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Corona: Der Osten brennt

Sollten die jetzt brandheiß angekündigten Corona-Gegenmaßnahmen nicht schnell wirken, so explodieren in wenigen Wochen vor allem im Osten die Zahlen. Besonders düster sind die Prognosen für Sachsen. Hier könnten sich die Fallzahlen bis Silvester verdoppeln und bis Ende Januar sogar vervierfachen. Die Todesfälle könnten auf das sechsfache steigen. Aber auch in den anderen östlichen Bundesländern ist mit starken Zunahmen zu rechnen. Bundesweit könnten sich die Todesfälle auf insgesamt mehr als 44.000 verdoppeln. In den Großstädten an der Ruhr und in NRW sähe es nicht viel besser aus.

Die Corona-Fallzahlen und -Todesfälle springen von Tag zu Tag zu neuen Rekorden. Die Politik steht mit ihrer Strategie des leichten Shutdowns vor einem großen Scherbenhaufen. Selbst die größten Pessimisten haben die rasante Entwicklung unterschätzt, geschweige denn die Optimisten oder gar die Corona-Leugner.

Nun will man sehr rasch auf einen harten Lockdown umschalten. Dies erscheint auch dringend nötig. Denn: Würde sich der jetzige Trend fortsetzen, so könnten die gesamten Corona-Fallzahlen auf mehr als 2,25 Millionen auftürmen – und das nur bis Ende Januar 2021, in kaum sieben Wochen. Zum Vergleich: bisher haben sich die Corona-Fälle seit März auf 1,3 Millionen kumuliert.

Dies sind die aktuellen Prognosen des Corona-Simulationsmodells der Universität des Saarlandes, das bisher die künftige Entwicklung ziemlich zuverlässlich vorausgesagt hat, wenn auch zuweilen etwas zu zurückhaltend.

Prognose Corona-Fallzahlen
CoSim-Online-Prognose Corona-Fallzahlen per 31.12.2020 und 31.01.2021. Zu den Ruhr-Großstädten zählen hier Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Oberhausen und der Kreis Recklinghausen.

Besonders hart träfe es nach diesen Voraussagen die östlichen Bundesländer, allen voran Sachsen. Dort könnten die gemeldeten Corona-Fälle auf insgesamt rund 160.000 (+ 91%) bis Silvester zunehmen und bis Ende Januar um +370% auf gut 400.000. Per heute steht Sachsen bei 82.000 Corona-Fällen seit Beginn der Pandemie.

Nordrhein-Westfalen könnte der Prognose zufolge bis Silvester 17% und bis Ende Januar 40% mehr Corona-Fälle haben. Für die Großstädte an der Ruhr werden die gleichen Prozent-Zunahmen erwartet.

Todesfälle steigen schneller als Corona-Fallzahlen

Besonders dramatisch ist, dass die Todesfälle noch stärker steigen als die Corona-Fallzahlen. Das ist ein Nachlaufeffekt, weil Schwererkrankte den Kampf gegen das Virus erst nach zwei bis drei Wochen verlieren.

Auch bei den erwarteten Todeszahlen steht Sachsen an der Tabellenspitze. Wenn die Entwicklung so bleibt wie jetzt und die Gegenmaßnahmen nicht greifen sollten, ist in Sachsen bis Silvester mit einer Zunahme auf 3.700 (+ 130%) Todesfälle zu rechnen. Bis Ende Januar könnte es ein Plus von 575% auf dann insgesamt knapp 11.000 Tote geben.

Prognose Corona-Todesfälle
CoSim-Online-Prognose Corona-Todesfälle per 31.12.2020 und 31.01.2021. Zu den Ruhr-Großstädten zählen hier Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Oberhausen und der Kreis Recklinghausen.

Bundesweit könnte sich die Zahl der insgesamt seit Pandemiebeginn Verstorbenen von heute gut 21.500 auf 44.000 verdoppeln. Bis Silvester könnten es immerhin 8.000 mehr sein.

