Der Einfluss der Eliten auf deutsche Journalisten und Medien

97838696207011Die Doktorarbeit von Uwe Krüger untersucht, welchen Einfluss Eliten auf die Berichterstattung haben und zeigt die Netzwerke der wichtigen Menschen in Wirtschaft, Politik und Journalismus. Statt einen offenen Marktplatz an Ideen abzubilden, vertreten Journalisten demnach oft die Positionen der Herrschenden. Nach Uwe Krüger spitzt sich überall in Europa und in der ganzen Welt der Konflikt «Elite gegen das Volk» zu. Dabei stehen die Journalisten allzu oft auf der Seite der Eliten. Diese Erkenntnis ergibt sich aus der von der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie der Universität Leipzig angenommenen Dissertation „Meinungsmacht: Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten – eine kritische Netzwerkanalyse“.

Ein Interview von Michael Voregger.

Warum haben Sie sich wissenschaftlich mit dem Einfluss der Eliten auf Journalisten beschäftigt?

Uwe Krüger: Ich war selber Journalist und wurde an der Universität mit hohen Idealen gefüttert – von Unabhängigkeit, Kritik und Kontrolle. Als ich dann medienjournalistisch tätig war, also über Journalismus und Journalisten berichtet habe, stieß ich auf eine geheime Konferenz – die jährliche Bilderberg-Konferenz. Dort treffen sich Politiker, Militärs, Wirtschaftsführer und Journalisten aus Nordamerika und Westeuropa. Über diese Konferenz war damals kaum etwas bekannt, die anwesenden Journalisten berichteten darüber nicht. Für mich begann eine Spurensuche, was da eigentlich im Hintergrund läuft.

Continue Reading

Warum die Nation Angela Merkel und ihre Politik nicht braucht

9783864890215_300CMYKStephan Hebel ist seit vielen Jahren Autor der Frankfurter Rundschau und hat jetzt ein Buch über Angela Merkel geschrieben. In „Mutter Blamage“ zeichnet er das Bild eines großen Betrugsmanövers der Öffentlichkeit durch die CDU-Politikerin. Bei der Entstehung der öffentlichen Meinung über „die starke Frau in Europa“ spielen auch die Journalisten eine unrühmliche Rolle.

Warum schreibt man ein Buch über Angela Merkel?

Stephan Hebel: Es gibt die Fan-Bücher – also von Leuten, die gut finden was Frau Merkel macht. Es gibt Kritik von rechts von Leuten, die enttäuscht sind, dass Angela Merkel nicht das konservative, neoliberale Programm umsetzt, mit dem sie mal angetreten war. Meine Kritik kommt eher von links und sagt: Hinter der Fassade von Frau Merkel – die sehr sozial und seriös wirkt – steckt eine klare neoliberale Linie.

Continue Reading

Computerspiele ärgern die Spieler

Lange 12 Jahre haben die Spieler auf Diablo 3 gewartet und letzte Woche war es soweit – es ist wieder Zeit für den Kampf gegen das Böse in finsteren Gemäuern. Herausgekommen ist ein tolles digitales Abenteuer, aber das Spiel hat bei Amazon in den ersten Stunden fast 1000 schlechte Bewertungen erhalten. Diablo 3 ist seit der Veröffentlichung immer wieder für viele Stunden nicht spielbar. Das Spiel funktioniert nur mit einer beständigen Verbindung zum Internet und die brach ständig ab. Der „Fehler 37“ schaffte es sogar in die Liste der Trending Topics auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Immer mehr Computerspiele brauchen die ständige Verbindung zum Internet. In der Welt der Spieler sorgen die neuen Strategien der Hersteller immer öfter für Unruhe und Ärger. Im letzten Jahr stand Electronic Arts in der Kritik, weil die Computer der Spieler nach Daten durchforscht wurden. Die Käufer mussten der Neugier des Herstellers per Mausklick bei der Installation zustimmen. Kaum jemand liest die „End User License Agreements“ (EULA), also die AGBs von PC-Spielen wirklich durch. Dabei enthält das Kleingedruckte oft Klauseln, denen die meisten Kunden nicht zustimmen

