Premiere in Essen: Das Prinzip Jago

Stefan Diekmann in der Uraufführung "Das Prinzip Jago" (Foto: Birgit Hupfeld
Stefan Diekmann in der Uraufführung „Das Prinzip Jago“ (Foto: Birgit Hupfeld)

Wenn Volker Lösch die Regie übernimmt, dann ist das Ergebnis eher nichts für Theaterconaisseure. Feinsinnige Personenpsychologie interessiert ihn wenig, poetische Bilder schon gar nicht. Lösch will unbedingte Aktualität und politische Relevanz. Oft brachte er dazu Laienchöre auf die Bühne – Arbeitslose, Hartz4-Empfänger, Geflüchtete –, die mit ihren eigenen Geschichten den oftmals klassischen Stoffen den nötigen Aktualitätskick gaben. Bei „Das Prinzip Jago“, dessen Uraufführung am 1.10. die Spielzeit am Grillotheater in Essen eröffnete, verzichtete Lösch allerdings auf dieses Mittel. Auch bringt Lösch hier keinen klassischen Text auf die Bühne. Stattdessen bildeten er, Oliver Schmaering und Ulf Schmidt gemeinsam mit Dramaturgin Vera Ring einen „Writer’s Room“ wie er aus Fernsehproduktionen bekannt ist. Entstanden ist ein komplett neuer Text, der allerdings in sehr großen Teilen die Personen und Handlung von William Shakespeares „Othello – Der Mohr von Venedig“ übernimmt. Ganz heutig wird die Handlung aus dem venezianischen Adel und Militär in einen Fernsehsender verlegt. Der Intrigant Jago funktioniert in jeder Umgebung. Wie bei Shakespeare ist er auch bei Lösch

Continue Reading

‚Der letzte Zeitungsleser‘ – Eine Liebeserklärung an die gedruckte Zeitung

DSC07804 (617x800)Print stirbt! Wer die Gegenwart aktuell verfolgt, der kann es sehen. Jeden Tag! Die morgendliche Lokalzeitung auf dem Frühstückstisch ähnelt in vielen Fällen inzwischen mehr und mehr einer Ansammlung von belanglosen Pressemeldungen. Häufig extrem dünn, und eben kaum noch mit eigenem redaktionellen Inhalt. Viele der verbliebenen Inhalte kennt man dann auch schon vom Vortag so aus dem Internet. Braucht man das aktuell überhaupt noch?

Gründe zu finden für so etwas dann auch noch immer mehr Geld auszugeben fällt zunehmend immer schwerer. Auch mir. Und das will im konkreten Fall schon etwas heißen, denn ich habe ursprünglich selber mal Verlagskaufmann gelernt, und dann auch rund zehn Jahre für diverse Verlage im Bereich der Tageszeitungen gearbeitet.

Ich mochte diese Branche schon als Kind. Sie fazinierte mich immer schon. Letztendlich hat mich das dann auch dazu gebracht beruflich ‚irgendetwas mit Medien‘ machen zu wollen. Habe ich dann ja auch getan. Allerdings war der Start ausgerechnet im Bereich ‚Print‘ (Anfang der 1990er-Jahre) damals wohl, im Nachhinein betrachtet, nicht die allerschlaueste Wahl.

Trotzdem mag ich gedruckte Erzeugnisse grundsätzlich auch heute noch immer sehr gerne. Ein Buch oder eine Zeitung wirklich in der Hand zu halten hat irgendwie etwas vergleichsweise Gemütliches, etwas Praktisches, aber inzwischen halt auch etwas Nostalgisches an sich.

Und so hat mich dann auch das jüngst erschienene Büchlein ‚Der letzte Zeitungsleser‘ direkt angesprochen. Autor Michael Angele ist auch ein großer ‚Zeitungsfan‘. Sogar noch bis heute. Und an seiner Begeisterung für diese sterbende Darreichungsform für Nachrichten und Meinungen lässt er die Leser seines Buches nun teilhaben. Das hat etwas Nostalgisches, etwa Rührendes an sich. Irgendwie schön!

Continue Reading

D+D: Zu viel für den Bullshit-Detektor

Roland Düringer. (c) Daniel Weber, neuwal.com
Roland Düringer. (c) Daniel Weber, neuwal.com

Die Programmplaner des österreichischen Privatsenders Puls 4 haben einen seltsamen Sinn für Humor. Zuerst eine wunderbar kritische Diskussion zur „Freeman-Bewegung“. Gleich im Anschluss eine Sendung mit Eso-Heilguru Rüdiger Dahlke und dem scharf ins Nirvana abgebogenen Ex-Kabarettisten Roland Düringer.

