„Junges Licht“: Film ohne Boden, Traumata als Lokalkolorit – Heimat kann so grausam sein

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In den alten alpenländischen Heimatfilmen mussten seinerzeit „Der Förster vom Silberwald“ zumindest noch einen bösen Wilderer zur Strecke und Peter Alexander „im weißen Rössl am Wolfgangssee“ den albernen Gunter Philipp aufs Zimmer bringen. Auch „Junges Licht“, der neue Film von Adolf Winkelmann („Jede Menge Kohle“), wird allerorten als Heimatfilm bezeichnet. „Jede Menge Heimat“ sozusagen, ab 12. Mai im Kino.

Allerdings ist „Junges Licht“ kein Heimatfilm aus den Bergen, sondern einer aus dem Bergwerk. Doch bricht man (so wie einst hier im Revier die Kohle aus dem Gestein) „Junges Licht“ aus allem ollem Heimatgedöns heraus und auf seine eigentliche „Handlung“ herunter, dann fördert man andere Dinge zu Tage: Ein Hund wird mit Benzin übergossen, um als „lebende Fackel“ verbrannt zu werden. Eine seit Tagen tot auf der Couch liegende Frau wird zum Objekt der Begierde eines halbstarken Jugendlichen. Und im finstren Kohle-Keller wartet schon Peter Lohmeyer als Kinderfreund.

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Junges Licht: Ein Film über Gewalt und Sprachlosigkeit

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Am 12. Mai kommt Junges Licht von Adolf Winkelmann in die Kinos. Trotz beeindruckender Bilder eines längst vergangenen Ruhrgebiets und der Arbeit in der Zeche ist er von Ruhrgebietsnostalgie und erzählt von der Gewalt und Sprachlosigkeit in den 60er Jahren.

Vieles war anders im Ruhrgebiet der sechziger Jahre: Die Menschen arbeiteten auf Zechen, in Stahlwerken und Kokereien, sie lebten nicht in Städten, sondern in Siedlungen und kamen kaum aus ihrem Viertel heraus und über der ganzen Region hing die dichten Schwaden aus den Werken, die noch keine Industriemuseen waren, sondern große Wolkenmaschinen. Adolf Winkelmann zeigt dies alles mit beeindruckenden Bildern, die weder kitschig sind noch dokumentarisch, sondern die Wirklichkeit zitieren und überhöhen, was immer wieder beeindruckend ist und durch die Musik von Tommy Finke noch intensiver erlebt  wird.

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Das elektronische Familienfest „Ruhr-in-Love“ am 02. Juli 2016 im OlgaPark Oberhausen

csm_RiL16_Plakat_v27_02_d2c68d29beAuch in diesem Sommer vereint sich wieder die elektronische Musikszene im OlgaPark in Oberhausen. Bereits zum 13. Mal in Folge findet dort am 02.Juli das große familienfreundliche “Ruhr-In-Love” – Festival statt und lädt ein auf grüne Wiesen und 40 in bunte Farbenmeere versunkene Floors zum Tanzen, Feiern und Träumen.

Nach den Rekorden in den letzten Jahren werden in diesem Jahr bis zu 50.000 Besucher erwartet, und erneut werden über 400 DJs und Live-Acts von 12 bis 22 Uhr die Bässe der verschiedensten elektronischen Musikstile wummern lassen.

Trotz der unglaublichen Größe, auf die das Fest in den Jahren kontinuierlich herangewachsen ist, hat es von seinem Charme nichts verloren und verdankt seinen Erfolg einem einzigartigen Konzept.

Die einzelnen Floors werden von Party-Machern aus der Szene selber gestaltet, Veranstalter, Plattenlabels, Magazinverlage, Radiosender und Booking-Agenturen aus den unterschiedlichsten Bereichen entwerfen und präsentieren mit viel Hingabe ihren Floor und ihren Sound.

Das Line-Up der zehn Stunden ist so großartig und vielfältig, dass man es hier gar nicht im einzelnen wiedergeben kann. Kurz erwähnen möchte ich das LineUp der Mixery-Stage mit Danny Avila (Madrid), Gestört aber GeiL (Erfurt), Felix Kröcher (Frankfurt), Ostblockschlampen (Leipzig), A.N.A.L. (Schmölln), Pappenheimer (Würzburg) und Cuebrick (Stuttgart).

