Update: Die Kunst des Scheytterns

Oliver Scheytt, Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, Foto: Ralf Schultheiss

Verzweifelt sucht Oliver Scheytt, der Geschäftführer der Ruhr2010 GmbH, nach einer beruflichen Perspektive für die Zeit nach der Kulturhauptstadt. Sein neuer Plan: Er will die Klima-Expo für das Ruhrgebiet organisieren.

Es geht immer weiter. Irgendwie. Und natürlich: Es ist blöd wenn man nicht weiß wie. Kennen wir alle. Und so geht es Oliver Scheytt. Sein Kollege, Kulturhauptstadt-Direktor Dieter Gorny, ist da schon weiter: Der hat mit dem Europen Center für Creatice Economy  (ECCE) ein Rettungsboot für sich und die Seinen gebastelt. Aber das ist nur für die Gorny-Gang und zu der gehört Scheytt nicht.

Also sucht Scheytt nach Alternativen für sich und die böse Zeit nach  dem Ende der Ruhr2010 GmbH. Vor ein paar Monaten wollte er sich zum Chef einer Kulturgesellschaft für das Ruhrgebiet machen. Das wollte aber niemand.

Heute hat er dem Kulturausschuss des Ruhrparlaments einen auch von Fritz Pleitgen unterschriebenen Brief, der uns vorliegt, eingereicht. In demschlägt er vor  seiner Ruhr2010 GmbH die Klima-Expo zu überlassen. Er warnte davor, dass der RVR sich bei diesem Projekt an die Spitze setzt – was dem natürlich zusteht.

Auch auf Partner will Schyett zugehen. Zum Beispiel auf den Initiativkreis Ruhr. Die wollen aber gar nicht mit Scheytt zusammenarbeiten und sind von seinem Versuch, sich auch ihr Projekt Innovation City unter den Nagel zu reißen nicht amüsiert.

Update: Der RVR kann sich auch eine Zukunft ohne Scheytt vorstellen. Und der wird  ab 2012 freiberuflich tätig sein, wie er uns mitteilte.

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Frank
Frank
13 Jahre zuvor

Könnte man aus dem Dortmunder U nicht ein „Mahnmal der nacheilenden Propheten“ machen?

Oder ein IGO? Ein „Institut für Geistige Onanie“?

Bürokratenfeind
Bürokratenfeind
13 Jahre zuvor

Kann sich der Bub nicht mal eine Zeit lang als freiberuflicher Kreativer verdingen?

Michael Kolb
Admin
13 Jahre zuvor

Tscha, so issasemd… Wenn Kreativität tatsächlich das neue schwarze Gold ist, dann zeigt diese Geschichte, daß Gorny in diesem Goldrausch doch alles richtig macht, denn er folgt der goldenen Goldsucherregel, wie man im Goldrausch wirklich reich werden kann (und beweist damit ebenfalls eine gewisse Kreativität). In Zeiten des Goldrausches verdient man kein Geld mit graben, also mit Liedern malen, Bildern singen oder ähnlichem Unfug, sondern damit, daß man Schüppen verkauft! Und das kann Gorny eben ziemlich gut, im Gegensatz zu anderen

Bürokratenfeind
Bürokratenfeind
13 Jahre zuvor

Lieber Michael, wo du recht hast, hast du recht. Für jemanden der das Wesen Ruhrgebiet nicht kennt und in Kunst und Kultur immer nur an der Oberfläche bleibt – quasi als Übertagesteiger – ist der Bub Olli weit gekommen.
Der gute alte Bionade-Biedermeier Onkel Fritz hält noch fest zu ihm. Der versteht zwar auch nichts von Kunst und Kultur – das innovativste, was dem begegnet ist, war sicher die Beatles-Coverversion gespielt von James Last – aber er war mal seriöser Intendant einer öffentlichen Anstalt, stammt aus Duisburg und hat noch den Rock-Pop-Kreativ-Dieter. Dieser Dieter ist ein Alchemist und kennt die Regeln des Goldrausches sehr gut. Der findet auf seinem Weg sicher ein neues gepolstertes Nest. Olli und der gute Onkel Fritz haben es dagegen nicht so leicht. Die Tragödie bei der Loveparade Duisburg hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wäre nichts passiert und 30 Millionen Leute – die aus New York und Tokio – zur Parade nach Duisburg gekommen, hätte man beiden sicher das Ruhrgebiet zu Füßen gelegt und Adolf Sauerland wäre wahrscheinlich irgendwann Ministerpräsident von NRW geworden. Deshalb rate ich ihnen: verlaßt das Ruhrgebiet und bewerbt euch doch beim Goetheinstitut, da gibt es noch andere Nachtkappen, mit denen ihr sicher gut zusammem harmonieren werdet.

trackback
13 Jahre zuvor

Links anne Ruhr (11.11.2010)…

Duisburg (Loveparade 2010): Opfer haben Angst vor Neuauflage (DerWesten) – Dr. Mottes neue "Love"-Stiftung weckt Befürchtungen bei Opfern und Hinterbliebenen nach einer Neuauflage der Loveparade in Berlin. Duisburg (Loveparade 2010…

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

Bislang weiß niemand genau was diese Klima-Expo in 2020 sein wird, geschweige denn welche Inhalte und Orte dort präsentiert werden sollen. Statt das erstmal präzise zu klären melden sich jetzt schon Leute, die sie machen wollen. Typisch Ruhrgebiet.

trackback

[…] hier zu lesen ist, befindet sich insbesondere noch Oliver Scheytt, Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH […]

christian westheide
christian westheide
13 Jahre zuvor

Boa Leute, kommt mal runter von Eurem Dieter Gorny/Fesel/2010 GmbH Hass. Das wird langsam albern. Ich glaub in den letzten Wochen hat es jeden Tag einen Seitenhieb und jeden dritten einen Gorny Watschen, gern mit den Stichworten Inkompetenz, Vetternwirtschaft, Versorgunswerk usw. gegeben.

