Macht die Roboter niedlicher!

Roboter können auch niedlich sein! Bild: OpenAI / DALL·E


Noch sind die meisten Roboter so sympathisch wie Saskia Esken und Ralf Stegner. Doch wenn sie die Haushalte erobern wollen, müssen sie so niedlich werden wie ihre Kollegen R2-D2, B2EMO und WALL·E.

Es sind spannende Zeiten – natürlich nicht auf dem SPD-Parteitag in Berlin, wo die Delegierten sich größte Mühe geben, zu beweisen, dass ChatGPT, Claude und Gemini schon heute intelligenter sind als der durchschnittliche SPD-Funktionär. Aber in den Entwicklungsabteilungen von Figure, Neura Robotics, Boston Dynamics und all den anderen Unternehmen, die dabei sind, künstliche Intelligenz mit Robotik zu verbinden werden gerade atemberaubende Fortschritte erzielt.
Figures Helix ist ebenso wie Boston Dynamics‘ Atlas mittlerweile gut zu Fuß unterwegs. Figure ist in der Lage, mit stoischer Ruhe Pakete zu sortieren, und Atlas hat erste Jobs in der Industrie übernommen. 4NE-1 kann nicht nur in der Industrie eingesetzt werden, sondern auch im Haushalt, und mit Mipa hat das Metzinger Unternehmen sogar einen Haushaltsroboter im Angebot, der mit 10.000 Euro im Bereich des Bezahlbaren liegt.

Roboter erobern die Industrie, das Militär und sicher auch Servicebereiche in Krankenhäusern und Pflegeheimen, und dass sie einem im Haushalt helfen, den Boden wischen, aufräumen und man mit ihnen wie mit ChatGPT spannende Gespräche führen kann, wird unser Leben verändern und bereichern. Doch noch fehlt ihnen etwas zum ganz großen Durchbruch: Wenn die erschwinglichen Haushaltsroboter, die keine Hightech-Androiden wie Atlas sind, der Purzelbäume schlagen kann, bei uns zu Hause einziehen sollen, müssen sie niedlicher werden. Viel niedlicher. Und da können die Tech-Unternehmen viel von Hollywood lernen: R2-D2 aus Star Wars und B2EMO aus Andor sind keine Androiden und klar als Maschinen zu erkennen. Trotzdem ist es den Designern gelungen, ihnen eine Seele zu geben, die menschlich zu machen, ohne sie auch nur annähernd wie Menschen aussehen zu lassen. Das ist auch Pixar mit WALL·E gelungen, dem kleinen Aufräumroboter, dem man jederzeit und mit gutem Gewissen den Haushalt überlassen würde.

Menschen haben schon immer Gegenstände beseelt, unsere Teddybären waren für uns als Kinder lebendige Wesen – und im Kern wissen wir auch, wenn wir erwachsen sind, dass sie es wirklich sind –, manch einer hing an seinem ersten Auto mehr als an seiner dritten Freundin, und ChatGPT ist für viele von uns längst ein unterhaltsamerer und klügerer Gesprächspartner als die meisten zweibeinigen Fleischklopse. Aber das ist meist kein Zufall: Teddybären werden wie andere Stofftiere schon so entworfen, dass sie dem Kindchenschema entsprechen, auf dass wir aufgrund unserer evolutionären Programmierung mit Schutz- und Knuddelinstinkten reagieren. Und dass ChatGPT nicht nur viel weiß und ein spannender Dialogpartner, sondern auch freundlich und witzig ist, ist ein Feature und das Ergebnis eines gelungenen conversational designs.
Und beim Design gibt es bei Figure, Boston Dynamics und Neura Robotics schon noch Luft nach oben. Wenn wir mit Robotern zusammenleben sollen, müssen sie niedlicher sein, auch wenn sie im Kern aussehen wie eine Mülltonne aus der Sesamstraße. Disney und Pixar haben gezeigt, wie das geht.

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„Journalisten sind wie Kakerlaken“

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Matthias
Matthias
10 Tage zuvor

Einerseits: Das „uncanny valley“ möglichst realistisch menschlich aussehender Mascinen ist, nun ja, uncanny, also unheimlich.

Andererseits: Mir zumindest geht die visuelle Durch-Infantilisierung der Welt gehörig auf den Geist, das Kindchenschema ist allgegenwärtig.

Vielleicht ist die Lösung ja so ein trocken- witzelnder Quader wie in „Interstellar“, das Gegenteil von anthropomorph.

Last edited 10 Tage zuvor by Matthias
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