Bekommt am Ende jede Stadt den Weihnachtsmarkt den sie verdient hat?

Weihnachten im Ruhrgebiet. Foto: aufpunkt.de
Weihnachtsstimmung im Ruhrgebiet. Foto: aufpunkt.de

Weihnachtsmärkte sagen ja auch immer irgendwie etwas über die Städte und das Selbstverständnis der jeweiligen Regionen in denen sie stattfinden aus.

In der Weltstadt Köln genießen die Besucher das festliche Ambiente im Schatten des Domes und der historischen Altstadt.

Im westfälischen Münster feiert man in sehr gepflegter, aber auch etwas spießiger Atmosphäre.

Die Stadt Dortmund sieht sich, scheinbar durch ein ausgeprägtes Minderwertigkeitsgefühl genötigt den Besuchern den angeblich größten Weihnachtsbaum der Welt in Form eines riesigen, geschmacklosen ‚Gesteckes‘ anzupreisen. Scheinbar hat man dort noch nicht begriffen, dass weniger häufig genug nämlich einfach auch mal mehr sein kann.

Und in der im Volksmund schon als ‚E.On-Stadt‘ betitelten Stadt Datteln? Dort trifft man sich, und als regelmäßiger Leser dieses Blogs ahnen Sie es wohl schon, im Schatten des ca. 180 Meter hohen Kühlturms des juristisch umstrittenen Kohlekraftwerks ‚Datteln 4‘.

Zu dieser Geschmacklosigkeit lädt nun, allen Ernstes, der Energieriese E.On am kommenden Samstag ein. Wer also auf düstere Industrie-Silhouette mit Weihnachtsmusik steht, der ist am 14. Dezember am ‚Treffpunkt Energie Datteln (TED), Zur Seilscheibe 8, 45731 Datteln, ab 12 Uhr, sicherlich passend aufgehoben.

Der Treffpunkt am Samstag: Der TED-Würfel in Datteln. Foto: aufpunkt.de
Der Treffpunkt am Samstag: Der TED-Würfel in Datteln. Foto: aufpunkt.de

Meine Vorstellung von Weihnachten ist das dort allerdings beileibe nicht, auch wenn die angekündigten Attraktionen wie ‚Schlittenrennen, Kerzenziehen, Schneeballwerfen, Tannenbaum-Tombola, Bauernmarkt und die dort zu erwartende Gegenwart des örtlichen Bergmannsvereins und des Künstlervereins im zu tausenden verteilten Einladungsprospekt scheinbar krampfhaft tatsächlich Gemütlichkeit und Weihnachtliche Stimmung zu verbreiten versuchen. Wer es braucht…

Bisher nicht übermittelt ist übrigens die Reaktion der in Sichtweite mitfeiernden Kinderklinik. Ob die kleinen Patienten dort vielleicht still und leise mitschunkeln? Oder ob der Anblick des riesigen Kühlturms direkt vor ihrer Nase ihnen vielleicht doch eher den Atem verschlägt. Darüber kann man bisher nur spekulieren… Frohes Fest!

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Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Robin, stell dich nicht so an. Energie ist die zentrale Voraussetzung für Wärme und Licht. Wärme und Licht bedeuten Wohlgefühl wenn es draußen dunkel, kalt und ungemütlich wird. Wenn also was ideal zusammen passt, dann sind es Kühlturm und Weihnachtsbaum. 🙂

Robert Gorny
Robert Gorny
10 Jahre zuvor

Ich glaube, Sie leiden unter einer Kühlturmphobie.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

Also, das mit der etwas spießigen Atmosphäre im westfälischen Münster muss ich als Münsteraner weit von mir weisen – feiern in sehr gepflegter Atmosphäre mag ja noch angehen…
Allerdings hat Münster auch keine Kühltürme zur Dekoration – und die Wiedertäuferkäfige am Süd-Turm der Lambertikirche eignen sich aus Pietätsgründen auch weniger zur Anbringung eine Weihnachtsgesteckes.
Dafür fallen die Holländer jedes Jahr zu Weihnachten mit Bussen ein… 😉

Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
10 Jahre zuvor

: Ich habe in Münster über 7 Jahre lang gearbeitet, und als Kind des Ruhrgebietes fand ich den Weihnachtsmarkt dort schon ziemlich spießig. Aber auch in dieser Frage mögen die Geschmäcker ja durchaus unterschiedlich sein 😉

Gorny: Das wäre mir neu. 😉 Hängt aber wahrscheinlich auch vom konkreten Einzelfall ab. 🙂

@Berry: Auch wenn offenbar einer der Kollegen deinen Kommentar von heute Morgen nicht freigeschaltet oder gelöscht hat, hier noch eine kurze Bemerkung dazu von mir:
Ich bin schon ein paar Jährchen erwachsen und fühle mich durchaus in der Lage mir eine ganz eigene Meinung zu bilden 😉 Diese mag mal mit der des einen oder anderen Kollegen übereinstimmen, mal auch nicht. Das finde ich ganz normal.
Und gerade im Falle des Kraftwerkes in Datteln könnten Stefan und ich ja kaum unterschiedlicherer Meinung sein. Aber das schließt ja nicht aus, dass wir in vielen anderen Punkten auch ganz ähnliche Einschätzungen und Ansichten haben.
Und meiner Meinung nach ist genau das eine der Stärken dieses Blogs. Hier treiben sich ziemlich unterschiedliche Leute rum, jeder mit seinen ganz eigenen Themenschwerpunkten und entsprechenden Ansichten dazu. Und Vorgaben zu Themen und Inhalten gibt es (entgegen diverser Spekulationen) überhaupt nicht. Für mich persönlich ist das übrigens auch der Hauptgrund warum mir das Lesen, Schreiben und Kommentieren hier so viel Spaß macht.
Aber das nur mal am Rande kurz erwähnt…

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

@Robin Patzwald: die Münsteraner haben seit eh und je mit den Vorurteilen der „Auswärtigen“ zu kämpfen – Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (als Kommandant über die preußischen „Beobachtungstruppen“ im Westen mit Sitz in Münster) hat sich damals schon hervorgetan: „Ich könnte nun wohl zufrieden sein, aber ich bin es nicht. Münster und die Münsteraner gefallen mich nicht.“ 😉

hank
hank
10 Jahre zuvor

Ein Weihnachtsbaum vor einem Kühlturm ist doch herrlich. Nirgends kommt man dem Heiland näher.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Robin,
für Millionen hat Weihnachten nichts, gar nichts mehr zu tun mit der Geschichte, die uns die Bibel erzählt und an der Christen glauben, besser wohl, wenn sie Christen sind, glauben sollten.

Was jeder für sich, was Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten der Bevölkerung, was Staaten, Städte, Organisationen, was E.ON u.a. daraus machen?
Es ist müßig, darüber zu diskutieren.

PS
Hat E.ON seine weihnachtliche Werbung auch verbunden mit einer Aufwartung der kranken Kinder in der im Schatten des Kühlturmes befindlichen Kinderklinik, demnächst bedroht von Unmengen Feinstaub und diversen hochgradigen gesundheitsgefährdenen Schadstoffen? Zuzutrauen wäre es dem Konzern.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
10 Jahre zuvor

Da geht aber noch was, man nehme halt Kalkar als Beispiel:
comment image

Vielleicht eine Art „Komplettvision“ für Datteln IV, wenn wir uns an das Schicksal des Schnellen Brüters erinnern?
https://www.faz.net/aktuell/reise/nah/vom-kraftwerk-zum-vergnuegungspark-der-atomausstieg-in-kalkar-12148284.html

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