Lengsfeld lesen!

Das Wahlplakat von Vera Lengsfeld sorgt für Aufmerksamkeit. Die hätte ihr Doppeltagebuch auch verdient.

OK, PR-Coup gelungen. In einem bislang langweiligen Wahlkampf setzte Vera Lengsfelds Mopsplakat Maßstäbe. Aber die Frau hat auch was zu sagen. Vera Lengsfeld kämpfte als Bürgerrechtlerin engagiert gegen die DDR, wurde von ihrem eigenen Mann bespitzelt und saß vor ihrer Zeit bei der CDU für die Grünen im Bundestag. Nun hat sie ein interessantes Projekt: Sie führt ein Doppeltagebuch: Die Einträge spiegeln die Ereignisse kurz vor dem Fall der Mauer und dem Ende der Ostzone wieder und schlagen eine Brücke zur Gegenwart, zum Beispiel zur Lage der Opposition im Iran. Manchmal wird es arg wahlkämpferisch, aber selbst dann erreicht Lengsfeld ein Niveau, von dem die meisten anderen Bundestagskandidaten nur träumen. Ach so, und Lengsfeld ist seit langem Bloggerin: Sie schreibt bei der Achse des Guten.

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WB
WB
14 Jahre zuvor

Aus meiner Sicht recht verlogen, wenn die politische Rechte die Twitter-Revolte im Iran zu instrumentalisieren versucht. Besonders peinlich, das Ganze mit Abwicklung und Anschluss der DDR zu verbinden. Auf dem Niveau des Mopsplakats.

Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

„…kämpfte als Bürgerrechtlerin engagiert gegen die DDR, wurde von ihrem eigenen Mann bespitzelt und…“ (s.o.) Jaja … Ich könnte auf beide Damen (die mit den tiefen Ausschnitten) gut verzichten. Aber ich kann ja mal lesen („Achse des Guten“) – danke für den Hinweis.

V'kar
V'kar
14 Jahre zuvor

Bah. Achse des Guten mit dem netten Herrn Broder. Alles klar…
Ach ja, und was ist hiermit: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,279263,00.html ?
Jaja, die junge Freiheit.

Heiko August
14 Jahre zuvor

@ S. Laurin: Soso, die Volkskammer ist der BRD beigetreten. Warum mussten dann alle anderen mit? Oder war das ein freudscher Versprecher?

Bedenken Sie auch bitte, dass die eineinhalb Milliarden D-Mark, die Herr Strauß an die DDR vermittelte, noch etwa acht Jahre reichten. Die HRE bringt eine solche Summe in wenigen Tagen durch, womit sich die Frage stellt, wer pleiterer war/ist.

Zum Plakat: Ich wohne in Friedrichshain und wurde mit diesem Machwerk zum Glück noch nicht belästigt. Wenn die Dame nicht mehr zu bieten hat als ihr Dekolleté wird sie wohl auf verlorenem Posten stehen. In Friedrichshain-Kreuzberg sowieso.

WB
WB
14 Jahre zuvor

Lieber Stefan Laurin,

da Sie schon das schöne, hehre Wort von den „frei gewählten Parlamenten“ in den Mund nehmen ? haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wer wesentlich über die Zusammensetzung dieser Institutionen entscheidet? Parteifunktionäre zum Beispiel, die Landeslisten zusammenstellen. Und der Bundeswahlleiter, der die NPD zulässt und Martin Sonneborns PARTEI ausschließt. He stole my vote, um im Iran-Bild zu bleiben…

Man könnte das fortsetzen ? wie kommt die Meinungsbildung in diesem Parlament zustande, wenn man zum Beispiel weiß, dass ein Abgeordneter wie Johannes Kahrs (SPD Hamburg-Mitte) von vorn bis hinten von der Rüstungsindustrie (Rheinmetall, Krauss-Maffei-Wegmann) gepimpert ist und gleichzeitig im Verteidigungsausschuss sitzt?

Was die so genannte Wiedervereinigung angeht, so war sie eine Fusion zu BRD-Bedingungen, ich kann mich da noch lebhaft dran erinnern, bin übrigens Wessi. Da erlaube ich mir im Jahr dieser antikommunistischen Jubiläumsfeierlichkeiten schon die Provokation, von „Anschluss“ zu sprechen.

WB
WB
14 Jahre zuvor

@Stefan Laurin:

Gut, Sie ziehen sich letzten Ende auf Winston Churchill zurück, der meinte, dass „die Demokratie“ die beste aller Ordnungen sei. Auf Dauer ist das ein bisschen wenig, wenn ich mir die Welt und die herrschende Krisengesellschaft so ansehe. Der Kapitalismus hat fertig, wie die DDR vor 20 Jahren, wenn es auch nicht ganz so schnell gehen wird.

Aber eigentlich geht es ja hier um zwei ehemalige Revolutionärinnen und ihre Dekolletées. Frau Merkel war übrigens mal Agitprop-Sekretärin der FDJ…

WB
WB
14 Jahre zuvor

Ich habe Churchills Kriegserinnerungen gelesen. Sehr interessant, vor allem als er sich im Flieger den großen Zeh an der Gasheizung verbrennt.

Kapitalismus und die Demokratie Geschwister. Ja, das ist die herrschende konservative Ideologie unserer Zeit, die aber auch schon wieder Risse bekommt. Einige habe ich angesprochen.

WB
WB
14 Jahre zuvor

@Stefan Laurin: Du stellst Kapitalismus gegen Staatskapitalismus (DDR/Nordkorea). Das ist nicht mein Ansatz.