Continue Reading
Werbung

NRW: Medienpass ohne Medien

Die schöne neue Medienwelt an den Schulen in NRW

Die wieder gewählte rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen will das Land zum „Medienkompetenzland Nummer Eins“ machen. Das soll schon im Kindesalter beginnen und deshalb wird an den Grundschulen der Medienpass eingeführt.
Luis ist neun Jahre alt, besucht die Dionysiusschule in Essen Borbeck und ist gerade mit einer kleinen Aufgabe beschäftigt: „Ich mache Fotos mit dem iPad und stelle einen Film zusammen. Wir haben schon mal Testfotos gemacht und es gefällt mir sehr“. In einer Unterrichtsstunde ist der Film fertig und kann den anderen gezeigt werden. An der Grundschule ist gerade Förderunterricht für die Drittklässler. Marie, Greta und Gianna stehen vor der interaktiven Tafel und die Gruppe ist mit Sortieren beschäftigt. Das Arbeiten mit der Tafel macht der 9jährigen Marie viel Spaß: „Das ist ein Smartboard und das haben wir gewonnen. Wenn wir Unterricht haben, dann kann unsere Lehrerin das speichern und das wieder aufrufen. Wir können das auch selber machen und mir gefällt vor allem das Malen“.

Wie 68 andere Grundschulen in Nordrhein Westfalen beteiligt sich die Grundschule in Borbeck an dem Projekt Medienpass. Mit dem Angebot sollen die Lehrer bei der Verankerung von Medien¬kompetenz im Unterricht unterstützt werden. Nach der Testphase wird das Angebot überarbeitet. Zum nächsten Schuljahr soll der Medienpass flächendeckend allen Grund¬schulen in Nordrhein-Westfalen zur

Continue Reading

Schalke, Sozialdemokraten, Gazprom und die Mafia

Wer sich für die Aktivitäten von Gazprom und der russischen Kleptokratie interessiert, hätte es schon vor vielen Jahren wissen können. Das gilt ausdrücklich für die Politiker und Funktionäre der SPD. Das Interview mit Jürgen Roth stammt aus dem Jahr 2012. Leider ist der Publizist 2017 verstorben.

Interview: Michael Voregger

Wie gefällt es Ihnen das Schalke in der nächsten Spielzeit in der Champions League spielt und quer durch Europa reisen wird?

Jürgen Roth: Auf der einen Seite ist es mir ziemlich egal, weil ich kein Schalke-Fan bin. Auf der anderen Seite ist es natürlich ein ziemlicher Imagegewinn für Gazprom. Damit machen die Schalke-Fans, ob sie wollen oder nicht, Propaganda für ein totalitäres System in Russland. Das halte ich für ziemlich zynisch. So gesehen wünsche ich mir, dass Schalke häufiger verliert.

Warum ist Gazprom kein normaler Konzern und damit auch kein normaler Sponsor?

Jürgen Roth: Gazprom ist eine politische, wirtschaftliche und geheimdienstliche Waffe der Kreml-Kleptokratie. Und Russland ist bis heute der korrupteste Staat in Europa. Von daher unterscheidet sich der Konzern von allen anderen Multis in der Welt. Natürlich gibt es auch bei denen Korruption – insbesondere bei den Energiekonzernen – und das Geld fließt in die Taschen der Aktionäre. Nur der zentrale Unterschied ist, dass sie in aller Regel in demokratischen Staaten beheimatet sind. Dort gibt es einen mehr oder weniger funktionierenden Rechtstaat, ein demokratisches System und es herrscht zumindest ein wenig Transparenz. All das trifft auf Gazprom beziehungsweise Russland nicht zu.

Die persönlichen Verbindungen des russischen Staatsapparats liegen aber doch in der Vergangenheit?

Jürgen Roth: Die liegen nicht in der Vergangenheit, sondern funktionieren bis heute. Putin und Medwedew wären ohne Gazprom nicht dort, wo sie heute stehen. Gazprom wäre auf der anderen Seite nicht der mächtige imperiale Konzern – diese

Continue Reading

Mohnstrietzel und Mutantentaschen

Mohnstrietzel und Mutantentaschen

Mitten in der Neustadt im Gelsenkirchener Süden liegt die Backstube von Ägidius Krause – hier wird seit über 100 Jahren nicht nur Brot gebacken. Über die Stadtgrenzen hinaus haben die Apfeltaschen des 68jährigen Berühmtheit erlangt, die von den zufriedenen Kunden auch schon mal als „Mutantentaschen“ oder „Apfelkoffer“ bezeichnet werden. Damit ist jetzt Schluss und es verschwindet einer der letzten Traditionsbäckereien im Ruhrgebiet endgültig aus dem Stadtbild.

ruhrMENSCHEN erzählt Geschichten von den Menschen an Ruhr und Emscher – in Bild und Ton – jeden Monat – ab Januar 2012

mieten, kaufen, gentrifizieren

Torsten Schlösser bezeichnet sich gerne als „echter Ruhrie“ und der Makler hat sein Büro am Rande des Ruhrgebiets in Unna. Jeden Tag macht er sich auf den Weg, um seine Immobilien unter das Volk zu bringen. Das Ganze spielt sich in der Öffentlichkeit ab und nach 18 Uhr können die Zuschauer bei „mieten, kaufen, wohnen“ auf Vox zusehen. Schlösser ist Teil einer Armee von Immobilienverkäufern und zurzeit gehören 63 Makler zum Aufgebot des Kölner Privatsenders.