Vor allem bei Herrn Laurin scheint das zur Obsession geworden zu sein und erscheint bestimmt auch in seinen Träumen. Davon abgesehen dass die Ruhrbarone doch ein Blog von „Journalisten“ sein wollen. Diese Beiträge und das ewige Genöle ist aber weit von Ausgewogenheit entfernt und reine Meinungsmache. Könnt ja diese Meinung haben, gibt sicher auch Anlass dazu, aber WIR HABEN ES KAPIERT!. Also bitte entweder berichten und fair werten oder Ihr nennt Eure Bude gleich „Ruhrbild“.

Dirk Haas
Dirk Haas
13 Jahre zuvor

Mit der flapsigen Replik, Stefan, ist es nicht getan. Tatsächlich nutzt die hämisch-tumbe Endlosschleife aus „Verlierer“, „Nieten“ „Versager“ vor allem denjenigen, die Ihr zu kritisieren glaubt: Denn die ernst zu nehmende Kritik findet nicht statt (zumindest nicht in Eurem Blog), weil natürlich niemand, der alle Sinne beisammen hat, in einem solchen Setting ernsthaft debattiert.

Wäre ich Feselgornyscheytt, wäre ich Euch für jeden dieser „Verlierer!“-Texte dankbar.

Suse
Suse
13 Jahre zuvor

Die Kommentare von Dirk Haas und Christian Wesheide sind richtig, diese ewige Nölerei an Feselgornyscheytt nervt gewaltig und nützt mittlerweile diesen Personen mehr, als dass sie schadet, denn die Ruhrbarone werden da einfach nicht mehr ernst genommen.

Aber sonst hätte Herr Laurin wohl Langeweile 😉

lebowski
13 Jahre zuvor

@Arnold Voss
„Statt das erstmal präzise zu klären melden sich jetzt schon Leute, die sie machen wollen. Typisch Ruhrgebiet.“

Die einzige Branche, die im Ruhrgebiet noch richtig floriert, ist die der Planer.
Im Ruhrgebiet werden Konzepte erstellt, Masterpläne erarbeitet, Kooperationen vereinbart, Aktionsbündnisse geschmiedet, dass es nur so eine Art hat. Hektische Aktivität überall, ein Idiotengehampel jagt das nächste. Und die Organisatoren dieser Idiotengehampel sind die einzigen, die noch Geld verdeinen. Die typische Angst vor der Leere, der horror vacui, hat alle befallen. Bloß nicht eingestehen, dass die „guten“ Zeiten vorbei sind.

ch_we
ch_we
13 Jahre zuvor

Das Problem an dieser „Nieten“ & „Versager“-Nummer ist, dass sie suggeriert, dass es mit anderen Personen eventuell besser gelaufen wäre. Wäre es das? Wenn ja, wer hätte denn diesen Job besser machen können?

Der Diskurs über die Kreativwirtschaft war blauäugig, letztendlich wurde da in ein Fortschrittsversprechen aus dem UK des letzten Jahrtausends investiert, dass im Übrigen auf der Insel schon sehr schnell auf den Boden der Empirie geholt wurde Und damit dieses Versprechen aber im Ruhrgebiet offizielle Politik werden konnte, brauchte es halt auch Menschen, die GornyFeselScheytt an den Lippen gehangen haben. Die sollte man ebenso wenig aus der Verantwortung entlassen.

christian westheide
christian westheide
13 Jahre zuvor

wie ein direkter kommentar ist ja heute schon wieder ein gorny text fett gepostet…Ihr könnt es nicht lassen, wie? 😉

Es gibt viel zu kritisieren an der Ruhr 2010 Ag, auch an ecce sicher (mit dem Namen fängt es an), auch an dem Mann und Manager Gorny. ABER: egal wer in so einer Position arbeitet, so viele Millionen verteilt, es wird immer immer immer was zu kritisieren geben und Vorwürfe falscher Verteilungskriterien und Empfänger geben, und Klagen über Worthülsen Politiksprech. Letzteres aber, um genau diese Verteilung zu rechtfertigen, womit man aber genauso gut die Verteilung an andere Institutionen hätte begründen können. So ist Politik im Bereich Kultur. Willkürlich, weil Qualitätskritrien schwer zu treffen sind und sich letzlcih alles auf Einschätzungen, Gerede und vor allem Netzwerkerei gründet. Als wenn das im Journalismus anders wäre.

