Die Schriftstellerin Katharina Born (Paris) , Tochter des in Duisburg geborenen Autors Nicolas Born (beide Literaturpreis Ruhr), weist in einer Rundmail auf einen bisher unveröffentlichten Text Nicolas Borns hin
(mehr über Katharina und Nicolas Born hier bei den Ruhrbaronen unter dem Datum des 4. März 2011: Das Ruhrgebiet und das Aufleuchten und Verschwinden des Poetischen.):
„Liebe Born-Interessierte,
an diesem Wochenende erscheint in der Süddeutschen Zeitung in Auszügen ein sehr berührender, bisher unveröffentlichter Text Nicolas Borns zu Gorleben, der eigenen Krankheit und dem Gefühl eines wiederholten Heimatverlusts.
Bereits schwerkrank sprach Born im April 1979 diesen Text auf Band, eine Art Tonbandprotokoll, eine letzte Erzählung, die dreißig Jahre später oft beklemmend, vor allem aber überraschend aktuell wirkt.
(…) Der ganze Text erscheint dieser Tage in der von Michael Krüger herausgegebenen Literaturzeitschrift Akzente.
Die Staatsanwaltschaft Bochum scheint nicht ausgelastet zu sein. Heute findet in Bochum ein Prozess gegen eine junge Frau statt, die Naziaufkleber überklebt hat.
Sie gehören in vielen Städten zum Stadtbild: Naziaufkleber auf Stromkästen, Masten und Häuserwänden. In Bochum findet heute ein Prozess gegen eine junge Frau statt, die Naziaufkleber überklebt hat. Sie pappte Aufkleber mit dem Spruch “Hier wurde Nazipropaganda überklebt. Faschistische Strukturen zerschlagen. Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus und Sexismus angreifen. Für eine befreite Gesellschaft” über die Nazisticker.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihr nun eine „unerlaubte Veränderung des Erscheinungsbildes” der Stadt Bochum vor. Und ich der Staatsanwaltschaft Bochum, dass sie meine Steuergelder verschwendet.
Update:
Die Richterin hat das Verfahren eingestellt. Aber es gab keine Freispruch. Das hat zur Folge, dass die junge Frau ihre Anwaltskosten selbst tragen muss. Wird sie aber nicht tun müssen, da zahlreiche Gruppen in Bochum zugesichert haben, ihr finanziell zu helfen. Die Gerichtskosten trägt die Staatskasse. Wenn die Bochumer Staatsanwaltschaft während eines akuten Langeweileanfalls also künftig Minesweaper oder Solitär spielen würde, wäre das eine günstigere Alternative als solche Verfahren auf den Weg zu bringen.
Heute erscheint die Juni-Ausgabe des Straßenmagazins BoDo. Und die sollte man auch wieder kaufen.
Und BoDo sollte man nicht nur kaufen, weil das Magazin Obdachlosen eine Chance gibt, etwas Geld zu verdienen, sondern weil es auch ein gutes Stadtmagazin ist. Punkt. Und folgende Themen findet Ihr nach der Ankündigung der Bodo-Macher in der Juni Ausgabe:
Wenn es warm wird, schwindet jedes Jahr das Verständnis dafür, wie hart das Leben auf der Straße ist, die Mainstream-Medien suchen sich „ihren Obdachlosen“ traditionell zu Weihnachten. Die Kunstaktion „Unbehaust – 100 Zelte Kunst“ macht am ersten Juliwochenende unter anderem auf dieses
NRW Innenminister Ralf Jäger (SPD) ist in Not – und versucht kritische Berichterstattung zu unterbinden.
Es sieht nicht gut aus für NRW-Innenminister Ralf Jäger: Durch Zwangsspenden gekaufte Ratsmandate, dubiose Auftragsvergaben, Spenden an die SPD von einer Anwaltskanzlei, die Aufträge zugeschanzt bekam – alles Vorwürfe, die gute Gründe sind, zurückzutreten. Und eine gute Arbeit von David Schraven, der die Geschichte zusammen mit dem Rechercheteam der WAZ aufgedeckt hat. Doch David und die WAZ haben jetzt Ärger: Jäger will mit einer einstweiligen Verfügung verhindern, dass weiterhin kritisch über ihn berichtet wird. In dem Schriftstück der Kanzler Redeker, Sellner, Dahs, das uns über den Landtag erreichte, soll David unter anderem verboten werden weiterhin zu sagen, dass Jäger seine Aussage vor dem Innenausschuss korrigieren musste – was er jedoch tat. Mit einem Brief. Die Begründung allein für diesen Teil der einstweiligen Verfügung ist hanebüchen:
Jäger versucht durch Wortklaubereien zu retten, was nicht zu retten ist. Er sei nach „privaten Kontakten“ gefragt worden, sagt er, deswegen habe nicht, wie David schrieb, von „privaten Treffen“ geredet. Und aus der nachträglichen Korrektur wird eine „vorsorgliche ergänzende Information“. Jäger will die Berichterstattung über sich kontrollieren – anstatt an der Aufklärung mitzuwirken. Und das tut er auf eine so hilflose und erbärmliche Weise, das man schon fast Mitleid mit ihm bekommen kann. Mal schauen wie lange Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sich Jägers unwürdiges Spiel noch anschaut. Hoffentlich nicht mehr allzu lange.
