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Wir haben diesen Planeten nur von unseren Kindern geliehen, oder: „Esst mehr Dackel!“

Brenda und Robert Vale - Cover der Originalausgabe

Wir haben diesen Planeten nur von unseren Kindern geliehen. Und / oder von unseren Enkelkindern. Vielleicht auch noch die Urenkel. Danach kann uns ja egal sein; aber die Kinder, zumal wenn es sich um unsere handelt, und von denen die, und von denen die. So egal die danach sind, so wichtig sind die erwähnten kleinen Süßen. Und deshalb auch dieser Planet. Wie gesagt: nur geliehen. Und mit Sachen, die geliehen sind, hat man pfleglichst umzugehen!

Die Kinder sollen es einmal besser haben. Deshalb haben wir jetzt den Atomausstieg unter Dach und Fach gebracht. Aber meint deshalb irgendjemand, damit sei die Existenz dieses Planeten gerettet?! Allein nur der Klimawandel. Und selbst wenn trotz der Verfehlung der Klimaziele der Planet weiterexistieren sollte, das nützt doch nichts, wenn es auf ihm ein paar Grad zu warm ist. Dann existiert der Planet zwar weiter, unsere Kinder vielleicht auch noch so gerade – aber von denen die, und erst recht von den Anderen die … Die machen doch dann Terror und … – ach, man darf ja gar nicht drüber nachdenken!

Also, in die Hände gespuckt und ran an die Klimaziele! Die erreichen wir natürlich nicht dadurch, dass wir jetzt fleißig Kohle- und Gaskraftwerke bauen. Logisch. Also? Richtig: Windräder, Photovoltaik-Dächer, Staudämme usw. usf. – Aber reicht das? Kriegen wir das schnell genug hin? Langer Rede kurzer Sinn: es wird kein Weg daran vorbei führen, dass wir Energie sparen. Anders geht´s nicht. Da müssen wir alle Opfer bringen. Jeder! Denn wir haben diesen Planeten nur von unseren Kindern geliehen.

Jeder einzelne wird zu prüfen haben, was er selbst zur Rettung dieses Planeten beisteuern könnte. Wäre es nicht überlegenswert, künftig statt der drei Fernseher nur noch zwei im Haushalt zu haben. Wenn die Kiste aus dem Kinderzimmer verschwände, wäre dies nur gerecht, weil unsere Kids ja am meisten von der Fortexistenz dieser schönen Erde profitieren. Es soll übrigens auch pädagogisch ziemlich ausgebufft sein, auf die Glotze im Kinderzimmer zu verzichten.

Außerdem können die sich doch fast alles Interessante im Internet ansehen. Ich halte das wirklich für reine Energieverschwendung, wenn beim Betrachten der Daily Soap auch noch ständig bei Facebook gechattet oder ein Ballerspiel gespielt wird. Wir Großen könnten ja im Gegenzug nur noch bei Regenwetter den Wagen nehmen, wenn wir mal eben an der Tanke Zigaretten holen. Die paar Meter kann man nämlich auch zu Fuß gehen oder die Kinder schicken. Oft reicht eine Unterschrift oder ein kurzer Telefonanruf.

Aber, Hand aufs Herz: selbst diese radikalen Einschnitte in unsere Lebensweise könnten möglicherweise immer noch nicht reichen. Wenn wir wirklich nachhaltig Energie sparen wollen, müssen wir an die großen Posten ran. Nachhaltigkeit. Um nicht länger um den heißen Brei herumzureden: das A und O nachhaltigen Energiesparens ist die energetische Gebäudesanierung. Man muss sich nur einmal überlegen, wie viel Energie durch unsere schlecht isolierten Häuser einfach verschwindet.

