Weitere Prominenz auf dem AfD-Bundeaparteitag in Köln: Höcke und Gedeon

 


Es gibt Erfreuliches zu vermelden. Nachdem die Maritim-Kette aus taktischen Gründen dem Thüringer Landtagsabgeordneten Björn Höcke ein Hausverbot für all seine Häuser, also auch für den AfD-Bundesparteitag in Köln, ausgesprochen hatte wählte der Landesverband Thüringen der AfD, in Kenntnis der rechtlichen und politischen Gesamtsituation, Höcke demonstrativ mit 91 Prozent der Stimmen zum Delegierten der AfD für den Bundesparteitag in Köln. Von unserer Gastautorin  Astrid Friedhilde.

Dass sich der in seinen öffentlichen Reden um seine Mannhaftigkeit besorgte Geschichtslehrer Höcke um solche Verbote nicht sonderlich kümmert bewies er zuletzt Ende Januar: Obwohl die Gedenkstätte Buchenwald ihm wegen seiner geschichtsrevisionistischen, von vielen als vulgär antisemitisch empfundenen Rede Hausverbot für ihr Gelände erteilt hatte tauchte er dort, begleitet von einigen Mitstreitern, anlässlich des Shoah-Gedenktages des thüringischen Landtages auf.

Ob es der 4000 Mann starken Polizei am 22. April beim AfD-Bundesparteitag in Köln gelingen wird, Höcke vom Betreten des Maritim-Hotels abzuhalten, bleibt abzuwarten. Höcke selbst behält sich auf jeden Fall weiterhin eine Teilnahme in Köln vor. Er sprach von der Möglichkeit, dass er „persönlich auch mal in Köln oder bei den kommenden Parteitagen in den nächsten zwei Jahren die Stimme Thüringens“ erheben müsse.

Zwischenzeit berichtete die Tageszeitung Die Welt (5.4.17), dass noch eine weitere renommierte AfD-Persönlichkeit als Delegierter auf dem Bundesparteitag vertreten sein wird: Der wegen seiner antisemitischen Schriften umstrittene baden-württembergische Landtagsabgeordnete Dr. Wolfgang Gedeonhttp://www.hagalil.com/2016/06/gedeon/. Der ehemalige Maoist und heutige AfD-Vertreter wurde von seinem Konstanzer Kreisverband zum Delegierten gewählt. Die AfD-Landtagsfraktion hat Gedeon zwischenzeitlich wegen seiner antisemitischen Schriften verlassen. In diesen verteidigt der promovierte Arzt die antisemitische Fälschung „Die Protokolle der Weisen von Zion“. http://www.hagalil.com/2016/05/wolfgang-gedeon/

Die Maritim-Kette hat bisher noch nicht mitgeteilt, ob sie den Landtagsabgeordneten Gedeon für einen würdigeren Vertreter der AfD als Höcke hält – oder ob sie auch gegen Gedeon ein Hausverbot ausspricht.

Ob die Beschlüsse des AfD-Bundesparteitages rechtlich gültig sind, wenn die Maritim-Kette mit Unterstützung der Polizei gewählten Delegierten das Betreten des Parteitages untersagt, bleibt eine spannende Frage.

Die Ruhr-Universität Bochum und ihr “guter Draht” zur Astrologie

Im Audimax der Uni Bochum gibt es hoffentlich keine Astrologie-Werbung (Bild: gemeinfrei)
Im Audimax der Uni Bochum gibt es hoffentlich keine Astrologie-Werbung (Bild: gemeinfrei)

Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) veröffentlicht auf ihrer Homepage eine Artikelserie mit dem Titel Campusköpfe. Darin werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgestellt. Eine Geige spielende Professorin, ein Dezernatsleiter mit Schottland-Leidenschaft, ein backender Student: Interessante Geschichten und eine nette Idee um die die Universität vorzustellen. Der aktuelle Artikel aus dieser Serie irritiert mich allerdings ein wenig. Unter dem Titel “Mit einem guten Draht zu den Sternen” (WebCite) wird dort eine Sekretärin porträtiert, die im Nebenjob als Astrologin arbeitet. Ein Crosspost von Florian Freistetter.

