„Gegen linke Solidarität mit der iranischen Atomwaffenlobby“

Haskala Bayern, ein Zusammenschluss linker Gruppen kritisiert den Aufruf des Münchner „Aktionsbündnisses gegen die Nato-Sicherheitskonferenz“, der die Gefahr ignoriert, die Irans Aufrüstung für Israel bedeutet.  

Wir kritisieren aufs Schärfste den Aufruf des Münchner „Aktionsbündnisses gegen die Nato-Sicherheitskonferenz“ und fordern alle UnterzeichnerInnen aus der Linkspartei auf, ihre Unterschrift sofort zurück zu ziehen.

Laut aktueller Unterstützerliste sind das teilweise die bekannten de facto-UnterstützerInnen der Regimes in Syrien und Iran: Eva Bulling-Schröter MdB DIE LINKE, Sevim Dagdelen, MdB DIE LINKE,Nicole Gohlke MdB DIE LINKE,Heike Hänsel MdB DIE LINKE und Inge Höger MdB DIE LINKE.

Ebenso fordern wir die unterstützenden LINKE-Gliederungen und autonomen Linken auf, ihre Unterstützung zurückzuziehen.

Das Aktionsbündnis behauptet, kein Land werde von Iran bedroht und Ahmadinedschad Aufrufe, Israel von der Landkarte zu tilgen, seien

nachweislich falsch. Auch sei es nach ihrem Dafürhalten angesichts „der Jahrzehnte langen Boykottmaßnahmen und Kriegsdrohungen von Seiten der westlichen Großmächte“ verständlich, „wenn die Regierung in Teheran [im Bau von Nuklearsprengköpfen] die einzige Abschreckungsmöglichkeit gegen einen möglichen Krieg“ sähe. Die iranische Atombombe mitsamt ihren Raketen-Trägersystemen wird von

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Dortmund-Neuwahl: Piraten fordern eine Chance für freie Wahlen!

Hans Immanuel Herbers Foto: Privat

Wie die Wahlpläne in Dortmund unsere Demokratie gefährden. Von unserem Gastautor Hans Immanuel Herbers von der Piratenpartei in NRW.

Alles sieht danach aus, als werde in der zweitgrößten Stadt unseres Landes aus einer lokalen Posse ein politischer Skandal erster Ordnung – wenn der Landtag nicht eingreift.

Die Posse ist vieldiskutiert: Der Oberbürgermeister belügt die Wähler, der neugewählte Rat beschließt deshalb die Wiederholung der Wahl und eine wackere Schar Sozialdemokraten zieht dagegen durch alle Instanzen unseres Rechtswesens. Nun ist damit zu rechnen, dass in Dortmund irgendwann zwischen Ende 2012 und Mitte 2013 erneut an die Wahlurnen gerufen werden muß. So weit, so gut oder so traurig oder was immer man kommentierend dazu noch sagen mag. Aber verglichen mit dem, was nun bevor steht, ist all das eine harmlose lokale Affäre.

Was als „Wiederholungswahl” verharmlosend daherkommt stellt sich bei näherer Betrachtung als ein einmaliger Skandal in der bundesdeutschen Wahlgeschichte heraus. Beschreiben wir einmal nüchtern die Bedingungen dieser Wahl:

Es soll keine neuen Kandidaturen geben dürfen. Wer die Partei gewechselt hat darf nicht wieder antreten. Wer verzichtet hat natürlich auch nicht. Parteien oder Wählergruppen, deren Rechtsträger sich aufgelöst hat, sind ebenso raus. Es soll eben eine „Wiederholung” der Wahl von August 2009 sein.

So ganz aber wollen die Parteien auf Änderungen nicht verzichten. Kandidaten, die ausfallen, sollen durch neue ersetzt werden dürfen – neue Wählergruppen oder Parteien aber werden an der Kandidatur gehindert. All dies sieht die vom Innenminister erlassene „Kommunalwahlordnung” vor.

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Pulp. Emo. Wut. Fiction.

Eine magersüchtig-flachbrüstige Buchhandelsauszubildende mit Kleopatranase und Glasbausteinbrille steht vor mir und grinst mich mit ihren schiefen Zähnen an. Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.

„Guten Tag, kann ich ihnen helfen?“ kräht die mickrige Buchhandelszombine mich mit schätzungsweise 200 Dezibel an.