Was ich also begriffen habe, ist dass man bei den Baronen die Arbeit von eccegorny&Co für gescheitert hält und dem Mann nicht das Schwarze unter den Fingernägeln, sprich noch den kleinstmöglichen Erfolg (z.B. Gespräche über Alternativen zu dem besetzten Gewerkschaftshaus in Essen) gönnt. Und dass das Kreativwirtschafts Geseier, diese Leerformel für die Hoffnung auf Strukturwandel mit Coolness und Moderne, dass das hier nicht mehr verfängt. Aber das tut es auch bei sonst niemandem, der sich nur einmal damit näher beschäftigt hat und die Diskrepanz zwischen Gerede, Perspektivgeschwafel, Hoffnungsmache und Millionenabgreifen, um triste Städte wieder toll zu machen sieht. das meint ich mit: Wir haben verstanden! Und jetzt wendet Euch doch mal Ideen zu, wie IHR es Euch vorstellt mit den zu verteilenden Millionen, den Quatlitätskriterien, der Nachprüfbarkeit von „Erfolgen“ der Projekte, und der Begründung Steuergelder auszugeben um Leute zu finanzieren, die erstmal keine Werte, sondern Räume und Debatten schaffen.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Dirk #10

„Denn die ernst zu nehmende Kritik findet nicht statt (zumindest nicht in Eurem Blog), weil natürlich niemand, der alle Sinne beisammen hat, in einem solchen Setting ernsthaft debattiert.“

Dirk jetzt machst d u es dir zu einfach. Der kreativwirtschaftliche Ansatz der Ruhr2010 auf den ich zwar nicht alles, aber doch ein paar Hoffnungen gesetzt habe, ist leider zum Selbstbedienungsladen der Verantwortlichen mutiert. Sorry, aber daran gibt es nichts zu diskutieren.

Ansonsten haben sich hier einige von denen, die zum Sachthema wirklich etwas zu sagen hätten, nicht gemeldet, weil sie am Tropf von Gorny und Fesel hängen und nicht weil die Debatte hier zu wenig sachlich verläuft. Auch innerhalb des LAB läuft aus dem gleichen Grund keine kritische Debatte. Im Gegenteil, es ist die reinste Schönfärberei. Und das fast ohne jeden Kommentar. Gruselig!

Nein Dirk, es liegt nicht am Setting. Das kann hier übrigens jeder durch einen eigenen Kommentar verändern. Es liegt daran, dass viele einfach Schiss haben sich gegenüber den Ruhr2010 kritisch zu äußern. Da sind dann Stilfragen oder Settings nicht mehr und nicht weniger als eine prima Ausrede.

In Wahrheit hält man, selbst wenn man aktuell keine Kohle von 2010 bekommt oder es schon bekommen hat, trotzdem die Klappe, weil man eben nie weiß, wann die Jungs wo wieder auftauchen und wieviel Geld sie dann wieder zu verteilen haben. So läufts nun mal und deswegen ist das nicht als Vorwurf sondern als schlichte Tatsachenbeschreibung gemeint.

Mag sein, dass der Ton hier nicht immer angemessen ist. Auch darüber lässt sich hier übrigens trefflich streiten. Aber die, die hier bislang, und auch jetzt wieder, diskutieren, haben offensichtlich alle Sinne beieinander, Dirk. Vor allem aber traun sie sich die Dinge beim Namen zu nennen. Es werden zur Zeit schlicht Millionen verballert die an anderer Stelle für die Kreativwirtschaft dieser Region sinnvoller eingesetzt wären. Das kann man in Anbetracht des Geldmangels selbst für kleinste Projekte nicht oft genug sagen.

Dabei ist es auch völlig egal ob das jetzt den Kritisierten nutzt oder schadet. Es geht ihnen so oder so am Arsch vorbei, weil solche Leute speziell im Ruhrgebiet immer Förderer finden. Hier ist man spezialisiert darauf jedem Guru so lange hinter her zu laufen, bis selbst die Blödesten merken, dass er sie an der Nase herum geführt hat.

Bürokratenfeind
Bürokratenfeind
13 Jahre zuvor

Was braucht das Ruhrgebiet? Arnold Voss hat es in seinem Beitrag angesprochen.
Es sind die Identifikationsobjekte (Menschen, Gebäude, Plätze), die dem Ruhrgebiet fehlen und die man jetzt verzweifelt sucht. Die historische Bausubstanz hat der 2. Weltkrieg zerstört. Der ehemalige kulturpolitische Sprecher der SPD im NRW-Landtag Dr. Gerrits sprach mir gegenüber von einer „Wildwestarchitektur“ im Ruhrgebiet. Auf der linken Straßenseite eine Tankstelle, auf der rechten eine Trinkhalle und dazwischen Garagen mit Spitzdach, das wäre typisch für das Revier. Man hat zwar versucht die Industrieruinen zu Orten der Identifikation zu gestalten. Aber frembestimmte Arbeit macht bekanntlich unfrei und geht oft mit Unterdrückung einher; von daher sind „Industriekasernen“ ungeeignete Orte, um sebstbestimmtes Leben zu fördern. Ausserdem sind viele dieser Dinger noch kontaminiert. Wer sich länger als eine 1/2 Stunde diesen Orten aussetzt, begibt sich in Gefahr gesundheitlich Schaden zu nehmen. Ansonsten ist das Ruhrgebiet weitesgehend isoliert. Es hat keinen eigenen Rundfunksender, keine überregionalen Magazine und Zeitungen. Man ist unter sich. Das hat auch Vorteile. Das Ruhrgebiet ist deshalb ein Hort der liebenswerten Naivität geblieben – leider ändert es sich gerade -, von keiner Aufklärung bedrängt. Viele, die das Ruhrgebiet später verlassen haben, von Grönemeyer bis Everding, denken mit Freude an ihre Kindheit zurück. Zurückgekommen sind sie aber alle nicht, denn als Erwachsene leben sie gerne in einem aufgeklärten Umfeld. Die einzigen, die bleiben, sind die Comedians. Für sie ist diese Naivität ein Quell unerschöpferischer Inspiration.
Würde das Ruhrgebiet, sich zu seiner Naivität bekennen, hätte es eine Chance zu überleben und Neues zu entwickeln. Aber das macht es nicht und und schämt sich stattdessen. Folglich lockt man „Großmeister der Metropolenkultur“ ins „Revier“, in der Hoffnung etwas von deren Glanz würde auf das Ruhrgebiet abfärben. Das unter den mit viel Geld Angelockten auch Scharlatane sind, versteht sich von selbst.

