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Dortmund: Stiftung mit rechtsradikaler Vergangenheit sorgt für Aufregung

Gekündigtes Büdchen im Kreuzviertel Foto: Laurin

Als Vermieter sorgt die Hermann-Niermann-Stiftung in Dortmund für Aufregung. Spannender ist jedoch ihre Vergangenheit.

Mietverträge von Traditionsgeschäften werden gekündigt oder die Mieten erhöhen sich stark. Die in Düsseldorf ansässige Hermann-Niermann-Stiftung versucht wie andere Vermieter im Dortmunder Kreuzviertel möglichst großen Gewinn aus ihrem Immobilienbesitz zu ziehen. Das Kreuzviertel ist schon seit langer Zeit teuer. Hier wohnt die Öko-Schickeria der Stadt. Doch die Hermann-Niermann-Stiftung unterscheidet sich von anderen Akteuren des Immobilienmarktes: Sie hat eine rechtsradikale Vergangenheit. Die 1977 gegründete Stiftung fördert nach eigenen Angaben „Einrichtungen und Veranstaltungen ethnischer Minderheiten und Volksgruppen“ und „Maßnahmen zur Förderung des Erhaltes, der Lehre und der Verbreitung der deutschen Sprache und Kultur.“ Festivals werden unterstützt, Sprachkurse in Ländern wie Polen, wo es noch deutschsprachige Minderheiten gibt gefördert und Germanisten unterstützt. Doch nicht immer war das Handeln der Stiftung so harmlos: Bis 1987 unterhielt die Stiftung enge Kontakte zu dem rechtsradikalen Terroristen Norbert Burger:

Die Bundesregierung beschrieb das Verhältnis der Stiftung zu Burger in der Antwort auf eine kleine Anfrage 1995:

„Der Vertraute des Stiftungsgründers Niermann, Dr. Norbert Burger, war bis 1986 Berater des Kuratoriums. Es gelang ihm, Gefolgsleute wie Dr. Hartung und Herrn Nachtmann in diesem Gremium zu etablieren. Die Aktivitäten dieses Personenkreises innerhalb der HNS wurden vom Bundesamt für Verfassungsschutz im Hinblick auf eine mögliche Unterstützung von militanten Planungen und Aktivitäten in Südtirol sorgfältig verfolgt.“

Der Staat griff dann ein, allerdings nicht aus politischen Gründen:

„Als sich die Auseinandersetzungen innerhalb des Kuratoriums wegen Unkorrektheiten bei der Vergabe von Geldern verschärften, setzte der Regierungspräsident in Düsseldorf als Stiftungsaufsicht 1986 einen Sachwalter ein, der für eine Neuorganisation sorgen sollte. Seit Mitte 1987 wird die Stiftung von Ministerialrat Stiemke als Vorstandsvorsitzendem geführt. Es wurden eine neue Geschäftsordnung und neue Förderungsrichtlinien beschlossen. Die Vertrauten Dr. Burgers wurden in der Folgezeit suspendiert.“

Der Spiegel hatte 1994 in einem ausführlichen Artikel über die Hermann-Niermann-Stiftung berichtet: „Eine Düsseldorfer Stiftung finanzierte Separatisten im Ausland. In Italien ermitteln Terror-Fahnder, in Belgien ein Untersuchungsausschuß. Der nordrhein-westfälische Innenminister beklagt „außenpolitischen Schaden“.

Seit 1987 hat  die Stiftung offenbar ihre Politik geändert. Die Bundesregierung stellte schon 1995 fest: „Eine Prüfung von Unterlagen der HNS durch das Bundesamt für Verfassungsschutz festigte die Überzeugung, daß die HNS seit 1987 nicht mehr den durch Dr. Burger vorgezeichneten Denk- und Handlungsweisen verhaftet ist.“

 

 

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Norbert
Norbert
2 Jahre zuvor

Ich denke die grünen Mietenden werden jetzt alle so konsequent sein und ihre Altbauwohnungen kündigen um sich dann in der vielfältigen Nordstadt ein neues Domizil mit passablem Vermietenden zu gönnen

Robert
Robert
2 Jahre zuvor

Seit 1987 hat sich "die Politik" der Stiftung also verändert. Das war vor 35 Jahren.
Wo genau es "Aufregung" gab, blieb mir allerdings bisher verborgen. Wer regt sich denn nun auf?

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