Jäger: Spezialdemokrat vor dem Aus

Ralf Jäger Foto: IM-NRW

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) mit einer Anzeige gegen Unbekannt gedroht und fühlt sich diffamiert. Jäger ist das Produkt einer SPD, die Vasallentreue mit Solidarität verwechselt und eher eine Rentiersgemeinschaft als eine politische Partei ist.

Dem WDR sagte Jäger gestern, in ominösen Schreiben würden seit Monaten unrichtige Behauptungen über ihn verbreitet. Nun will er klagen. Dumm nur, dass seit Wochen immer wieder die angebliche Unwahrheiten bewiesen werden können: Das man in Duisburg für Mandate nur nach Parteispenden kandidieren durfte und dass es Aufträge für Ramsch-Gutachten für Freunde der Partei gab. Doch Jäger, immerhin der Polizeiminister des Landes, stellt sich nicht an die Spitze der Aufklärer. Er mauert und spielt herunter wo er kann.  Kritische Parteimitglieder  werden auf Konferenzen der mangelnden Solidarität bezichtigt. Selbstkritik? Einsicht? Fehlanzeige.

Ralf Jäger ist das Produkt der alten , heruntergewirtschafteten Ruhrgebiets-SPD, die Sozialdemokraten von außerhalb fremd ist. Spezialdemokraten. Es gibt mittlerweile auch andere. Baranowski, Eiskirch zum Beispiel  – aber Jäger, obwohl jung an Jahren, gehört nicht zu ihnen.

Das System Jäger kann nur in einer Partei entstehen, in der es keine  offenen Diskussionen gibt. Wieso sind so wenige Sozialdemokraten in Duisburg aufgestanden, als sich die Praxis etablierte, Geld für Mandate hinzulegen? Wieso fanden

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Kampf gegen Israel – differenzierter gesehen


Wichtig ist es, gerade in der Politik, die Dinge differenziert zu betrachten. Am besten: differenzierter. Insbesondere, wenn sich die Sachlage ein wenig komplizierter darstellt, kommt es ganz wesentlich darauf an, die Dinge differenzierter zu sehen. Nehmen wir – nur mal so als Beispiel: Israel. Ganz kompliziert. Wenn Sie da nicht höllisch aufpassen …

Angenommen, Ihnen ist danach, Israel zu boykottieren. Also den Kauf israelischer Produkte. Kein Problem, können Sie machen. Aber, und jetzt kommt´s: die Begründung muss stimmen! Wenn Sie also beim nächsten Mal im Supermarkt statt der Jaffa-Orangen die Apfelsinen aus Spanien nehmen, ist das so weit absolut in Ordnung … wenn Sie dieses kritische Verbraucherverhalten differenziert begründen können.
Klare Sache: Sie weisen die Kassiererin auf Ihre fortschrittlichen, antiimperialistischen und humanistischen Motive hin, und machen darauf aufmerksam, dass Sie jegliches Wiederaufleben des alten Antisemitismus richtiggehend anwidert. Sollte die Kassiererin wegen der der kapitalistischen Ausbeutung geschuldeten Arbeitshetze oder wegen ihres defizitären sozialistischen Bewusstseins nicht das rechte Interesse an Ihren Erläuterungen zeigen, kein Problem: Hauptsache bei den Zionisten kommt die Botschaft an.

Und die, also die Zionisten, bekommen so etwas ganz genau mit. Davon können Sie mal ausgehen! Ihr Bestreben, die Existenz Israels zu beenden, oder sagen wir besser: Palästina zu befreien, ist ihm nämlich ein Dorn im Auge,

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Gefährlicher Pfusch am Bau in Duisburger Küppersmühle

Photograph by Christopher Peterson (via Wikipedia)

Nein, das ist nicht die Küppersmühle im Duisburger Innenhafen, und das wird sie auch nicht. Und: so soll oder wird sie auch in Zukunft nicht aussehen. Nur so ähnlich. Das ist nämlich der Neubau des Boston Institute of Contemporary Art, also des Museums für zeitgenössische Kunst in Boston. Und da Duisburg, wie wir aus anderen Zusammenhängen wissen, es grundsätzlich nicht unter dem Anspruch einer Weltmetropole oder so macht, ist man auch in der Stahlmetropole an Rhein und Ruhr auf die einzigartige Idee gekommen, sich ein „Wahrzeichen“ zu setzen, das Bostons Botched Box in nichts nachsteht. Eine verpfuschte Box, wie das Kunstmuseum in Massachusetts liebevoll genannt wird, das wäre es doch auch hier, dachte man sich am Rhein.