David Schraven war Mitgründer dieses Blogs und ist Herausgeber des Ruhrbarone-Magazins.
Die Grünen haben sich nicht an die Vereinbarung mit der SPD gehalten und heute nicht der Regionalplanänderungsverfahrens zur Fortführung des Kraftwerksstandorts in Datteln zugestimmt.
Damit haben die Grünen im RVR klar die mit der SPD getroffene Vereinbarung gebrochen, sich an dem Ergebnis des Kment-Gutachtens zu orientieren. Das Kment-Gutachten musste von Eon in Auftrag gegeben und bezahlt werden – den Gutachter haben allerdings SPD und Grüne ausgesucht. Nur weil das Ergebnis nicht das war, was sich die Grünen gewünscht hatten, gaben Sie dem Druck ihrer Basis nach. Was wäre los gewesen, wenn das die SPD gemacht hätte? Wenn die Sozialdemokraten für die Weiterführung des Verfahrens gestimmt hätten, obwohl das Gutachten zu einer anderen Empfehlung gekommen wäre? Noch in den vergangenen Tagen haben die Grünen immer betont, dass sie sich an die Vereinbarung halten werden. Im Ausschuss, als den Worten Taten folgen mussten, haben sie es nicht getan. Bei einer wichtigen industriepolitischen Entscheidung, der wohl wichtigsten, die der RVR in den vergangenen Jahren fällte, war die SPD auf die Stimmen der Opposition angewiesen. Mit den Grünen – das ist die Erkenntnis – geht gute Laune Politik. Geht Radwegebau. Und natürlich kann man auch trefflich mit ihnen Pöstchen schieben. Aber wenn es für sie unangenehm wird, knicken sie ein – wissend, dass auch dies ohne jede Folgen für das Projekt selbst bleiben wird. Symbolischer Wohlfühlprotest ohne Wirkung.
Wow. NRW Innenminister Ralf Jäger will laut „Der Westen“ beeiden, dass er keine Briefumschläge aus der Kanzlei des Krefelder Rechtsanwalts Vauth entgegen genommen hat. Blöd für Jäger: Ein Bote will beeiden, dass er Jäger genau solche Briefumschläge überreicht hat. Als Politiker sollte Jäger vorsichtig mit Eiden umgehen. Er wäre nicht der Erste, bei dem ein Eid das Ende der Karriere einläutete.
Der RVR hat heute beschlossen das Regionalplanänderungsverfahrens zum Kraftwerksstandort in Datteln fortzuführen. Doch für Eon gibt es neue Probleme.
Mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP hat der Planungsausschuss des Regionalverbands Ruhr (RVR) beschlossen, das Regionalplanänderungsverfahrens zum Kraftwerksstandort in Datteln fortzuführen. Damit sind die Chancen gestiegen, dass der Bau des Kraftwerks Datteln fortgeführt werden kann. Nicht zugestimmt haben die Grünen, die auch das für die heutige Entscheidung grundlegende Kemnt-Gutachten kritisierten – worüber sich Udo Bovenkerk von der CDU in einer Pressemitteilung zu Recht mokierte:
„Infam war der Versuch der Grünen Abgeordneten Claudia Leiße, den Gutachtern eine konstruierte Parteilichkeit zu unterstellen. Der Gutachter war auf Vorschlag der Grünen bestellt und musste von E.ON so vorgesehen auch bezahlt werden. Die Grüne Fraktion scheint an Vergesslichkeit zu leiden.“
Ein guter Tag für Eon. Aber keine gute Woche. Denn NRW-Umweltninister Remmel (Grüne), ein Gegner von Datteln IV, hat dem Unternehmen untersagt, bis zur Fertigstellung von Datteln IV alte Kraftwerke im Ruhrgebiet weiter zu betreiben. Für Eon wird Remmels-Rache teuer: Strom, den Eon nicht proudzieren kann, kann das Unternehmen auch nicht verkaufen.
