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Kreis Unna: Das Trianel-Kraftwerk Lünen legt eine gemischte erste Jahresbilanz vor

Elmar Thyen (li.) und Stefan Paul (re.) zogen heute in Lünen eine erste Bilanz für 'ihr' neues Kraftwerk. Foto(s): Robin Patzwaldt
Elmar Thyen (li.) und Stefan Paul (re.) zogen heute in Lünen eine erste Bilanz. Foto(s): Robin Patzwaldt

Lange wurde emotional und kontrovers um das neue ‚Trianel‘-Steinkohlekraftwerk am Lüner Stummhafen (im Kreis Unna) gestritten. Und auch jetzt, Anfang 2015, ist der juristische Streit mit dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) noch nicht wirklich abgeschlossen.
Doch inzwischen liegt bereits das erste komplette Betriebsjahr des Meilers hinter allen Beteiligten. Zeit also, um mal eine erste Zwischen-Bilanz zu ziehen. Diese wurde heute Vormittag in Lünen vorgestellt, und sie fällt, wie es wohl auch nicht wirklich anders zu erwarten war, recht gemischt aus.
Dabei klingt die reine Leistungsbilanz des Kraftwerks zunächst einmal sehr positiv: Zwischen Januar und Dezember 2014 wurden demnach bei Trianel in Lünen im regulären Betrieb 5,1 Millionen Kilowattstunden Strom produziert, was rechnerisch für die Versorgung von 1,5 Mio. 2-Personen-Haushalten ausreicht.

 
Es wurde somit für dieses Kraftwerk eine Jahresauslastung von knapp 80% erreicht. Rund 7000 Betriebsstunden sind in Lünen dem Vernehmen nach dabei angefallen. Dabei wurden etwas über 1,5 Mio. Tonnen Kohle verfeuert.
Der Geschäftsführer des Trianel Kohlekraftwerks Lünen, Stefan Paul, sowie Elmar Thyen, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Trianel in Aachen, sahen sich hier voll im vorher intern gesetzten Zielbereich für das Projekt.

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Ebenso zufrieden zeigte man sich über den nun erfolgten Abschluss der neu angelegten Kohärenzmaßnahmen, der Renaturierung des Lippe-Ufers, bei welcher Trianel lt. eigener Aussage sogar weit über das gesetzlich eigentlich vorgeschriebene Ausmaß hinausgegangen sei.
Dort wurde u.a. in den vergangenen Monaten eine Fläche von 30.000 Quadratmetern im bestehenden Naturschutzgebiet am südlichen Lippeufer weiter aufgewertet, die Lippe auf 150 Metern entfesselt, neue Überflutungsbereiche als Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen, sowie ein Steilufer neu angelegt. Als letztes wurde dort nun noch eine Pflanzung von jungen Schwarz-Pappeln in dieser Woche abgeschlossen.

 
Bereits während der 5-jährigen Bauzeit des Kraftwerks zwischen 2008 und 2013 wurden zusätzliche, langfristige Maßnahmen im Bereich der ‚Cappenberger Wälder‘ angestoßen. Auch rund um die in unmittelbarer Nähe gelegene Burgruine ‚Wilbring‘ wurden zuletzt begleitende Naturschutzmaßnahmen umgesetzt. Dort habe man, in den vergangenen Jahren, insgesamt auch schon insgesamt 15 junge Uhus erfolgreich aufwachsen sehen. Gerade die angeblich drohende Einschränkung des Lebensraums dieser Uhus war es aber, welchen den BUND seinerzeit sehr gegen den geplanten Trassenbau einer Hochspannungsleitung zum Kraftwerk protestieren ließ. Bedenken, welche sich lt. den Trianel-Vertretern nun ganz und gar nicht bestätigen würden. Inzwischen sei der benachbarte Uhu sogar eine Art Wappenvogel für die Anlage geworden, scherzten die Kraftwerker heute Vormittag.

 
Insgesamt investiert Trianel, lt. eigener Aussage, letztendlich zusammengerechnet rund 5 Millionen Euro in den das Kraftwerk begleitenden Umweltschutzmaßnahmen.
Stolz präsentierten Paul und Thyen den anwesenden Medienvertretern heute am Rande des Gesprächs auch die frisch aus den USA eingetroffener Urkunde, mit welcher die Fachzeitschrift ‚Power‘ den Meiler im Kreis Unna kürzlich mit dem ‚Top Plant Award 2014‘, als herausragendes neues Kraftwerk ausgezeichnet hatte.