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

@ Christian Westerheide

„Und jetzt wendet Euch doch mal Ideen zu, wie IHR es Euch vorstellt mit den zu verteilenden Millionen, den Quatlitätskriterien, der Nachprüfbarkeit von “Erfolgen” der Projekte, und der Begründung Steuergelder auszugeben um Leute zu finanzieren, die erstmal keine Werte, sondern Räume und Debatten schaffen.“

Wir haben hier z.B. von Anfang vorgeschlagen viel weniger Quartiere zu fördern. Wir haben hier ausführlich Kriterien zu deren Förderung, vor allem aber die Anforderungen von Kreativen diskutiert. Wir haben uns ausdrücklich gegen den Neubau ausgesprochen, usw. usw. Gib doch einfach mal die Begriffe Kreativ, Kreativität und Kreativwirtschaft oben in unseren Such-Button ein. Du wirst dich wundern.

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

@ Lebowski #13

Und es sind seit vielen vielen Jahren immer dieselben. Wenn man mal die Masterpläne pro Einwohner weltweit vergleichen würde, wären die Städte des Ruhrgebiets zum ersten Mal seit langem im Städtranking wieder auf den Spitzenplätzen.

Dirk Haas
Dirk Haas
13 Jahre zuvor

Stefan, Arnold, gerade weil Euer Blog durchaus zu substantiellen Debatten fähig wäre (und es in der Vergangenheit auch phasenweise war), ist dieses „Verlierer!Versager“-Niveau so enttäuschend (Verlieren, Scheitern ist ohnehin nichts Ehrenrühriges, kein Makel). So sind Eure kleinen Nachrichtenstücke halt keine Einladung zur Diskussion, schon gar nicht für diejenigen, die sich nach wie vor in punkto RUHR.2010 im „Don’t shit where you eat!“-Dilemma gefangen wähnen. Wobei: Wenn Ihr meint, dass Feselgornyscheytt ohnehin jede Kritik egal ist; wenn Ihr meint, dass Feselgornyscheytt im (blauäugigen, naiven) Ruhrgebiet ohnehin immer protegiert und finanziert würde, stellt sich schon die Frage, warum Ihr das alle paar Tage zum Thema macht.

Nein, die Debatte ist notwendig, und zwar eher in die Richtung, wie Christian (#14) sie angedeutet hat. Denn erstens ist „Kreativwirtschaft“ kein Kulturhauptstadt-Thema, sondern das Goldene Kalb, das in allen Städten durchs Dorf getrieben wird; zweitens gibt es sie nach wie vor, jene politischen Entscheidungsträger, die zum Beispiel dafür verantwortlich sind, dass das Land NRW – parallel! – ein Zentrum für Kreativwirtschaft (ecce, Dortmund) UND ein Clustermanagement für Kreativwirtschaft (creative.nrw, Düsseldorf/Wuppertal) unterhält; drittens sind es einige exemplarische Projekte, die im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres stattfanden und tatsächlich Wichtiges über den Stand der „Aufklärung“ (#17) im Ruhrgebiet erzählen. Keine Frage, das 2010lab ist eine selbstverschuldete Tragödie, das Loveparade-Desaster ohnehin, aber die intellektuell erschreckendste Nummer ist der Herkules auf Nordstern: das Ding, seine Idee, seine Finanzierung, seine Genese ist Feudalismus pur. Es ist das Wahrzeichen für all das, was uns am Ruhrgebiet immer wieder verzweifeln lässt.

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

@Dirk Haas (20),
„aber die intellektuell erschreckendste Nummer ist der Herkules auf Nordstern: das Ding, seine Idee, seine Finanzierung, seine Genese ist Feudalismus pur. Es ist das Wahrzeichen für all das, was uns am Ruhrgebiet immer wieder verzweifeln lässt.“
Sorry Dirk Haas, das ist ja auch nur eine in den Raum gestellte Behauptung.
Da fehlt die Begründung. Da wüßte ich gerne mehr drüber.
Da machst Du doch den gleichen Fehler, den Du in Deinem Kommentar, bemängelst.
Was ist denn daran so schlimm, daß es Lüpertz gelingt, eine Skulptur zu verkaufen? Immerhin entspricht es dem Zeitgeist, Wurzelzwerge auf 18 Meter Höhe aufzublähen. Die Kopie von Michelangelos David in Duisburg ist zwar nur 9 Meter hoch, aber bestimmt nicht halb so gut, wie der Herkules.
In ein paar Jahren werden wir in den Revierstädten, von aufgeblähten Zwergen beherrscht werden. Nicht nur optisch.
Ich hab das Gefühl, daß der Stefan denkt, daß dieser Fall schon eingetreten sein könnte. Von den Wahrzeichen, die uns verzweifeln lassen, gibt es übrigens viel mehr Beispiele. Und wenn diese Leute erwähnt und kritisiert werden, gibt es nicht mal eine Antwort, sondern nur Bedenken dritter, doch um Gottes willen, nicht so hart zu urteilen. Man sitzt das aus. Und weil das alle so machen, ist die Kultur nicht entwicklungsfähig, sondern tot.

christian westheide
christian westheide
13 Jahre zuvor

manchmal verschnarcht aber hier richtig gut: die ZEIT mit einem Text über Kreativwirtschaft und was sie WIRKLICH bedeutet. https://www.zeit.de/2010/45/Kreativindustrie

Wenn man den Text und diese Leute und vor allem die Zeit, die es brauchte, so in Berlin zu arbeiten und sein, als Blaupause auf das Ruhrgebiet, mit seinen städtischen, medialen, intellektuellen, atmosphärischen und Infra- Strukturen legt, ahnt man auch, warum das hier SO jedenfalls nicht gelingen wird. Noch lange nicht. U / Zollverein und Cluster Gepflaster hin oder her.

