Dortmund: BVB macht in Norwegen aus peinlichem Rückstand am Ende noch einen historischen Sieg

BVB-Kapitän Mats Hummels. Foto: Robin Patzwaldt
BVB-Kapitän Mats Hummels. Foto: Robin Patzwaldt

Überraschungen gibt es im Fußball natürlich immer wieder mal. Und wenn das eigene Team nicht negativ davon betroffen ist, dann machen diese im Regelfall den Sport ja auch so schön. Aber gerade auch gegen einen sogenannten vermeintlichen Underdog kommt es für den höherklassig eingestuften Verein dann halt auch entscheidend auf die Konzentration des vermeintlichen Favoriten an, wenn dieser den scheinbar von der sogenannten Papierform her unterlegenen Gegner nicht in einen letztendlich vielleicht entscheidenden psychologischen Vorteil durch ein frühes Tor bringen will.

Diese Binsenweisheit wurde auch einmal mehr am vergangenen Freitag von Mats Hummels ausführlich thematisiert, als dieser noch vor dem Saisonstart des BVB in der Liga, auf die immerhin vier (!!!) Gegentore in einer ersten Spielminute gegen die Dortmunder in der Vorsaison angesprochen wurde. Dies gelte es nun unbedingt abzustellen, zukünftig sofort konzentriert zu sein, und so einen Gegentorschnitt von möglichst wieder unter einem Treffer pro Spiel zu erreichen, erläuterte ein entschlossen wirkender Nationalverteidiger noch vor wenigen Tagen dazu in Dortmund. Man arbeite nun auch schon seit Wochen konzentriert daran dies zu verbessern. Hörte sich ja auch alles ganz toll an, und klappte dann ja auch noch prima beim ersten Bundesligaheimspiel am letzten Sonntag gegen Mönchengladbach.
Doch bereits beim gestrigen Hinspiel in den Europa League-Playoffs, der letzten Qualifikationsrunde vor einem möglichen erreichen der Gruppenphase des Wettbewerbs, in Norwegen, bei Odds BK, fühlten sich wohl nicht nur Mats Hummels, sondern auch zahlreiche BVB-Fans, an übelste Erlebnisse aus der Vorsaison erinnert, war es mit den hohen Zielen kurzfristig auch schon wieder vorbei.

Nicht nur, dass es bereits nach wenigen Sekunden das 0:1 gegen die Dortmunder setzte, bis zur 22. Spielminute lag der Favorit aus dem Ruhrgebiet in der Norwegischen Provinz bereits, vor 12.400 Zuschauern im Stadion die Ihren Augen kaum trauen mochten, mit sage und schreibe 0:3 zurück. Und dafür kann dann auch der ungewohnte Kunstrasen und die Rotation auf gleich 5 Positionen im Vergleich zum Bundesligaauftakt am Sonntag nicht mehr als naheliegende Ausrede dienen. Das war schlicht peinlich!

Dass es am Ende zum ersten Mal in der Dortmunder Vereinsgeschichte noch gelingen sollte, einen drei Tore Rückstand noch in einen Sieg umzuwandeln, der BVB durch das 4:3 (1:3) im Auswärtsspiel nun sogar eine hervorragende Ausgangsposition für das Weiterkommen hat, das versöhnte die Fans zwar letztendlich doch wieder mit dem so unglaublich schlecht begonnenen Abend, doch es sollte auch eine deutliche Mahnung an Team und Trainer sein, dass es so irgendwie ja nicht gehen kann.
Grundsätzlich waren die ersten Gegentreffer in der Ära Tuchel beim BVB sicherlich kein Drama, es war vielmehr die Art und Weise wie das geschah. Drei Gegentreffer in 22 Minuten, bei nur drei ernsthaften Torschüssen der Norweger. Das kann nicht nur mit einer Verkettung unglücklicher Umstände gelegen haben.