Kann sie nicht. Es sei denn, sie hätte den Titel: „Suizid und Suizidhilfe“, „Freitod, die beste Lösung“ oder „Selbstmorderfolg – Ein ultimativer Ratgeber“ im Regal stehen. Hat sie aber nicht. Und buchmäßig ist mir derzeit ansonsten gar nicht zu helfen; ich stehe hier in der riesigen Mayerschen Buchhandlung an der Kö. Flagship-Store nennt man das auf Neudeutsch. 

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CRACK – von der Liebe zu einer Frau

Stacey* war Lohnbuchhalterin in San Francisco, ich war dort Fahrradkurier. Der Dispatcher hatte mich zu einer falschen Adresse geschickt, dort saß sie zufällig hinterm Tresen, weil sie für eine kranke Kollegin eingesprungen war, und strahlte mich an. „Schicksal“, sagten wir später immer, wenn Freunde uns fragten, wie wir uns kennengelernt hätten. Ein Beitrag von Ralf Grauel.

Illustration: David Latz, nonstopnerds

(diese und andere stories auf echtem papier im aktuellen ruhrbarone-magazin: rb#3 – männerwelten. einfach bestellen.)

Zu unserem ersten Date trafen wir uns an einem Sonntagabend in Berkeley, dort war sie geboren und aufgewachsen, dort wohnten auch noch ihre Mutter und ihre dreizehnjährige Tochter. Als wir uns kennenlernten war ich 24 Jahre alt, sie war 26. Am Montag nach unserem Date holte ich sie aus ihrem Büro im Financial District ab und nahm sie mit in mein Hotel. Wir gingen in mein Zimmer, zwölf Quadratmeter groß, draußen unter dem Fenster gab einen rot blinkenden Neonschriftzug, der erst um zwei Uhr nachts ausgeschaltet wurde, Stacey blieb über Nacht, holte am nächste Tag Kleidung nach und zog sofort bei mir ein. Ich fand das romantisch.

Das Hotel lag in der Ellis Street, Ecke Mason Street. Gegenüber von meinem Hostel war das Hilton, auf meiner Straßenseite aber begann das Downtown-Ghetto von San Francisco, Tenderloin genannt. Ein paar Schritte die Straße runter lag die Glide Memorial Church, dort standen ab 16.00 Uhr die Obdachlosen der Stadt für eine warme Mahlzeit und ein Bett an, die Schlange ging um den ganzen Block. Der Park gegenüber der Kirche war dann schon verseucht mit Dealern und mit Crackheads.

Es dauerte zwei Wochen, bis ich merkte, dass sie Crack-süchtig war. Wiederum eine Woche später verprügelte sie aus Eifersucht eine Frau, die ebenfalls in dem Hostel wohnte und wir mussten ausziehen. Ich besorgte uns ein kleines kaputtes Motorboot, das am Pier 39 im Hafen von San Francisco lag, dort wohnten wir die nächsten anderthalb Jahre. Nachts konnten wir Alcatraz und die Bay Bridge sehen. „Wenn wir uns hier streiten“, dachte ich, „landen meine Klamotten im Wasser.“ Es kam schlimmer.

Stacey war eine auffällig schöne schwarze Frau. Wenn wir im Bus irgendwo hinfuhren und uns in die letzte Reihe setzten, gab es oft böse Blicke von „homeboys“, die sich demonstrativ uns gegenüber setzten und mich, den „white boy“, oder sie anstarrten. Wenn ich darauf reagierte, zog mich Stacey aus dem Bus, schimpfte mich aus, weil ich wohl die Waffe im Hosenbund einer der Jungs nicht gesehen hatte. Ich lachte, sie solle mich mit dem Ghettokram in Ruhe lassen.

Stacey war impulsiv, lebendig und sie war sehr süchtig. Unter der Woche ging sie ins Büro, trug teure Kostüme, sie hatte sogar eines von Chanel. Alle zwei Wochen, wenn sie ihren Paycheck hatte, kam sie Freitags nach Hause, zog sich, noch bevor ich von der Arbeit kam, um. Sie hatte eine bestimmte Kappe, die sie aufsetzte und bestimmte Kleidungsstücke, die sie anzog, bevor sie in irgendein Crackhaus in irgendeinen Ghetto ging, und ihr Geld und später unsere Ersparnisse verrauchte. Meistens kam sie am Sonntag nach Hause, manchmal aber auch erst Dienstag oder Mittwoch. Ihre Kleidung war dann völlig verdreckt, sie stank, war ausgezehrt und sah furchtbar traurig aus und verloren. Stacey hat diese Kleidungsstücke nie weggeschmissen. Sie hat sie ein paar Tage später gewaschen und zu den anderen Sachen gelegt.