Continue Reading

Fluch oder Segen? – 25 Jahre Fußball-Bundesliga live im Pay-TV

Foto(s): Sky
Reinhold Beckmann und Hannes Bongartz im Jahre 1991. Foto(s): Sky

Mal wieder steht eine ‚Englische Woche‘ im Fußballoberhaus unmittelbar vor der Tür. Und wie immer werden sich zahlreiche Fußballfans das Spiel ihrer Lieblingsmannschaft heute und morgen natürlich ganz bequem und live im TV anschauen. Eine Gewohnheit, wie sich uns inzwischen wie selbstverständlich erscheint. Doch die Möglichkeit dazu hat man ja noch gar nicht allzu lange.

Es ist vermutlich ein eher wenig beachteter Jahrestag, doch am 2. März 1991, also am morgigen Mittwoch vor nun genau 25 Jahren, fand hierzulande erst die erste Live-Übertragung eines Bundesliga-Spiels im Pay-TV statt.

Heute kaum mehr vorstellbar für die Millionen von Fans nur auf die anschließenden Zusammenfassungen der ARD-Sportschau und/oder des ZDF-Sportstudio zurückgreifen zu können bzw. müssen, wenn man schon nicht direkt im Stadion bei seinem Lieblingsclub mit dabei sein kann, sich aber trotzdem über den Spielverlauf in bewegten Bildern fortlaufend informieren möchte.

In einer Zeit, in der man inzwischen längst nicht nur jedes Bundesligaspiel live, sondern auch mobil überall und ständig in Bild und Ton verfolgen kann, tatsächlich kaum mehr zu glauben, dass es doch vor gar nicht allzu langer Zeit noch ganz anders war.

Die Älteren hier werden sich sicherlich auch noch gut an eine Zeit erinnern, in der man dann tatsächlich auf die Radioreportage angewiesen war, wenn man nicht persönlich im Stadion dabei sein konnte bzw. wollte, oder aber eben bis zur Sportschau warten wollte. Ein Teil der Fans wird sich daran vermutlich mit viel Wehmut, ein anderer Teil wahrscheinlich eher mit verächtlicher Erheiterung oder gar ungläubigem Kopfschütteln erinnern.

Pay-TV, wie es heute für Millionen zum Alltag gehört, ist allerdings seit seinen Anfängen auch heftig umstritten. Von den einen regelrecht geliebt, von den anderen verteufelt und verflucht.
Die Entwicklung die es in diesen 25 Jahren im Bereich der Sportberichterstattung gegeben allerdings gegeben hat ist ohne Zweifel regelrecht atemberaubend gewesen. Wohl auch zu großen Teilen eben dank der Innovationen beim bzw. im Bereich Abo-Fernsehen.

Vor 25 Jahren, beim ersten Live-Spiel im Pay-TV hieß der Sender noch ‚Premiere‘, die Reporter waren ebenfalls noch andere als heute, und doch kommen einem in Anbetracht der nun zum anstehenden Jubiläum von Nachfolgesender ‚Sky‘ aktuell noch einmal frisch in Umlauf gebrachten Bilder einige schöne Erinnerungen. Zumindest mir.

Bei der Live-Premiere dort siegte damals übrigens Eintracht Frankfurt mit 4:3 gegen den 1. FC Kaiserlautern.

Continue Reading
Werbung
Werbung


2. Bundesliga: Spektakulärer Jahresauftakt 2016 – Aber leider nur im medialen Schatten

Mit dem Top-Spiel Bochum gegen Freiburg startet heute auch 'Liga 2' in das Jahr 2016. Foto: Claudia Bender
Mit dem Spitzenspiel Bochum gegen Freiburg startet heute auch ‚Liga 2‘ in das Jahr 2016. Foto: Claudia Bender

Heute Abend ist es soweit: Auch das ‚Unterhaus‘ der Fußball-Bundesliga kehrt, zwei Wochen nach dem Oberhaus, endlich aus dem mehrwöchigen Winterschlaf zurück. Nur nimmt man das in der Öffentlichkeit eben dann doch vergleichsweise kaum jemand so richtig wahr. Sogar die Geschehnisse in der englischen Premier League scheinen inzwischen bei vielen Sportfans im Lande deutlich mehr beachtet zu werden als das Treiben in ‚Bundesliga 2‘.