In Nordrhein-Westfalen könnte es bis Ende Januar 61% mehr Tote als heute geben (+ 26% bis Silvester). Die Ruhr-Großstädte stünden noch etwas schlechter da mit +29% bis Ende 2020 und +68% bis Ende Januar 2021.

Harter Lockdown muss erfolgreich sein

Die Entwicklung der letzten Tage und Wochen und diese erschreckenden Prognosezahlen machen deutlich, dass der harte Lockdown unbedingt ein Erfolg werden muss. Ob es reicht, ihn nur bis zum 10. Januar aufrecht zu erhalten, wie von manchen Politikern gefordert, darf man angesichts der Prognosewerte stark bezweifeln. Wahrscheinlich werden auch die zum Jahreswechsel angekündigten Impfungen kaum daran etwas ändern können. Sie kommen zu spät, um die zum 31. Januar prognostizierten Zahlen wirksam zu verhindern.

Die Prognosen klingen so unglaublich, dass der eine oder der andere meinen könnte, sie seien völlig übertrieben pessimistisch. Diesen Menschen sei gesagt: Selbst die heutigen Fall- und Todeszahlen konnten wir uns noch vor wenigen Wochen überhaupt nicht vorstellen. Es ist dann aber doch so gekommen. Selbst die pessimistischsten Prognosen waren dabei noch zu vorsichtig. Das Virus und die Pandemie entziehen sich unserem Zahlen- und Größenverständnis. Das ist menschlich, aber trotzdem gefährlich.

 

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Arnold Voss
Arnold Voss
3 Jahre zuvor

"Ältere Menschen gehören zu den Risikogruppen, was eine mögliche Corona-Infektion betrifft. Das ist seit dem Frühjahr bekannt. Trotz der bitteren Erfahrungen in der ersten Corona-Welle ist es Politik und Betreibern auch in der zweiten Welle nicht gelungen, die Heime vor dem Erreger zu schützen." aus:

https://www.hessenschau.de/gesellschaft/zwei-drittel-der-corona-toten-im-november-betreffen-altenheime,corona-altenheim-tote-100.html

Hätten wir uns auf die Hauptrisikogruppen und Orte, sprich die Alten- und Pflegheime konzentriert, was Wissenschaftler schon seit der ersten Welle fordern, wäre die Todesraten jetzt sehr wahrscheinlich gut ein Drittel !! geringer. Immerhin sollen wenigstens bei der Impfung die besonders betroffenen Gruppen zuerst dran sein.

Bochumer
Bochumer
3 Jahre zuvor

Durch die Verzögerung bei den Erkrankungen ist bei den Intensiv-Patienten und Todesfällen die Steigerung bis Silvester nicht Mal bei einem wirksamen Lockdown zu verhindern. Die Tabelle zwei werden wir so auch im Nachhinein noch haben

Morgen müssen die Minister-Präsidenten handeln – sonst kann es bitter werden.

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

Politische Logik:

Menschen stecken sich bei privaten Feiern an, also machen wir die Restaurants dicht.
Alten- und Pflegeheime wurden nicht geschützt, also schließen wir den Einzelhandel.

Tübingen zeigt, wie es anders geht.

Jochen
Jochen
3 Jahre zuvor

@ ccarlton

du hast hier monatelang so getan, als ob Corona gar nicht existierte, warst der Querdenker der Ruhrbarone:

meinst du nicht, dass du endlich mal schweigen solltest?

Bochumer
Bochumer
3 Jahre zuvor

#4 Nur weil jemand Unsinn schreibt, soll er sich zurückhalten? Seit wann passiert das im Netz? Aber es ist ja bald Weihnachten und der Berliner Flughafen ist eröffnet… es besteht also Hoffnung, das irgendwelche cc's auch Mal die Tastatur stillhalten und erkennen, was sie so an Mumpitz abgesondert haben.

ke
ke
3 Jahre zuvor

Eine Prognose für Ende Januar ist in einem dermaßen chaotischen System schon extrem fragwürdig.
Die Anzahl der Annahmen ist einfach zu hoch.