Ansonsten muss ich auch nach den Repliken der Barone dabei bleiben, dass es keinen erkennbaren Grund gibt, dem Gornyfeselecce Hass so sehr zu frönen auf diesem Blog- ausser, dass man sich so schön eingeschossen hat drauf.

Weg von Personen udn vor allem persönlichen Feindschaften, wäre es an der Zeit mal genau hinzusehen, wo das hingehen könnte mit den ganzen Millioneninvestitonen und sich mit der Existenz von Ecce und einem Nachfolger von Ruhr 2010 Gmbh und dem Cluster-Ding abzufinden und zu sehen, wie man darauf Einflusst nimmt. Denn eines ist sicher: wo das herkam, kommt noch mehr. Nur was das ändern wir, das ist noch längst nicht entschieden.

Berliner
13 Jahre zuvor

@ christian westheide

früher hab ich auch mal ZEIT gelesen, aber das ist schon lange her …

Dirk Haas
Dirk Haas
13 Jahre zuvor

@Helmut Junge (#21)
die Behauptung ist schnell begründet:
1. Das Ruhrgebiet lässt sich von Lüpertz & Petzinka eine Idee, die beide für den Düsseldorfer Medienhafen entwickelt hatten („Hochhaus plus Monumentalplastik“), als originäres Symbol für das Ruhrgebiet verkaufen.
2. Petzinka fungiert hier als Bauherr, Nutzer, Architekt, Auftraggeber und Kurator (mehr ging auch in der Vor-Moderne nicht).
3. Geplant (besser: angekündigt) ist ein einsames Zentrum für Videokunst – fernab aller Kultur- und Kreativquartiere, die ja nun gerade mit RUHR.2010 entwickelt und gestärkt werden sollten.
4. Die kulturelle Adelung ihres Unternehmenssitzes lässt sich die THS mit mehreren Millionen öffentlicher Gelder mitfinanzieren.
5. Und ausgerechnet dort, zu Füßen der fürstlichen Monumentalplastik, will die Kulturhauptstadt nun ihr Großes Finale feiern.

Der Rest Ihres Beitrags ist ein wenig arg defätistisch, um kommentiert zu werden (soll er womöglich auch nicht).

ch_we
ch_we
13 Jahre zuvor

@Christian Westheide (#22)

Wenn da jemand geschnarcht hat, dann die ZEIT. Es gibt seit über 5 Jahren eine Debatte um die Arbeitsbedingungen in der Kreativwirtschaft im deutschsprachigen Raum (ging eher von Österreich aus), darunter empirische Untersuchungen über die Arbeit von Kreativen in Berlin (von z.B. Jana Manske). Und auch Ulrich Bröcklings eher theoretisch angelegtes Buch über „Das unternehmerische Selbst“ hatte schon fast 3 Jahre auf dem Buckel, bevor die Wochenzeitung aus Hamburg im November 2010 mal auf die Idee kam, den Autor zu interviewen.

Was daraus aber auch folgt: Diese Untersuchungen hätte man auch im Ruhrgebiet kennen können. Wenn man denn gewollt hätte. Stattdessen wurden zwar viele Zahlen über das sektorale Wachstum kolportiert, aber wenig über z.B. die Einkommenssituation. Das ist aber – bei aller Wertschätzung für Kunst und Kultur – die eigentliche Frage in dieser Situation: Kann die Kreativwirtschaft ihren Beschäftigten im Ruhrgebiet ein angemessenes Auskommen bieten oder ist das schon an den Orten, wo es mit dem Grafikdesign, der Schreiberei und dem Filmschnitt verhältnismäßig gut läuft, schwierig?

Zum Thema „Man muss in Köpfe statt in Beton investieren“ (D. Gorny) sei dagegen einfach nur dieser Artikel auf dem Konkurrenzsender 2010LAB empfohlen.

Helmut Junge
Helmut Junge
13 Jahre zuvor

@Dirk Haas
„Der Rest Ihres Beitrags ist ein wenig arg defätistisch, um kommentiert zu werden“
Vielleicht wissen Sie das nicht.
Der Vorwurf des Defätismus hat vielfach zu Todesurteilen geführt.
In Frankreich zuerst, aber auch in Deutschland, (weiße Rose).
Wolfgang Borchert hatte Glück und kam mit Knast davon, bis er zur „Feindbewährung“ an die vorderste Front mußte.
Mein Kommentar soll jetzt sogar „arg defätistisch“ sein.
Ich dachte eher an ätzende Kritik, mit der Aufforderung, Führungspersönlichkeiten stärker auf ihre Tauglichkeit für ihr Amt zu kontrollieren,
und vor allem deshalb zu öffentlich zu kritisieren.
Wenn das Defätismus sein sollte, ziehe ich mich zurück und halte in Zukunft die Klappe.
Ich finde diesen Begriff historisch für hoch belastet.
Eigentlich sollte er nicht mehr benutzt werden.
Aber gut, es gibt ja eine Erklärung, zum eigentlichen Thema.
Diese Form der Auftragsvergabe, wie Sie sie beschrieben haben, mag ich auch nicht.
Wenn Sie jetzt eine breitere Öffentlichkeit für alle Auftragsvergaben fordern würden, hätten Sie mich auf Ihrer Seite.
Ich fordere sowieso eine breitere Öffentlichkeit für alle Auftragsvergaben im öffentlichen Raum.
Nur hier war es die THS, und nicht die Stadt Gelsenkirchen.
Bleiben die öffentlichen Fördergelder, deren Vergabe kritisiert werden könnten.
Die doofe Skulptur ist aber vom ästhetischem Standpunkt gut, und die Diskussion deshalb schwierig. Man könnte prinzipiell fragen, welchen Bezug sie zur Lokalität
hat, oder ob nicht lieber 1000 Kleinprojekte für das Geld gefördert werden sollten.
Das wäre mein Ansatz, den ich schon seit 20 Jahren immer wieder vorgebracht habe.