Auf den anderenFloors werden sich unter anderem Torsten Kanzler, Niereich, Kerstin Eden, Björn Torwellen, Sven Wittekind, Linus Quick -live-, Mani Tehrani, Sebastian Groth, Zahni -live-, PetDuo, BMG,Minupren, Stormtrooper, Man at Arms, Sorgenkint, Frank Kvitta, Sandy Warez, Tensor & Re-Direction, Masters Of Noise, Bartoch, Vandal!sm, TerrorClown, Tom Hades, Drumcomplex, Irregular Synth, Kevin Witt, Kevin de Vries, Lissat & Voltaxx, Mario Da Ragnio,Orhan Terzi, Dalora, Distiller, Fallen, Mystery, Megara vs. DJ LEE, Sean Finn, Hanna Hansen, Tom Franke, Cuebrick, Kid Chris, Danielle Diaz,  Andy B. Jones, Tune Brothers, 2Elements, FRDY, Anneli, MONSTRUM aka Sebastian Groth, 20 Fingers aka Cutmaster Jay & Khetama, 2Elements vs. Beat Kat, Tiger & Dragon, Stefan Dabruck, Jean Elan,Basti M, DBN, Andreas Kraemer, Rotterdam Terror Corps, Distortion & RTSier, SRB, Submerge, DJ Quicksilver, Jay Frog, Eastone & Miss Nat-H-Lee, Tonio, Joseph Disco, Zwo/Snuff Crew, Bo Irion, Claus Bachor, Plastik Funk, DJ Falk, Roger Shah, Chico Chiquita, Nils Hoffmann, DJ Taucher, Sakin & Friends, Master Blaster, Andreas Klein, Nathalie De Borah, HEYHEY, Oliver Moldan, The Disco Boys und Tocadisco einfinden…einen vollständigen Überblick über das Line-Up gibt es hier.

Und wenn um 22 Uhr die Musik im OlgaPark  ausgeht, dann ist aber noch lange nicht Schluss.  In zirka 25 Clubs in NRW kann bis zum Morgengrauen auf den After-Parties weitergefeiert werden.

Tickets gibt es online unter www.shop.i-motion.ag.

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Veranstalter: www.i-motion.ag & www.nature-one.de

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Wir sind die Irrelevanten!

Ist dieses Bild genauso irrelevant wie du und ich? Nein, denn es wird zum Klicken animieren. Und Verbreiten. Das ist die Scheissrealität.
Ist dieses Bild genauso irrelevant wie du und ich? Nein, denn es wird zum Klicken animieren. Und Verbreiten. Das ist die Scheissrealität. Quelle: povpnx-15/ Flickr/ CC-BY-SA

Ich halte es nicht mehr aus: die Rechtsradikalen sind europaweit auf dem Vormarsch. In Österreich die FPÖ, in die Deutschland die AfD, in Ungarn regiert bereits ein Viktor Orban und in Polen das PiS-Pack. Und was tun wir? Wir diskutieren über Gendersternchen, die vermeintlichen Gefahren von Freihandel und Veganismus. Es ekelt mich an – ich muss ranten. Oder damit die FAZ-Leser es auch verstehen: das hier wird ein übellauniger Kommentar.

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Kreis Recklinghausen: Großes Museumsfest im Schiffshebewerk Henrichenburg

Das Schiffshebewewerk. Foto (s): Robin Patzwaldt
Das alte Schiffshebewewerk Henrichenburg. Foto (s): Robin Patzwaldt

Es ist inzwischen schon eine liebgewonnene Tradition: Anfang Mai, da lädt das LWL-Museum im Schiffshebewerk Henrichenburg zum großen Museumsfest ein. Und das Beste daran: Der Eintritt ist frei!

Kaiser Wilhelm II. eröffnete am 11. August 1899 das Schiffshebewerk in Henrichenburg.  Noch über 100 Jahre später sind die zahlreichen Besucher regelmäßig begeistert von diesem größten Bauwerk am Dortmund-Ems-Kanal.

Inzwischen liegt der große Aufzug für Schiffe allerdings auch schon seit über 40 Jahren still. Im dort eingerichteten LWL-Museum wird die Geschichte des Hebewerks und der Menschen am Kanal allerdings noch immer ein Stück weit liebevoll lebendig gehalten.