Klar, Kunstrasen war für die Profis als Untergrund ungewohnt, Mats Hummels verglich den Spielball zudem mit einem ‚Flummi‘, die Rotation auf gleich fünf Positionen im Kader (neu waren im Vergleich zum Sonntag Roman Weidenfeller, Gonzalo Castro, Sven Bender, Kevin Kampl und auch Matthias Ginter) mögen gerade den Start erschwert haben. Aber sich aus einem 0:3-Loch noch einmal herausgraben zu müssen, dass darf nicht der Anspruch eines Spitzenteams der Bundesliga sein.

Es beruhigt zwar, dass man dann trotzdem weitestgehend die Nerven behielt, durch Tore von Aubameyang (34.,76.), Kagawa (47.), und Mkhitaryan (84.) die Ausgangsposition noch deutlich in die gewünschte Richtung verändern konnte, doch der Schrecken sitzt nach dieser Begegnung bei vielen sicherlich tiefer als die Freude nach diesem am Ende sogar historischen Erfolg.

Dass Odds BK nächsten Donnerstag nun mit zwei Toren Vorsprung in Dortmund gewinnt ist sicherlich unwahrscheinlich. Zumal die Dortmunder dann nicht nur von ihren Heim-Fans unterstützt werden, sondern auch wieder auf dem ihnen bestens vertrauten Natur-Grün und mit ihrem gewohnten Ball spielen dürfen. Insofern ist die Ausgangslage der Dortmunder nun doch noch fast sensationell gut. Doch auch wenn der Sieg des Bundesligisten beim Tabellenvierten der ersten norwegischen Liga am Ende durchaus noch höher ausfallen hätte können, da die Dortmunder nicht nur fast alle spielrelevanten Statistiken für sich entschieden, sogar noch vier Alu-Treffer verzeichnen konnten bzw. mussten, in Ingolstadt sollte die Defensive wieder deutlich konzentrierter und entschlossener auftreten, wenn man beim Bundesligaaufsteiger am Sonntag dann nicht erneut einen so desaströsen Start hinlegen will. Und es dürfte zukünftig wohl auch nicht in jedem Spiel gelingen sich aus einem 0:3 wieder herauszuarbeiten.

So bleibt am Ende des unterhaltsamen Abends in der norwegischen Provinz wohl nur die Lehre, dass die Moral im Team von Thomas Tuchel aktuell zu stimmen scheint. Der BVB brach auch nach dem historisch schlechten Spielbeginn nicht ein, sondern ackerte sich sprichwörtlich aus dem tiefen Tal in das man sich zuvor selber hineingespielt hatte. Das mag beruhigen. Der Verfall in alte Defensivschwächen tat dies unzweifelhaft nicht. Und das dürfte nicht nur an den Personalwechseln, dem ungewohnten Geläuf und dem zitierten ‚Flummi‘ gelegen haben. Man sah, es bleibt noch viel Arbeit für die Schwarzgelben. Trotz der vielen Vorschusslorbeeren zum Ligastart und des nun schon fünften Pflichtspielsieges in Serie…

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Zum Schluss musste halt das abgedroschene "Letzte Saison hätten wir gegen die auch nach 90 Minuten 0:3 verloren" herhalten, aber in der ersten Halbzeit hätte ich evt. ein paar Bilder von sich fremdschämenden und zu sarkastischen Höchstleistungen auflaufenden Sofa-Fans machen sollen;-))

Vielleicht geht es ja wirklich nur mir so, aber "Roman Der Erste" wird imho mit seiner Strafraum-Unbeherrschtheit und auch seinen teils völlig planlosen Abschlägen immer mehr zum großen Unsicherheits- und damit Psychofaktor für die Abwehr. Aber dass ein erfahrener Castro sich davon anstecken lässt, auch wenn er auf dieser RV-Position nie spielen wollte, ist für 11 Mios dann doch ziemlich überraschend…

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