Bei den Zuschauern kommt das Format gut an und von der geliebten „werberelevanten Zielgruppe“ schalten immerhin 1,52 Millionen Menschen ein. Bei ihnen schwingt das voyeuristische Interesse mit, einen Blick in fremde vier Wände zu werfen und sich ein Bild vom Leben der Mitmenschen zu machen. Im Kern ist „mieten, kaufen, wohnen“ ein reines Werbeformat – eine Art Dauerwerbesendung. Die Makler arbeiten an ihrem schlechten Image und menscheln sich durch die 60 Minuten. Natürlich präsentieren sich auch die Besitzer der Immobilien und die Wohnungsgesellschaften in einem positiven Licht. Das ist keine große Überraschung, aber auch die potenziellen Mieter und Käufer setzen auf ihre Vermarktung. Da besichtigen viele Jogalehrer, Stylisten, Lebensberater, Musikanten, Inhaber von Fingernagelstudios, Wahrsager und Fitnesstrainer ihre künftige Wohnung. Das führt dann zu reichlich absurden Situationen, wenn der Makler zu Kniebeugen angeleitet wird, einen Kopfstand machen soll oder nach einem erfolgreichen Abschluss ein schräges Ständchen anhören muss.

Ergänzt wird die durchsichtige Präsentation durch den Auftritt vermeintlicher Prominenz, wie zum Beispiel des Berliner Friseurs Udo Walz, der sich im Prenzlauer Berg kostspielige Lofts zeigen lässt. Selbst die Macher haben dann Zweifel, was die Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit des Formats betrifft. „Wie auch in der Sendung eingeblendet wird, sind die Geschichten um die Wohnungssuchenden teilweise nacherzählt“, erklärt Julia Kikillis, Pressesprecherin bei VOX. „Die Prominenten sind nicht zwingend aktuell auf der Suche nach einer neuen Wohnung oder einem neuen Haus. Es ist aber in jedem Fall ein Interesse an Immobilien und anderen, neuen Wohnmöglichkeiten vorhanden“. So spielen alle Beteiligten ihre Rolle, werben für sich selbst und hoffen auf gute Einschaltquoten.

Continue Reading
Werbung

„So haben uns die Griechen reingelegt“

Mit dieser Überschrift eröffneten die Journalisten Niklaus Blome und Paul Ronzheimer im letzten Jahr eine Serie von Beiträgen zur Verschuldung Griechenlands. Ihr Arbeitgeber ist die Bildzeitung und für die Berichterstattung haben sie jetzt den Herbert Quandt Medienpreis 2011 erhalten. Die weiteren Beiträge trugen Titel, wie „So räumte Rot-Grün den Weg zum Euro frei“ oder „So frisierten die Griechen ihre Bilanzen“.

Ganz im Stil der Zeitung mit den vier Buchstaben verrät der erste Satz schon in aller Ausführlichkeit den Inhalt des gesamten Artikels. Es erstaunt schon, dass man hierfür eine Auszeichnung für „exzellenten Wirtschaftsjournalismus“ bekommt. „Eine intensive Recherche, Sachverstand und die fundierte eigene Meinung“ wünscht sich die Vorsitzende der Stiftung, Johanna Quandt, von ihren Preisträgern. Eine eigene Meinung über den Journalismus der Bild haben Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz, die eine Studie zu den Aktivitäten der Zeitung veröffentlicht haben. Sie finden in einer aktuellen Stellungnahme die Preisvergabe befremdlich und kritisieren auch die Jury: „Selbst wenn die fünfteilige Serie für sich alleine nach inhaltlichen und handwerklichen Kriterien des Journalismus bewertet wird, wird schnell klar, dass die Arbeit alle Vorgaben für schlechten Journalismus bestens erfüllt“. So werden altbekannte Sachverhalte als neue Enthüllung inszeniert, Informationen und Werturteile fließen ineinander, es werden alle Register der Dramatisierung und Emotionalisierung gezogen. Die Autoren der Studie halten auch fest, dass die Botschaft „die Griechen haben getrickst“ in den fünf Teilen der Serie regelmäßig wiederholt wird. Sie stellen die Artikelserie in einen Zusammenhang mit der Bild-Kampagne im Frühsommer 2010, die nach dem Motto agierte: „Die Griechen haben mit falschen Zahlen und statistischen Betrügereien die Mitgliedschaft in der Eurozone erschlichen – auch deshalb haben sie die Hilfe der deutschen Steuerzahler nicht verdient“. So konnte die vermeintlich journalistische Recherche ebenfalls zu keinem anderen Ergebnis kommen. Nachprüfbare Fakten, gesicherte Informationen und journalistische Einordnungen spielen hier keine Rolle.

