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„Das ist asoziale Marktwirtschaft“: Bochumer Immobilienkonzern Vonovia unter Druck

Vonovia-Chef Rolf Buch Foto: Vonovia / Catrin Moritz Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE


SPD-Landeschef Thomas Kutschaty hat sich nach einer kurzen Zeit des Wundenleckens nach der Niederlage bei der Landtagswahl anscheinend wieder auf seine Kompetenz besonnen. Der Oppositionsführer in Düsseldorf knöpft sich einen der großen Profiteure der aktuellen Krise vor.

Am Mittwoch hatte Vonovia-Boss Rolf Buch bekannt gegeben, dass der Konzern seinen Gewinn im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 36 Prozent auf etwas über eine Milliarde Euro gesteigert zu haben. Weil Rolf Buch im Juni erklärt hatte, dass der Konzern seine Mieten weiter erhöhen werde, fand Kutschaty auf Nachfrage der „NRZ“ klare Worte.

Dass, was Vonovia-Buch da mache, sei  „asoziale Marktwirtschaft“. Das sitzt. Kutschaty schwingt sich zum Anwalt der Mieter auf: „Der Teuer-Schock trifft sie in allen Bereichen des täglichen Lebens hart. Da kann einem die Kaltschnäuzigkeit von Vonovia fast die Sprache verschlagen.“

Zum 31. Dezember 2021 bewirtschaftete das Immobilienunternehmen rund 550.000 eigene Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden. Zudem werden etwa 71.400 Wohnungen für andere Eigentümer verwaltet.

Trotz Rekordgewinn will der Konzern jetzt 66.000 Wohnungen verkaufen. Vonovia hatte sich im Herbst 2021 die Mehrheit am Konkurrenten Deutsche Wohnen für einen Preis von etwa 17 Milliarden Euro gesichert.

In der „Welt“ wirft Michael Fabricius, Leitender Redakteur für Immobilien, Vonovia-Buch übrigens vor, schlecht vorgesorgt zu haben, damit der Konzern nicht in die Überschuldung gerate: „Für die Zukäufe hat Vonovia die niedrigen Zinsen genutzt. Nun aber steigen die Refinanzierungskosten, und der Konzern sieht sich dazu gezwungen, Immobilien für rund 13 Milliarden Euro zu verkaufen, um nicht in die Überschuldung zu geraten.“

Für Fabricius steht dabei fest: „In der aktuellen Krise zeigt sich wieder einmal, dass hohe Renditen am Immobilienmarkt, steigende Mieten, Preise und Aktienkurse, eine reine Schönwetterveranstaltung sind.

Sobald es einmal schwierig wird, stehen hoch verschuldete Vermieter und Investoren schnell mit dem Rücken zur Wand. Das Fatale daran ist, dass nicht nur Anleger, sondern auch Mieter mitgehangen und mitgefangen sind – hunderttausende Haushalte, die auf eine sichere und bezahlbare Wohnung angewiesen sind.“

An der Situation bei Vonovia ist aber nicht alleine der Vorstand schuld, es gibt da ja auch noch einen Aufsichtsrat. Dort sitzen mit dem ehemaligen Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen oder Deutschlands wichtigster Autolobbyistin Hildegard Müller erfahrene Manager, die wissen, was in einem DAX-Konzern entscheidend ist: die Dividende: „Vonovia hat bei der letzten Hauptversammlung eine Dividende von 1,66 je Aktie vorgeschlagen. Das sind acht Cent mehr als im Vorjahr – und ein historischer Rekord“, schreibt Fabricius in der „Welt“.

Stellt sich jetzt die Frage: Wer regiert noch mal in Berlin? Wird Thomas Kutschaty mit seinem Parteifreund Olaf Scholz zum Immobiliengipfel einladen und Lösungen präsentieren? Den Auftakt mit klarer Kante hat er schließlich gemacht. Das müssen auch seine Kritiker neidvoll anerkennen.

 

 

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rwetroja
rwetroja
1 Jahr zuvor

Es gibt keine soziale Marktwirtschaft. Das ist das Pflaster was D benutzt um den Kapitalismus zu verbrämen. Das ist knallhart Kapitalismus, global und rücksichtslos. Und von den Politikern so gewollt, denn sonst gäbe es andere Gesetze dazu .
Im Rahmen dieses Kapitalismus macht der Vorstand alles richtig. Er dient den Aktionären. Wird doch auch im Fernsehen immer Werbung für gemacht. Ein Fernsehprogramm für nicht mal 10% der Bevölkerung.

Hans Neusidler
Hans Neusidler
1 Jahr zuvor

Ich muss ehrlich sagen, wenn Kutschaty für soziale Gerechtigkeit sorgen will, dann wird mir irgendwie schlecht.

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