„Mit diesem Erweiterungsbau entwickelt sich der Duisburger Innenhafen zu einem der interessantesten Orte bildmächtiger Architekturen in unserem Land“, sprach der einstige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, und Werner Müller, einem größeren Publikum als Schröders Bundeswirtschaftsminister aus der Vor-Clement-Ära bekannt, ansonsten als Manager der großen Energiekonzerne beschäftigt, geriet ins Schwärmen: „Wer künftig zeitgenössische deutsche Kunst aller großen Namen erleben will, der kommt nach Duisburg.“ Wohin auch sonst, wenn nicht nach Duisburg, der Metropole von Weltruf.

Die Duisburger selbst, deren Verhältnis zur zeitgenössischen Kunst noch weiter verbessert werden muss, blickten stets ein wenig kritisch auf die verpfuschte Kiste, die ihnen im Innenhafen vor die Nase gesetzt werden soll. „Schuhkarton“ nennen sie die für sie geplante botched Box, was schon allein deshalb nicht ganz fair ist, weil das hübsche Evonik-Logo, das sie zieren soll, doch nicht für eine Schuhmarke wirbt, sondern für die gute alte Ruhrkohle AG, die mit dem neuen Kunstbegriff Evonik so ein tolles Image bekommen hat.

Und das passt ja auch so gut als Wahrzeichen für Duisburg! Nein, natürlich nicht so ein Museum für zeitgenössische Kunst, aber Evonik, das Wahrzeichen für die gute, alte Kohle. Man muss halt mit der Zeit gehen. „Come to RAG, we have a very good Betriebsklima“, wie dereinst der Werbeslogan des

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Wieso denn die Radfahrer?

Also, das verstehe ich beim besten Willen nicht. Das Buch ist jetzt seit einem Jahr auf dem Markt; aber so ein blödsinniger Titel: „An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld“. Das kriege ich einfach nicht in meinen Kopf. Wieso denn die Radfahrer?

Das ist doch Humbug. Nicht, dass ich Gott weiß was für Radfahrer übrig hätte. Nein, ganz im Gegenteil. Auch die können einem manchmal ganz schön auf die Nerven gehen. Machen alles, was Gott verboten hat – und dabei ständig dieses Opfergehabe. Sind ja die Schwächeren – im Vergleich zu Autofahrern. Aber was die sich alles Fußgängern gegenüber erlauben, da spricht kein Mensch drüber. Man darf ja nichts sagen. Radfahrer, auch so ein auserwähltes Volk Gottes. Von Grund auf gut usw. usf., diese Typen, die nicht nach links und nicht nach rechts gucken, rücksichtslos auf ihren Vorteil bedacht sind und mit dieser Gutmenschen-Opfer-Masche die ganze Politik in ihrer Hand haben. Auf lange Sicht kriegen die doch sowieso jeden Radfahrweg, den sie haben wollen. Egal. Ich sage nichts.

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Welcome to Duisburg!

Wappen der Stadt Duisburg

Sonntag, 20. März 2011, abends gegen 18:15 Uhr. Duisburg-Rheinhausen: Schießerei im linksrheinischen Stadtzentrum. „Die kurz darauf eintreffenden Streifenwagenbesatzungen sahen sich mehreren hundert Personen gegenüber“, heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Zwei Tatverdächtige wurden festgenommen, nach einem weiteren wird gefahndet. Die zahlreichen Patronenhülsen, die gefunden wurden, belegen, dass aus mindestens zwei Schusswaffen gefeuert worden ist. Offenbar fand die Schießerei zwischen einer Teestube und der gegenüberliegenden Moschee statt.

Einschusslöcher in einem Auto, das zwischen den Fronten abgestellt war. Zeugen berichten von einer Hundertschaft Polizei. Beamte mit schusssicheren Westen und Maschinenpistolen sollen sich auf dem nahe gelegenen Marktplatz bereit gehalten haben. Es ist nicht das erste Mal, dass der Konflikt zwischen den beiden organisierten türkischen Banden – Drogen, Glücksspiel, Autoschiebereien, Prostitution – außer Kontrolle geraten ist. Auch hier gilt, wie bei den – allerdings schwerpunktmäßig in der Duisburger City tätigen – Kollegen der Bandidos und der Hells Angels: man spricht nicht allzu viel. Schon gar nicht gegenüber der Polizei.