Das Theater als Autor. Anlässlich der 24stündigen Nibelungenmarathon-Lesung im Rottstr5Theater vom 21. bis zum 22. Mai richtete der Dramaturg Carsten Marc Pfeffer einen Blogstream ein. Im Ergebnis entstand ein Gemeinschaftstext der Beteiligten. Eine spannende Chronologie, die anhand von Erlebnisberichten den Marathon Revue passieren lässt. Am 23. Mai ging der Rough-Mix online. Doch der Text wuchs weiter. Bis zum 31. Mai wurde der Blogstream mit nachgereichten Beiträgen ergänzt. Hier der Gesamttext.
Mit Beiträgen von Hans Dreher, Carsten Marc Pfeffer, Honke Rambow, Rasmus Rehn, Lydia Schindler, Chantal Stauder, Werner Streletz, Markus Tillmann.
Auftritt: die Kaffeemaschine
um 11.30 Uhr schreibt Chantal Stauder:
Ankunft in der Rottstraße. Hans, Felix, Oli, Arne und Charleen kümmerten sich bereits um die Bühne. Carsten begann sofort nach seinem Eintreffen, fleißig Brötchen zu schmieren. Käse und Mett. Kann man machen. Aus der Garderobe schleppte jemand eine Kaffeemaschine hervor. Großer Jubel. Noch ahnte die silberne Retterin der Nacht nicht, was ihr bevorstand. Sie sollte (wie die Crew der Rottstraße) den ganzen Tag und die ganze Nacht im Dauerbetrieb bleiben.
„Wo soll die Kaffeemaschine hin?“
„Zur Madonna.“
„Alles klar. “
„Auf `nen Tisch?“
„Nein, auf den Boden.“
„Alles klar…“
Hagen von Rott klickt sich durch
um 12 Uhr schreibt Carsten Marc Pfeffer:
Durchbloggen. Foto: Charlene Markow
Es ist jetzt Punkt 12. Es kann beginnen: 24 Stunden die Nibelungen als Nonstop-Lesung. Wieder so eine Wahnsinnstat im Rahmen des Bochumer-Ring-Projektes, der Großbaustelle des Rottstr5Theaters im Jahre 2011. „Viele Geschichten gibt es über die sagenumwobenen Nibelungen zu erzählen“, so hatte ich im Pressetext geschrieben eher verharmlosend gegenüber der irrsinnigen Textflut, die in den folgenden 24 Stunden über uns hereinbrechen wird. Das bisher gesichtete Material füllt zwei Billy-Bücherregale von Ikea. Wer soll das aushalten? Was wird dieses Kompendium mit uns machen? Wir werden sehen. Zumindest für das leibliche Wohl ist gesorgt. Dank der Kooperation mit der Literarischen Gesellschaft konnten wir ein kleines kostenfreies Burgunnen-Buffet anrichten, und so schmierte ich im Vorfeld gefühlte 1000 Käse- und Mettbrötchen, richtete appetitliche Obstkörbe an und schnitzte zu dekorativen Zwecken aus gewaltigen Eisbrocken sagenhafte Phantasiefiguren. Eine Sisyphusarbeit bei den hochsommerlichen Temperaturen. Nicht gerade Theaterwetter, dachte ich. Zweifelhaft, ob überhaupt Publikum erscheinen würde. Doch es gibt Projekte, bei denen kommt es nicht unbedingt auf Resonanz an, sondern darauf, dass man sie durchzieht. Und so schnitze ich weiter Zwerge, Elfen und Drachen in das schmelzende Eis. Doch nicht nur ich war fleißig. Während die Dramaturgie in der Brötchenküche beschäftigt war, richteten die leitenden Regisseure die Bühne ein. Arne Nobel zitierte Baudrillard und probte den Aufstand der Zeichen: einmal Heimtrainer samt Discokugel, zweimal Sofa und natürlich die orangeangestrahlte Madonna-Statue, der zu Füßen ein jungfräuliches Rugby-Ei liegt. Dazu ein paar Flaggen diverser Nationen, zerfetzt versteht sich. Im Grunde ist die Formel ganz einfach: Wer die Postmoderne inszeniert, sollte gleichsam die Chuzpe aufbringen, sie beenden zu wollen. Dann klappt es auch mit dem Bühnenbild. Natürlich darf der Spaßfaktor dabei nicht vergessen werden. Und so spannte Hans Dreher über die linke Bühnenseite eine gewaltige Leinwand, auf die alsbald via Beamer die Xbox projiziert wurde. Mit „The Elder Scrolls IV: Oblivion“ hatte der Regisseur ein gewaltiges Nibelungen-Panorama gefunden: digitale Finsterlinge, die sich durch ein mystisch aufgeladenes Mittelalter metzeln. Schon programmierte er die Avatare: Gunther, Siegfried und natürlich Hagen von Rott. Oliver Thomas kümmerte sich derweil um die Einlassmusik. „In The Light“ von Led Zepplin? „Nee, lieber Manowar“, insistierte Nobel: „The Crown and the Ring!” – Also gut. Dann kann es ja losgehen.
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