Üble Zwickmühle für Olaf Scholz und die SPD: Der überflüssige Kanzlerkandidat

Wirklich überraschend kommt die Erkenntnis zwar nicht, trotzdem kann man sie natürlich auch hier im Blog, aus aktuellem Anlass, noch einmal diskutieren: Beim ersten Aufeinandertreffen seit der Kür der Kanzlerkandidaten haben sich CDU-Chef Armin Laschet, die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock, und SPD-Kandidat Olaf Scholz in einer WDR-Sendung verbal duelliert.

Dabei wurde erneut klar, dass wer im Herbst bei der Bundestagswahl 2021 Konstanz in Regierungsfragen haben will, am Wahltag wohl NRW-Ministerpräsident Laschet und die Unionsparteien bei den Bestrebungen Angela Merkel im Kanzleramt zu ersetzen unterstützen dürfte. Wer hingegen einen spürbaren Wechsel der Politik in dieser Republik wünscht, der dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Kanzlerfrage zu Baerbock und den Grünen tendieren.

Und Olaf Scholz? Ja, wer unterstützt dann eigentlich noch ihn und die SPD? Eine wirkliche Daseinsberechtigung auf der Kandidatenliste für das Kanzleramt konnte Scholz auch im ersten direkten Kandidatenduell nicht nachweisen. Ein echtes Dilemma für ihn und die SPD!

Eine Stunde lang debattierten Laschet, Baerbock und Scholz am Donnerstag beim WDR. Es ging um Themen wie Europa, die Nato und Nahost. Laschet war in der Sendung lediglich aus NRW zugeschaltet, während Baerbock und Scholz in einem Studio in Berlin saßen.

Die insgesamt nur mäßig spannende und informative Runde bestätigte lediglich die altbekannten Vorurteile. Laschet steht als Kandidat für eine Fortsetzung des langjährigen Kurses der aktuellen Regierung. Mit ihm wird es nach Merkel keine spektakulären Veränderungen geben. Wer aktuell zufrieden ist und optimistisch in die Zukunft blickt, der dürfte mit einer hohen Wahrscheinlichkeit bei der Union sein Kreuz machen.

Baerbock hingegen wirkte auch an diesem Tag, wie zuletzt relativ häufig, eher etwas unsicher und unbeholfen, versprühte aber frischen Schwung und für eine Kanzlerkandidatin ungewohnte Jugendlichkeit. Die Grünen würden mit ihr als Kanzlerin in diesem Lad viel verändern. Das steht fest.

Wer mit den Gegebenheiten aktuell unzufrieden ist, dem bietet sich mit der einzigen Frau im Kreise der offiziellen Kanzlerkandidaten die einzige realistische Möglichkeit auf einen Wechsel. Die Positionen der Grünen, auch die von Baerbock im TV-Duell geäußerten, wirken naturgemäß, auch mangels Regierungserfahrung, vielfach noch recht unausgegoren und bergen zwangsläufig auch ein gewisses Risiko sich auf internationaler Bühne in Zeiten der Regierungsverantwortung rasch ins Abseits zu befördern.

Egal ob beim Zwei-Prozent-Ziel der Nato, oder aber in Fragen der atomaren Abrüstung. In beiden Fragen wirkte die Grüne im TV-Studio des WDR ausweichend und unkonkret. Baerbock tat sich schwer zu sagen, für was sie konkret eintreten will. Das war bei Laschet anders. Er steht klar für eine Fortsetzung des seit Jahren eingeschlagenen Weges, bekannte sich eindeutig zu bestehenden Verträgen und Vereinbarungen. Überraschungen erscheinen beim CDU-Kandidaten nach einer Amtsübernahme in Berlin weitestgehend ausgeschlossen.

Und Olaf Scholz? Tja, wofür stand bzw. steht Scholz? Er ist weder ein attraktiver Kandidat für die Wechselwilligen, für die Klimaaktivisten oder für die jungen Wähler. Dafür ist er als Finanzminister der aktuellen Koalition viel zu sehr in die derzeitige Regierungsarbeit verstrickt.

Aber wenn ich als Wähler eine Fortsetzung der Merkel-Politik will, unterstütze ich dann nicht liebe gleich den Kandidaten der Union?

Und wenn ich einen deutlichen Wechsel will, dann wähle ich garantiert nicht die SPD, die sich seit Jahren als Juniorpartner in der Regierung versucht, dabei massiv an Kraft und Schwung verloren hat, dann wähle ich eine Partei, die sich in der Opposition befindet. Und da bleiben mit der Aussicht auf das Kanzleramt eben diesmal nur die Grünen.

Eine echt üble Zwickmühle für Olaf Scholz und die SPD. Selbst im direkten TV-Duell der Kandidaten konnte er nicht deutlich machen, warum man ausgerechnet ihn und seine Partei unterstützen sollte. Kein Wunder also, dass die SPD auch nach seiner Nominierung zum Kanzlerkandidaten, weiterhin um die 15 Prozent-Marke herum dümpelt und das wohl auch weiterhin tun wird.

Bei den kommenden TV-Duellen könnte man auf den Finanzminister eigentlich gleich verzichten. Die Frage der zukünftigen Kanzlerschaft reduziert sich auf eine Wahl zwischen Kontinuität oder einer anderen Politik, und damit auf die Auswahl Laschet oder Baerbock.

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