Premiere in Dortmund: Poser (sic!) – Gebt Gedankenfreiheit!

Foto: MayerOriginals
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Nein, langweilig wird es nicht in den rund anderthalb Stunden. Trotzdem ist es ein ganz schöner Brocken, den Björn Gabriel – oder besser: sein freies Theaterkollektiv „Sir Gabriel Dellmann“ – da unter dem Titel „Poser (sic!) – Gebt Gedankenfreiheit!“ den Zuschauern beim Favoriten-Festival am 28.9. im Depot vor die Füße klotzt. „Eine multimediale Performance“ heißt es im Untertitel, „Referenz-Dschungel“ würde es auch treffen.

Fangen wir beim Titel an. Der Poser ist der Marquis von Posa, Freund von Don Carlos aus Friedrich Schillers gleichnamigem Drama, in dem der den berühmten Satz „Sir, geben Sie Gedankenfreiheit“ sagt. Im weiteren Verlauf des Abends erfahren wir aber auch,

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Hartware MedienKunstVerein zeigt „Whistleblower & Vigilanten. Figuren des digitalen Widerstands“

Plakat_HMKVMit der Eröffnung der Ausstellung “Whistleblower & Vigilanten. Figuren des digitalen Widerstands“ gelang dem Hartware MedienKunstVerein (HMKV) eine Punktlandung. Aktueller kann ein Kuratorenthema kaum sein, ist doch die Enthüllung der Panama Papers nur wenige Tage alt und das Thema Whistleblowing wieder mit voller Kraft unweigerlich ins gesellschaftliche Bewusstsein gelangt. Die Ausstellung umspannt ein breites und kontroverses Feld zum Widerstand gegen staatliche Überwachung. Die Enthüllungs-Ikone Edward Snowden, die Anonymous-Bewegung und WikiLeaks findet man ebenso wie den norwegischen Massenmörder Breivik oder den Terroristen Unabomber. Cypherpunk, Kryptoanarchismus, Spätkapitalismuskritik, viraler Hass, virtuelle Spionage, Whistleblowing, Internetaktivismus – der digitale Widerstand ist global, umfassend, konträr und streitbar. Diese Ausstellung sollte man sich nicht entgehen lassen!

Die Kontextualisierung der sehr unterschiedlichen Konzepte zum Thema Freiheit und Recht auf Information sind erst einmal irritierend, denn die Ausstellung stellt die Auffassungen über Recht und Unrecht unkommentiert nebeneinander. Anhand der räumlichen Anordnung im Ausstellungsraum lassen sich die Unterschiede der Motive der handelnden „Figuren des Widerstandes“ erst nach und nach verorten. Einfach macht es einem das Kuratorenteam, Dr. Inke Arns (HMKV) und der Künstler und Kulturhistoriker Jens Kabisch, dadurch nicht. Antworten auf moralische Fragen bekommt man ebenso wenig, wie eine Bewertung der Motivation der Handelnden. Helden des digitalen Widerstands, Kriminelle, Whistleblower mit Weltrettungsanspruch, Massenmörder, Aktivistinnen und Hacker stehen erstaunlich nah beieinander. Das ist durchaus gewollt und macht die Ausstellung spannungsreich und überraschend.

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