Natürlich haben wir immer wieder versucht, gegen ihre Sucht anzukämpfen. Noch bevor wir auf das Boot zogen, habe ich ihr gesagt, dass sie sich entscheiden soll. Die Drogen oder ich. Sie hat mir nach jedem Exzess versprochen, aufzuhören. Sie ging auch irgendwann zu Cocaine Anonymous. Die Selbsthilfegruppen fanden mehrmals in der Woche statt, sie kam dann abends spät nach Hause, mit dem Bus, müde und abgekämpft. Ein Auto hatten wir nicht, wir hatten ja nie Geld. Einmal war sie acht Wochen am Stück sauber. Der Absturz danach war umso schlimmer, ihre Schuld umso größer.

Anfangs war ich froh wenn sie wieder nach Hause kam, dann war ich traurig, dann wütend. Natürlich verstärken solche Dramen auch die Liebe, man verwechselt das ständige Leid mit Leidenschaft. Aber wie bei einem fallenden Börsenkurs geht dieses Auf und Ab der Gefühle kontinuierlich nach unten. Irgendwann fühlt man nichts mehr. Danach geht es ins Negative, mit Gefühlen, die man nicht empfinden möchte, schon gar nicht für einen Menschen, den man eigentlich liebt: Abscheu, Verachtung, Hass.

Es wäre falsch zu sagen, Staceys Sucht habe alles zerstört. Richtig ist: Die Sucht verhinderte, dass irgendetwas auch nur entstand. Sucht zehrt alles aus. Geist, Körper, Seele, die Liebe. Aus der Hoffnung, die so wichtig ist, damit ein Süchtiger heilt, aus den vielen Versprechen, die man macht, werden beim Süchtigen Lügen, mit denen er sein kaputtes Leben tarnt. Bei dem Partner eines Süchtigen aber vertrocknet alles. Pläne und Zuversicht verdorren, übrig bleibt Zynismus.

Wenn man mit jemanden zusammenlebt, der süchtig ist, kann man nicht planen, träumen, nichts entwickeln. Man kann auch nicht streiten oder, wenn man sauer ist, kurz mal um den Block laufen, wie man das in einer normalen Beziehung machen würde. All das geht nicht, weil man bei jeder Unwägbarkeit Angst hat, dass der andere konsumiert. Also geht man auf Vollkontakt, passt ständig auf. Außerdem, und das fiel mir erst Jahre später auf, hat immer der andere Schuld, der Süchtige, egal was passiert. Dieses Ungleichgewicht hält niemand aus.
Anfangs log ich noch für sie, vor Freunden, vor ihrer Familie, um ihr den Weg zurück ins normale Leben nicht zu versperren. Der Freundeskreis schrumpft. Sie wollte mit mir nach Deutschland fliehen. Aber da gibt es doch auch Drogen, antwortete ich. In Wirklichkeit glaubte ich nicht mehr, dass sie es schaffen würde.

Jede Droge macht anders süchtig. Crack produziert eine fatale körperliche Abhängigkeit. Ich wusste das, weil ich es selbst ausprobiert hatte. Als ich herausfand, dass sie Crack rauchte – ein Mitbewohner hatte mich drauf aufmerksam gemacht, kurz darauf kam ich früher von der Arbeit, fand sie high im Zimmer – stellte ich sie zur Rede. Wir stritten, ich sagte, sie müsse sich zwischen mir und der Droge entscheiden. Sie sagte, es sei nicht so schlimm, ich wüsste doch gar nicht, worüber ich rede. Wir gingen in den Park, sie besorgte die Droge und gingen wieder aufs Zimmer.

Crack wird aus Kokain hergestellt, das mit Backpulver vermischt und aufgebacken wird, so dass es zu kleinen kristallinen Bröckchen verklumpt. Wenn man das in der Pfeife raucht, knistert es, und es stinkt nach Plastik. Ich war sofort high, redete in einem fort, fühlte mich großartig, interessiert und inspiriert, als hätte jemand in meinen Kopf das Licht angeknipst. Stacey saß still auf der Bettkante, sah aus wie eine Süchtige die sich einen Schuss gesetzt hatte, wach, traurig.

