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Endspurt in der Bundesliga

Noch weht der VfL-Bochum-Schal in Richtung erste Liga | Foto: Peter Hesse

Wird Dortmund Meister – und was wird mit dem VfL Bochum und dem FC Schalke 04? Der letzte Spieltag der Bundesliga kann sich für die Ruhrgebiets-Clubs noch zu einer gemischten Wundertüte entwickeln. Thommy Junga und Peter Hesse debattieren außerdem über den FC Bayern, Darmstadt 98, Werder Bremen und die TSG Hoffenheim. Wie immer mit viel Geplänkel im rhetorischen Mittelfeld.

Peter Hesse: Im Ruhrgebiet sind die Nerven gereizt – Dortmund kann Meister werden und Bochum und Schalke könnten mit etwas Pech absteigen. Peter Neururer sagte mal: „Immer nur Petting ist auf Dauer sehr frustrierend – irgendwann muss auch mal einer rein.“ Wie geht das alte Rein-und-raus-Spiel für die drei Ruhrgebietsclubs aus?

Thommy Junga: Die Leverkusener Slapstick-Einlagen gegen Gladbach könnten dem VfL Bochum noch zum Verhängnis werden. Die Werkself wird mit aller Macht versuchen die Chance auf das europäische Geschäft wahren und wird an der Castroper Straße leider nicht als zahmer Partygast vorbeischauen. Das wird ein echtes Stück Arbeit für den VfL, der zuletzt wieder etwas die Effektivität vermissen ließ. Ganz anders der S-04, der gefühlt das Momentum auf  seiner Seite hat und zum gemütlichen Saisonausklang nach Leipzig fährt. Da ist was drin. In Dortmund liegt der Sekt kalt und nach den fokussierten Auftritten der letzten Wochen darf man frohen Mutes sein. Alles andere als ein klarer Sieg würde doch jetzt sehr überraschen. Ich bin mir ziemlich sicher: die Schale landet im Pott.

Stimmung am Darmstädter Böllenfalltor | Foto: wikipedia / Thorsten Halm / CC BY-SA 3.0

Peter Hesse: Am Böllenfalltor ruft man laut „Yippieh“ – denn der SV Darmstadt 98 ist nun wieder in der ersten Liga angekommen. Die FAZ kommentiert: „Das ist redlich erarbeitet und vollständig verdient.“ Gerade ist das Stadion am Böllenfalltor komplett fertiggestellt worden, um in der kommenden Saison die Teams aus Hoffenheim, Mönchengladbach oder Bremen empfangen zu können. Darmstadt muss allerdings seinen Kader noch auftunen – wird das so gut gelingen, dass die Lilien in der ersten Liga bestehen können?

Thommy Junga: Die Darmstädter sind ein kaufmännisches Vorzeigeprojekt im deutschen Fußball. Das hat alles Augenmaß, das läuft ohne großes Bramborium ab, dieser Verein ruht quasi in sich selbst. Dass man von den handelnden Personen in der Geschäftsführung kaum etwas wahrnimmt finde ich extrem angenehm. Bei Union Berlin wird auch gute Arbeit geleistet, aber wenn die manchmal den Mund aufmachen… oha. Ähnlich seriös wie hinter den Kulissen läuft das im sportlichen Bereich ab, ich bezweifele daher spektakuläre Zukäufe. Sicher muss die Mannschaft personell auf die zukünftig veränderte Spielausrichtung angepasst werden. Darmstadt wird jetzt deutlich weniger den Ball haben, die Wege zum Tor werden weiter sein. Ein großes Plus könnte die Standardstärke sein, damit kann man was reißen, sollte man diese mit in die neue Saison mitnehmen können.

Uli Hoeneß plant schon jetzt den Umbau des FC Bayern für die nächste Saison  | | Foto: wikipedia / Harald Bischoff / CC BY-SA 3.0

Peter Hesse: Kommen wir mal zum Dauer-Patienten aus München. Auch der beste Kader in Europa, den viele ehe­malige Fußballgrößen, die nun als Experten im Fernsehen unterwegs sind, dem FC Bayern noch vor ein paar Mo­naten attestierten, hat sich in dieser Zusammenstellung als eine Luftpumpe mit Nebenwirkungen erwiesen. Angenommen Uli Hoeneß würde dich anrufen – und fragen, was du zur neuen Saison besser machen würdest – wie würde deine Antwort lauten?