Dies gilt auch dann, wenn Sie selbst gar kein Haus haben sollten. Kann ja vorkommen. Sie sind deswegen nicht unbedingt ein schlechter Mensch, aber doch in jedem Fall auch ein Energieverschwender. Schuldig oder unschuldig, darauf kommt es hier nicht an. Aber machen Sie sich kein Kopf! Die Rettung naht. Die Süddeutsche Zeitung titelt heute: „Energiewende: Kosten für Mieter. Der Preis der Vernunft“. Tja, alles hat seinen Preis, insbesondere die Vernunft. Umsonst ist nur der Tod, insbesondere der Klimatod.

Energetische Gebäudesanierung, das ist die Zauberformel. Weiß man eigentlich schon eine ganze Weile. Öko-Haus – haben Sie doch gewiss auch schon einmal gehört. Die Eheleute Brenda und Robert Vale hatten bereits 1977 das Buch „The Autonomous House. Design and planning for self-sufficiency“ veröffentlicht. 1977! Ein Meilenstein, um hier einmal das Lieblingswort unseres Öko-Röttgen anzuführen. Ein vielfach ausgezeichnetes Standardwerk.

Schon 14 – in Worten: vierzehn – Jahre später ist es auch in deutscher Sprache erschienen. Vierzehn Jahre – okay, die hätten auch ausgereicht, um Englisch zu lernen. Sei´s drum. Die deutsche Version heißt: „Ökologische Architektur: Entwürfe für eine bewohnbare Zukunft“. 192 Seiten, erschienen bei Campus, 1991 (klar!). Das Öko-Haus, das ist die Lösung! Hier ein Opfer, da ein Opfer, und schon ist der Planet gerettet. Blöd nur: das reicht immer noch nicht. Wir alle werden nicht drum herumkommen, den Weg zu einer wirklich nachhaltigen Lebensweise zu suchen. Jeder!

Dankenswerterweise haben Brenda und Robert Vale eine Studie vorgelegt, die genau für diese Suche die besten Tipps gibt und insofern das Potenzial hat, erneut zu einem Klassiker der Umweltbewussten und Nachhaltigen werden zu können. Es ist zwar schon 2009 erschienen, und wieder einmal – typischerweise – nur auf Englisch. Aber die Hinweise verdichten sich, dass es diesmal keine vierzehn Jahre dauern wird, die wir warten müssen, um die entscheidenden Tipps zu erhalten, bessere Menschen zu werden.

Wer erstens des Englischen mächtig ist, und es zweitens nicht abwarten kann, sich auf den Weg in ein nachhaltiges Leben zu machen, kann freilich schon jetzt den Originaltext lesen. Brenda und Robert Vale: Time to Eat the Dog? The Real Guide to Sustainable Living. Verlag Thames & Hudson, 384 Seiten, 16,99 Euro. Ich habe in der Juni-Ausgabe von „Reader’s Digest Deutschland“ schon einmal in Erfahrung bringen können, dass der sog. ökologische Fußabdruck die Referenzgröße ist, an der die Vales die Nachhaltigkeit aller möglichen Lebensgewohnheiten festmachen.

In die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks werden zum Beispiel die Fläche für Getreideproduktion, für Weidevieh sowie CO2-Emissionen miteibezogen. Das Konzept des ökologischen Fußabdrucks ist nicht von den Eheleuten Vale entwickelt worden; aber sie übertrugen es bspw. auf die von uns so geschätzte Konsumelektronik oder auch auf unsere geliebten Haustiere. Bei denen hängt die Größe des Abdrucks von der Nahrung ab. Eigentlich logisch.

Die aufschlussreichen Ergebnisse: ein Hamster z.B. „verbraucht“ jedes Jahr 0,014 Hektar Fläche, ein Schäferhund hingegen 1,1 Hektar. Zwei Hamster sind so schädlich wie ein Plasmafernseher; da können Sie sich vorstellen, wie so ein Hund ihre Ökobilanz verhagelt. Rein Co2-mäßig betrachtet legen Sie sich besser einen Geländewagen aus der Oberklasse zu als eine Dogge aus dem Tierheim. Schon eine Hauskatze belastet die Umwelt so stark wie ein Kleinwagen.