Das ist so nicht nur extrem schade, sondern auch total ungerecht. Denn auch dort gibt es ja in den nächsten Wochen und Monaten wieder zahlreiche wunderbare, bunte Geschichten in den 18 Stadien quer durch die Republik mitzuerleben. Von der dort sportlich gebotenen Leistung der Profis einmal ganz abgesehen.

Continue Reading

Olle Krautreporter-Kamellen über die Neue Rechte

#Longform (Screenshot)
#Longform á la Krautreporter (Screenshot)

Wir müssen uns den Krautreporter als einen glücklichen Menschen vorstellen. Zum Unglücklichsein fehlt im nicht nur die Seelentiefe. Es ermangelt ihm schon am Begriffsapparat.

Sein Duktus: eine „alberne Babysprache, wie sie auch bei Bento und Vice und den ganzen anderen Kindermedien gepflegt wird“, wie Prinzessinnenreporter Leo Fischer (qua Amt unfehlbar) dekretiert.

Wenn aber körperliche Schmerzen zu ihrem idealen Leseerlebnis gehören, verschlingen Sie dieses Meisterwerk des #Longread-Nachspürjournalismus von Rico Grimm.

Es erwarten Sie tiefschürfende Erkenntnisse wie diese Perle der Journalismusrettung:

„[…] eine Machtergreifung wie 1933 erscheint heute unwahrscheinlich“.

No Shit, Sherlock!

Sie sind nach der Durststrecke zwar außerstande den Gegenstand Neue Rechte zu erfassen, geschweige denn zu kritisieren. Mit den mannigfaltigen Faktenbruchstücken (Gildenschaft! Lincoln! Kubitschek!) haben Sie kein Gesamtbild.

Aber Sie können prima „auf Facebook, am Familientisch, bei der Party“ auftrumpfen.

 

Polens Fernsehmacher treten ab

Polens Medien sollen nun für ein Mehr an Patriotismus sorgen. (Foto: couverture/ Flickr/ CC-BY-SA)
Polens Medien sollen nun für ein Mehr an Patriotismus sorgen. (Foto: couverture/ Flickr/ CC-BY-SA)

Warschau – Der „Umbau“ Polens geht voran. Nachdem die völkisch-nationalistische Recht und Gerechtigkeit (PiS) in der letzten Woche die Unabhängigkeit des Verfassungsgerichtes abgeschafft hatte, passierte am 30.12. ein Gesetz das PiS-dominierte Parlament, das die Freiheit der öffentlich-rechtlichen Medien beendet.

Sie gelten nun als „staatliche Kulturinstitutionen“ und haben einen „nationalen Auftrag“, der u.a. in der Unterstützung des Patriotismus besteht. Programmchefs sollen darüber hinaus nicht mehr vom Rundfunkrat sondern direkt vom Minister vom Staatsvermögen ernannt werden.

Prompt reagierten die Chefs der größten öffentlich-rechtlichen Sender. Piotr Radziszewki (TVP1), Jerzy Kapuscinski (TVP2), Katarzyna Janowska (TVP Kultur) sowie Tomasz Sygut (Fernsehinformationsagentur) legten ihre Ämter nieder.
Die EU-Kommission zeigt sich unterdessen über die Entwicklungen in Polen besorgt.

Jürgen Klopp: „The normal one“ in Liverpool

Jürgen Klopp. Foto: Robin Patzwaldt
Jürgen Klopp, hier noch bei einer seiner letzten PKs in Dortmund. Foto: Robin Patzwaldt

Punkt 11 Uhr, um 10 Uhr Ortszeit in England, heute Vormittag war es dann auch offiziell soweit: Jürgen Klopp stellte sich erstmals seit seiner Vertragsunterschrift beim FC Liverpool in England den Medien. Ganz in schwarz `neutral‘ gekleidet, wurde nun auch dem letzten BVB-Anhänger klar, dass der Kulttrainer der Schwarzgelben nun den Dortmundern endgültig verlustig gegangen ist.

Es war und ist vielleicht das Sportthema dieser Woche: Jürgen Klopp, der nun angeblich rund 10 Mio. Euro pro Jahr verdienen soll, hat seine neue Herausforderung gefunden, nachdem seine Ära beim Revierclub im Mai, nach sieben insgesamt sehr erfolgreichen Jahren, mit dem verlorenen Pokalfinale in Berlin geendet hatte.

Und damit endet nun auch eine schier unglaubliche Spekulationsblase um die Zukunft des aktuell wohl begehrtesten Fußballtrainers. Dass Klopp sich nun dem FC Liverpool anschließt kommt dabei natürlich nicht wirklich überraschend. Der Club ist aufgrund seiner reichen Historie und seiner immensen Möglichkeiten sicher eine logische Wahl für den 48-jährigen. Dass der Trainer dafür seine Auszeit beendet erscheint plausibel, hat sich ihm doch hier nun eine seltene Gelegenheit geboten.

