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Ruhrtriennale: „Die Erdfabrik“ von Georges Aperghis und Schriftsteller Jean-Christophe Bailly in der Gebläsehalle Duisburg

Erdfabrik: Foto: Ruhrtriennale/Heinrich Brinkmöller-Becker Foto: Copyright


Erhellungen aus der Dunkelheit.

Das unendliche Dunkel des hohen Himmels mit seinem Sternengefunkel spiegelt sich in den schwarzen Tiefen der Erde, wo aber auch winzige Helligkeiten aufblitzen, die nur der Bergmann sieht. Das Weiße in seinen Augen ist, wenn er wieder ins Tageslicht tritt,  unvergleichlich weiß. Diese seltsamen Manifestationen fördern der Komponist Georges Aperghis und der Schriftsteller Christophe Bailly in der Produktion „Die Erdfabrik“ zu Tage und breiten sie in Gestalt von Geräuschen, Klängen und Tönen vor uns aus: Alles, was an unser Ohr dringt, kann gleichsam Licht ins Dunkel der menschlichen Psyche bringen. Dieses im Programm der Ruhrtriennale fälschlich als „Musiktheater“ etikettiertes „théâtre musical“ spielt mit den unendlichen Kombinationsmöglichkeiten der Klangwelt.

Donatienne Michel-Dansacs gesprochene, gewisperte gekrächzte und gesungene Laute, tiefsinnig poetisch dahinsegelnde Sätze und Gedichte und eine Fülle von erstaunlichen Geräuschen, die Sophie Lücke einem Kontrabass und Marc Blaaw einer Trompete entlocken, mögen für jeden einzelnen Zuschauer Fenster in sein Inneres öffnen ebenso wie die akustischen Ereignisse, die Dirk Rothbrust und Christian Dierstein aus Percussionsgeräten erzeugen, indem sie an einer doppelstrangigen Eisenkette ziehen und etwa auf einen Amboß schlagen: Fünf Musikerinnen und Musiker, deren körperliche Aktionen die Mühe vor Augen führen, die es kostet, un-erhörte Erlebnisse fürs Ohr hervorzubringen.

Letztlich geht es um alles. Um den Schlaf des Vergessens und die Undurchdringlichkeit schlafloser Nächte, um den in der Dunkelheit orientierungslosen menschlichen Körper, des Verlust der Sicherheit, den Tod, Asche, Geister.

Das Bildprogramm aus halbabstrakten Zeichentrick-Videos läuft wechselnd auf verschieden großen Screens und lotst die Zuschauer durch enge Schächte in Höhlen und unterirdische Felsverließe. Erz und Bergkristall, schwarz auf weiß gestrichelt zu prismatischen anmutende Oberflächen, Strichmännchen und Drachen aus der asiatischen Schattentheatertradition, die das Klangtheater nicht illustrieren sondern eine weitere Spielwiese für je eigene Fantasien öffnen.

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