Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat heute vor Beginn der Ratssitzung eine persönliche Erklärung zum Thema Loveparade vorgetragen. Sie soll vor allem einem Menschen nutzen: Sauerland.
Sauerland übernimmt in einer persönlichen Erklärung die moralische Verantwortung für die Loveparade-Katastrophe. Und zieht daraus keinerlei Konsequenzen. Rücktritt? Kein Wort davon. Damit ist es ihm erneut gelungen, die breite Öffentlichkeit an seiner Erbärmlichkeit teilhaben zu lassen. Glückwunsch.
Liebe Kolleginnen und Kollegen des Rates, meine Damen und Herren,
vor Eintritt in die Tagesordnung möchte ich Sie bitten, sich von Ihren Plätzen zu erheben.
Dies ist die letzte Sitzung des Rates der Stadt vor dem Jahrestag der Love Parade-Katastrophe vom 24. Juli 2010.
21 junge Menschen fanden den Tod in einer beispiellosen Tragödie. Ungezählte wurden verletzt und leiden zum Teil noch heute unter den Folgen dieses unheilvollen Tages. Nach einem Jahr schmerzt die Erinnerung sehr. Die Wunden sind längst nicht verheilt.
Graffiti an der Bochumer Christuskirche Foto: Ayla Wessel
„Tötet die Deutschen“ – dieses Graffiti steht seit einer guten Woche an der Wand der Bochumer Christuskirche. Von unserem Gastautor Thomas Wessel.
„Wir stellen bei den Gewalttätern seit einiger Zeit eine unverblümte Deutschenfeindlichkeit fest.“ Der Satz ist bald fünf Jahre alt, er stammt aus einem Interview, das Kirsten Heisig, Berliner Jugendrichterin, zusammen mit ihrem Kollegen Günter Räcke dem Tagesspiegel gegeben hatten: „Scheiß-Christ, Schweinefleisch-Fresser – das sind Begriffe, die richtig in Mode sind.“ Ist der Satz Tötet die Deutschen, vor kurzem auf die Außenmauer der Christuskirche geschmiert, deutschenfeindlich? Ist das Rassismus?
Nein, würde die Publizistin Andrea Dernbach vermutlich sagen. Rassismus, schrieb sie kürzlich, sei das „falsche Wort“, denn:
„Rassismus war immer der Vorwurf der Unterdrückten an die Adresse der Unterdrücker, der Opfer gesellschaftlicher Verhältnisse gegen deren Nutznießer. Er erzählt von Macht. […] Alles, was wir inzwischen über strukturelle
In der vergangenen Woche forderte der Einkaufszentrumsbetreiber ECE von der Stadt Dortmund zahlreiche Maßnahmen um die Innenstadt zu verschönern. Unter anderem will ECE, dass Betteln künftig verboten wird. Die Macher des Straßenmagazins BoDo wollen hingegen das Betteln erlaubt bleibt – aber Einkaufszentren, die großen Citykiller unserer Zeit, verboten werden.
In Dortmund sichert sich ECE schon einmal ab. Wenn es bald mit der Innenstadt bergab geht, soll klar sein, wer schuld ist: Bettler, Graffiti und die Außengastronomie. Denn im September eröffnet ECE die Thier-Galerie in Dortmund und dürfte damit den Verfall der Dortmunder Innenstadt einläuten. Wahrscheinlich wird die jetzt noch lebendige Mitte der größten Stadt des Ruhrgebiets bald so heruntergekommen sein wie Essen. Dort wirken große Teile der City nach der Eröffnung des ECE-Citykillers Limbecker Platz wie ein einziger, leicht schmuddeliger Schnäppchenmarkt.