Montag, 21. März 2011, nachmittags gegen 16:00 Uhr. Duisburg-Marxloh. Überfall auf zwei türkische Jugendliche am Pollmann-Eck. Eine etwa zehnköpfige Gang von – nach Polizeiangaben – Libanesen – hatte die beiden verletzt. Richtig Ärger gab es, nachdem die Polizei zwei Freunden den Zutritt zum Rettungswagen, in dem die beiden behandelt wurden, verwehrt hatte. Wie das dann so geht: die Beamten werfen den beiden jungen Männern schwere Beleidigungen und Widerstandshandlungen vor und nehmen sie vorläufig fest. Schnell stehen Hunderte Menschen am Pollmann-Eck, die Kreuzung ist blockiert, nichts geht mehr. Mitten im Berufsverkehr machen die Autos und Straßenbahnen Pause. Die Polizei, die einschlägige Erfahrungen am Pollmann-Eck hat und deshalb von vornherein „mit zahlreichen Kräften ausgerückt war“, schafft es, Marxlohs zentrale Kreuzung nach einer dreiviertel Stunde wieder frei zu bekommen. Im übrigen: es fällt nicht ein Schuss.

Dienstag, 22. März 2011, vormittags gegen 11.24 Uhr. Duisburg-Walsum. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) meldet der Polizei Schüsse auf eine Straßenbahn. Sie „war auf eigenem Gleiskörper von Dinslaken in Richtung Innenstadt zwischen den Haltestellen Watereck und Vierlinden unterwegs, als Fahrgäste den Fahrer auf zwei beschädigte Seitenscheiben auf der linken Seite der Bahn hinwiesen.“ Dem Straßenbahnfahrer erschien dieser Hinweis auch insofern recht plausibel, als dass er soeben „zwei Jugendliche hinter Büschen im Bereich des dortigen VW-Händlers gesehen (hatte), die dann mit einer Sporttasche wegliefen“. Und tatsächlich entdeckten die eintreffenden Polizisten etwa zwei Millimeter große Löcher in den besagten Seitenscheiben. Nach den beiden jugendlichen Sportsfreunden wird gefahndet; insofern ist völlig unklar, ob die Schüsse konkret einer bestimmten Person gegolten haben.

Wenn nicht, wäre dies natürlich schlecht. Allerdings eine Ausnahme. Also, wenn einfach nur so auf Straßenbahnfenster geschossen worden wäre. Denn eins muss auch mal gesagt werden: was auch immer hier bei uns in Duisburg vorgekommen sein mag – Mafiamorde, Rockerkrieg, jetzt dieser Kleinkram – Unbeteiligte kommen eigentlich nicht zu Schaden. Welcome to Duisburg!

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Duisburg: Guttenberg, die Fans und die Polizei

Ramon van der Maat - Bild: Polizei Duisburg

Ramon van der Maat ist Pressesprecher der Duisburger Polizei. Seine Aufgabe ist, Erklärungen abzugeben. Damit verdient er sein Geld. Würde man sich also damit abgeben, zu all seinen Erklärungen Erklärungen abgeben zu wollen, müsste man wohl sämtliche Aufgaben abgeben, mit denen man sich ansonsten noch so abgibt. Da dies zu Erklärungsnöten führen könnte, begnügen wir uns mit den jüngsten Erklärungen, die van der Maat – wie sagt man? Ach ja – abgegeben hat.

Beginnen wir mit dieser hier: “Ich finde es schade, dass nun ein engagierter Politiker weniger auf der Regierungsbank sitzt.“ Sie ahnen, zu welchem Thema sich van der Maat erklärt hat. Richtig: zum Rücktritt Guttenbergs vom Amt des Verteidigungsministers. Ich weiß es nicht, erkläre mir das aber so, dass sich Herr van der Maat nicht dienstlich, sondern privat zu diesem die Republik bewegenden Vorgang geäußert hat. So genau geht das aus der heutigen Printausgabe der Duisburger WAZ nicht hervor.

Doch wie sollte es sonst sein? Dienstlich haben Polizeibeamte nämlich keine politische Meinung, allenfalls gewerkschaftlich – aktuell: zur vermeintlich drohenden „Flüchtlingslawine“ aus Nordafrika – oder, was in diesem Fall wahrscheinlicher ist, da van der Maat bislang nicht als Polizeigewerkschafter in Erscheinung getreten ist, privat.