Jo Frank
13 Jahre zuvor

Denken mögen es viele – doch aussprechen trauen es sich nur wenige: Die Altherrenrunde Gorny-Pleitgen-Fesel-et-al, die sich immer wieder gegenseitig in höchstdotierte Pöstchen hievt, schadet dem Ansehen des Ruhrgebiets enorm.

Daß diese Großmannsucht mit der Loveparade so extrem in die Hose ging, Menschenleben und die Träume vieler kostete, das hat wohl niemand erwartet. Doch deshalb – und gerade, weil man nun sieht, wozu diese unsägliche Selbstbedienungsmentalität geführt hat – darf man jetzt nicht betroffen schweigen und sich sagen „damit hat sich der Höhenflug dieser Herren wohl erledigt“.

Denn wie wir sehen, ist dem nicht so – die teuren Herren sitzen schon auf den nächsten Geldtöpfen, um sie persönlich auszulöffeln. Die Opfer dieses Dilletantismus (die noch am Leben sind) bekommen dagegen bislang außer ein paar Alibi-Gaben nichts.

Auch wenn alles schon gesagt wurde, muß man es wiederholen, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Es gibt auch Leute, die hier nicht täglich lesen.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ CH_WE # 25

„Zum Thema “Man muss in Köpfe statt in Beton investieren” (D. Gorny) sei dagegen einfach nur dieser Artikel auf dem Konkurrenzsender 2010LAB empfohlen.“

Guter Hinweis. Der Autor könnte auch mal ausrechnen, was die Bloggerszene der Region mit dem Geld hätte machen können, das das LAB kostet.

Ach noch was CH_WE. Wer mit soviel Kohle so wenig Besucher hat, ist (noch) kein Konkurrent für uns. Im übrigen ist auch die Ausrichtung vom LAB eine andere. Ansonsten stimme ich ihrem Comment voll zu.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Christian Westerheide # 22

Es geht hier nicht um persönliche Feindschaften sondern um Strukturen die, wie sie selbst festgestellt haben, nicht ins Ruhrgebiet passen und die von unten auch nicht beeinflussbar sind und waren.

Das ECCE weigert sich obendrein, eine Inkubatorenrolle für die Region zu übernehmen. Nachdem sich dieselben Leute die da jetzt sitzen genau daran im Kulturhauptstadtjahr verhoben haben, lässt man diese Aufgabe nun ganz fallen und konzentriert sich auf die europäische Netztwerkbildung. Reisen und Reden ist halt schöner als vor Ort die Basisarbeit zu organisieren.

Das schöne an dieser Aufgabe ist auch, dass man mit ihr faktisch nicht mehr an das Ruhrgebiet als Standort gebunden ist, wenn man erst mal europäische Dauerkohle dafür organisiert hat.

Es sieht ganz so aus, als dass das Ruhrgebiet und die Kulturhauptstadt in diesem Falle benutzt werden um sich genau in diese Lage zu versetzen. Ohne Kontrolle über die Personal-und Sachpolitik, ohne Auswahlverfahren, ohne Einfluss der regionalen Szene und Politik.

Ihr Realismus in Ehren Christian. Grundsätzlich haben sie damit ja auch recht. Gorny ist persönlich auch ein ganz umgänglicher und kluger Mann. Allerdings aber auch ein Oberstratege erster Güte. Auch in eigener Sache. Beeinflussen können wir hier also gar nichts. Wir können nur politischen Druck erzeugen und eine Debatte lostreten. Und das tut man nicht mit Streicheleinheiten. Sorry.

Im Übrigen streicheln sich die von uns Kritisierten so oft und ausgiebig selbst bzw. lassen sich von ihren Adlaten und Claqueuren streicheln, dass ab und zu ein paar kräftige Hiebe nicht schaden können. Außer uns macht das im Ruhrgebiet leider keiner.Und da wer austeilt auch einstecken können muss, nehmen wir in Kauf, dass wir dafür wiederum verhauen werden.

christian westheide
christian westheide
13 Jahre zuvor

@Herrn Voss:
„Im Übrigen streicheln sich die von uns Kritisierten so oft und ausgiebig selbst bzw. lassen sich von ihren Adlaten und Claqueuren streicheln, dass ab und zu ein paar kräftige Hiebe nicht schaden können.“
DAS ist ein wahrer und schöner Satz und klingt nach Journalist 😉

Und dass Netzwerker vor dem Herrn wie Gorny natürlich auch immer ihr Überleben sichern, indem sie irgendwo Töpfe anzapfen, und damti Projekte und andere finanzieren, das sei Ihnen gegönnt. Wer bitte würd das nicht genau so machen, wäre er in der Lage Gelder zu aquirieren. Ob das so viel sein muss, ob die geförderten Projekte die „richtigen“ sind und ob die Aufgabe Europäische Netwerkbildung (ecce) vom Standort Ruhr aus, nicht auch automatisch den Standort Ruhr für Kreative (oder wer auch immer geneztwerkt wird) zurückfällt ist jedenfalls noch längst nicht entschieden.

