Zwei Sterbende zusammenzulegen, verlängert nicht automatisch ihr Leben

Die Fußgängerzone in Waltrop ist inzwischen häufig menschenleer. Foto: Robin Patzwaldt

Bei mir vor der Haustür hier in Waltrop flammt sie gerade wieder auf, die altbekannte Diskussion um den Wochenmarkt. Seit Jahren taucht das Thema immer wieder in der Öffentlichkeit auf – meist dann, wenn die Leere auf dem Marktplatz und in der Fußgängerzone nicht mehr zu übersehen ist.

Nun also erneut der Vorschlag, den Wochenmarkt von seinem angestammten Platz in die Innenstadt zu verlegen. Ein Versuch, Leben dorthin zu bringen, wo es kaum noch pulsiert. Eine Idee, die im Kern sympathisch ist – und dennoch kaum das leisten kann, was man sich von ihr erhofft.

Ein strukturelles Problem, kein lokales

Denn weder der Markt noch die Fußgängerzone in Waltrop sind in ihrem Niedergang ein Einzelfall. Es ist ein Bild, das sich inzwischen in vielen Städten des Landes zeigt: Märkte, die immer kleiner werden, Händler, die das Handtuch werfen, und Ladenzeilen, in denen leere Schaufenster von besseren Zeiten erzählen. Die Gründe dafür liegen längst nicht nur im Lokalen. Sie sind Ausdruck einer tiefgreifenden Veränderung unseres Einkaufsverhaltens.

Bequemlichkeit und Sparwillen sind halt eine nur schwer aufzuhaltende Kombination. Der Wocheneinkauf wird beim Discounter erledigt, wo alles günstig und an einem Ort verfügbar ist. Der Rest wird im Internet bestellt – oft mit nur einem Klick, häufig billiger, fast immer unkomplizierter. Der persönliche Kontakt, das Schlendern durch die Innenstadt, das Plaudern mit vertrauten Gesichtern: all das hat für viele an Bedeutung verloren.

Der Wochenmarkt als Strohhalm

Natürlich wäre es schön, wenn ein Umzug des Wochenmarkts etwas Leben in die örtliche Fußgängerzone brächte. Ein paar Stände, ein bisschen Duft von frischem Obst und Fisch, das kann Atmosphäre schaffen. Doch es bleibt Flickwerk. Denn selbst wenn die Menschen für den Markt kommen, bleiben sie nicht automatisch für den Rest. Der Wochenmarkt kann kurzfristig für Bewegung sorgen, aber er wird kaum strukturelle Defizite ausgleichen.

Innenstädte brauchen neue Ideen

Wer wirklich will, dass Innenstädte wieder Orte des Lebens werden, muss größer denken: flexible Nutzungskonzepte, Räume für Begegnung, Kultur und Gastronomie, eine Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Erleben. Der Wochenmarkt in der Fußgängerzone wäre ein Schritt – aber nur ein kleiner. Er kann Impulse geben, aber keine Wunder bewirken. Denn am Ende gilt: Zwei Sterbende zusammenzulegen, verlängert nicht automatisch ihr Leben. Städte wie Waltrop brauchen nicht nur eine neue Marktfläche, sondern eine neue Idee davon, was die Innenstadt in Zukunft überhaupt sein soll. Und daran hapert es schon seit vielen Jahren. Daran kann auch diese aus Not wieder hervorgekramte Debatte nichts ändern.

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