Die kulturelle Wende

Theo Waigel (CSU) und Margarete Bause (Grüne) als Besucher bei Pulse of Europe München am 26. März 2017 Foto: H-stt Lizenz: CC-BY-SA 4.0


Die Politisierung von Lebensstilen vergiftet das öffentliche Leben. Von unserem Gastautor Tim Black

„Die Metapher der ‚Kulturkriege‘ hat sich überlebt.“ Zu dieser Schlussfolgerung kommt der Historiker Andrew Hartman in seiner Studie „A War for the Soul of America: A History of the Culture Wars“ („Kampf um die Seele Amerikas: Eine Geschichte der Kulturkriege“). 1 Als die Studie im Frühjahr 2015 erschien, war sein Standpunkt nicht ungewöhnlich. Viele behaupteten damals das Ende des Konfliktes zwischen Sozialkonservativen und Progressiven; zwischen denen, die ihre traditionellen Familienbilder, christlichen Werte und Moralvorstellungen bedroht sahen, und denjenigen, die Abtreibung, sexuelle Freizügigkeit und immer neue sogenannte progressive Ziele befürworten.

Es hieß, der Streit habe an Schärfe verloren, die Konfliktparteien seien müde geworden, die Themen wären kaum mehr relevant. Abgesehen von ein paar besonders verrückten Auswüchsen des evangelikalen Christentums und einigen waffenvernarrten Hinterwäldlern herrschte Konsens – das zumindest dachten die selbsternannten Sieger. Als der oberste Gerichtshof im Jahr 2015 entschied, die gleichgeschlechtliche Ehe in den USA zu legalisieren, war dies nur der lang erwartete Schlussakt der Kulturkriege, der Beweis, dass die Progressiven ihre erschöpften Gegner endgültig besiegt hatten.

„Die Kulturkriege sind nicht vorbei. Sie verstärken, verbreiten und vertiefen sich sogar.“

Heute erscheint dieser Siegestaumel reichlich voreilig. Schließlich verdankt Präsident Trump seinen Wahlerfolg hauptsächlich der weißen amerikanischen Arbeiterklasse, die eine konservative Opposition zu vermeintlich progressiven Werten bildet. Die alten „Kulturkriege“ sind in der ganzen Welt an neuen Fronten wieder ausgebrochen: Von der Brexit-Revolte der britischen Arbeiterklasse mit ihrem tiefen kulturellen Antagonismus bis zur brodelnden Anti-Establishment-Stimmung, die inzwischen große Teile Europas erfasst hat.

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„Le Syndrome Ian“ von Christian Rizzo im Tanzhaus NRW

„Le Syndrome Ian“ von Christian Rizzo (Foto: Marc Coudrais)

Der „Ian“ im Titel des Stückes ist Ian Curtis, New-Wave-Ikone und Sänger von Joy Division. Ihm widmet Christian Rizzo den dritten Teil seiner Trilogie über popkulturelle Tänze und Rituale, der am 2. und 3.11. im Tanzhaus NRW in Düsseldorf zu sehen ist. Ein Tanzstück ausgerechnet über Ian Curtis, der bekannt dafür war, dass er nicht tanzen konnte und daraus einen eigenen Bewegungs-Stil in seiner Liveperformance entwickelte? In „Le Syndrome Ian“ geht es jedoch nur mittelbar um Curtis, der sich mit 24 Jahren das Leben nahm. Keine getanzte Biographie, kein Joy-Division-Reenacment, nicht ein Ton der Band erklingt an diesem Abend.

Stattdessen entwirft der bildende Künstler und Choreograph Christian Rizzo mit neun Tänzerinnen und Tänzern ein Sittengemälde der Klubkultur.

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Der Ruhrpilot


Debatte:
  ‚Wolfenstein II‘ ist genau das Spiel über Nazis, das wir jetzt brauchen…Vice
NRW: Landtag will Immunität von AfD-Politiker Keith aufheben…RP Online
NRW: Das sind die Städte mit den meisten Single-Haushalten…RP Online
Debatte: Die Pastoralisierung der Politik…Spiegel
Debatte: Putzen für den Dschihad…Welt
Debatte: Gegen Terror braucht es Härte, keine Worte…Cicero
Debatte: Verbrennungsmotor nicht verteufeln!…FAZ
Debatte: Wir machen uns Sorgen um die strategische Ausrichtung der ARD…Welt
Debatte: Triumph der Anti-Antifa…Jungle World
Bochum: Am Prinz-Regent-Theater hat die Vernunft gesiegt…WAZ
Dortmund: Nur noch 10,8 Prozent arbeitslos gemeldet…Nordstadtblogger
Duisburg: Niedrigste Arbeitslosenquote seit 20 Jahren…WAZ
Essen: Halloween-Randale – OB Kufen in Sorge um Hauptbahnhof…WAZ