Churchills Kriegserinnerungen hast Du also auch gelesen. Die Zehenverletzung mag nicht der inhaltliche Höhepunkt sein, da gebe ich Dir recht, eine nette Anekdote ist sie gleichwohl.

Karsten
Karsten
14 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr Laurin,

bösartiger weise könnte man auch meinen, dass, wenn inhaltlich nicht mehr zu bieten ist als die immer gleichen Einflüsterungen diverser Lobbyvertreter, eben der Körbcheninhalt herhalten muß.

Ich kann mich noch gut an den Winter 89 erinnern, ich habe damals in Bochum studiert und in Wuppertal gelebt. Damals fand ich es zum Heulen, wie viele vermeintlich integre Mitbürger plötzlich den Unternehmer in sich entdeckten, alte Autos kauften und ein wenig aufmöbelten, um sie dann in den neuen Bundesländern an unbedarfte „Ostler“, zu völlig unrealistischen Preisen, zu verhökern, ein Zeichen echter Solidarität.
Glauben sie ernsthaft, dass es im Großen anders zur Sache ging? Ich nicht!

Und natürlich will trotzdem niemand ernsthaft die DDR zurück.
Ich verstehe nicht, warum diese Unterstellung immer dann kommt, wenn kritische Anmerkungen zur Wiederveinigung oder zu unserem Wirtschaftssystem gemacht werden, das ist doch billig.

Dass ein offensichtlich schwer persönlichkeitsgestörter Henryck M. Broder ausgerechnet in einem Forum mit Namen „Achse des Guten“ schreibt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, und ich würde mit diesem Menschen nicht in einem „Boot“sitzen wollen.

Ihre naiv/oberflächliche Einlassung zur gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise

„Es wird ein paar neue Regeln geben, die alten Probleme werden nicht wiederkommen, dafür in ein paar Jahre neue.“

ist eine journalistische Frechheit und macht Glauben, dass sie sich insbesondere mit den Ursachen der Finanzkrise und dem beispiellos hilflosen Verhalten unserer Regierungsvertreter, die ihrem Auftrag, dem Gemeinwohl zu dienen in keinster Weise mehr gerecht werden, noch nicht auseinandergesetzt haben.

Arnold Voß
Arnold Voß
14 Jahre zuvor

@ Stefan und WB

Hilfreicher als Churchills Erinnerungen ist in dieser Debatte vielleicht ein aktuelleres Buch: Tauschen und Täuschen – Warum die Gesellschaft ist, wie sie ist. Von Manfred Denning. Wien 2008.

Arnold Voß
Arnold Voß
14 Jahre zuvor

@ Karsten

„…wie viele vermeintlich integre Mitbürger plötzlich den Unternehmer in sich entdeckten, alte Autos kauften und ein wenig aufmöbelten, um sie dann in den neuen Bundesländern an unbedarfte ?Ostler?, zu völlig unrealistischen Preisen, zu verhökern,..“

Es muß korrekt heißen, den Betrüger in sich entdeckten. Wenn die ehemalige DDR Bürger die gleiche Chance gehabt hätten, es umgekehrt zu tun, hätten ein Teil von ihnen es genauso gemacht. So sind die Menschen.Sie nutzen ihren Vorteil häufig auf Kosten anderer Menschen.

„…ein offensichtlich schwer persönlichkeitsgestörter Henryck M. Broder..“.

Karsten, ich weiß nicht ob sie ein ausgebildeter Psychologe oder Psychiater sind und ob sie Herrn Broder gut genug kennen, um ihn so in aller Öffentlichkeit zu bezeichnen. Sollten das nicht zutreffen würde ich diese Aussage mit ihren eigenen Worten als „eine journalistische Frechheit“ bezeichnen, zumindest aber als „naiv/oberflächliche Einlassung“.

Karsten
Karsten
14 Jahre zuvor

@ Arnold Voß

Wenn sie z.B. den in den Stuttgarter Nachrichten Online dokumentierten E-Mail Verkehr zwischen Broder und Tübingens OB Palmer lesen, werden sie, unabhängig von der inhaltlichen Auseinandersetzung, schwerlich zu dem Schluß kommen können, dass Herr Broder dies nicht ist.
Selbst bei einer ausgeprägten Neigung sich derart zu echauffieren, halte ich einen solchen Stil für indiskutabel und in dem von mir beschriebenen Sinne entlarvend.

Das es auch eine andere Meinung gibt, die solches Verhalten erfrischend und gut findet, wenn endlich mal jemand Tacheles redet, ist mir klar.
Aber gerade bei brisanten Inhalten, wie den dort verhandelten, sollte eine Auseinandersetzung „hart in der Sache“ aber „fair im Umgang“ sein, im übrigen ist Herr Broder doch keine 20 mehr.

Arnold Voß
Arnold Voß
14 Jahre zuvor

@ Karsten

Nicht dass wir uns mißverstehen.Ich bin keineswegs ein Broder Fan. Der Mann neigt immer mal wieder zu verbalen Amokläufen. Arrogant bis zum Abwinken soll er auch sein. Aber eine schwere Persönlichkeitsstörung ist dann doch was anderes.

WB
WB
14 Jahre zuvor

Ich will mich nicht in die Auseinandersetzung um Henryk M. Broder mischen und die reduzierte Weltsicht der „Achse des Guten“ mischen.

Karsten schrieb: „Ich verstehe nicht, warum diese Unterstellung immer dann kommt, wenn kritische Anmerkungen zur Wiederveinigung oder zu unserem Wirtschaftssystem gemacht werden, das ist doch billig.“

@Karsten: Solche Anmerkungen machen meiner Erfahrung nach die Leute, die vor 20 Jahren sagten: „Geh doch nach drüben.“ Ich kann darüber nur lächeln.

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