Fünf oder zehn Minuten später verschwand das Hochgefühl, wurde zu einem Krampf, erst im Bauch dann kriecht es den Rücken hoch, krallt sich im Hinterkopf fest, ein Ziehen im Stammhirn, eine mächtige, körperliche Mischung aus Gier und Angst, die sich nur durch mehr Crack beenden lässt.

Ich hatte zweihundert Dollar in der Tasche, in dieser Nacht gaben wir alles Geld aus, das ich besaß. Als es im Park nichts mehr gab, fuhren wir mit dem Bart (Bay Area Rapid Transit) nach Oakland gingen dort in ein Housing Project besorgten uns mehr, saßen bei einem anderen Süchtigen im Haus, rauchten und suchten, als wir nichts mehr hatten, den Teppich nach kleinen Klümpchen ab.

Am nächsten Tag erinnerte ich mich an jeden Moment dieser Nacht. Die Gier, die Trostlosigkeit, der Stumpfsinn und diese unglaublich starke, körperliche Macht, mit der diese Substanz über meine Persönlichkeit verfügen konnte. Ich stellte Stacey vor die Wahl und natürlich schwor sie, aufzuhören.

Wenn ihr Verlangen Tage oder Wochen später mächtiger wurde, und sie merkte, dass sie konsumieren musste, auch als wir schon auf dem Boot wohnten, flehte sie mich an, zu Hause rauchen zu dürfen, damit sie nicht an diese schlimmen Orte musste, in diese verseuchten Crackhäuser voller Huren, Kranker und Aussätziger. Ich konnte das nicht. Ich wollte nicht dabei sein, wenn sie zerstört, was ich liebte. Sie zu sehen, wenn sie high war, war ein Anblick ohne Hoffnung, ohne Licht, der traurigste Anblick, den es gibt.

Als ich sie nach einem Jahr das erste Mal verließ, flehte sie mich an, zurückzukommen, also ging ich zurück, bis zum nächsten Rückfall. So ging das hin und her. Sie verlor Ihre Jobs, fing sich, erlebte einen Rückfall, verlor den nächsten Job und ich die Hoffnung. Als ihr Flehen nichts mehr half, drohte sie, meinen Freunden zu schaden, wenn ich nicht zurückkehren würde. Sie würde Leute kennen, die für sehr wenig Geld, bösen Dinge tun würden. Das musste ich ernst nehmen.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits heimlich Geld beiseite geschafft, ich hatte mir eine Ausrüstung gekauft, Zelt und Rucksack, um die Stadt für eine Weile zu verlassen und sie in dem Glauben zu lassen, ich wäre nach Hause geflogen. Tatsächlich aber reichte mein Geld für ein Ticket nach Deutschland noch nicht.

An einem Wochenende, wir hatten ein Auto gemietet, um zu einer Familienfeier zu fahren und uns auf dem Weh dorthin fürchterlich gestritten, ließ ich sie mit dem Auto stehen, fuhr mit der Bahn nach Hause und packte meine Sachen. Ich rief ihre Mutter an und erzählte ihr, dass ihre Tochter süchtig sei, und sagte ihr, Stacey würde bald ihre Hilfe brauchen. Dann fuhr ich für zwei Wochen in die Berge und zog anschließend in eine andere Gegend der Stadt und arbeitete so lange, bis ich das Geld für die Heimreise zusammen hatte.

Später, als ich in Deutschland gemeldet war, bekam ich Post von einer Inkassokanzlei aus London. Der Mietwagen, mit dem ich Stacey damals zurückgelassen hatte, wurde nie abgegeben, sondern er wurde erst Wochen später am Rande des Freeway zwischen Oakland und Berkeley gefunden, mit zerschlagenen Scheiben, von Kugeln durchlöchert, mit dem Auto soll vorher ein Drive-by-Shooting begangen worden sein. Ich rief bei der Kanzlei an, worauf die sich nie wieder bei mir meldete. Das war für mich das Ende der Geschichte.

Stacey hatte wohl den Wagen verkauft und sich mit dem Geld über die ersten Wochen gerettet. Meinen Freunden hat sie nie etwas getan. Ihre Mutter reagierte, wie sie schlimmer nicht hätte reagieren können, sie verstieß ihre Tochter. Stacey blieb auf unserem Boot wohnen, verlor ihren Job, fing irgendwann an, ihren Körper für Drogen zu verkaufen. Das erzählen mir Freunde, die auch auf dem Pier wohnten.