In der Jury der Stiftung befinden sich mit Roland Tichy, Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“, Helmut Reitze, Intendant des „Hessischen Rundfunks“ und Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur des „Tagesspiegels“ drei prominente Vertreter der Branche. Es macht nachdenklich das sie in der Bild-Serie einen preiswürdigen Journalismus sehen und wirft kein gutes Licht auf den Wirtschaftsjournalismus im Lande. Dabei hat die Berichterstattung über ökonomische Zusammenhänge in den Zeiten der Finanzkrise einen besonderen Stellenwert. Die Aufklärung über Hintergründe, politische Interessen und gesellschaftliche Folgen sind die wichtigste Aufgabe der Journalisten. Allerdings hinterlassen selbst die Flaggschiffe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens „Tageschau“ und „heute“ den Zuschauer regelmäßig im Regen stehen. Die Redaktionen orientieren sich am Mainstream, regierungsnahe Positionen werden kommentarlos übernommen und kritische Experten tauchen nicht auf. Das Unwort des letzten Jahres „alternativlos“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Eine Studie der Otto Brenner Stiftung von Anfang 2010 stellt dem Wirtschaftsjournalismus insgesamt ein schlechtes Zeugnis aus – die Versetzung ist mehr als gefährdet. „Der tagesaktuelle deutsche Wirtschaftsjournalismus stand dem globalen Finanzmarkt gegenüber wie ein ergrauter Stadtarchivar dem ersten Computer mit einer Mischung aus Ignoranz und Bewunderung, ohne Wissen, wie er funktioniert, ohne Ahnung von den folgenreichen Zusammenhängen, die sich aufbauen; im Zweifel schloss man sich der vorherrschenden Meinung an“, schreiben die Autoren, zu denen auch der ehemalige Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau“ Wolfgang Storz gehört.

Demnach haben in der Krise zumindest „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Financial Times Deutschland“, „Handelsblatt“, „Süddeutsche Zeitung“ und „die tageszeitung“ Kompetenz aufgebaut und kritische Distanz zur herrschenden Meinung entwickelt. Für „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ konnten die Verfasser keine positive Entwicklung feststellen – das Urteil ist vernichtend: „Sie bleiben journalistisch sensationell schlecht“. Wer die Beiträge der Tagesthemen der letzten Zeit zur „europäischen Krise“ und der „griechischen Verschuldung“ anschaut, der wird keinen nennenswerten Qualitätszuwachs bemerken. Für viele Medien ist die Finanzkrise zu einer Krise ihrer eigenen Arbeit geworden.

WAZwatching – Die Macht der Zahlen

Inzwischen muss man sich immer öfter dafür rechtfertigen, zu dem schwindenden Kreis der Leser der WAZ zu gehören. Die Begründung des leidendenden Abonnenten heißt dann immer: Man muss schließlich wissen, was in seiner Stadt so alles passiert. In meinem Fall ist das Gelsenkirchen und neben mir leben hier noch rund 261 000 Menschen – es ist also immer noch eine ziemlich große Stadt.

Man kann kaum glauben, dass zwischen Buer und Ückendorf nur das passiert, was am nächsten Tag im Lokalteil der WAZ steht. Seit 2008 ist die Zahl der verkauften Exemplare um 6 Prozent gesunken und inzwischen hat die Zeitung täglich etwa 38 000 Leser. „Was vor unser Haustür geschieht, das ist das wichtigste Thema in der Zeitung“, behauptet Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe. Von den Machern wird die lokale Berichterstattung immer als große Stärke des Zeitungsgiganten bezeichnet, aber das funktioniert leider schon lange nicht mehr. Ein paar Ereignisse und Artikel der letzten Zeit machen das sehr deutlich.

Die Kommunalpolitik unternimmt in Gelsenkirchen sehr viel für Kinder und Jugendliche. Das sollte man schätzen, aber deshalb muss der Lokaljournalist kritische Fragen nicht vollkommen ignorieren. Vor ein paar Wochen wurde über die tolle Betreuung in der offenen Ganztagsschule (OGS) berichtet. Zu Wort kamen

Continue Reading