
Es war eine Nachricht, die mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Mitchell Langerak hat seine aktive Laufbahn beendet. Der australische Torhüter, der seine Karriere in Japan bei Nagoya Grampus ausklingen ließ, verabschiedet sich damit von einem Beruf, den er mit Hingabe, Bodenständigkeit und einer selten gewordenen Loyalität ausgeübt hat.
In einer Fußballwelt, die sich zunehmend um Selbstdarstellung, Marktwert und Schlagzeilen dreht, war Langerak ein wohltuender Gegenentwurf – ein Profi alter Schule. Besonders bei Borussia Dortmund bleibt er in bester Erinnerung.
Langerak kam 2010 aus seiner Heimat nach Dortmund – als junger, weitgehend unbekannter Keeper, der hinter dem damals gesetzten Roman Weidenfeller zunächst keine allzu großen Einsatzchancen hatte. Doch er nahm die Herausforderung an, arbeitete still, aber verbissen, und war zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Legendär bleibt vor allem sein Einsatz im DFB-Pokalfinale 2012 gegen den FC Bayern München. Damals musste Weidenfeller verletzt passen, Langerak sprang ein – und spielte groß auf. Dortmund siegte mit 5:2, und Langerak hatte seinen Platz in der Vereinsgeschichte sicher.
Was den Australier auszeichnete, war nicht nur seine Reaktionsschnelligkeit oder seine ruhige Ausstrahlung auf dem Platz. Es war vor allem sein Charakter, der ihn besonders machte. Langerak war nie laut, nie fordernd, nie ein Unruheherd – obwohl er durchaus das Zeug zur Nummer eins gehabt hätte. Stattdessen stellte er sich immer in den Dienst der Mannschaft, akzeptierte seine Rolle, kämpfte um seine Chance und nutzte sie, wenn sie kam. Solche Typen sind im modernen Profifußball selten geworden.
Auch abseits des Platzes war Langerak beliebt – als kollegialer Mitspieler, als stets höflicher, bodenständiger Mensch, dem Star-Allüren völlig fremd waren. Sein Wechsel 2015 zum VfB Stuttgart erfolgte ohne Groll, ebenso sein späterer Gang nach Japan, wo er sich rasch zum Leistungsträger entwickelte und sogar zum besten Torwart der J-League gewählt wurde. Selbst ein zwischenzeitlicher Rücktritt aus der australischen Nationalmannschaft – aus familiären Gründen während der Pandemie – zeigte: Für Langerak standen nie Ego oder Karriereplanung an erster Stelle, sondern Werte, die im Haifischbecken Profisport oft untergehen.
Dass er nun mit 36 Jahren leise Tschüss sagt, passt zu seinem Wesen. Kein großes Tamtam, keine öffentlichen Tränen, sondern ein schlichtes Dankeschön an Fans, Weggefährten und Vereine. Es sind Spieler wie Langerak, die einem Verein guttun – sportlich wie menschlich. In Dortmund wird man sich noch lange an ihn erinnern. Nicht, weil er die meisten Spiele gemacht oder die lautesten Parolen gerufen hat. Sondern weil er ein Musterprofi war – einer, der kam, als kaum jemand ihn kannte, und ging, als ihn alle schätzten.
Alles Gute, Mitch!