Ein, zwei Jahre später kam sie langsam zu sich. Sie lernte einen Zahnarzt kennen, und bekam mit ihm einen Sohn. Mit diesem Sohn lebt sie heute in Walnut Creek, allein. Ich weiß das, weil ich sie neulich im Internet gefunden habe. Ich glaube, sie raucht immer noch.

*Name geändert

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„Fight Club“ im Rottstr.5-Theater: Nur im Chaos sind wir empfänglich

Fight Club Foto: Rottstr5. Theater

Ich sehe zwei Kinosessel, pardon, Flugzeugsitze, ein Sofa, ein zerbeultes Metallfass und noch ein paar andere Requisiten. Ein Mann betritt die Bühne, verlässt sie und macht Platz für einen anderen Mann. Einer der Schatten des anderen. Wenn das Licht am Ende des Abends ausgeht wird der Schatten verschwunden sein. In der Zwischenzeit arbeiten sie gemeinsam am Projekt Chaos. Von unserer Gastautorin Carola Osburg.

Eine Frau, slutstyle-dressed, sucht ihren Platz im Leben. Sie mäandert zwischen Willkommen Sein und Verjagt Werden. Und ist schlussendlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

Ich sehe ein Spiel zwischen kleinen Gesten und raumgreifenden Gebärden. Ich sehe großartige Schauspieler(In), die tief in ihre Rollen tauchen.

Hören

Ich höre sanfte Worte. Ich höre drohende Sätze. Ich höre flirtende Phrasen. Ich höre selbstvergessene Monologe und pointierte Dialoge. Wie so häufig im Rottstr5-Theater! unterstützt die Musikauswahl das Geschehen auf der Bühne. Sagt manchmal das, was die Figuren sich nicht auszudrücken wagen, und ist andere Male ganz schlicht  (und passend) Soundtrack zu grandiosen Momenten im Spiel.

Ich höre den Plan, der hinter dem Durcheinander steckt. Wie die Dinge plötzlich Sinn machen. Was wäre wenn „alle Schulden verschwunden sind“? Könnten wir dann wirklich bei Null

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Wer haftet eigentlich für grüne Wahlversprechen?

Lars-Holtkamp, Grüne-Waltrop Foto: Robin Patzwaldt

Bei Stuttgart 21 haben es die Grünen über den Volksentscheid zumindest geschafft, öffentlich ihre Kehrtwende plausibel zu legitimieren. Anders sieht dies bei der rot-grünen Minderheitsregierung in NRW aus. Hier werden zentrale Wahlversprechen der Landesgrünen einfach stillschweigend nicht umgesetzt. Merkt doch keiner, oder? Unser Gastautor Lars Holtkamp ist Fraktionsvorsitzender der Grünen in Waltrop.

Als grüne Kommunalis sind wir mit Wahlversprechen grundsätzlich vorsichtig, weil wir uns für gebrochene Versprechen dauerhaft in der eigenen Kommune verantworten müssen. Anders kann dies aussehen, wenn Landes- und BundespolitikerInnen im Wahlkampf kurz vorbei schauen. Brechen sie später ihre Versprechen, wird es vor Ort bitter. Sichtbar wird das bei großen Infrastrukturvorhaben.

Beispiel Eon Datteln

Obwohl das Kohlekraftwerk vor allen Verwaltungsgerichten gestoppt wurde und grüne Spitzenpolitiker wie Jürgen Trittin und Reiner Priggen im Landtagswahlkampf den Abriss versprochen haben, baut Eon munter weiter. Die Nachbarn des Schwarzbaus in der Größe des Kölner Doms – er entsteht gegen alle Normen in nur knapp 400 Metern Abstand – sehen jeden Tag, dass die Grünen nicht Wort halten.

Im Koalitionsvertrag steht dazu sybillinisch: „Die Landesregierung baut keine Kohlekraftwerke und reißt keine ab.“ In der Praxis heißt das, ohne dass dies transparent gemacht würde, dass die Landesgrünen die „Kohlekröte“ in den

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MELODY BAR – die Erinnerungen eines Seemanns

Die Nacht auf der Karibikinsel ist schwül, die Mädchen sind hübsch und die Drinks hochprozentig. Als der Matrose mit dem Akkordeon wieder zu sich kommt, ist sein Schiff ohne ihn ausgelaufen. Was nun? Horst Hahn erlebt in den nächsten Monaten, wie anstrengend das Schattenleben auf Aruba ist. Ein Beitrag von Stefan Krücken.

