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Menschenfeindschaft bei Werderfans

Thomas Hakfe vor dem Stadion von Werder Bremen Foto: Privat

Von unserem Gastautor Thomas Hafke

Die Bundesliga ist wieder los gegangen und die Fans kommen zurück in die Stadien und mit ihnen eventuell auch die alten Probleme wie Gewalt und Rechtsextremismus. Immerhin haben in den Stadien heute Rassismus und Rechtsextremismus abgenommen. Dafür haben die Fans selbst und auch die Vereine gesorgt, die mittlerweile aktiver sind Menschenfeindlichkeit beim Fußball einzudämmen oder Nazis zu verbannen. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies durch Corona nicht ändert. Allerdings gilt dies nicht für die Welt im Internet, wo Fans nach wie vor beinahe ungehindert andere Menschen diskriminieren können.

Immer wieder treffe ich Werderfans auf Facebook, mit denen ich mich eigentlich gerne verbinde, da ich ja auch selbst ein Anhänger des SV Werder bin, die anders sind als die meisten in der realen Welt, beispielsweise bei den Fußballspielen im Stadion. Anders als auch vom Verein gewünscht, tummeln sich auf Facebook grün-weiße Rassisten und Rechtsextremisten, die auch keinerlei Hehl aus ihrer Gesinnung machen, die Demokratie denunzieren und munter rassistische und andere diskriminierende Artikel, Bildchen und Sprüche teilen. Wobei sie es besonders auf Migranten und geflüchtete Menschen abgesehen haben. Unterstützt wird das Ganze mit ebenso menschenfeindlichen Kommentaren. Teilt man ihnen mit, dass man ihr Verhalten ablehnt und das auch Werder dies nicht wünscht, werden sie aggressiv oder behaupten, dass sie keine Rechtsextremisten bzw. Rassisten wären.

All das geschieht unter den Symbolen Werders, denn ihre Profilfotos sind mit entsprechenden Logos und Farben des Vereins versehen. Das ist bedenklich und meines Erachtens gefährlich, denn weitere Fans, insbesondere jüngere, können sich dadurch angesprochen bzw. animiert fühlen ebenfalls in die gleiche Kerbe zu schlagen. Menschenfeindlichkeit bekommt quasi etwas normales, wenn sportlich Gleichgesinnte es äußern.

Es ist aber auch erschreckend, dass Werder Bremen überhaupt solche Fans hat, denn der Verein hat sich mehrfach deutlich positioniert und einen Fan Ethik Kodex gegen Diskriminierung entwickelt, den beispielsweise Fanclubs seit gut 10 Jahren unterschreiben müssen, wollen sie vom Verein anerkannt werden: „Wir respektieren alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Hautfarbe, Herkunft, Glauben, sozialer Stellung oder sexueller Identität.“

Zudem ist nicht nur Werders erste Fußballmannschaft ein Multikultiteam. In der Jugendarbeit tut Werder viel für Geflüchtete und gegen Diskriminierung. Die Aktivitäten des Vereins im Bereich der Sozialen Verantwortung – Werder hat dazu eigens eine Abteilung eingerichtet – sind geprägt von der Idee der Gleichheit aller Menschen.

Fans selbst sind aktiv, wenn es um soziales Engagement oder gegen Diskriminierung geht. Insbesondere die Bremer Ultras unternehmen viel, damit die Fanszene diskriminierungsfrei bleibt. Und trotzdem scheint es nicht zu gelingen diese Geister zu vertreiben. Dies liegt meines Erachtens daran, dass sich um den Bereich Internet/Soziale Medien keiner so richtig kümmert. Weder die Fans noch der Verein, obwohl diese Leute auch das Image des Clubs beschädigen. Werder war immer ein Vorreiter, als es darum ging den Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit zu bekämpfen.

Ich würde mir wünschen, dass sich Werderfans in diesem Bereich mehr engagieren und Werder Bremen mit Facebook und anderen betroffenen sozialen Medien kooperiert, um diese Auswüchse einzudämmen. Es sind schließlich die Farben des Bremer Vereins unter denen Menschenverachtung betrieben wird.

Thomas Hafke ist Diplom Sozialwissenschaftler und seit über 32 Jahren in der Jugendarbeit tätig. 30 Jahre davon war er im Fan-Projekt Bremen aktiv, wo er mit Jugendlichen Werderfans (Kutten, Hooligans und Ultras) beschäftigt war. Wobei er zwischenzeitlich beim VfB Oldenburg mit Fußballfans und in Delmenhorst mit Skinheads arbeitete. Hinzu kam die Begleitung der Fans der Deutschen Nationalmannschaft ins Ausland. In Oldenburg hatte er das Glück mit Rudi Assauer zusammenarbeiten zu dürfen. Außerdem hat er in dieser Zeit diverse Lehraufträge an der Universität und Hochschule Bremen und an der Hochschule für öffentliche Verwaltung (Studiengang Polizei) durchgeführt. Heute ist er in der Jugendwohngruppenarbeit tätig, wo er mit Risikojugendlichen betraut ist. Sein Gebiet ist die Jungenarbeit.

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GMS
GMS
3 Jahre zuvor

Die Asozialen Medien werden einen Teufel tun und gegen Extremismus vorgehen. Es ist schließlich ihr Geschäftsmodell.

In etwas längerer Fassung: diese sogenannten sozialen Medien tun alles, damit die Leute viel Zeit bei ihnen verbringen, denn dadurch können sie Werbung verkaufen. Da das am besten über Emotionen geht, der Verstand ist kein guter Grund Fratzenbuch, InstagGaga oder was auch immer zu besuchen, werden diese gefördert. Das führt neben Katzenbildern und Showsternchen halt auch zu Hass, weil dieser eine sehr starke Emotion ist. Und das ist gewollt. Deswegen gibt es auch nur Alibiaktionen gegen diesen ganzen Müll.

Fazit: Träumt weiter, aber es wird nicht passieren das FB und Co. zivilisiert werden.

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