Paramount Deutschland, Nathan Fielder und der Holocaust

Paramount Deutschland
Wie Nathan Fielder sich das Büro von Paramount Deutschland vorstellt. Quelle: HBO

Was ist da los bei Paramount Deutschland? Ein kanadischer Comedian nimmt in seiner Comedyserie bei Paramount+ einen Sportartikelhersteller auf die Schippe, der Werbung für einen Holocaustleugner machte. Später verschwand die Folge aus der Paramount Mediathek. Maximilian Schulz hat sich angeschaut, was es damit auf sich hat.

Nathan Fielder ist das, was man auf gut deutsch einen echten Tausendsassa nennen könnte. Der so umtriebige Comedian ist Schauspieler, Produzent und Autor diverser Serien, darunter zuletzt das großartige „The Curse“ an der Seite von Emma Stone. Einem größeren Publikum wurde er erstmals durch das Format „Nathan for You“ bekannt. In der Serie setzt Fielder sein Wirtschaftsstudium dazu ein, kleinen Betrieben mit klugen wie ausgetüftelten Geschäftsideen beim Umsatz zu helfen. Schon mehrfach sind seine Projekte viral gegangen, beispielsweise Dumb Starbucks.

Dabei nutzte Fielder ein Schlupfloch im amerikanischen Gesetz, welches sich Parody Law nennt und beispielsweise Künstler wie Weird Al Yankovic und dessen Verballhornungen von populären Superhits vor strafrechtlicher Verfolgung schützt. Letzten Endes war es das Gesundheitsamt, und nicht Starbucks selbst, welches das Projekt frühzeitig beendete aber es brachte Fielder weltweite Publicity ein.

Fiel der Kampf gegen Holocaust-Leugnung pro-palästinesischen Empfindlichkeiten zum Opfer?

Nun berichtet unter anderem der Hollywood Reporter erneut über Nathan Fielder, der Grund: Eine Folge der Serie „Nathan for You“ verschwand heimlich still und leise aus der Paramount Mediathek. In dieser thematisiert Fielder dass seine ehemals präferierte Marke für Windbreaker, der Sportartikelhersteller Taiga in einem seiner Kataloge den Journalisten und Holocaust-Leugner Reginald Douglas Collins würdigte.

Fielder beschloss daraufhin, seine eigene Marke zu kreieren, Summit Ice. Schon bei Aufruf der Seite kommt einem der eingängige Werbeslogan entgegen „Stand for everything, deny nothing“. Unter dem Reiter „About“ kann man die Gründungsgeschichte sowie Intention lesen. So gehen alle Profite des Unternehmens an das Holocaust Education Center in Vancouver. Besonders brisant ist die Entfernung auch deshalb, weil sie wohl Fielder zufolge ausgerechnet von Paramount+ in Deutschland ausging, mit dem Verweis auf Sensibilitäten rund um den Überfall der Hamas auf Israel am siebten Oktober.

Wie Fielder sich nun über Paramount Deutschland lustig macht

Fielder nutzt seine aktuelle Serie „The Rehearsal“ (zu Deutsch so viel wie „die Theaterprobe“) dazu, um den deutschen Ableger von Paramount zu konfrontieren. In der Serie ermöglicht Fielder, unterstützt durch die tiefen Taschen von HBO, Menschen in aufwendige Szenarien zu versetzen und diverse unangenehme Situationen durchzuspielen, in die sie sich in der Realität vielleicht gar nicht hineintrauen würden. So wollte zum Beispiel ein reger Pub-Quiz Teilnehmer seinen Teammitgliedern eine Beichte ablegen, die ihn lange belastete, nämlich, dass er nicht mit ihren universitären Meriten mithalten konnte und keinen Master vorweisen kann. Daraufhin wurden Schauspieler engagiert, die viel Zeit mit den realen Personen verbrachten, um deren Verhalten aber auch Sprache und andere Eigenheiten perfekt wiedergeben zu können. Schließlich wurde im Studio dann auch der entsprechende Pub nachgebaut, bis ins kleinste Detail.

Schon in der ersten Staffel trat Fielder auch als aktiver Partizipant in Erscheinung, in der zweiten Staffel sieht man nun in einem Clip, wie Nathan Fielder das deutsche Büro des Paramount Ablegers aufsucht um sie zu konfrontieren. Während Fielder natürlich im Bereich des Spekulativen bleibt, haben wir derweil Kontakt zu Paramount Deutschland aufgenommen und um Stellungnahme gebeten – unsere E-Mail blieb allerdings unbeantwortet.

Dass allerdings – wenn man der von Paramount Deutschland unwidersprochenen Darstellung Fielders glauben schenkt – ausgerechnet der deutsche Ableger Paramounts hier einen völlig fehlgeleiteten Fall von Virtue Signaling betreibt, und aus dem Land der Täter heraus den Kampf gegen Holocaustleugnung still und leise aus den Mediatheken löschen lässt, ist mindestens irritierend. Heute ist der achte Mai, Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus, an welchem man sich von wohlfeilen „Nie wieder“-Parolen kaum retten kann. Dass es damit nicht allzu weit her ist, zeigt Paramount Deutschland.

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