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Rock meets Hollywood- Alice Cooper, Joe Perry und Johnny Depp live in Mönchengladbach

Foto Veranstalter

Rock meets Hollywood exklusiv & spektakulär in Mönchengladbach

Das ist die Chance überhaupt Hollywood-Legende Johnny Depp einmal Live auf der Bühne zu erleben und nicht nur auf einer fernen Leinwand zu bewundern. Denn, Johnny Depp kann auch Gitarre – und das nicht zu knapp.

Zusammen mit seinen Kumpanen Alice Cooper und Joe Perry von der Kultband Aerosmith formierten sie die Hollywood Vampires, die 2015 die Rockwelt mit ihrem gleichnamigen Debütalbum überraschten und eine der coolsten Rock-Platte des Jahres einspielten, auf der Stars wie Paul McCartney, Dave Grohl, Slash, Brian Johnson und Zak Starkey mitwirkten.

Der Juni 2018 hat es also in sich, wenn Johnny Depp den Glamour Hollywoods auf deutsche Bühnen bringt und zusammen mit Schock-Rocker Alice Cooper und Joe Perry, der gerade erst die Abschiedstournee von Aerosmith absolviert hat, das große Spektakel abzieht. Ein Erlebnis, das man nicht verpassen sollte.

Termin: 14.06.2018

Ort: Sparkassenpark Mönchengladbach

Facebook-Event

Edit:

Der Vorverkauf für die 5 Konzerte der HOLLYWOOD VAMPIRES alias ALICE COOPER – JOE PERRY – JOHNNY DEPP im Juni 2018 läuft fantastisch und wir möchten es nicht versäumen aufgrund diverser Zweitverwerter auf die offiziellen Ticket-Portale hinzuweisen:

Eure Tickets im ultimativen Fan Design, sowie die einmaligen Meet&Greet Upgrades, um eure Stars zu treffen bekommt ihr exklusiv auf:

www.hollywoodvampires.com, www.pa-co.eu, www.adticket.de,

sowie telefonisch unter 01806 050400 (Verbindungspreise: 0,20 €/Anruf aus dem deutschen Festnetz, max. 0,60 €/Anruf aus dem deutschen Mobilfunknetz).

apRon sind auf Tour mit ihrem aktuellen Album „Auf dem Ponyhof“

Zur Zeit ist das Münchner Quartett apRon auf Tour und war heute Abend im Bahnhof Langendreer in Bochum zu Gast. Mit ihrer gelungenen Mischung aus Disco-Metal und Punch-Rock, Confetti-Core, irgendwo zwischen EAV und System of a Down, begeisterten sie ihre Gäste und jeder einzelne im Publikum wurde zum Teil ihrer Show,

Mit ihrem dritten Album „Auf dem Ponyhof“, das am 20.Januar diesen Jahres erschienen ist,  machen die vier Musiker von apRon weiter, wo sie mit ihrem letzten Album „Der Punch“ (17.10.14) aufgehört haben: Diabolische Zirkusmusik mit packenden Texten in deutscher Sprache. Die letzten Jahre konnte sich das Münchner Quartett nicht nur einen Namen wegen ihrer Energie- und Confetti-geladenen Live-Shows erspielen, sondern auch wegen immer wiederkehrender „Specials“, die sie vom Rest der Stromgitarre-spielenden Meute abheben.

Ihr selbstbetiteltes Debüt-Album (2009) wurde beispielsweise mit dem längsten Konzert der Welt (67 Stunden!!!) promotet.

Das zweite Album „Der Punch“ war das erste „Hörcomic“ der Welt, in dem die Geschichte des Antihelden Kleinmann und seiner fiesen Kasperlepuppe nicht nur musikalisch auf Platte (u.a. mit Hilfe des „Erzählers“ Thomas Lindner von der Band Schandmaul), sondern auch in einem 120 Seiten starken Comicbuch visuell erzählt wurde. Special Feature: Circa 100 der größten apRon Anhänger wurden als gezeichnete Charaktere für immer in dem Buch verewigt.