 

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Seitens der Betreiber betonte man beim heutigen Plausch zudem, sich auch bestmöglich auf die drohenden Auswirkungen der kommenden Sonnenfinsternis auf den Strommarkt eingerichtet zu haben, welche aber unzweifelhaft eine ‚Belastungsprobe‘ darstellen werde, wenn am 20. März 2015 zwischen 10.38 und 11.50 Uhr mit einer Sonnen-Bedeckung von bis zu rund 80% im Bereich rund um Lünen zu rechnen sei.  Mit entsprechendem Gegensteuern bei den Kraftwerken im Lande sei die durchaus beachtliche Schwankung bei der Stromproduktion in dieser Zeitspanne aber sicherlich zu kompensieren, so Stefan Paul heute voller Zuversicht.
Doch damit hatte es sich dann auch mit den Erfolgs-Bilanzen und guten Prognosen.

 

Weit weniger erfreulich war nämlich die eingeräumte Geschäftsbilanz für das Jahr 2014: So mussten die rund 30 derzeit aktiven Gesellschafter des Kraftwerks im vergangenen Jahr insgesamt Verluste von rund 100 Millionen Euro stemmen.

Diese Zahl bestätigte Thyen heute auf Nachfrage. Auch für das Jahr 2015 sei wohl erneut mit Verlusten in einer ähnlichen Größenordnung zu rechnen.
Paul ergänzte in diesem Zusammenhang, dass die Belastungen der Energiewende für Trianel Lünen aus seiner Sicht aktuell faktisch ‚durch die Decke‘ schießen. Grundsätzlich halte er deren Ziele zwar für durchaus sinnvoll und auch richtig, doch werde aktuell zu viel auf einmal unternommen, so dass die Auswirkungen nur schwer zu steuern und auch zu verkraften seien.

 

Wörtlich sagte der Lüner Geschäftsführer „Hier fehlen die Leitplanken bei einem im Grunde sinnvollen Vorhaben“. Seitens Trianel vermisse man hier in erster Linie die langfristig angelegte politische Führung, welche bereit sei solch ambitionierte Pläne über den Zeitraum von zwei Generationen Schritt für Schritt zu begleiten. Man könne nicht das gesamt Vorhaben bereits am Anfang einer bis zum Jahre 2050 angelegten Zeitspanne umsetzen wollen, so Paul.
Auch in Sachen eines möglichen Endes des juristischen Streits mit dem BUND konnten heute noch keine wirklichen Fortschritte vermeldet werden. Zwar habe Trianel, lt. Thyen, die Klageerwiderung in Bezug auf die BUND-Vorwürfe beim Oberverwaltungsgericht in Münster bis Ende Januar natürlich bereits fristgerecht eingereicht, doch rechne man aktuell nicht vor Ende des Jahres 2015 mit einem Gerichtstermin in dieser Angelegenheit.

 
Das Ganze sieht also noch immer nach einer Art Geduldsprobe für alle Beteiligten aus. Demnach wird auch uns hier das Thema auch hier noch ein Weilchen begleiten, bevor dann irgendwann einmal auch endlich eine endgültige Klärung der juristischen Auseinandersetzungen zu erwarten ist.

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Frank
Frank
9 Jahre zuvor

Noch in den 90ern standen Kraft-Wärme-Kopplung in kommunaler Hand und GuD-Kraftwerke ganz oben auf der Wunschliste rotgrüner Politik. Jetzt, da sie entwickelt und in Betrieb sind, werden sie von den gleichen Politikern bzw. ihren damaligen Jugendvorsitzenden abgeschaltet? Irre.

Lünen bringt es auf 50%, das abgeschaltete GuD-KW Irsching in CSU-Land auf 60%. Spielt aber alles keine Rolle mehr. Es ist Vernichtung von Kapital, Know-how und Versorgungssicherheit (insbesondere für Industriebetriebe).

Die Politik setzt zu viele Randbedingungen, die nicht alle gleichzeitig erfüllbar sind. Und bis jetzt haben alle staatlichen Eingriffe in den Energiemarkt nur Schäden für Deutschland und Nutzen für europäische Billigkraftwerksbetreiber und chinesische Solaranlagenhersteller bewirkt.

Rot-grün, und inzwischen sogar die CDU riskieren lässig die Grundlagen unseres Wohlstandes.

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[…] im Geschäftsjahr 2014 einen Verlust von rund 100 Mio. Euro verkraften, wie im März auf einem Pressegespräch bestätigt werden […]

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