
Es ist schon einige Jahre her, da überraschte mich ein alter Schulfreund damals einmal mit der Aussage, dass er sich jetzt wohl langsam mal eine neue Lieblingsband suchen müsse, da seine seit Jahren von ihm hofierte Combo, es waren übrigens die ‚Simple Minds‘, inzwischen deutlich zu populär geworden sei. Quasi jeder fände es nun schick sich mit den Musikern zu beschäftigen, die er seit ihren vergleichsweise unbeachteten Anfängen doch ständig schon beobachtet und unterstützt hatte. Das nerve ihn mächtig. So richtig verstehen konnte ich diese Gedanken meines Kumpels damals aber eigentlich nicht. Ist doch eigentlich schön, wenn eine Gruppe die man schon lange für ziemlich ‚cool‘ hält plötzlich den angestrebten Erfolg hat. Oder?
Warum bitteschön ich das heute hier erzähle? Weil ich mich angesichts der jüngsten Kloppo-Manie, der bevorstehenden Rückkehr des Kult-BVB-Trainers Jürgen Klopp mit seinem neuen Verein, dem FC Liverpool, nach Dortmund, sehr an diese für mich damals unverständlichen Erklärungen meines Freundes erinnere, und ich sie inzwischen, vor dem Hintergrund der Geschehnisse der letzten Tage und Stunden, inzwischen auch sehr gut teilen und nachvollziehen kann.
Da redet man in Deutschland plötzlich gefühlt in Gänze mit Inbrunst und großer Leidenschaft über eine anstehende Rückkehr eines Trainers zu seinem alten Verein, wie es sie in der Vergangenheit ja durchaus schon häufiger mal gab, es aber wohl noch niemals zuvor eine so große Beachtung im ganzen Lande fand.
Und leider beschränkt sich diese Begeisterung dabei eben längst nicht nur auf die Seite der regelmäßigen BVB-Anhänger, der ebenfalls davon direkt betroffenen Liverpool-Fans, oder meinetwegen zumindest auch der regelmäßigen Fußballbeobachter. Nein, plötzlich fühlt sich quasi jeder berufen da meinungs- und lautstark mitzudiskutieren, sich da irgendwie mit ‚einzumischen‘.

Am vergangenen Wochenende haben in Essen zwei Versammlungen stattgefunden, die sich „kritisch“ mit der deutschen Asylpolitik auseinandergesetzt haben. Am Samstag demonstrierten knapp 100 NPD-Anhänger durchs Südviertel, ihnen standen 800 Gegendemonstranten gegenüber. Am Sonntag protestierten „Bürgerinitiativen“ im Essener Norden. Ohne Gegenprotest.
Der Aufmarsch der rechtsextremen NPD am Samstag ist schnell erzählt. Claus Cremer, Landesvorsitzender der NPD in Nordrhein-Westfalen hatte knapp 100 Gefolgsleute um sich geschart. Die Redner der NPD erzählten das Übliche, was bei solchen Aufmärschen seit Jahren zu hören ist. Deutschland drohe eine Islamisierung, die Aufnahme von Geflüchteten führe zum Sozialabbau und überhaupt passen diese Ausländer nicht in „unser Land“. Die Anhänger der NPD riefen dazu thematisch nicht ganz passende Parolen wie „Antisemiten kann man nicht verbieten!“. Gegen den rechtsextremen Aufmarsch gingen circa 800 Menschen zu Kundgebungen des Bündnisses „Essen stellt sich quer“ auf die Straße. Unter ihnen auch der Essener Bürgermeister Thomas Kufen, der versicherte Essen sei nicht „braun“ sondern „bunt“. Insgesamt verliefen die Demonstrationen am Samstag ohne größere Zwischenfälle.







