Und es stimmt: inhaltlich macht das Lab was anderes. Die Besucherzahlen (jedenfalls gemessen an Kommentaren / Geld) sind traurig, aber was inhaltlich da läuft (irgendwelche Lafers Interviews und Emscherkunst Trallala mal vergessend) ist doch mindestens auf dem Reflexions und Berichtsniveau wie bei den Baronen, oder nicht?

@JO Frank: dass die Arbeit der Region schadet halte ich für ausgemachten Blödsinn. Ob sie ihm wirlich langfristig nutzt, ist aber eine andere Frage.

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

@ Dirk Haas # 20

Ich gebe dir recht, was die Nieten/Verlierer/Versager Betitelung betrifft. Da geht vor allem Stefan, wenn auch aus verständlichen Gründen, manchmal die journalistischen Pferde durch. Andererseits gibt es eine Menge Leute, die ihn genau wegen seiner „bösen Zunge“ bzw. Schreibe schätzen. Denn dahinter stehen immer gut recherchierte Fakten.

Im Falle der Kulturhauptstadt führen diese Bezeichnungen jedoch in die Irre. Feselgornyscheytt usw. sind eben keine Verlierer sondern die eigentlichen Gewinner dieser Kulturhauptstadt. Was ihr eigenes Fortkommen betrifft, waren sie durch die Bank auch keine Nieten. Es ist auch nicht so, dass sie dabei Nichts für die Region getan haben. Gerade vor Scheytt muss man diesbezüglich, jenseits unvermeidlicher Fehler und der Tragödie Loveparade, insgesamt den Hut ziehen.

Aber darum geht es hier nicht. Es geht um die Zeit nach 2010. Es geht um die Frage was wirklich von der Kulturhauptstadt bleibt, außer ein paar neuen und durchaus schönen Gebäuden. Es geht darum, dass die Leute sich schon wieder um Posten bewerben bzw. schon neue erobert haben, ohne das eine ernst zunehmende Kritik und Rückschau ihrer Arbeit bislang überhaupt stattgefunden hat. Ja, auch nicht stattfinden konnte, weil das jahr 2010 noch nicht zu Ende ist.

Ich habe nichts dagegen, wenn sich Leute den Lohn für ihre Arbeit abholen wollen, wenn sie ihre Zukunft im Blick haben und rechtzeitig anfangen darüber nachzudenken. Aber das was zur Zeit hier diesbezüglich passiert ist in jeder Weise grenzwertig. All diesen Leuten geht es finanziell nicht schlecht und sie wurden schon bislang prima für ihre Arbeit bezahlt. Ja sie werden es sogar über 2010 hinaus, damit sie ihre Arbeit nocheinmal (selbst) kritisch Revue passieren lassen können. Aber genau davon ist nichts, aber auch garnichts zu hören. Zumindest nicht öffentlich, also da wo es in einer demokratischen Gesellschaft hingehört. Auch das ist typisch für das Ruhrgebiet.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

@ Christian Westheide

Nur zur Info. Ich bin glaube ich der einzige Nicht-Journalist bei den Ruhrbaronen. Zumindest habe ich keine entsprechend Ausbildung. Vom fachlichen Hause aus bin ich Raumplaner aus der Dortmunder Schule.

Was die europäische Vernetzung der Kreativwirtschaft betrifft, so wird sie der Region nicht sonderlich nützen. Die, die hier als Kreative erfolgreich sind, sind schon lange weit über die Region hinaus vernetzt. Die, die es (noch) nicht sind, bedürfen vor allem der regionalen Förderung und noch mehr der zusätzlichen Aufträge. Die regionsinterne Vernetzung ist deswegen wichtiger als die -externe.

Das entscheidende ist jedoch, dass das Ruhrgebiet fast bankrott ist. Da gilt es Prioritäten zu setzen und das Geld nicht nach dem Motto zu investieren: Könnte vielleicht klappen. Irgendwann. Wenn die Kreativwirtschaft vor Ort wächst, muss man sich um deren europäische Vernetzung keine Sorgen machen. Wenn nicht, nützt auch diese Vernetzung nichts. Außer natürlich den Vernetztern. So ist die Lage.

Die Stadt Dortmund findest es natürlich toll, dass ihr finanziell völlig aus den Fugen geratenes U mit dem ECCE einen Mieter bekommen hat, den sie nicht selbst subventioniert. Aber indirekt zahlt sie doch, denn die Realmieten in diesem Leuchtturm liegen weit weit über denen die ECCE und die anderen Nutzer bezahlen bzw. überhaupt bezahlen könnten.

Da klingt das natürlich ganz toll, dass, wie sie so schön schreiben, die Aufgabe der Europäische Netzwerkbildung vom Standort Ruhr aus auf den Standort selbst zurückfallen könnte. Sie schreiben zwar dazu, dass das noch nicht entschieden ist. Diesen Teil ihres Satzes werden sie aber in Dortmund nicht zu hören bekommen. Da will man, wie der OB es so schön formuliert hat, mit dem U punkten.