ECE fordert von der Stadt laut Ruhr Nachrichten ein Bettelverbot, will Graffitis bekämpft sehen und mehr öffentliches Grün. Auch Werbung und Außengastronomie sollen auf Zack gebracht werden. Für Bastian Pütter, Chefredakteur des Straßenmagazins Bodo, ein Unding: „ECE setzt hier mit der Thier-Galerie einen Citykiller hin, der wahrscheinlich die Innenstadt ruinieren wird und schiebt die Verantwortung dafür auf Bettler, Wirte und ein paar Sprayer ab.“ Pütter hat ganz andere Ideen, wenn es um die Revitalisierung der Innenstadt geht: „Statt sichtbare Armut zu verbieten, wäre es sicher hilfreicher, innenstädtische Shopping Malls wie die Thier-Galerie zu verbieten. Die Städte sollten endlich aufhören vor den Betreibern der Einkaufszentren zu kapitulieren und daran arbeiten, die Innenstädte für alle Bürger attraktiv zu machen – dazu gehören auch Menschen in prekären Lebensverhältnissen.“ Das ECE sich als ein politischer Faktor in Dortmund gebärdet, findet Pütter unmöglich: „Es reicht schon, wenn die in ihren Einkaufszentren heile Welt spielen – wie die Stadt aussieht geht sie nichts an. ECE ist doch kein Freund von lebendigen Innenstädten sondern deren größte Gefahr.“
Der Metropole Ruhr mag man an vielen Stellen nachsagen, sie sei wenig kreativ, dabei hat es an einem nie gemangelt: an Visionen. Die haben im Ruhrgebiet einen schon fast traditionellen Statuts, wenn man sich deren Entwicklung in den unterschiedlichen Ausprägungen vor Augen führt. Von unserem Gastautoren Thomas Eiskirch.
Große Visionen wie Olympische Spiele oder „Ruhrstadt“, thematische Leitideen wie „10-10-60“ beim ÖPNV, Konzept Ruhr, Städteregion Ruhr 2030, Innovation City oder vermeintlich „kleine“ Visionen wie die eines KinderzentrumRuhrgebiet gab es immer zu genüge. Lange Bestand hatten die Meisten jedoch nie. Waren in den 50er-Jahren „Rauchende Schlote“ positiv signifikant für die Vision einer boomenden Wirtschaft und Wohlstand, wünschte sich Willy Brandt nur ein Jahrzehnt später den „blauen Himmel über der Ruhr“.
Blau ist der Himmel über der Ruhr tatsächlich wieder geworden, ebenso wie die Ruhr selbst, und sogar die Emscher wird es in ein paar Jahren wieder sein. Und das, obwohl Helmut Schmidt mit seiner Einschätzung „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen!“ 1980 allen sozialdemokratischen Utopisten einen vehementen Tritt vor das visionäre Schienbein verpasste.
Helmut Schmidt war es aber auch, der Helmut Kohl, seinem Nachfolger als Bundeskanzler, 1987 einen Brief schrieb mit der Bitte, sich für den Erhalt des heimischen Steinkohlebergbaus einzusetzen. „… angesichts der Risiken der Kernkraft einerseits wie der Versorgungs- und Preisrisiken bei importiertem Öl und Erdgas andererseits, erscheint mir auch heute dringend wünschenswert, eine erhebliche eigene Steinkohleförderung zu erhalten.“, heißt es in dem Brief. Helmut Schmidt also doch auch Visionär oder nur ökonomischer Pragmatiker? 1987 – ein Jahr nach der Katastrophe von Tschernobyl – liefen in Bochum rd. 500.000 Kadett E vom Band. Später kamen die Finnen und Nokia übernahm ein Fertigungswerk in Bochum und der Begriff des Strukturwandels im gesamten
Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone.
Andreas Lichte: Sie kennen Prof. Klaus Prange noch von Ihrer Zeit an der Christian-Albrecht-Universität in Kiel?
Stefan T. Hopmann: Ja, als einen der analytisch streng, sprachlich präzise schwierige Zusammenhänge beschreiben kann – garniert mit trockenem norddeutschem Humor …
Lichte: Neulich sprach ich mit Prof. Prange über Reformpädagogik, konkret, die Missbrauchsfälle in der Odenwaldschule. Prof. Prange sagte: „Familie als Profession ist bedenklich …“ Halten Sie auch die Rolle des Klassenlehrers in der Waldorfschule als „geliebte Autorität“ für problematisch?