Das dritte, im Frühjahr 2017 erscheinende Album „Auf dem Ponyhof“ ist musikalisch noch verrückter und kompromissloser, textlich noch beißender und treffender als die beiden Vorgänger und entführt den Hörer auf eine aufrüttelnde Reise durch die am Abgrund stehende westliche Welt, wie wir sie kennen, den „Wilden Westen“.

Die Liveshows von Till Herence (Gesang), Sebi Weininger (Gitarre), Marvin Fourty (Bass) und Medusa (Schlagzeug) sind bekannt dafür, dass sich das Publikum wie auf dem Jahrmarkt oder einer wilden Saloonschlägerei vorkommt, was sie im Herbst 2016 im Vorprogramm von Hämatom in Deutschland, Österreich und der Schweiz eindrucksvoll unter Beweis stellen konnten.

Morgen Abend (03.11.2017) spielen sie um Jungle Club in Köln und freuen sich über zahlreiche Besucher.

Karten gibt es unter www.headlineconcerts.de und an der Abendkasse !

Prinzregenttheater: Romy Schmidts Nichtverlängerung ist auf Eis gelegt

Romy Schmidt Foto: Sandra Schuck

Die Chancen, das Romy Schmidt die Leiterin des Bochumer Prinzregenttheaters bleibt, stehen gut. In den kommenden vier Monaten wollen Schmidt und die Leitung des Theatervereins an eine neuen Basis für eine Zusammenarbeit schaffen und dabei auch die finanziellen Trümmer wegräumen, die Sibylle Broll-Pape hinterlassen hat, heißt es in einer soeben veröffentlichten gemeinsamen Érklärung:

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Die Rechte: Christian Worch hat hingeworfen -Der kleine, braune Minion vom Schwulenparkplatz ist sein Nachfolger

Christoph Drewer (rechts) gemeinsam mit Michi Brück auf einem Schwulenparklatz

Christian Worch, kaum als Bundesvorsitzender im Amt bestätigt, ist als Vorsitzender der Nazi-Partei zurückgetreten. Sein kommissarischer Stellvertreter ist Christoph Drewer, der vor allem durch den Besuch eines Schwulenparkplatzes vor gut zwei Jahren für Aufmerksamkeit sorgte – neben zahlreichen Strafverfahren und einer Körpergröße, die es selbst russischen Scharfschützen schwer gemacht hätte, ihn stehend bei Windstille auf freiem Feld bei klarem Wetter mit einer Stalinorgel zu treffen.

Der Satz, beantragt von Neonazis aus Thüringen, führte zum finalen Streit: „Der Bundesparteitag möge beschließen, daß die Partei DIE RECHTE sich voll und ganz zur deutschen Volksgemeinschaft bekennt.“ Worch mochte diesen sowohl inhaltlich als auch juristisch nicht mittragen. Nun denn, Worch hat schon mehr als eine Neonazi-Organisation nach einem Streit zum krachen gebracht. Könnte sein, dass die Haarschöpfe von Drewer und seinen Kameraden die nächsten Skalps an Worchs Gürtel sind.

 

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Dem BVB fehlt es an echten Führungsspielern!

BVB-Trainer Peter Bosz und BVB-Pressesprecher Sascha Fligge im Gespräch. Foto: Robin Patzwaldt

Nein, das war gar nichts gestern. Nur 1:1 gegen APOEL Nikosia in der UEFA Campions League. Damit verlängerte sich die Durststrecke des BVB um einen weiteren unrühmlichen Höhepunkt. Zu selten wusste die Truppe von Peter Bosz in letzter Zeit auf dem Platz zu überzeugen. Nach einem Top-Start in die Fußball-Bundesliga, mit fünf Siegen in Serie zum Auftakt, machen Club und Fans derzeit ein ungewohnt tiefes Tal durch. Lediglich das 5:0 im DFB-Pokal in Magdeburg vermochte die Fanseelen zuletzt zu erfreuen. Die gefühlten und tatsächlichen Niederlagen waren zuletzt eindeutig in der Überzahl.

Die Stimmung im Umfeld ist von himmelhochjauchzend somit plötzlich auch zu einer Art Panik gekippt. Beides erschien bzw. erscheint übertrieben. Der BVB ist schließlich noch im DFB-Pokal dabei, in der Liga in der Spitzengruppe und selbst in der Champions League sollte zumindest das Überwintern in der Europa League erreichbar sein.