Illustration: Salle, New Hope Tattoo

(diese und andere stories auf echtem papier im aktuellen ruhrbarone-magazin: rb#3 – männerwelten. einfach bestellen.)

Neben einer gut sortierten Pornosammlung ist die Qualität der Mahlzeiten wichtig während einer langen Reise auf See. Je schlechter das Essen, desto schlechter ist die Laune der Mannschaft, das ist die Regel. Auf meiner ersten Fahrt als Leichtmatrose, es ging auf einem Frachter von Bremen nach Hongkong, hatten wir noch nicht den Suezkanal erreicht, als eine Meuterei drohte. Was unser „Smutje“, ein stämmiger, etwas dösiger Kerl namens „Fidus“ zusammenrührte, stellte unsere Geschmacksknospen vor unlösbare Probleme. Selbst die simpelsten Reisgerichte rochen säuerlich und wenn die Tür zu seiner Kombüse offen stand, erinnerten die Dünste, die heraus waberten, an einen ungelüfteten Schweinestall.

An wenig luxuriöse Lebensbedingungen waren wir gewöhnt. Eine Rattenplage setzte unserer Moral zu, und die Kakerlaken krabbelten in Scharen durch die Unterkünfte. Zum Zeitvertreib veranstalteten wir Rennen, in dem wir die Schaben mit Feuerzeugen über Glasplatten laufen ließen. „Fidus‘“ Fraß gab uns den Rest. Im Namen der Matrosen beschwerte sich der Bootsmann bei der Schiffsführung. Nach einem Probeessen – Fidus servierte eine Erbsensuppe, die gegen die Biowaffenkonvention der Vereinten Nationen verstieß – entband man den Smutje von seinen Aufgaben. Wie sich herausstellte, war er ein gelernter Mechaniker, dessen kulinarische Qualifikation darin bestand, dass er in der Kantine einer Werft Kessel gewartet hatte. Wie so oft hatte die Reederei Kosten gespart, und wie so oft auf Kosten der Seeleute. In Hongkong, das versprach uns der Kapitän, sollte ein echter Koch gemustert werden.

Die Wahl fiel auf Shang, einen klein gewachsenen, leisen Chinesen, der samt seiner Familie und drei kleinen Kindern an Bord kam. Gleich seine erste Mahlzeit begeisterte uns: Ein wunderbares Curry, perfekt zubereiteter Reis, Gemüse, dazu dieses weiße, zarte Fleisch.

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NHL – Das ‚Winter Classic‘ 2012

Die Nordamerikanische Eishockeyliga NHL veranstaltet seit einigen Jahren pro Saison auch ein Freiluftspiel, das sogenannte ‚Winter Classic‘. Von unserem Gastautor Robin Patzwaldt.

In dieser Form wurde es vor wenigen Tagen zum fünften Mal ausgetragen. Hierbei wechselt die ansonsten in der Halle auftretende Liga für ein Spiel in ein Baseball- oder Footballstadion und lässt dort zwei Traditionsteams in einem regulären Punktespiel vor einem besonders großen Publikum vorspielen.

In diesem Jahr sollten es die Philadelphia Flyers sein, welche im ‚Citizens Bank Park‘ zu Philadelphia, der eigentlichen Heimstädte des Baseballteams ‚Philadelphia Phillies‘ aus der MLB, ihre Kräfte mit den benachbarten ‚New York Rangers‘ messen sollten.

Beide Städte trennt die für NHL-Verhältnisse äußerst geringe Distanz von nur gut 90 Meilen (ca. 150 km).

Unter den knapp 47.000 Zuschauern die Karten für das Highlight ergattern konnten, waren in diesem Jahr also auch relativ viele Gästefans, was in der NHL aufgrund der großen Entfernungen und der hohen Anzahl von Saisonspielen eher unüblich ist.