Hopmann: Nicht nur für „problematisch“, sondern für gefährlichen Unsinn. Für mich klingt der Anspruch, „geliebte Autorität“ sein zu wollen, sehr nach „geliebter Führer“, einer irrationalen Form der Unterordnung. Schule als Familie stellt den Anspruch, wie eine Familie für alle Seiten des jungen Menschen zuständig zu sein. Wer so etwas will, vertritt eine totalitäre Pädagogik. Lehrkräfte sind nicht für das „ganze Kind“ zuständig, auch kein besserer Elternersatz, sondern ihre Aufgabe bezieht sich nur insoweit auf die Kinder, insoweit diese Schülerinnen und Schüler sind. Die Aufgabe der Lehrkräfte ist die professionelle Förderung von schulischen Lernprozessen. Natürlich müssen sie dazu auch über die sonstige Situation der Kinder Bescheid wissen, aber es ist weder ihre Aufgabe, noch für sie tatsächlich möglich eine pädagogische Gesamtverantwortung für ein Kind zu übernehmen. Genau so wenig ist pädagogisch vertretbar, von den Kindern zu erwarten, sie sollten ihre Lehrpersonen lieben. Auch das betreibt irrationale Unterordnung. Sie sollten ihre Lehrkräfte als pädagogische Professionelle achten, soweit sie guten Unterricht machen, aber sie müssen sie dafür nicht mehr lieben als ihren Zahnarzt.
Lichte: Der Klassenlehrer unterrichtet in den Klassen 1 – 8 alle elementaren Fächer, ist für die Schüler die einzige Bezugsperson: führt dies zu einer schicksalhaften Abhängigkeit?
Hopmann: Schicksalhaft klingt mir zu dramatisch. Das würde die doch begrenzte Rolle, die Lehrkräfte im Leben der meisten Kinder spielen, übertreiben. Die psychische Abhängigkeit von einer einzelnen Lehrkraft kann schwerwiegende Folgen haben, muss es aber nicht.
Lichte: Ist es nicht eine Überforderung des Klassenlehrers, 8 Jahre lang alle Fächer unterrichten zu müssen? Welche Qualität kann so ein Unterricht noch haben?
Hopmann: Natürlich hat die Konstruktion, eine einzelne Lehrkraft allzuständig sein zu lassen, zwei entscheidende Risiken: Zum einen gibt es keine Lehrkraft, die tatsächlich sämtliche Schulinhalte auf einem so hohen fachlichen Niveau beherrscht, dass sie die unterschiedlichen Lernbedürfnisse und Lernschwierigkeiten angemessen berücksichtigen kann. Die
Es ist starker Tobak, den Welt Online am Sonntagabend publik gemacht hat. Beim Treffen der Finanzminister der Eurozone am Montagabend in Brüssel, bei dem auch der EU-Ratspräsident sowie die Chefs der Eurozone und der EZB zugegen sein werden, wird es nicht „nur“ um ein weiteres Rettungspaket für Griechenland gehen. Im Zentrum der Erörterungen werden die dramatisch gestiegenen Zinsen italienischer Staatsanleihen stehen, deren Niveau sich mittlerweile an einer „kritischen Schwelle“ befände.
Italien ist ein ganz anderes Kaliber als das vergleichsweise kleine Griechenland. Bei Italien handelt es sich um die drittgrößte Volkswirtschaft innerhalb der europäischen Währungsunion. Als Sofortmaßnahme, damit die europäischen Rentenmärkte nicht vollends außer Kontrolle geraten, fordert die EZB, das Volumen des Euro-Rettungsschirms zu verdoppeln. Von 750 Mrd. Euro auf 1,5 Bio. Euro. Dies will Welt Online „aus hochrangigen Zentralbankkreisen“ erfahren haben.