Nach meiner Einschätzung wird es aber eher der Phönixssee sein, der der Stadt langfristig nutzen wird. Er bietet ganz real mehr Lebensqualität und auf Dauer ein neues attraktiveres Stadtbild aus und wird deswegen die ebenfalls riesigen Investitionen auch wieder einspielen. Beim U sehe ich außer vielen Versprechungen bislang nur ein schönes Wahrzeichen obendrauf. Das allerdings hätte man viel günstiger haben können.

christian westheide
christian westheide
13 Jahre zuvor

Beim U gebe ich Ihnen recht, zu teuer, zu sehr auf „wird noch“ begründet, nicht durchgerechnet, weil man dem eigenen Anspruch „Großstadt“ genügen wollte und den Essenern ihr Zollverein auch haben wollte, langfristig schwer zu kalkulieren, im Zweifel immer teuerer als gedacht.

Zufällig weiß ich, dass aufgrund der Haushaltslöcher der Kulturbetriebe DO die Gehälter von Dozenten und in der Bildung, besonders in der Integration von Ausländern Tätige gedrückt und gekürzt werden, WEIL wegen des U kein Geld da ist und man schlicht immer wieder umschichtet. DA kann man schon ne Hasskappe kriegen. Vor allem auf die Manger, die natürlcih – und wo wäre das anders von Banken bis Ruhr 2010 und alle großen Kulturbetriebe – sehr gut bezahlt werden und auch wenn die Sachen schief geht, weiter sehr gut bezahlt weden irgendwo. Und trotzdem: das U ist toll geworden, die Ausstellungen gut, das Museum schön anzusehen und ein Gewin und die Filme im Kopf sowieso.

Wie sich das trägt, wenn der Alltag kommt, was die ganzen Firmen mit englischsprachigen Namen dann da wirklich schaffen (und vielleicht auch an Mieten zahlen) – das alles steht auf einem anderen Blatt. Bei der Netwerkerei gebe ich Ihnen Recht Herr Voss: das allein nutzt keinem, ausser den Netwerk Profis.

Arnold Voß
Arnold Voß
13 Jahre zuvor

„Und trotzdem: das U ist toll geworden, die Ausstellungen gut, das Museum schön anzusehen und ein Gewinn und die Filme im Kopf sowieso.“ Stimmt, und schöne Dinge kosten meistens sehr viel Geld. Dass der OB auf dieses Gebäude stolz ist ist also zu verstehen und ich hoffe für ihn, dass die Bevölkerung es ihm, trotz der dadurch verursachten massiven Kürzungen an anderen wichtigen Haushaltsstellen, gleich tut.

Das ändert allerdings nichts daran, dass aus diesem Gebäude trotz großspuriger Ankündigungen, eben kein Haus der Kreativität im Sinne der Kreativitätswirtschaft wird. Auf keinen Fall eins für die lokale und regionale Szene. Klugerweise haben die Marketingexperten in den Hochglanzbroschüren deswegen ja auch v o r das zur Zeit weltweit beliebteste „Buzzword“ Kreativität schnell noch den Begriffsklassiker Kunst gesetzt. Zentrum für Kunst u n d Kreativität heisst es jetzt offiziell. Langemeyer lässt grüßen.

Das ECCE in diesem Haus ist in sofern eine köstliche und zugleich bittere Ironie, weil die Leute die da jetzt sitzen, die waren, die dieses Haus auch als Kreativquartier der regionalen Szene angekündigt haben. Die allerdings schaut nun mehr oder weniger verduzzt auf ihre Propheten die nun statt ihr, bis zum Stehkragen subventioniert, dort Platz genommen haben und ihnen von dort Briefe schreiben.

Die lokale und regionale Szene darf aber jetzt in der Nähe Platz nehmen und auf eigene Kosten das Quartier bilden, dass sich ihre Propheten wünschen, damit ihre Weissagungen letztlich doch in Erfüllung gehen. Das wird dann auch, wie alle die andere versprochenen und bislang nicht realisierten Quartiere von ihnen europaweit aufs reise- und konferenzintensivste vernetzt, dass es (zumindest für die Vernetzer) eine wahre Freude sein wird.

Übrigens mit wundervoll bebilderten mehrsprachigen Broschüren die gaaanz viel Geld kosten werden, weil sie von gaaaanz kreativen Kreativen von außerhalb des Ruhrgebietes gestaltet und produziert werden müssen. Vorne drauf natürlich das megateure Dortmunder U das deswegen auch wirklich klasse aussieht.

P.S.

Und irgendwann wird das Ruhrgebiet als die teuerste Fotosammlung der Welt gelten, weil es sich all die wundervollen Fotoobjekte erst (um)bauen musste, eher sie von international bekannten und natürlich hyperkreativen Fotografen ihrer Werke für würdig erachtet wurden. Nur dass von denen nach den Shootings keiner im Ruhrgebiet bleiben wollte. Nicht mal im schönen Dortmunder U mit einer knallhart und finanztechnisch absolut kreativ runtersubventionierten Miete.

Sebastian
Sebastian
13 Jahre zuvor

@ Arnold Voß

„Und irgendwann wird das Ruhrgebiet als die teuerste Fotosammlung der Welt gelten, weil es sich all die wundervollen Fotoobjekte erst (um)bauen musste …“

nur das Original ist wertvoll:

https://www.medienkunstnetz.de/kuenstler/becher/biografie/

Arnold Voss
13 Jahre zuvor

Sebastian, ihr Wort ins Ohr des Gottes der Postmoderne. Aber der wird ob ihrer (und meiner) Old-School-Denke nur milde lächeln.

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