Skampida, Dienstag, 23. Oktober, 21.00 Uhr, Sonic Ballroom, Köln
Bananen-Bild mit Erdogan: Gut, dass Duisburg nicht einknickt

Drohungen, Proteste und eine Mini-Demonstration türkischer Rechtsradikaler. Das alles wegen eines Bildes des Künstlers Thomas Baumgärtel, das den türkischen Präsidenten Erdogan mit einer Banana im Po zeigt. Man muss Baumgärtel, der seinen Bekanntheit gesprühten Bananen verdankt, die arg an die Banane Andy Wahrhols auf dem Cover der ersten Velvet Underground LP erinnern, als Künstler nicht schätzen, um gut zu finden, dass das Bild aus der bis zum 25 November laufenden Ausstellung in der Cubus-Kunsthalle in Duisburg nicht verschwindet.
Selbstverständlich ist das nicht: Auf eine Kunstmesse in Karlsruhe wurde das Erdogan-Bild zu Beginn des Jahres nach Drohungen entfernt. Duisburg knickt nicht ein und bricht eine Lanze für die Kunst. In einer Zeit, in der das Bauhaus in Dessau sich nicht traut, Feine Sahne Fischfilet auftreten zu lassen, um die zarten Seelen von Rechtsradikalen nicht zu belasten, ist das einen gute Nachricht. Rechtsradikale, ob türkische oder deutsche, haben nicht zu bestimmen, was an Kunst öffentlich gezeigt werden kann und was nicht.
Peter Licht
Peter Licht, Montag, 22. Oktober, 20.30 Uhr, Gloria, Köln
‚Being Mario Götze‘: Ein guter Streifen, aber nicht so herausragend wie ‚Tom meets Zizou‘

Am vergangenen Donnerstag, den 18. Oktober 2018, war ich Gast bei der Kinopremiere von ‚Being Mario Götze‘, dem neuesten Streifen von Filmemacher Aljoscha Pause, in Köln. Jetzt, mit zwei Tagen Abstand, ist es Zeit hier ein paar Gedanken über den Streifen zu teilen.
Bevor ich ein paar kritische Anmerkungen mache, möchte ich betonen, dass die Sport-Doku sehenswert ist. Wie bisher alle Filme von Aljoscha Pause, die ich gesehen habe, ist der Film handwerklich gut gemacht, versprüht eine gewisse Magie, zieht den Zuschauer in seinen Bann.
Die Fahrt nach Köln hat sich für mich gelohnt, auch wegen des anschließenden Gesprächs über den Film zwischen ARD-Kommentator Tom Bartels und Ex-Fußballprofi Thomas Broich, der Hauptdarsteller von Pauses Film ‚Tom meets Zizou‘ aus dem Jahre 2011 war und als ‚gescheitertes‘ ehemaliges Top-Talent des Fußballs, in seiner Biographie gewisse Parallelen zu Götzes Karriereverlauf aufweist.
Doch das bringt mich auch gleich zum ersten Kritikpunkt: ‚Being Mario Götze‘ kann mit der großen Faszination von ‚Tom meets Zizou‘ leider nicht mithalten. Woran das liegt? Schwer zu sagen.
Alles außer Pop – Slave to the Grind