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Impfgegner auf Tour und Masern in Duisburg

Während der Impfkritiker Andrew Wakefield mit seinem Film „Vaxxed“ durch Deutschland tourt und propagiert, dass die Masernimpfung Autismus auslöse, erkranken in Deutschland wieder Menschen an dem hochgefährlichen Virus. Doch die Vorwürfe, die Wakefield erhebt, sind haltlos. Warum fallen Menschen darauf herein? Ein Gastbeitrag von Dr. Anna Müllner.

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lit.RUHR: Was gut tut?

Köln sei Dank: demnächst »lit.RUHR« Von unserem Gastautor Ludger Claßen.

Köln vermeldet: „Großes Literaturfestival für das Ruhrgebiet lit.RUHR startet im Oktober 2017“. Absender war ein eingetragener Verein, dessen erster Vorsitzender Rainer Osnowski zugleich einer der drei Geschäftsführer der lit.Cologne GmbH ist. Der Verein hat dieselbe Anschrift wie die gewinnorientierte GmbH. Osnowski tat ego-stark kund, im Ruhrgebiet würden „erstmals Autoren auftauchen, die bislang daran vorbeigegangen sind“, und Verlage seien interessiert, „für die das Ruhrgebiet bislang noch Diaspora ist“. Ergänzt um den Hinweis, München, Hamburg, Berlin und Wien hätten sich vergeblich bemüht, einen Ableger der lit.Cologne zu bekommen.

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Strategien für ein anderes Grün: Parkstadt Zollverein – Archipel der Paradoxien

 

Zeche Zollverein FotoLizenz © Jochen Tack/Stiftung Zollverein

Grün hat gegenwärtig Konjunktur – weniger (partei)politisch als thematisch: Öffentliche Grün- und Freiräume entwickeln mit ihrer entschleunigenden Unmittelbarkeit gerade bei den zunehmend auf globale Digitalität und Mobilität konditionierten Stadtbewohner eine hohe Anziehungskraft. Von unserem Gastautor Dieter Nellen.

„Grüne“ Qualität durch Gärten und Parks bedeutet dabei nicht nur ökologischen Ausgleich und räumliche Dekoration. Sie ist vielmehr wesentlicher Teil von Urbanität, „Stadt mit anderen Mitteln“ und steigert die Leistungskraft öffentlicher Räume im größeren Rahmen: „Landschaftsräume, die vielfältig gegliedert, fragmentiert, differenziert und zerstückelt sind,

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Eierschalen­sollbruchstellenverursacher

Sonntag Punkt zehn. Sie saßen am Frühstückstisch.
Er aß ein Brot mit Aufschnitt, der nach Salami aussah.
Sie aß immer süß, weil sie mal ein Jahr in Frankreich
gelebt hatte. Croissant mit Konfitüre oder Honig,
abgesehen davon, dass sie sich immer ein Ei gönnte.
Darin war sie typisch deutsch. Die Marmelade
tropfte ihr auf die Beine und sie starrte stumpf
nach draußen in den Garten mit Pool und Hollywood-
schaukel und einem großen dicken Holzzaun, der
der Berliner Mauer Konkurrenz hätte machen können.
Die Eier lagen ruhig in den Eierbechern. Er aß seins hart,
ihres war immer weich und während er so zwischen
Wurst und Käse, Konfitüre und Brot, Honig und Kaffee
nach einem Löffel suchte, erblickte er ein stählernes
Ding und er fragte, was zum Teufel das sei.
Und sie antwortete ruhig und wie selbstverständlich:
— Ein Eierschalensollbruchstellenverursacher.
Daraufhin aßen sie stumm ihre Eier und er schaute nach
draußen zur hölzernen Mauer und dachte sich: Scheiß
drauf. Heute Abend steig ich darüber und wenn die Sirenen
ertönen, die Flutlichter mich erfassen oder sie von ihrem
Wachturm aus ihre Kalaschnikow auf mich richtet, der
ich da hilflos in Unterhose im nassen Gras liegen werde.
Ich muss hier raus: Ob tot, ob lebendig, ob querschnittsgelähmt.
Ein Leben im Rollstuhl oder ein Tod im Sarg. Alles besser als
ein Eierschalensollbruchstellenverursacher.

