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Ab wann ist man eigentlich alt genug für Ohrringe?

Ab wann ist man eigentlich alt genug für Ohrringe? Foto: privat
Ab wann ist man als Kind eigentlich alt genug für Ohrringe? Foto: privat

Über den Sinn bzw. Unsinn von Online-Petitionen kann man sicherlich grundsätzlich schon alleine lang und breit streiten. Manchmal regen sie einen jedoch, so unsinnig sie in manchen Fällen ja auch sicherlich sind, durchaus mal tatsächlich und über längere Zeit zum Nachdenken an.
So bei mir auch heute. Da stolpere ich am Vormittag doch eher zufällig über eine solche Petition aus Großbritannien, welche sich damit beschäftigt, ob man die Ohren von Babys denn schon für Ohrringe piercen lassen können soll, oder ob dies nicht grundsätzlich untersagt werden sollte. Die konkrete Petition will Ohrlöcher für Kleinkinder bis zu einem bestimmten Alter zukünftig in London und Umgebung nämlich generell verhindert wissen.
Die dazugehörige Diskussion liest sich dann wirklich recht spannend. Ein Problem, welches für mich persönlich bisher, und das sage ich hier ganz offen, so bisher noch gar keines war, offenbart so doch tatsächlich ganz plötzlich ein gewisses Diskussions- und ‚Grübel‘-Potential. Und daher möchte ich diese grundsätzliche Fragestellung nun hier auch einmal ganz kurz zu uns holen. Vielleicht ergibt sich dazu ja auch hier bei den Ruhrbaronen eine spannende Debatte: Ab wann ist man als Kind eigentlich grundsätzlich alt genug für Ohrringe?

 
Fast 40.000 Unterzeichner setzen sich hier also nun aktuell dafür ein, dass Eltern die Ohrläppchen ihrer Babys in unserem Nachbarland zukünftig grundsätzlich nicht mehr durchstechen lassen dürfen sollen. Susan Ingram, die diese Petition in Großbritannien gestartet hat, will das durch die Britische Regierung offiziell verbieten lassen. Sie wünscht sich hierfür zukünftig ein gewisses Mindestalter bei den Kindern. Aber wann ist bzw. wäre dann wohl das richtige Alter für eine solche Entscheidung erreicht? Schwer zu sagen… Und alleine darüber könnte man nun sicherlich einzeln betrachtet schon wieder diskutieren.

 
Susan Ingram spricht in ihrer Petition ganz offen von einer Grausamkeit gegenüber Babys, welche nur unnötig Schmerz und Angst auslöst. Triebfeder der von ihr kritisierten Eltern sei lediglich ihr eigener Egoismus und ihre Eitelkeit. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf andere Arten von Grausamkeiten gegenüber den Kleinkindern, welche ja schließlich auch verboten seien.
Daraufhin entlud sich zu dem Thema in den vergangenen Tagen auf der Insel nun eine spannende Diskussion, wo Befürworter und Gegner des Anliegens sich bisher schon erbitterte Wortgefechte lieferten.

 
Die Gegner des Baby-Piercings sprechen in diesem Zusammenhang häufig von völlig unnötiger, selbstsüchtiger Kinderquälerei. „An anderen Körperstellen ist das Anbringen von Piercings bei Babys ja schließlich auch verboten“, wird dort u.a. argumentiert.
Andere User finden die Petition hingegen völlig absurd. „Das ist unzweifelhaft eine der unsinnigsten Petitionen die ich je gelesen habe.“ Schreibt da z.B. jemand. In Südamerika sei es schließlich völlig normal, dass bei allen neugeborenen Mädchen rasch nach der Geburt noch von einer Krankenschwester im Krankenhaus die Ohren gepierct würden, mein jemand anderes.