Thommy Junga: Diese Bayernmannschaft hat keine Anführer, keine Hierarchie, keine Achse. Das ist in meinen Augen das Hauptproblem. Man stelle sich vor, diese Mannschaft würde mit einem Modric in der Zentrale und Lukaku vorne im Sturm spielen. Das sind Unterschiedsspieler, die eine Mannschaft auf ein anderes Level heben. Die Bayern haben mit Conrad Laimer schon den nächsten Mitläufer verpflichtet. Diese Spieler machen dich nicht besser. Die Bayern brauchen dringend einen Taktgeber im Mittelfeld, keinen weiteren Giftzwerg. Und im Sturm wartet ein verwaistes Trikot mit der neun auf einen würdigen Träger – hier brauchst du ganz dringend einen wie Lewandowski. Dass die Bayern derzeit allerdings hauptsächlich Konterspieler wie Osimeh oder Muani Anfragen macht mich schon wieder schwindelig. Defensiv muss dringend Ordnung rein, da werden die Münchner um die Verpflichtung eines gestanden Verteidigers nicht herumkommen.

Stadion des SV Werder Bremen | Foto: Peter Hesse

Peter Hesse: Werder Bremen sichert sich den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga. Nach dem 1:1 gegen Köln denken die Spieler und Verantwortlichen schon an die kommende Saison. Aber es ist kein Geheimnis, dass die Grün-Weißen von der Weser dringend Transfererlöse brauchen. Wie sähe ein Umbruch aus, falls Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch den Verein verlassen sollten?

Thommy Junga: Ganz unvorbereitet sind die Grünweißen nicht, mit Kownacki wurde möglichen Stürmerverlusten bereits vorgegriffen. Eine weitere Geheimwaffe schlummert allerdings noch im Keller bei Zweitligaaufsteiger Elversberg. Mit Nick Woltemade hat man immerhin einen 20-Tore-Stürmer unter Vertrag, der gerade erst zum Drittligaspieler der Saison gewählt wurde und die Werder-DNA seit der Jugend in sich trägt. Es ist aber wohl auch allen bei Werder bewusst, dass dieser Verein erstmal in der Kategorie Ausbildungsverein zu finden sein wird. Da wird man sich mit Leihen, dem eigenen Nachwuchs und mancher kreativer Idee weiter etablieren müssen.

Wandbild im Stadion der TSG Hoffenheim | Bild: wikipedia / ACFlo / CC BY-SA 4.0

Peter Hesse: Mit 35 Punkten und einer unangreifbaren Tordifferenz von 47:56 kann die TSG Hoffenheim beim Blick auf die Bundesliga-Tabelle nichts Bedrohliches mehr widerfahren. Alexander Rosen, der Hoffenheimer Direktor Profifußball, atmete also auf, als er nach schweren Monaten von einer „Explosion der Erleichterung“ sprach. Von mir aus hätten die TSG ruhig absteigen können – wie sehen deine Gefühle um das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo aus?

Thommy Junga: Ok, sollten wir jemals einen Leser im Rhein-Neckar-Kreis gehabt haben, möchte ich mich an dieser Stelle zumindest freundlich von ihm verabschieden. Aber im Ernst: auch wenn Hoffenheim sportlich wieder die Kurve gekriegt hat, steht doch unter dem Strich bei aller Qualität dieser Mannschaft wieder eine recht farb- und freudlose Saison. Man fragt sich immer noch, wofür es diesen Erstligisten eigentlich braucht. Wir zeigen immer empört mit den Fingern auf die englischen Klubs mit ihren Besitzern und den absurden Invests. Das sind aber wenigstens noch irgendwann mal gewachsene Vereine mit mehr oder weniger Tradition und einer lokalen Fankultur. Hoffenheim ist für mich ein völlig überflüssiges Privatprojekt mit einer fragwürdigen Ambition. Ich würde meinen Kindern rigoros verbieten, Hoffenheim-Fan zu werden.

 

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