Continue Reading
Werbung
Werbung


Dortmund: Kevin Großkreutz befördert sich beim BVB weiter ins Abseits

Kevin Großkreutz. Foto: Robin Patzwaldt
Kevin Großkreutz. Foto: Robin Patzwaldt

Beim BVB schiebt sich in diesen Tagen, abseits des Sportgeschehens, mal wieder der aktuell gar nicht im Kader der Profis berücksichtigte Kevin Großkreutz in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussionen. Nicht zum ersten Mal. Das Bild welches er dabei abgibt kann dabei wohl erneut nur als äußerst ‚unglücklich‘ bezeichnet werden.
Kurz vor dem Spiel der Dortmunder U23 am Samstag (Ergebnis übrigens 1:1 gegen Lotte), verbreitete er auf Instagram nun folgendes Statement (Fehler im Original):
„Morgen werde ich für die Amateure auflaufen! Es ist meine Entscheidung … Und für die ganzen hater und Internet Halbstarken : Ihr könnt sagen und tuen was ihr wollt … Ich gebe nichts auf euch! Euer Neid ist meine Anerkennung ! Nach ner Verletzung muss man Fit werden und wenn es bei den Amas sein muss, dann tue ich es halt. Bin mir nicht zu schade dafür. 176 Bundesligaspiele . 1 mal CL Finale , 1 mal Pokalsieger , 2 mal Deutscher Meister und 1 Mal Weltmeister!!! Einfach Klappe halten. Danke, die in dieser Phase für mich da sind!“

Ob dem Kicker eigentlich schon einmal aufgefallen ist, dass er durch diese Äußerung genau das Gegenteil bestätigt von dem was er da schreibt? Natürlich wirkt die Kritik der sogenannten ‚Hater‘`. Alleine durch die Tatsache, dass er sich nun hier so emotional ‚verteidigt‘`, für was auch immer, das bestätigt die Kritiker und wird viele seiner ‚Follower‘ ermutigen auch zukünftig mit ihm ähnlich zu ‚argumentieren‘, ihm Dinge vorzuhalten. Völlig der falsche Weg, den Großkreutz hier beschreitet, wenn er denn Ruhe bei seinem Kampf um die Rückkehr in die erste Elf der Dortmunder haben möchte.

Continue Reading

Bundesliga: Tabellenführung? „Das ist ein Witz, oder?“

Foto: Michael Kamps
Foto: Michael Kamps

Ich gebe zu, klammheimlich habe ich bereits am letzten Wochenende darauf ‚gewartet‘, um mich dann eh nur wieder klammheimlich darüber aufregen zu können. Doch da kam es in diesem Jahr (noch) nicht. Es dauerte, zumindest in den von mir genutzten Medien, bis zum gestrigen Freitagnachmittag, als ich dann tatsächlich erstmalig wieder das schwachsinnig frühe Gerede vom Tabellenführer der Bundesliga hören musste. Das hatte ich zuletzt auch schon einmal anders erlebt.

Auf Sky Sport News HD ließ man sich aber nun am gestrigen Freitag, in der Vorberichterstattung des zweiten (!!!) Spieltages, tatsächlich schon wieder dazu hinreißen Hertha BSC die Tabellenführung, zumindest für eine Nacht, in Aussicht zu stellen, wenn man denn das Heimspiel in Berlin gegen Werder Bremen womöglich gewinnen würde.
Das Ganze wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, wo alle Teams gerade einmal ein einziges Spiel absolviert hatten, Hertha dann überhaupt erst das erste Team mit möglicherweise zwei Siegen auf der Habenseite hätte werden können.

Selbst bei der Live-Übertragung am Abend erwähnte Kommentator Torsten Kunde bei Sky schon kurz nach dem Anpfiff die Tatsache, dass ja sogar ein Punkt theoretisch schon reichen würde und die Hertha wäre zumindest bis morgen Spitzenreiter der Tabelle. So kam es dann letztendlich ja auch. Das Spiel endete bekanntlich mit 1:1, Hertha hat, nach dem 1:0-Erfolg in der Vorwoche in Augsburg, als erstes Team der Eliteliga nun vier Punkte auf der Habenseite. Aber was bitte soll diese Sensationshascherei, diese lächerlich übertriebene Tabellenanalyse zu diesem frühen Zeitpunkt der Spielzeit?

Continue Reading