Wenn schon ein Haustier, dann wäre laut Robert Vale ein Goldfisch die ideale Wahl. Der bringt nur eine Umweltbelastung von in etwa zwei Handys auf die Waage. Klar, am nachhaltigsten ist der völlige Verzicht auf ein Haustier. Aber so ein Goldfisch – wohlbemerkt: einer nur! – sollte sich mit Ihrem ökologischen Gewissen vereinbaren lassen. Jedenfalls ist er ökobilanztechnisch besser als ein Auto. Wenn Sie also unbedingt einmal raus wollen aus Ihrem Öko-Haus, gehen Sie am besten zu Fuß!

Im Notfall könnten Sie auch mit dem Fahrrad fahren, an und für sich auch eine saubere Sache; nur: duschen Sie danach auf gar keinen Fall. Damit würden Sie wirklich alles kaputt machen. Wenn Sie später einmal wirklich in einem autonomen, sich selbst mit Energie versorgenden Öko-Haus (Vale 1977) wohnen, können wir ja noch einmal drüber reden. Aber heute? Hände weg von diesen Fahrrädern! Oder sich von der Körperfeindlichkeit der heutigen Schweißverachtung emanzipieren.

Wenn Sie nach einer Fahrradtour duschen und etwas essen, so Prof. Vale, dann ist Ihr Energieverbrauch insgesamt tatsächlich höher als der eines Flugzeugs. Okay, Nicht-Radfahrer essen und duschen auch, aber i.d.R. nicht so viel und nicht so oft. Wenn wir den Weg zur Rettung der Erde schon mit faulen Ausreden beginnen, können wir es auch gleich lassen.

Oder Heiraten. Klar, kann man machen, hatten die Vales dereinst ja auch gemacht. Das waren aber andere Zeiten! Heute muss man fragen: wie viele Eheschließungen sollen es im Laufe des Lebens denn so etwa werden? Wie viele Personen werden zur Hochzeit eingeladen? Wie viel Prozent von denen müssen eine längere An- und Abreise zurücklegen? Sind Flitterwochen geplant? Wenn ja, wohin? Sie merken schon: der Beginn der Nachhaltigkeit ist das Ende der Gedankenlosigkeit.

Es ist ein schmaler Grat zwischen Gedankenlosigkeit und Rücksichtslosigkeit. Am schlimmsten wird – rein ökologisch gesehen – Heiraten dadurch, dass aus so einer Ehe auch noch Kinder hervorgehen können. Und soll ich Ihnen einmal erzählen, wie sündhaft groß der ökologische Fußabdruck eines Menschenkindes ist? Wie viel Fläche dafür Jahr um Jahr sinnlos vergeudet wird? Ja, ich habe davon gehört: Kinder können auch entstehen, ohne dass geheiratet wird.

Noch einmal und zum letzten Mal: bitte keine faulen Ausreden! Sonst können wir es mit der Rettung dieses Planeten gleich lassen. Und Sie wissen ja: wir haben diesen Planeten nur von unseren Kindern geliehen. Ich darf um etwas mehr Ernsthaftigkeit bitten! Es geht immerhin um Nachhaltigkeit. Es ist Fünf vor Zwölf. Lesen Sie einfach mal ein Summary dieser erschütternden Studie der Vales! Oder das FTD-Interview mit Robert Vale: „Esst mehr Dackel!“

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Beobachter
Beobachter
12 Jahre zuvor

es gab mal eine zeit da habe ich geglaubt das co2 das klima verändert. nur wenn mehr co2 höhere temperaturen bedeutet, die nicht gemessen werden, dann scheint der zusammenhang fragwürdig. ( ein clip aus dem australischen tv. temperaturkurve konstant über 10 jahre, menge an co2 steigt um 25% über die zeit)
wenn die gleichen personen die jetzt co2 temperaanstieh predigen vor wenigen jahren noch eine eiszeit vorhergesagt haben sehe ich auch immer mehr fragezeichen.
und das waldsterben was ja auch nicht so wirklich tödlich. der sollte ja schon vor jahren beerdigt gewesen sein.