 
Tja, und nun grüble ich schon seit einiger Zeit, was ich selber eigentlich grundsätzlich darüber denke. Und nach einigen Minuten des Nachdenkens, bin ich aktuell an dem Punkt angekommen, dass ich meinem Kind, wenn ich denn mal eines haben sollte, die Entscheidung wohl einfach gar nicht abnehmen wollen würde. Ich selber würde ihm in keinem Fall meinen eventuellen Wunsch zum Ohrlöcher stechen lassen aufzwingen wollen, würde lieber freiwillig warten bis es das selber entscheiden kann. Und das nicht etwa nur, weil ich Piercings und Ohrringe nicht mag, sondern eben, weil es jeder Mensch selber entscheiden können sollte, was er mit seinem Körper in Sachen ‚Verzierung‘ anstellt. Und ein offizielles Mindestalter? Tja, wo sollte das dann wohl liegen? Schwierig!

 
Ich selber erinnere mich ganz persönlich zum Beispiel noch recht gut daran, dass meine Eltern mir in Kindheitstagen, ich dürfte so ca. 6 oder 7 Jahre alt gewesen sein, mal eine Halskette zum Geburtstag schenken wollten, ich diese aber so gar nicht tragen mochte, mich schon der Gedanke daran sehr unglücklich machte. Und ich bin meinen Eltern diesbezüglich bis heute dankbar, dass sie mich damals auch nicht dazu gezwungen haben, meinen Wunsch auch sofort entsprechend respektierten eben lieber keinen Schmuck tragen zu wollen.
Und ähnliches würde ich mir auch für die Babys und Kleinkinder in diesem Falle wünschen. Und solange ein Kind nicht wirklich sagen kann was es schön findet und was auch nicht, würde ich meinem Kind dann halt auch keine Ohrlöcher stechen, bzw. stechen lassen. Ob es dazu nun ein Verbot bzw. ein offizielles Mindestalter durch den Gesetzgeber braucht? Da kann man sicherlich auch unterschiedlicher Meinung sein. Ich bräuchte das hier geforderte entsprechende Gesetz ganz sicherlich so nicht.
Aber auch das sehen viele Leute offenbar ganz anders, wenn ich die heftigen Reaktionen auf diese Petition hin aktuell so sehe…

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Anscheinend ist das Thema hierzulande nicht sooo der Burner… evt. lag's auch an den Temperaturen von gestern:-)

Aber selbst hier in DE, wo Gesetzeslust und Regelwut in den Bürgergenen verankert scheint, gibt es im Jugendschutz kein gesetzlich definiertes Mindestalter für Piercings und Ohrenstechen. Man hofft, dass Eltern und Tätowierer die geistige Reife eines Minderjährigen schon erkennen können oder evt. eine Einverständniserklärung ausstellen (lassen) – wobei allerdings die Körperschmuckdesign-Fachverbände generell den Verzicht für Minderjährige empfehlen, um ganz sicher zu gehen (da blitzen die Gene wieder auf;-).

Wer als Heranwachsender die u.U. gesundheitsgefährdenden und persönlichkeits-prägenden Folgen einer Entscheidung pro "schmerzhaftem" Körperschmuck absehen *kann*, soll imho bitte damit glücklich werden. Alle anderen Minderjährigen benötigen ausreichend Diskussion und Aufklärung durch ihre Eltern und vertrauenswürdige Freunde/Lehrer/Verwandte etc.

Frank Heinze
Frank Heinze
8 Jahre zuvor

Ich hatte gestern bereits kommentiert, es kam offenbar nicht an.

Die Diskussion ist nicht neu, sie wurde bereits vor drei Jahren geführt, als auf Wunsch religiöser Gruppen
die Genitalverstümmelung männlicher Kinder legalisiert wurde. Die euphemistisch so genannte "Beschneidung ".

Von beiden Seiten wurden damals Ohrlochstechen und Tätowieren als weitere Beispiele für nicht notwendige Eingriffe in die körperliche Unversehrtheit angeführt.

discipulussenecae
discipulussenecae
8 Jahre zuvor

@ Frank Heinze: Daran habe ich bei der Lektüre des Artikels auch gedacht.

Und ohne die Freunde oder Verwandten von Robin Patzwaldt irgendwie beleidigen zu wollen: Gerade wenn ich Jungs mit Ohrringen sehe, schließe ich eher nicht positiv auf die Eltern.

Aber mir sind auch Männer mit Ohrringen allgemein ein Grauen.

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