Der Film “Slave to the Grind” läuft zur Zeit auf einigen Festivals und hier und da im Programmkino. Es handelt sich um eine Dokumentation über Grindcore. Sie kennen keinen Grindcore? Aber Sie kennen doch bestimmt die erste Napalm Death? Auch nicht? Also … Sie haben eine Waschmaschine und die läuft doch sicher manchmal im Schleudergang. Und Sie waren mal auf einem Bauernhof und haben gehört, wie sich die Schweine dort artikulieren. Nun bringen Sie beides zusammen: Grindcore.
Für jeden, der in dieser Musik mehr als das hört, ist der Film sehr aufschlussreich. So erfährt man, wie der typische Blastbeat entstanden ist, dessen synkopische Snare-Schläge eigentlich ein Trick waren, um mit der Hälfte der Anschläge die volle Geschwindigkeit spielen zu können. Man erfährt, wie Repulsion in den USA und Napalm Death in England Anfang der 80er Jahre den bestehenden Hardcore-Punk zu neuen Geschwindigkeitsgefilden getrieben haben und so ein ganz neues Genre erfanden. Wie sich die verschiedenen Spielarten (etwa Gore-Grind) entwickelten, wo überall auf der Welt Grindcore gespielt wird (überall) und dass es auch weibliche Grindcore-Bands gibt.
Viel Raum nimmt der Tod mehrer Protagonisten ein, etwa von Mieszko Talarczyk, Sänger der Band Nasum, der 2004 beim Tsunami in Thailand ums Leben kam. Oder der von Seth Putnam von der Band Anal Cunt, einem Provokateur vor dem Herrn, von dem die eine Hälfte der Zeitzeugen sagt, er sei völlig gestört gewesen, während die andere ihn privat eigentlich als ganz normal empfunden hat.
Viele Momente sind lustig, z.B. wenn Tim Morse von Anal Cunt erzählt, wie er seiner Mutter die neue Band vorgestellt hat, samt ihrer ganzen Obszönität, und einfach nichts und wieder nichts als Argument vorbringen konnte, wieso man so eine Band gründen wollen sollte. Wie die meisten Herrschaften in dem Film ist Morse ein äußerst sympathischer, intelligenter Typ und es wäre eine nähere Betrachtung wert, warum nette und aufgeweckte Leute eigentlich so eine Freude daran haben, derartige Primitivität zu vertonen.
Wie heutzutage üblich ist alles schnell geschnitten, mit vielen kurzen Statements, vielen Bildern und wenig Ruhemomenten. Das könnte man natürlich auch als Parallele zur vorgestellten Musik interpretieren, aber so extrem ist es nun doch wieder nicht. Ich hätte mir den Mut gewünscht, einfach mal ein ganzes Stück einer Band zu spielen (so lang dauernd Grindcore-Lieder nun wirklich nicht) und darauf zu vertrauen, dass die Zuschauer auch mal mehr als 30 Sekunden bei einer Sache bleiben können.
Der Film ist trotzdem empfehlenswert, präsentiert eine bemerkenswerte Fülle an Material, an Zeitzeugen, Bildern und Skurilitäten. Für Freunde dieses Genres ein Muss, für Menschen, die sich für einen Blick in eine fremde Welt offen zeigen, ein Anlass zum Wundern.
Der Autor schreibt hier alle zwei Wochen über Musik. Über Musik redet er auch im Podcast Ach & Krach – Gespräche über Lärmmusik.
The Vaccines
The Vaccines, Sonntag, 21. Oktober, 20.00 Uhr, Luxor, Köln
The Baby Seals
The Baby Seals, Samstag, 20. Oktober, 20.00 Uhr, Djäzz, Duisburg
Zum Kinostart von ‚Being Mario Götze‘: Ein exklusives Interview mit Filmemacher Aljoscha Pause
Am heutigen Donnerstag, den 18. Oktober 2018, startet ein Film in den Deutschen Kinos, der das Interesse der Fußballfans in diesem Lande ganz sicher auf sich ziehen wird. In ‚Being Mario Götze‘ widmet sich Filmemacher Aljoscha Pause, der in den letzten Jahren bereits mit den preisgekrönten Sport-Dokus ‚Tom meets Zizou‘ und ‚Trainer‘ für viel Aufsehen sorgte, der ins stocken geratenen Karriere von BVB-Star Mario Götze.
Ruhrbarone-Autor Robin Patzwaldt hat zum Kinostart seines neuesten Streifens ein exklusives Interview mit dem 46-jährigen Pause geführt, wird in den nächsten Tagen auch noch über die heutige Filmpremiere des Streifens in Köln separat berichten, sich dann auch dem Inhalt des Films näher widmen.
Heute möchten wir Euch durch das Interview mit dem Filmemacher zunächst einmal etwas Lust auf einen eigenen Besuch im Kino machen, das Film-Projekt etwas näher vorstellen und über die dazugehörigen Hintergründe informieren.
Ruhrbarone: Hallo, Aljoscha! Schön, dass Du dir etwas Zeit für uns nimmst. Wie kam es eigentlich zum Projekt ‚Being Mario Götze‘?
The Spitfires
The Spitfires, Freitag, 19. Oktober, 20.00 Uhr, Bahnhof-Langendreer, Bochum