Dirk Haas
Dirk Haas
12 Jahre zuvor

Das Buch ist ein Hit.

Die Sache mit den Dackeln („Es ist besser, seine Freunde zu essen, als Tiere, die man nicht kennt.“) hatte mich schon fast zu einem Projekt für die geplante Klima-Expo im Ruhrgebiet inspiriert.

Dann das:
https://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/ruhrgebiet-regional/unser-dackel-stirbt-aus-14047304.bild.html

Caro
Caro
12 Jahre zuvor

Ich hatte noch keine Hochzeitsfeier, ich besitze keinerlei Haustiere (leider), ich rauche nicht und fahre also nicht zur Tanke um Zigaretten zu kaufen, ich bin völlig unsportlich und muss demnach nicht so oft duschen. Dann dürfte ich mir doch als Ausgleich einen Hummer (nein, nicht der Lobster) anschaffen dürfen, sonst stehe ich ja da als die reinste Öko Tante!?
Wenn ich das alles richtig verstehe, müsste China somit die beste Umweltbilanz haben: keine grasende Kühe und die Hunde landen im Kochtopf.

Thomas
Thomas
12 Jahre zuvor

@Beobachter: der Klimawandel ist ein steinalter Hut und wird nun schon seit ca. 100 Jahren beobachtet und der Anstieg der Durchschnittstemperatur auch gemessen. Und dass die Ursache die Emissionen der menschlichen Lebensweise, vor allem zu nennen ist hier CO2, gilt in der Wissenschaft ebenso

Thomas
Thomas
12 Jahre zuvor

@Beobachter: der Klimawandel ist ein steinalter Hut und wird nun schon seit ca. 100 Jahren beobachtet und der Anstieg der Durchschnittstemperatur auch gemessen. Und dass die Ursache die Emissionen der menschlichen Lebensweise sind, vor allem zu nennen ist hier CO2, gilt in der Wissenschaft ebenso seit langem als belegt.

Es stimmt aber auch, dass abseits dieser Erkenntnisse immer noch diskutiert wird, ob der Klimawandel stattfindet oder nicht. Das heliozentrische Weltbild gab es allerdings auch schon über tausend Jahre, als Galilei deswegen mit der Kirche in Konflikt geriet.

Thomas
Thomas
12 Jahre zuvor

@Caro: pro Kopf gerechnet ist die Klimabilanz Chinas auch deutlich besser als die der westlichen Industrienationen.

Was viele zu Recht befürchten sind die Folgen, die sich ergeben, wenn mit China und Indien ca. ein Drittel der Menscheit versuchen, unseren Lebensstandard zu erreichen. Und den wird man ihnen wohl kaum verwehren können, solange man selbst daran festhält.

Caro
Caro
12 Jahre zuvor

@Thomas: stimmt, pro Kopf sieht es dort besser aus, einfache Stückrechnung BWL Grundkurs.
Natürlich sollen die Menschen in China und Indien unser Lebensstandard erreichen (hätte viele Vorteile für unsere Wirtschaft). Sie hätten es auch wirklich verdient. Sie arbeiten sehr hart unter extremen Bedingungen um dieses Ziel zu erreichen. Die Innovationskraft in Punkto Umweltschutz im Westen, aber auch in Indien darf nicht unterschätzt werden. Die Stadt Duisburg könnte sich ein Beispiel an Delhi nehmen in Sachen Feinstaubbelastung. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde die dauer Smog Glocke über der Stadt quasi aufgelöst und zwar durch eine strickte Abgasverordnung für Motor Rikschas und LKW. Noch im Jahr 2000 war die Luft so unerträglich, da waren die Raucher echt im Vorteil. Bereits im Jahr 2001 konnte man frei atmen. Selber erlebt.

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[…] nur noch bei Regenwetter benutzt, und – wer weiß? – vielleicht hätten wir sogar unseren Dackel gegessen. Doch jetzt, nach diesen Infos … – plötzlich erscheint alles irgendwie so sinnlos. Die […]

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