Im Juni lud der Bonner Filmemacher Aljoscha Pause einige Leserinnen und Leser der Ruhrbarone ins Kino nach Dortmund ein, um gemeinsam die Premiere seines neuen Films „Fritz Litzmann, mein Vater und ich“ zu erleben. Es wurde ein besonderer Abend – intensiv, nachdenklich und berührend. In seinem neuen Werk widmet sich Pause der eigenen Familiengeschichte und stellt Fragen nach Schuld, Erinnerung und Verantwortung, ohne dabei den Humor und die Menschlichkeit aus den Augen zu verlieren.
Nun haben endlich alle, die damals nicht im Kino dabei sein konnten, die Gelegenheit, den Film zu entdecken
Nick Cave zu Gast in Köln. Foto(s): Robin Patzwaldt
Faith, Hope and Carnage (dt.: Glaube, Hoffnung und Gemetzel) – in einem Lit.COLOGNE Spezial sprechen Nick Cave und Seán O’Hagan im Kölner Theater am Tanzbrunnen über ihr gemeinsames Buch, das im letzten Oktober erschien.
Das Werk ist das Resultat eines über 40 Stunden langen Gesprächs zwischen dem Bad-Seeds-Frontmann und dem britischen Journalisten Seán O’Hagan, mit dem Nick Cave eine langjährige Freundschaft verbindet.
Zuerst, so verriet Cave, ging er davon aus, dass es eine Art Rock’n’Roll-Buch werden würde, aber das änderte sich im Laufe der Konversation zwischen ihm und O’Hagan. Es sei kein Interview, sondern eine gesunde Konversation („healthy conversation“) gewesen, die die Grundlage des Buches bilde – das sei ihm wichtig. Den Unterschied machte er deutlich, indem er erklärte, ein Interview „states what you already know“, wohingegen „a conversation pours things out of you which you didn’t know you knew“. Das erklärt auch, warum Cave immer wieder betont, wie er in den letzten Jahren zu einer „actual person“, also zu einer „wirklichen“ Person geworden sei. Wer Nick Cave kennt, weiß, dass er ohnehin kein Freund von Interviews ist.
Zwischen technoidem Witz und Dystopie wandelt das Theaterstück „Die Roboterinnen“ | Foto: Sina Geist
Sie sind selbstbewusste Maschinen und agieren furchtlos. In einer computergenerierten Choreographie gleiten „Die Roboterinnen“ durch ihren inneren und äußeren Raum: Das maschinelle Denken ihrer künstlichen Intelligenz kreist um die „Fehlerquelle Mensch“ und erklingt in einem Komplex maschineller Rhythmen, Vocoder-Stimmen und elektronischer Musik. Dieses dystopische Werk wird am 11. November in den Rottstraßen-Kunsthallen aufgeführt.
Es ist in Summe ein ungewöhnliches und sehr abgefahrenes Theater-Stück. Die Mischung aus den Zutaten Science-Fiction, Theater, Versuchslabor, Robotik und elektronischer Musik macht es so raffiniert. Die Kern-Idee des Stücks lautet: Die KI (Künstliche Intelligenz) ist klug und gewissenhaft genug, um zu verstehen, dass sie mit der Menschheit das gleiche Schicksal teilt – und Umwelt- und Klima-Katastrophen über die Existenzfragen der Zukunft entscheiden.
Matthias Hecht gibt sich täglich die Minute. Morgen, am 26. November 2020, veröffentlicht er die 250. Minute. Am 15.04.2020 stellten die Ruhrbarone den Podcast des Bochumer Schauspielers und Regisseurs vor. In der erzwungenen Corona-Pause erdacht und geboren, sendet Hecht seine Gedankenschnipsel täglich in die Welt. Wo andere einen vollquatschen und die Gehörgänge fluten, würzt Hecht seinen Cast mit Kürze. Dieses Format hebt sich ab und erreicht so die Gehörgänge seiner Zuhörer. Matthias Hecht heute im Interview bei den Ruhrbaronen:
„Dorf Theater“ von Corsin Gaudenz beim Impulse Theaterfestival (Foto: Frieda Schneider)
Am 13.6. wurde das Impulse Theaterfestival, das 2018 erstmals unter der künstlerischen Leitung von Haiko Pfost stattfindet, im Ringlokschuppen, Mülheim eröffnet. Während in der Studiobühne, Köln die diesjährige Impulse Akademie ihren Sitz hat und in Düsseldorf mit „Wenn die Häuser Trauer tragen“ ein Stadtprojekt stattfindet, fungiert der Ringlokschuppen als Festivalzentrum, wo beim „Showcase“ international herausragende Produktionen des freien Theaters gezeigt werden.
Am Beginn von „Dorf Theater“ klärt Regisseur Corsin Gaudenz darüber auf, dass bei den Produktionen der Theatervereine, die es in der Schweiz zu hunderten in fast jeder kleinen Ortschaft gibt, stets der Präsident des Vereins
„Unlikely Creatures (drei) us hearing voices“ von Billinger & Schulz am Tanzhaus NRW (Foto: Marina Weigl)
Nur dreißig Zuschauer können die Vorstellung im großen Saal sehen. Grund dafür ist die ungewöhnliche Bühnensituation von „Unlikely Creatures (drei) us hearing voices“, dem dreiteiligen letzten Teil einer Trilogie des Performanceduos Billiger & Schulz. Uraufgeführt wurde das Stück am Mousonturm in Frankfurt, am 17.5. hatte es Premiere in Düsseldorf am Tanzhaus NRW, das neben dem FFT Düsseldorf koproduziert hat.