Massive Kritik konzentriert sich in diesen Tagen vor allem auf Trainer Bosz. Der Niederländer wäre zu unflexibel und würde zu dickköpfig an seinem scheinbar inzwischen von den Gegnern komplett entschlüsseltem System festhalten. Das mag zum Teil ja auch stimmen.

Doch für mich offenbarte sich in den letzten Spielen in erster Linie vielmehr ein ganz anderes Problem als die Trainerfrage: Der Mannschaft der Schwarzgelben fehlt es vielmehr an echten Anführern auf dem Platz.

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Der Erfolg der AfD im Ruhrgebiet – Wilhelm Heitmeyer im Interview

„Es müssen sichtbare Veränderungen gerade in den Stadtvierteln von Gelsenkirchen, von Duisburg oder dem Essener Norden erkennbar sein“. Bild: Heitmeyer

Gelsenkirchen ist die ärmste Stadt Deutschlands und die Hochburg der AfD im Westen. Ein Zufall oder gibt es hier einen Zusammenhang? Wilhelm Heitmeyer, 72 ist ein deutscher Soziologe, Erziehungswissenschaftler und Professor für Sozialisation am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld. Er war bis 2013 Direktor des Instituts und seitdem ist er dort im Rahmen einer Forschungsprofessur tätig. Seit den 80er Jahren untersucht er Rechtsextremismus, von 2002 bis 2012 lief seine Langzeitstudie zur „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“.

Michael Voregger: Das Ruhrgebiet gilt ja als „Schmelztiegel“ mit einer langen Erfahrung bei der Zuwanderung von Menschen. Warum haben hier so viele Bürger die AfD gewählt?

Wilhelm Heitmeyer: Die Zuwanderung in früheren Zeiten aus Polen oder aus der Türkei ist mit der Zuwanderung von heute überhaupt nicht zu vergleichen. Die früheren Zuwanderungen waren Zuwanderung in Arbeit und das hat sich grundlegend geändert. Etwa durch den Zuzug aus Bulgarien und Rumänien und natürlich durch die Flüchtlinge. Insofern ist die Etikettierung mit dem Schmelztiegel nicht mehr angemessen. Es hat in der Vergangenheit viel Zeit gebraucht. Jetzt hat man keine Zeit mehr. Es sind in kurzen Abständen sehr viele Menschen gekommen. Das gilt besonders für bestimmte Stadtteile in Gelsenkirchen mit schon länger andauernden strukturellen Problemen. Dazu kommen vielfältige und verstärkende Bedingungen, wie viele freistehende Wohnungen – das wirkt dann so wie ein Magnet.

Michael Voregger: Gelsenkirchen ist laut einer aktuellen Statistik die ärmste Stadt Deutschlands. Gleichzeitig ist die ehemalige Stadt der Tausend Feuer eine Hochburg der AfD. Hier haben bei der Bundestagswahl 17 Prozent der Bürger die Partei gewählt. Besteht da ein Zusammenhang?

Wilhelm Heitmeyer: Auf der einen Seite ist es so, dass es im Osten den flächendeckenden Erfolg der AfD gibt. In Westdeutschland ist das sehr unterschiedlich und es gibt zum Beispiel sehr reiche Städte wie Heilbronn, Das hat mit der Tradition in Baden-Württemberg zu tun, wo es immer solche Erfolge gegeben hat – in der Vergangenheit vor allem durch die Republikaner. Heute kommt in den reichen Städten die Angst vor sozialem Abstieg hinzu – selbst bei den Mitarbeitern von Audi. In Städten wie Gelsenkirchen mit der hohen Armutsrate sind es zwei Dinge. Auf der einen Seite die Konkurrenz um knappe Ressourcen und auf der anderen Seite – das ist immer ein Zusammenhang – wird das übertragen auf kulturelle Differenzen. Ob das nun Muslime sind oder die eingewanderte Alltagskultur aus Südosteuropa – also aus Bulgarien und Rumänien. Es gibt einen Zusammenhang zwischen den Wählerschichten und der strukturellen Situation in den Städten. Und das gilt nicht nur für Gelsenkirchen, sondern es gilt ebenfalls für andere Stadtteile im Ruhrgebiet. Da sind es vor allem die Stadtteile im Norden der jeweiligen Städte – also im Essener Norden oder in Duisburg. Es ist notwendig genau hinzusehen, welche Form von Desintegration auch die ursprünglichen Deutschen oder Teile davon erleben.

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