aus: „Notizen über das Pellen einer Mandarine”
Text: Julian Gauda, Bild: Stefan Lüdemann
Release mit Lesung & Ausstellung: 7.4.2017 im Rekorder, Dortmund
Infos & Facebook-Event: bit.ly/nein10000

Die glorifizierten Auswüchse religiöser Vereinigungen – Mutter Teresa

„Mutter“ Teresa: Todesengel oder Heilige? (Foto: Wikipedia/ Manfredo Ferrari/ cc-by-sa)

In einer kleinen Reihe nimmt Gastautorin Andrea Walter nach und nach die, wie sie sie nennt, „Glorifizierten Auswüchse religiöser Vereinigungen“ unter die wissenschaftliche und kritische Lupe. Sie beginnt mit einer der bekanntesten: Mit Mutter Teresa. Ein Crosspost von Andrea Walter

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Referendum in der Türkei: Ich werde nicht wählen!

Erdogan (Mitte, grün vor Neid auf die Solidarität für Deniz Yücel) und seine Minister sind derzeit auf Werbetour. (Symbolfoto/ Quelle: Pascal/ Flickr/ cc-by-sa)

Ihr kennt doch bestimmt die Szene aus den Mafia-Filmen, wo der Mafia-Boss das Opfer fragt, mit welche Methode er getötet werden möchte. So ähnlich sehe ich die Präsidentschaftswahl oder wie es offiziell heißt das „Verfassungsreferendum“ in der Türkei. Ich sage absichtlich Präsidentschaftswahl, weil der Begriff eher der Realität entspricht. Denn, wie die Verfassung aussieht, ist eigentlich egal. Von Gastautor Musa Öztürk

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Österreich: Kein Gewerbeschein für Humbug

Hach, ein Einhorn. (Foto: kaboompics/ pixabay/ freie Verwendung)

Der Esoterikmarkt floriert in Österreich. Aktuell sind mehr als 15.000 sogenannte „Human- und Tierenergetiker“ aktiv. Jeder österreichische Staatsbürger kann diese Art von Gewerbeschein ohne weiteres erwerben – einfach online von zuhause aus. Lediglich die Kopie des eigenen Lichtbildausweises und ein 3- seitiges Formular müssen an die zuständige Bezirksbehörde gemailt werden. Vor zwei Jahren habe ich im Rahmen eines Satireprojektes selber das Gewerbe der Humanenergetikerin angemeldet.
Ein Gastbeitrag von Andrea Walter (36), Pädagogin aus Niederösterreich.

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Marcel H. aus Herne – Bausteine einer tragischen Geschichte

Ist jetzt lange Zeit alleine und offline: Marcel H. (Symbolfoto – Quelle: Flickr/ antonf/ cc-by-sa)

Gastautorin und Kriminalpsychologin Lydia Benecke mit psychologischen Ausführungen zu Marcel H., der vor einer Woche verhaftet wurde, nachdem er sich in einer Imbiss-Bude in Herne gestellt hatte. Er hatte zu diesem Zeitpunkt mutmaßlich zwei Menschen getötet.

Immer, wenn tragische Verbrechen begangen werden und besonders dann, wenn Kinder die Opfer sind, folgt auf das unwillkürliche Entsetzen und die typischerweise hiermit verbundene Dämonisierung des Täters die Frage nach dem „Warum“. Im so bizarren wie öffentlichkeitswirksamen Fall von Marcel H. ist es nicht anders.

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