Diverse Schiffstouren, Handwerksvorführungen, Kino, Kindertheater und vieles mehr erwartet die Besucher dann auch wieder am kommenden Wochenende. Der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) lädt dazu erneut alle Interessierten am Sonntag, den 08. Mai 2016,  von 10 bis 18 Uhr in sein Waltroper Museum ein.

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Kaya Yanar bringt den Bochumer RuhrCongress zum Lachen

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Getreu dem Motto „Kommst du, guckst du, lachst du!“ präsentierte der gebürtige Frankfurter und wie immer gut gelaunte Kaya Yanar am ersten Mai über zwei Stunden sein neues Programm im Bochumer RuhrCongress.

Mit im Gepäck hatte der momentane Wahlschweizer wieder neue Erlebnisse von seinen zahlreichen Reisen, aber es wurde schnell deutlich, dass ihn „Planet Deutschland“ immer noch am meisten begeistert.

Ohne Luft zu holen lässt Kaya seine persönlichen Überlegungen zum deutschen Alltagsgeschehen auf sein Publikum niederprasseln. Dabei nimmt er wie gewohnt kein Blatt vor den Mund, rutscht unvermittelt von einem Thema ins nächste und verpackt selbst Provokantes so bezaubernd, dass man es ihm nicht übel nehmen kann. Vor Kaya und seinen Späßen ist nichts und niemand wirklich sicher, auch nicht sein Bochumer “Multikulti”-Publikum.

Es gibt fulminante Anekdoten, verpackt in seinen unerschöpflichen Dialektreichtum, die einem so schnell um die Ohren fliegen, dass man die ersten gedanklich noch gar nicht ganz verarbeitet hat – ehe schon die nächsten folgen. Abhilfe schafft da nur Applaus, von dem reichlich gespendet wird. Aber wer zu Kaya Yanar geht, weiß schließlich, worauf er sich einlässt. Er präsentiert sich als scharfer Beobachter nationaler und kultureller Eigenheiten, greift sie auf und treibt sie ins Skurrile. Sein neues Programm heißt aber „Planet Deutschland“ und er nimmt es als Anlass, für seine Heimat ein wenig die Werbetrommel zu rühren. Seine Freundin, zu der er vor einigen Jahren in die Schweiz zog, möchte er dazu bringen, mit ihm nach Deutschland zurückzukehren. Den ganzen Abend über sucht er deshalb all die deutschen Tugenden, die sie zu diesem Tun überzeugen könnten.

Er schildert uns unseren typisch deutschen Alltag, mit all seinen bekannten Situationen, schafft dabei aber immer wieder neue Blickwinkel – mit großen Augen, umwerfender Gesichtsmimik und viel Körpereinsatz. Mehr braucht der Weltenbummler unter den Komikern auch nicht, er punktet mit Einfallsreichtum, Improvisationstalent und der Fähigkeit, alles so rüberzubringen, dass seine Pointen, mit denen er sein Publikum im Sekundentakt beschießt, einfach alle zünden.

Und der Deutsche mit türkischen Wurzeln freut sich, wenn seine Sprüche ankommen. Dann fängt er mit den lachenden Gesichtern im Saal um die Wette an zu strahlen und die inneren Bilder, die in einem auftauchen, bereiten einen durchweg vergnüglichen Abend – auf beiden Seiten.

 

Deutsche Zumutungen IV/IV

Deutsche Zumutungen
Deutsche Zumutungen

In den letzten drei Wochen veröffentlichten wir jeden Sonntag Aphorismen von unserem Gastautor Emmanuel Brand-Pfeiffer. Ungewöhnliche Texte, von denen wir glauben, dass Ihr sie mit Gewinn lesen werdet. Heute erscheint der letzte Teil der Serie.

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Aber wirklicher Luxus wäre es, das letzte Exemplar einer Art serviert zu bekommen.

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Hab‘ mir ein paar Minuten Todenhöfer gegeben und musste wegen einer Überdosis Frieden und Gerechtigkeit in der Notaufnahme mit Broder behandelt werden.

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Es gibt einen Menschenschlag, der zur Freundschaft unfähig ist und deshalb Mitglied wird.

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