mittelpunkt rücken und mittels Philosophie, Kunst, Literatur und Wissenschaft fördern.“

Im Kontext von Humanismus und Aufklärung stehen auch ihre Reiseerzählungen.

In einer Legende heißt es, dass der Mensch zwar die 99 Namen Allahs kenne, der hundertste jedoch nur dem Kamel bekannt sei.
Copyright: Nadine Pungs

Allein und mit Neugier im Gepäck macht sie sich Ende 2018 auf den Weg und erkundet die Arabische Halbinsel von Jordanien über Kuwait, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Oman bis an die Grenze des Jemen. Sie reitet mit Beduinen durch die Wüste, übernachtet in Zelten und Wolkenkratzern, spricht mit Gastarbeitern und Geflüchteten. Sie trifft einen Scheich und hat eine Audienz mit einer Prinzessin.

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Seyran Ateş: Liberale Zukunft des barmherzigen Islam

Seyran Ateş als Streiterin für einen säkularen Islam der Gegenwart
Seyran Ateş als Streiterin für einen säkularen Islam der Gegenwart
Seyran Ateş als Streiterin für einen säkularen Islam der Gegenwart

In Ihrem neuesten Buch „Selam, Frau Imamin. Wie ich in Berlin eine liberale Moschee gründete.“ geht die Autorin und Rechtsanwältin Seyran Ateş von der Prämisse des muslimischen Glaubensbekenntnisses aus:

„‘Bismillahhirrahmanirrahim‘ – Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. So beginnt der Koran und damit ist die herausragende Eigenschaft Allahs benannt, seine Barmherzigkeit. Das ist der Kern unserer Religion, darauf wollen wir uns konzentrieren.“

Der Islam ist eine barmherzige Religion, die das Nachsichtige, das Ehrliche, die Liebe zu Gott

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