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Karl-Josef Laumann: „Nichtraucher schützen, aber nicht Raucher per Gesetz erziehen“

CDU-Fraktionsvorsitzender Laumann

Die von CDU und FDP gestellte Landesregierung hat in Nordrhein-Westfalen einen gesetzlichen Nichtraucherschutz eingeführt. Das unter meiner Federführung erarbeitete Nichtraucherschutzgesetz ist am 1. Januar 2008 in Kraft getreten. Bis dahin – also auch nach zehnjähriger Regierungsbeteiligung der Grünen – gab es keinen gesetzlichen Nichtraucherschutz. Von Staats wegen konnte unter der rot-grünen Regierung jeder in Nordrhein-Westfalen rauchen, wo er wollte. Unser Gastautor Karl-Josef Laumann ist Vorsitzender der CDU-Fraktion im NRW-Landtag.

Jetzt soll das Nichtraucherschutzgesetz von 2008 novelliert werden. Denjenigen, die zu ihrer früheren Regierungszeit keinen Finger gerührt hatten, ist es nicht radikal genug. Die Regierung Kraft will für den Gaststättenbereich ein uneingeschränktes Rauchverbot. Die Ausnahmen für Brauchtumsveranstaltungen, Festzelte und Raucherclubs sollen aufgehoben werden. Die Einrichtung von Raucherräumen soll nicht mehr möglich sein.

Das Thema wird sehr emotional debattiert. Umso wichtiger ist, dass klar ist, worüber gestritten wird und worüber nicht.

Nicht gestritten wird über die Gesundheitsschädlichkeit von Tabakrauch. Sie ist bewiesen. Die Liste von Krankheiten, auch von Krankheiten zum Tod, die aufs Rauchen zurückgehen, ist bekannt und

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Bergkristall, Amethyst und Rosenquarz – Als Skeptiker in der Steinstunde

“Ich glaube, man sollte sich das so ähnlich wie eine Tupper-Party vorstellen.” Der Tipp kam von Claudia Siekarski, die als Fotografin für das Straßenmagazin bodo arbeitet. “Ein privater Rahmen, mit Gastgeberin und einer geladenen Expertin. Nur, dass es nicht um Dosen geht, sondern um Heilsteine.” Esoterischem gegenüber bin ich eher skeptisch eingestellt, doch sie hatte mich angefixt. Ich dachte an Fußball, die magische Kraft der Rituale dabei und dass ich seit 1995 an jedem Heimspieltag Dosenbier und Bonbons an einer ganz bestimmten Bude kaufe. Das wirkt auch nicht immer, in der letzten Saison allerdings hat es hervorragend geklappt. Meisterhaft geradezu. Ein Beitrag von unserem Gastautor Wolfgang Kienast (besser bekannt als DJ Martini).

Wir vereinbarten einen Termin und schon bald und wie besprochen dreißig Minuten vor der eigentlichen Steinstunde, klingelten wir an verabredeter Adresse in Bochum-Langendreer. Daniela, Gastgeberin des Abends, herzlich lächelnd, ein leichter Anflug von typischem Gastgeberinnenstress ließ sie nicht weniger sympathisch erscheinen, öffnete und ließ und eintreten. Warmes Kerzenlicht, viele Decken, Tücher und Kissen sowie ein großer Tisch, beladen mit Schalen und Gläsern, welche ihrerseits unzählige bunte Steine bargen, rund geschliffen die meisten, einige zu Schmuck gearbeitet, schafften eine heimelige Atmosphäre. Anja Wenzig-Lascheck, die Heilsteinexpertin, legte letzte Hand an die Dekoration.

“Mögt ihr etwas trinken?” fragte Daniela. “Ein Glas Heilsteinwasser vielleicht?” Sie deutete auf eine gläserne Karaffe. In klarer Flüssigkeit lagen walnussgroße Steine. “Das sind Bergkristall, Amethyst und Rosenquarz”, klärte Anja und auf. “Die Mischung steht für `Sanfte Harmonie´. Probiert einfach mal.” Wir tranken. Tatsächlich schmeckte das gereichte nicht wie normales Leitungs- oder Sprudelwasser. Weich, ein wenig erdig. Muffig, wenn man Negatives formulieren wollte.

`Sonnige Erholung´ lasen wir auf dem Etikett einer zweiten Karaffe. “Und das schmeckt dann anders?” fragte ich skeptisch. “Natürlich”, antwortete Anja freundlich aber bestimmt, als hätte ich nach dem Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen gefragt. Wir probierten die `Sonnige Erholung´. Tatsächlich: frischer, klarer. Das war verblüffend. “Es könnte aber auch daran liegen, dass ich das eine Wasser direkt aus der Leitung genommen, das andere aber vorher noch gefiltert habe”, gab Daniela zu

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