Die Stühle sind von den Zuschauerrängen abmontiert, das Publikum nimmt in der Mitte des Bühnenraumes auf einem kleinen Podest Platz. Eine außergewöhnliche Rundumspielsituation,
Jürgen Sarkiss und Ronja Oppelt in Pension Schöller am Theater Oberhausen (Foto: Birgit Hupfeld)
Ein Schwank geht immer. Erst recht, wenn die Regie ein Eskalationsexperte wie Martin Laberenz übernimmt. Am 23.3. hatte seine Version von Pension Schöller von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby Premiere. Das deftige berliner Lustspiel von 1890 ist ein Dauerbrenner auf den deutschsprachigen Bühnen. Der gutsituierte Phillip Klapproth wäre durchaus bereit seinem Neffen Alfred eine Anschubfinanzierung für sein neues Geschäft zu gewähren, wenn dieser dem exzentrischen Onkel den Besuch in einer echten Nervenheilanstalt ermöglicht. Da das nicht so einfach ist, laden Alfred und dessen Freund Kissling ihn einfach in die Pension Schöller.
Andreas Beck ist einer der Theatermacher von Thomas Bernhard am Schauspiel Dortmund (Foto: Birgit Hupfeld)
Ohje, wo ist er da nur hingeraten, der Staatsschauspieler Bruscon, der Großdramatiker, der Theatermacher von Thomas Bernhard. Ja, tief hinein in die österreichische Provinz, ins 285-Seelen-Dorf Utzbach in eine heruntergekommene Dorfgaststätte mit modrigem Festsaal. Oder vielleicht doch eher nach Dortmund Hörde in einen ehemaligen Fanartikelstore des BVB? Daniel Roskamp hat auf die Bühne einen Raum aus Sichtbeton gebaut, Doppel-T-Träger unter der Wellblechdecke, riesige Rolltore an den Wänden, Bauplanen, Staub, etwas Schutt und eine Schubkarre. Das könnte der Megastore sein, bevor sich dort „Das schweigende Mädchen“ und die „Borderline“ breitgemacht haben. Alles noch sehr leer, nur der Brandschutz war schon da und hat überall seine Vorschriftstafeln, Feuermelder, Notausgangsbeleuchtungen und Feuerlöscher hinterlassen. Unter der Decke eine monströs flächendeckende Sprinkleranlage.
Hier soll jetzt also Theater gespielt werden? Das große Welttheater „Das Rad der Geschichte“, mit dem Bruscon samt leicht debiler Familie durch die Provinz tourt? Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Marlena Keil und Friederike Tiefenbacher in „Orlando“ am Schauspiel Dortmund (Foto: Birgit Hupfeld)
„Die Geschichte eines Mannes, der zur Frau wird, mehr als 350 Jahre lebt und dabei kaum altert.“ So fasst der Pressetext zur Dortmunder Aufführung die Story von Virginia Woolfs Roman „Orlando“ sehr lapidar zusammen. Laura N. Junghanns stemmte diese nicht gerade unkomplexe Geschichte auf die Bühne und zwar nicht nur als Regisseurin – auch die Textfassung hat sie erstellt. Und gleich zu Beginn der Premiere am 11.2. im Studio wird klar, dass nicht nur die Roman-Handlung Thema ist, sondern Junghanns die auch noch verschaltet mit den autobiographischen Notizen Woolfs und den Briefen, die sie während der Entstehungszeit des Romans mit ihrer Geliebten und Partnerin Vita Sackville-West austauschte. Woolf schrieb „Orlando“ erklärtermaßen für sie als eine Art fiktive Biographie.
Noch bevor die Zuschauer das Studio betreten, sind draußen die Stimmen von Marlena Keil und Friederike Tiefenbacher als Sackville-West und Woolf zu hören. Im Studio sehen wir sie dann in historisierenden Kostümen am Schreibtisch sich die Briefe gegenseitig vorlesen,
Das Internat von Ersan Mondtag am Schauspiel Dortmund (Foto: Birgit Hupfeld)
Wenn sich am Beginn der eiserne Vorhang hebt, erwartet die Zuschauer ein echter Wow-Effekt. Rechts und links auf der Vorderbühne bilden riesige schwarze Bäume mit roten Strichen wie böse Augen eine sich verjüngende Allee, an deren Ende in dem auf die Hälfte geschrumpften Guckkasten das Internat zu sehen ist. Durch große gotische Spitzbögen blicken wir in eine Treppenhaus, auf der Ebene darüber ein schmiedeeisernes Gitter und Tor, hinter dem zwei Internatsschüler wachend stehen. Ersan Mondtag erdachte nicht nur die Idee des Stückes, das in Dortmund als Uraufführung geführt wird, sondern auch das Bühnenbild, die Kostüme und das Maskenbild. Nur wenige Augenblicke nach dieser Eröffnung setzt sich die Drehbühne, auf der das Internat mit erwähntem Treppenhaus, Duschen, Speise- und Schlafsaal steht, in Bewegung. Sie wird sich in den nächsten anderthalb Stunden unablässig drehen.
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.