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Der Sauerland, der Geierabend, der Pannekopp-Orden und der gute Ruf

Adolf Sauerland

Adolf Sauerland, Duisburgs Oberbürgermeister, hat nun doch mal wieder ein Interview gegeben. Der neue Chefredakteur der WAZ hatte – gleichsam zum Amtsantritt – mit den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat über die Frage „Was nun, Duisburg?“ gesprochen, freilich mit jedem einzeln. Heute, in der auflagenstarken und gut gelesenen Samstagsausgabe, erscheint das Interview mit Sauerland mit dem Titel „Sauerland will Duisburg aus dem Imagedilemma befreien“ – na klar, wer sonst?!
Die WAZ leitet in fetten Lettern ein: „Duisburg. Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) will Duisburg imagemäßig aus der Krise führen und an die `erfolgreiche Zeit vor der Loveparade´ anknüpfen.“ Allerdings – er hatte es schon wiederholt dargelegt: „Zu der Katastrophe will er sich erst nach Ende der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen äußern.“
Originalton Adolf Sauerland: „Alle Fragen, die derzeit beantwortbar sind, sind von mir beantwortet worden.“ Einmal ganz abgesehen von der Frage, ob es das Adjektiv beantwortbar in der deutschen Sprache überhaupt gibt, und abgesehen davon, ob Sauerlands Aussage der Wahrheit entspricht, wovon jedoch schwer abzusehen ist, bleibt die – leider wenig neue – Erkenntnis festzuhalten: Sauerland schweigt zur Sache.

Was soll man auch noch sagen? Auch von mir ist zur Loveparade alles gesagt – damals noch bei xtranews. Wie leicht dieses „damals“ schon in die Tasten geht! Ob es das ist, worauf Sauerland spekuliert, worauf er kalkuliert? – Schwer zu sagen. Geistige Tätigkeiten wie Spekulieren und Kalkulieren setzen ein gewisses Maß an Rationalität voraus. Lässt sich dieses Maß bei Sauerland völlig umstandslos unterstellen? Führen wir uns seine Antwort auf die Frage der WAZ, ob der Ruf Duisburgs ruiniert sei und wie kommt man da wieder rauskommen könne, in aller Ruhe zu Gemüte:
„Ich will nicht sagen, dass der Ruf Duisburgs ruiniert ist. Aber wir müssen zeigen, dass wir als Stadt fähig sind, uns auch selbst imagemäßig aus dieser Krise zu befreien, und wir brauchen viele Mitstreiter, die bereit sind zu erklären, wie Duisburg ist, wie die Stadt tickt, in der es sich lohnt zu leben. Das wird nicht einfach sein. Aber wir haben in Duisburg und um uns herum Mitstreiter, die diesen Weg gehen wollen.“
Imagemäßig – dieses Adverb gibt es, um diese klar beantwortbare Frage vorwegzunehmen, in der deutschen Sprache ganz bestimmt. Denn imagemäßig ist wichtig, und imagemäßig haben wir ein Problem, bei dem uns – schon rein imagemäßig – jetzt nur Einer helfen kann: der imagemäßig am Freitag auf dem Geierabend für den Pannekopp-Orden via Internet-Nominierung auserkorene, einmalige und unnachahmliche … Pannekopp (?).
Sauerland wurde übrigens, wie wir im Pottblog erfahren, lange diskutiert, dann aber doch von der Preisverleihung ausgeschlossen. Hier erfahren wir die von Martin Kaysh erläuterte Begründung dafür, weshalb Sauerland der Pannekopp-Orden verwehrt worden ist. Nachzulesen ist sie aber auch in der WAZ, unter „Rhein-Ruhr“, also in der Gesamtausgabe:
Sauerland käme für die Ehrung „nur dann in Frage, wenn man ihm das gut 28 Kilo schwere Stück Stahl auf einer Brücke um den Hals hängen könne – am besten mit einem kräftigen Schlag auf die Schulter.“

Wie weit darf Satire gehen? Darf Satire Alles? Fragen über Fragen. Wie auch immer: der Geierabend hat eine gute Presse, viele Honoratioren waren anwesend. Also: rein imagemäßig betrachtet liegt der Geierabend ziemlich weit vorn. Wir Duisburger nicht so sehr. Unser Ruf ist zwar nicht völlig ruiniert, aber wir müssen zeigen, dass wir
Sagt jedenfalls unser Imageberater. The one and only imagemäßig ganz weit vorne liegende, bundesweit, ach was: international bekannte Befreier aus jeglichem Imagedilemma.
Und außerdem: Image – das kann doch wohl nicht alles sein. Es gelten ja schließlich auch noch andere Werte: Verantwortung, das christliche Menschenbild, Leben, und so weiter, und so fort …