Am Donnerstag fand das Alternative Medienfestival Bochum in der Rotunde in Bochum statt. Ein Raum, der offen ist für alle, die ihn nutzen wollen. Und es ist nicht mehr der einzige Ort seiner Art im Ruhrgebiet.
Das Alternative Medienfestival Bochum wäre ohne die Nutzung der Rotunde nicht möglich gewesen. Und andere Veranstaltungen wie N.a.t.u.r., die ebenfalls dort stattfanden, auch nicht. Die Rotunde ist ein alter Bahnhof am Bermudadreieck in Bochum. Viele, unterschiedliche Räume eignen sich für Lesungen, Konzerte und DJ-Acts und das alles zur gleichen Zeit, denn in der Rotunde ist viel Platz. Gruppen die eine Idee für eine Veranstaltung haben, können seit ein paar Monaten die Rotunde nutzen. Das kostet sie kein Geld, nur der Getränkeverkauf wird vom Besitzer organisiert. Das ist Leo Bauer, dem in Bochum unter anderem das KAP, das Mandragora und das Riff gehören und der zu Recht als Erfinder des Bermudadreiecks gilt. Er kam als Erster auf die Idee, Stühle vor eine seiner Kneipen zu stellen. Damals, in den 70ern, dachten viele Leo würde spinnen – heute wissen wir, es war eine gute Idee.
Und das mit der Rotunde scheint wieder eine gute Idee zu sein. In Zeiten, in denen viel über Zwischennutzung gesprochen und geschrieben wird, macht Leo einfach – und es funktioniert. Die Rotunde hat sich in kurzer Zeit als Veranstaltungsraum etabliert. Als Veranstaltungsraum, der ohne öffentliche Mittel auskommt – und von der Kulturpolitik unabhängig ist. Die Rotunde sorgt dafür, dass sich Leute überlegen, wie man sie nutzen kann – und heraus kommen Festivals und Veranstaltungen, wie man sie im Ruhrgebiet noch nicht gesehen hat.
Die Rotunde ist nicht der erste Raum diese Art. Ähnlich offene Konzepte, wenn auch nicht so radikal, kennt man aus dem Unperfekthaus in Essen, dem Rottstr.5 Theater in Bochum und dem Sisskingkong und der Hafenliebe in Dortmund. Dort stellen die Besitzer Räume zur Verfügung, die man für Lesungen, Kongresse und Konzerte nutzen kann und die allesamt gut angenommen werden. Man merkt, da hat etwas gefehlt. Und es ist gut, dass das jetzt da ist.
Es war schon sehr merkwürdig, dass in der Vorberichterstattung so oft betont wurde, wie kleinwüchsig die Japanerinnen seien. Das ist Lionel Messi schliesslich auch. Merkwürdig auch dieses FAZ-Interview mit Inka Grings vor dem Spiel, in dem sie nicht nur ihre Liebe zu Merkel und BILD artikulierte, sondern auch ein Ausscheiden gegen Japan nicht wirklich in Erwägung gezogen wurde. Da kann man nur feststellen: die sportliche Gerechtigkeit hat ausnahmsweise mal wieder gesiegt.
Denn die Japanerinnen zeigten eine taktische und technische Spitzenleistung. Sie bekamen zwar dreimal so viele Gelbe Karten wie Nigeria, waren aber auch dreimal so fair, weil sie über erheblich bessere fußballerische Mittel verfügten. Das Tor in der Verlängerung, das nicht viele Menschen aus diesem spitzen Winkel getroffen hätten, hat dem nur die Krone aufgesetzt.
Nachher ist mann immer schlauer. Als einer von Millionen Bundestrainern hätte ich nach 60-70 Minuten Birgit Prinz eingewechselt. Denn das deutsche Spiel war in einer Sackgasse; Prinz hätte nach ihrer gelungenen Pressekonferenz und als Nothelferin in einer anderen Rolle und damit befreiter aufspielen können; ihre Kraft und Erfahrung hätten die japanische Abwehr vielleicht in mehr Verlegenheit gebracht.
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