Von Textmüll und Müllmenschen – ein gründlicher Blick auf die Taz-Kolumne zur Polizei

Künstlerisch hochwertig geflucht. Quelle: Flickr.com, Foto: Indrid__Cold CC BY-SA 2.0

Jetzt will Horst Seehofer Anzeige gegen die Taz erstellen. Dass ein Innenminister eine Tageszeitung anzeigen will, ist ein seltenes Ereignis und alarmiert jeden Freund der Pressefreiheit. Seehofers Reaktion ist Teil eines hysterischen Spiels, in dem alle Beteiligten ihre Rolle offenbar mit Kusshand übernehmen. Schauen wir uns daher das corpus delicti genauer an. Fragen wir, ob es Satire ist, und vor allem, ob das überhaupt eine Rolle spielt.

Von vorne. Am 16.6. veröffentlichte die Taz die Kolumne “Habibitus” von Hengameh Yaghoobifarah mit dem Titel “All cops are berufsunfähig”. Falls Sie das nicht wissen: die Abkürzung “ACAB” steht für “all cops are bastards” und ist in polizeikritischen Kreisen beliebt. Eine Nähe zur verallgemeinernden Kränkung des Sicherheitsapparates kann also schon anhand der Überschrift angenommen werden.

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Angewidert schaue ich auf den Irrsinn

Deutschland 2018 – Subjektives Symbolfoto. (Foto: SurFeRGiRL30/ Flickr/ CC BY SA 2.0)

Gerne würde ich irgendwas Witziges, Ausdrucksstarkes und überraschend Frisches darüber schreiben, wie ich die Situation in Deutschland derzeit erlebe, und darin dann auch auf das heutige Urteil im NSU-Prozess, das Überholen der SPD durch die AfD, den Suizid eines jungen Afghanen, Horst Seehofer und die allgemeine überhitzte Situation zu sprechen kommen. Allein: mir fällt nichts mehr ein.

Ich sitze jeden Tag immer geschockter da. Komme aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Habe immer mehr und plastischer den Eindruck, dass diese Demokratie mit großem Geschrei und ein wenig tätlicher Gegenwehr auf einen Abgrund zurast, den alle sehen und sich bemühen zu beschreiben, wie groß, wie tief, wie vernichtend er ist, aber nicht willens sind, wirklich etwas dagegen zu tun. Dann sind da die, die sich auf den Abgrund freuen, die ihn als Aufstieg sehen, auf eine neue Ebene. Des Deutschseins, des nationalen Selbstbewusstseins.

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Die irren Forderungen der CSU

Immer wieder für einen Überraschung gut: die CSU-Programmkommission (Symbolbild) (Foto: Anna / CC-BY-SA)
Immer wieder für einen Überraschung gut: die CSU-Programmkommission (Symbolbild) (Foto: Anna / CC-BY-SA)

München – Die ehemalige bayrische Staats- und nun Regierungspartei (CSU) erregt mit einem Leak aus ihrem Leitantrag die Gemüter.

Zur Frage, wie sich Migranten in Deutschland zu verhalten haben, heisst es dort:

Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie Deutsch zu sprechen.

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Europawahl: Bajuwarischer Denksport

Laut ARD-Hochrechnung von 20:02 Uhr hat die CSU 7,2 Prozent der Wählerstimmen erreicht. Vorausgegangen war eine Zitterpartie – auch wegen einer Bauernschaft, die in Bayern teils neue Wege ging. Die CSU hatte in Sachen Gen-Technik nicht erkannt, wo die Glocken hängen.

Nun muß sie fleissig nachdenken, was ihr das Wahlergebnis sagen soll und wie repräsentativ es für andere Wahlen sein könnte. Sie hat laut aktueller Hochrechnung des ZDF von 21:30 Uhr 49,5% der bayrischen Wählerstimmen bekommen und will nun wieder von der absoluten Mehrheit auch irgendwann im Landtag träumen.

Die bisherige Hochrechnung geht von einer bundesweiten Wahlbeteiligung von 42,5 Prozent aus, 2004 waren es 43 Prozent. Diese insgesamt geringe Wahlbeteiligung sowie das dazu relativ gute Wahlergebnis für die CSU in Bayern hat es ihr ermöglicht, die 5%-Hürde deutlich zu überspringen.