Da vertraue ich lieber meinem Kaffeesatz.

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

#5:

https://www.tagesspiegel.de/politik/boris-palmer-ueber-tuebingens-corona-sonderweg-wir-haben-zuletzt-bei-den-ueber-75-jaehrigen-keine-faelle-mehr/26698406.html

Weil ich andere Schlussfolgerungen ziehe als Sie, soll ich meine Meinung nicht äußern? Alles, was ich dazu sagen kann ist: Nein!

Jochen
Jochen
3 Jahre zuvor

@ Bochumer #5

"Nur weil jemand Unsinn schreibt" ist vielleicht "nicht ganz" die treffende Charakterisierung von "ccarlton" …

wie viele "ccarlton"-Kommentare hast du gelesen?

(ab wie vielen "ccarlton"-Kommentaren ist es Folter?)

Dr.Dagmar Schatz
Dr.Dagmar Schatz
3 Jahre zuvor

@ccarlton: Leider ist es Herrn Palmer nicht sehr lange gelungen, die Fama vom "Tübinger Weg" aufrecht zu erhalten. Schaun's: https://www.tagesspiegel.de/politik/statistik-diskrepanz-in-palmer-aussagen-doch-kein-corona-wunder-in-tuebingen/26711542.html

Dr.Dagmar Schatz
Dr.Dagmar Schatz
3 Jahre zuvor

@ccarlton: der "Tübinger Weg" har sich, glaube ich, doch nicht berwährt – sachun's: https://www.tagesspiegel.de/politik/statistik-diskrepanz-in-palmer-aussagen-doch-kein-corona-wunder-in-tuebingen/26711542.html

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

Das steht so ähnlich auch im von mir verlinkten Artikel, was aber nichts daran ändert, daß die Situation dort erheblich besser ist als im Rest der Republik. Der Hinweiß auf die Zahlen des Kreises durch den Tagesspiegel ist ein klassisches Strohmannargument, denn Palmer ist OB der Stadt und nicht Landrat des Kreises.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
3 Jahre zuvor

Das so manches, was ccarlton schreibt, mindestens fragwürdig erscheint, dürfte hier auf wenig Widerspruch stoßen.
Das ist aber noch lange kein Grund einen leicht überprüfbar journalistischen Tiefpunkt des TS als stichhaltiges "Gegenargument" zu behaupten.

Wie von ccarlton bereits bemerkt, verwurstet der TS-Autor Hinnerk Feldwisch-Drentrup die Zahlen des Kreises mit denen der Stadt Tübingen, weil man dafür nur kurz auf die Seite des Landratsamtes klicken muß. Für die Zahlen in der Stadt hätte Hinnerk sauber recherchieren müssen.
Desweiteren sollten jedem, wirklich jedem klar sein, es gibt im Umgang mit einer Epidemie keine Wunder, nur relativ erfolgreiche und relativ unwirksame Strategien. Bei einer ziemlich hochinfektiösen Krankheit wie COVID-19 muß man nicht mal viel falsch machen, um am Ende doch alles falsch gemacht zu haben.
Und für die Stadt Tübingen gilt bislang, auch inklusive dem aktuellen Ausbruch ist die Stadt relativ erfolgreich im Kampf gegen die Epidemie. Das ist Berlin (und Sachsen und Bayern) nicht und wer die Kommentare im TS liest bekommt auch eine Ahnung warum. Denn wer den Rotz von Hinnerk supi findet, weil dann die eigene beschissene Lage einen nicht ganz so elendig werden läßt, der will wohl nicht wissen, wie man sich aus dem epidemischen Sumpf heraus bekommt. Da erfreut man sich doch tatsächlich lieber an "Problemlösern" wie Söder, der nimmt einem das selber denken ab.

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