Mir stinkt’s

Der Winter kann kommen...

Erinnert sich hier noch wer an die 1980-er-Jahre? Damals gab es im November gerne mal ‚Wintersmog‘. Teilweise führte das in diesen Jahren sogar zu Fahrverboten für Kraftfahrzeuge.

Ich erinnere mich z.B. noch immer ganz konkret an einen Abend, da konnte ich bei einer offensichtlich vorherrschenden Inversionswetterlage sogar die Straßenlaterne unmittelbar vor meinem damaligen Kinderzimmer kaum noch erkennen, da der übel riechende ‚Smog‘ an diesem Tag so dicht war.

In den letzten Wintern kommt die Erinnerung an diese Situation bei mir immer häufiger wieder zurück. Allerdings aus ganz anderen Gründen: Die lieben Nachbarn werfen, gerade in dieser Jahreszeit, gerne mal vermehrt Ihre Holzöfen und Kamine an!

Und wo früher vielleicht mal einer der Nachbarn einen solchen Kamin betrieb, da sind es heute mindestens schon zehn.

Kein Einzelfall, wie ein Blick durch den Freundes- und Verwandtenkreis zeigt. Gerade in den Vorstädten oder in Siedlungen kleinerer Städte hat sich die Zahl der betriebenen Öfen und Kamine in den letzten Jahren ganz offensichtlich vervielfacht.

Klar, die immens steigenden Energiepreise

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schurians runde welten: iSmell

Ich bin gerne im Stadion, nur meine Schweißdrüsen sind es nicht. Selbst bei unwichtigen Freundschaftsspielen durchfeuchten sie das Baumwollhemd und sorgen für einen Geruch, den ich besser bei mir behalten möchte. Bis auf weiteres.

 

 

Fußball macht tierisch Achselschweiß   Foto: Ruhrbarone

 

In meinen Achselhöhlen bilden sich dann Dunstgaswolken, die an gegorene Yak-Milch erinnern. Um den Gestank nicht entweichen zu lassen, verschränke ich die Arme vor dem Bauch und versiegele den Körpergeruch hinter den Reißverschlüssen meiner Allwetterjacke, die ich erst ausziehe, wenn ich allein bin.

Ich rieche nur als Zuschauer so. Spiele ich selbst, rinnen mir salzige Tropfen die Stirn hinab. Sie sind fast ohne Geruch, das gilt auch fürs Fahrradfahren. Oder Herumsitzen. Oder Sonnenbaden. Schlimm ist es im Flugzeug, generell auf Fernreisen. Das kann Stress sein. Aber was haben meine Drüsen nur gegen Fußball gucken? Was ist daran Stress? Warum tun sie mir das an? Und was ist das eigentlich: Geruch?

Die Frage müsste zu den Grundfragen unseres Daseins gehören, doch lieber wird sie verschwiegen. Denn jetzt wird es unappetitlich: Anders als Geräusche sind Gerüche stofflich zu fassen. Ein Hundehaufen sendet keine Geruchswellen an seine Umgebung. Nein, er löst sich an den Rändern in Kleinstbestandteile auf. Eine Art Scheißschmelze. Und je nach Hund und Haufen kann dieser Prozess einen Radius von einigen Metern umfassen.

Fies ist, dass wir Geruchspartikel nicht sehen können, wir nehmen sie mit der Nase auf, sie kleben an Scheidewänden und Nasenhaaren, nur manchmal nießen wir sie direkt wieder aus. An die meisten Duftträger gewöhnen wir uns, sie verlieren ihren Geruch und sie bleiben. Diese Grundregeln gelten auch für schöne Dinge wie Blumen, oder Rotwein. Trotzdem bleibt es sonderbar, dass sich selbst Menschen an den Rändern auflösen, dass wir unentwegt kleine Stücke von uns absondern, wie wir andere einatmen. Möchten wir das?

Wahrscheinlich kalter Käse und längst Geheimprojekt eines Life Science Zentrum: Warum wird Geruch nicht digitalisiert. Gerüche könnten wie Geräusche durch eine Kombination von Nullen und Einsen ersetzt werden und auf irgendeinem Medium Platz finden. Das analoge Hundekot- und Yakmilchzeitalter würde abgelöst. Und ich könnte Fußball betrachten, ohne mit den Oberarmen meine Achselhöhlen zuzukneifen, weil meine Schweißdrüsen nicht mehr ranzige Flüssigkeiten produzieren, das übernimmt nun ein Duftrechner.

Übrigens: Damit es weiter duftet, wird auch an digitalen Geruchsspeichern für unterwegs geforscht, portable Geruchsabspieler, Kopfriecher für die Nasenlöcher. Abgespielt werden darauf nur saubere, digital erzeugte Geruchswellen, für den Kenner auch fieses, absonderliches. Natürlich hat der Player einen Namen:"iSmell".